Leo Friedrich

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Leo Friedrich, wirklicher Name: Leo Hermann[1] (* 6. Mai 1842 in Wien; † 2. August 1908 in Berlin[2]) war ein österreichischer und deutscher Schauspieler sowie Lehrer für Dramaturgie, Regisseur und Schriftsteller.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Sohn eines Zahnarztes in Österreichs Hauptstadt absolvierte zu Zeiten von Erzherzog Heinrich eine militärische Ausbildung als Kadett, zu der auch „Benimm- und Tanzunterricht“ gehörte. Auf Grund seiner schauspielerischen Begabung schloss er sich im 21. Lebensjahr einem reisenden Schauspieltrupp in der Steiermark an und wirkte seit 1869 am Josefstädter Theater in Wien. 1870/1871 war er Charakterspieler am Theater an der Wien. Dort spielte er in der Operette Die Banditen von Jacques Offenbach mit.[3]

Namensänderung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich lautete sein Familienname Loewy,[4] auch Levy geschrieben. Er ließ ihn 1871 amtlich in Hermann ändern, als er den Beruf des Schauspielers bereits ausübte. Danach legte er sich das Pseudonym Leo Friedrich zu, wobei „Friedrich“ ehemals sein zweiter, offizieller Vorname war. Damit einher erfolgte sein Austritt aus dem mosaischen Glauben. Anschließend trat er in die römisch-katholische Kirche ein.[5] Der Schriftsteller und Journalist sowie Theaterkritiker Siegfried Loewy (1857–1931) war sein jüngerer Halbbruder.

Burgschauspieler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1871 wechselte der junge Schauspieler an das Hofburgtheater. In seinen ersten Bühnenauftritten spielte er hier die Rollen des „Streichbergers“ im Geadelten Kaufmann, „Don Cletos“ in Rezept gegen Schwiegermutter und des „Schulmeisters“ in Deborah. Zu seinen Hauptrollen zählten weiter „Duperron“ in Der arme Marquis, „Cimber“ in Julius Cäsar, „Cheops“ in Atho, der Priesterkönig und „Franz Moor“ in Die Räuber. Am Burgtheater wurde er zeitweilig als Komparserie-Direktor und Regisseur eingesetzt.[6]

Lehrkraft am Wiener Konservatorium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1877 schied Leo Friederich als Hofschauspieler aus, um sich in Vollzeit seiner seit 1874 bestehenden Nebentätigkeit als Professor am Wiener Konservatorium für die Fachgebiete „dramatische Darstellung“ und „mündlicher Vortrag“ zu widmen. Zudem wirkte er als Regisseur an der Opernbühne des Wiener Konservatoriums. Die Dresdner Opernsängerin Mathilde Fröhlich (1967–1934) gehörte zu seinen Schülerinnen ebenso wie die Schauspielerin und Gründerin einer Theaterschule in Frankfurt am Main im Jahre 1896[7] Thessalia Klinkhammer (1859–1934).

Leiter des Schlosstheaters in Tata (Ungarn)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorübergehend leitete Leo Friedrich das 1888 fertiggestellte, private Schlosstheater im ungarischen Tata (deutsch: Totis) des Grafen Esterhazy (1839–1897).

Auszeichnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu seinen Auszeichnungen gehörte eine goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft,[8] die ihm von der Gesellschaft „Promotore“ in Neapel[9] verliehen wurde.

Professor am Stern’schen Konservatorium in Berlin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1890 wirkte Leo Friedrich am Stern’schen Konservatorium in Berlin.[10] Er wohnte mehrere Jahre während seiner Berliner beruflichen Tätigkeit in der Schöneberger[11] Martin-Luther-Straße.[12] Am Konservatorium arbeitete Friedrich an der zugehörigen „Opernschule“ und er war zugleich Leiter der versuchsweise neu eingerichteten „Schauspielschule“. Nach dem Ableben von Friedrich führte der Rezitator Bruno Tuerschmann die Schauspielschule weiter.[13]

Ruhestätte: Evangelischer Friedhof Matzleinsdorf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine letzte Wohnung in Deutschland befand sich in der Charlottenburger Rankestraße.[14] Friedrich wurde auf dem Evangelischen Friedhof Matzleinsdorf in Österreichs Hauptstadt bestattet. Er hinterließ drei erwachsene Kinder, zwei Söhne und eine Tochter.[15] Seine Frau war schon Jahre zuvor verstorben. Ein Sohn, Fritz, war Schauspieler in Wien. Die Tochter, Hella Friedrich-Hermann, wohnte ebenfalls in Wien.[16] In der Wiener Porzellangasse war auch Leo Friedrich – zuletzt vor seinem Umzug nach Berlin – ansässig,[17] als er noch eine eigene Bühnenschule besaß.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heitere Vorträge für Salon und Vereine. [Eine Sammlung selbst verfasster und fremder Gedichte für den Vortrag eingerichtet und in öffentlichen Vorlesungen erprobt von Leo Friedrich. Einband mit Porträtfoto des Autors]. Daberkow’s Verlag, Wien o. Jahr (Erstveröffentlichung 1895); insgesamt 3 Bände.
  • Nach Tische (Lustspiel). Mitautor: Karl Gröber (1847–). 1904.[18]
  • Jeanette (kleines Schauspiel), 1904 veröffentlicht.
  • Die Nihilistin (Schwank) mit Karl Gröber verfasst.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ludwig Eisenberg: Friedrich, Leon (recte Hermann). In: Großes biographisches Lexikon der deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Paul List, Leipzig 1903, S. 289 (daten.digitale-sammlungen.de).
  2. Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950. S. 288, Hermann, Leo; Ps. Friedrich Leo (1842–1908), Schauspieler, Regisseur und Schriftsteller
  3. Rollen-Porträt aufgenommen von Fritz Luckhardt, Wien; Theatermuseum Wien, Onlinesammlung
  4. als Leo Friedrich Löwy geboren, laut Leo Hermann im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  5. Anna L. Staudacher: „... meldet den Austritt aus dem mosaischen Glauben“. [18000 Austritte aus dem Judentum in Wien, 1868–1914: Namen – Quellen – Daten] Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am M. / Berlin / Bern / Bruxelles / New York / Oxford / Wien 2009, ISBN 978-3-631-55832-4, S. 378
  6. Franz Brümmer: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Band 2, 6. Auflage, Leipzig 1913, S. 286.
  7. Ludwig Eisenberg: Klinkhammer, Thessalia. In: Großes biographisches Lexikon der deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Paul List, Leipzig 1903, S. 514 (daten.digitale-sammlungen.de).
  8. Leo Friedrich: Heitere Vorträge für Salon und Vereine, Dritter Band. Vermerk auf dem (Innen-)Titelblatt
  9. Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger 1889; Digitalisat der Wien-Bibliothek
  10. Standort des Konservatoriums in der Bernburger Straße 22a
  11. Neuer Theater-Almanach. Theatergeschichtliches Jahr und Adressen-Buch. 20. Jahrgang 1909, S. 172: Sterbedatum: 2. August 1908, als Sterbeort wird „Wien“ genannt, was laut anderer, neuerer Quellen, jedoch Berlin/Brandenburg war.
  12. Martin-Luther-Str. 89. In: Berliner Adreßbuch, 1908, Teil 3, S. 530. „Friedrich, L., Professor“ (Spalte 2).
  13. Wilhelm Klatte, Ludwig Misch: Das Sternsche Konservatorium der Musik zu Berlin: 1850–1925. Festschrift zum 75jährigen Jubiläum. S. 50, 51.
  14. Seinerzeit war Charlottenburg eine selbständige Gemeinde in der Provinz Brandenburg. Rankestraße. In: Berliner Adreßbuch, 1908, Teil 3, S. 656 (Spalte 2).
  15. Wiener Abendpost, Nr. 177, Beilage zur Wiener Zeitung, 3. August 1908; Rubrik Theater, Literatur und Kunst, S. 5 Spalte 1
  16. Wien IX. Bezirk, Porzellangasse 60; Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger, 1909, Band 2, S. 280, Spalte 3
  17. Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger, 1905; Didigitalisat der Wien-Bibliothek, Band 2, S. 316 Spalte 2
  18. Franz Brümmer: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Band 2. Leipzig 1913, S. 448.