Lermontowo (Kaliningrad, Gussew)
Siedlung
Lermontowo / Ischdaggen (Branden)
Лермонтово
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Lermontowo (russisch Лермонтово, deutsch Ischdaggen, 1938 bis 1946 Branden, litauisch Išdagai) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)) und gehört zum Gussewski gorodskoi okrug (Stadtkreis Gussew (Gumbinnen)).
Geographische Lage
Lermontowo liegt zehn Kilometer westlich der Stadt Gussew (Gumbinnen) an der russischen Fernstraße A 229 (einstige deutsche Reichsstraße 1, heute auch Europastraße 28). Die nächste Bahnstation ist Wessjolowka (Judtschen, 1938 bis 1946 Kanthausen) an der Bahnstrecke Kaliningrad–Nesterow (Königsberg–Stallupönen/Ebenrode), einem Teilstück der früheren Preußischen Ostbahn, zur Weiterfahrt nach Moskau.
Geschichte
Das kleine frühere Kirchdorf mit ursprünglichem Namen Lauckugallen[1] wurde am 18. März 1874 unter dem Namen Ischdaggen Amtsdorf und namensgebend für einen neu errichteten Amtsbezirk[2]. Er bestand – 1939 in „Amtsbezirk Branden“ umbenannt – bis 1945 und gehörte zum Kreis Gumbinnen im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen.
Im Jahre 1910 waren in Ischdaggen 235 Einwohner registriert[3]. Ihre Zahl verringerte sich bis 1933 auf 189 und belief sich 1939 auf 228[4].
Am 3. Juni – offiziell bestätigt am 16. Juli – des Jahres 1938 wurde Ischdaggen aus politisch-ideologischen Gründen in „Branden“ umbenannt. Dieser Name sollte jedoch nicht lange gelten. Denn als das Dorf 1945 in Kriegsfolge mit dem gesamten nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion kam, erhielt es ein Jahr später die russische Bezeichnung „Lermontowo“. 1947 dem neu geformten Rajon Gussew (Landkreis Gussew) zugeordnet, wurde der Ort 1947 in den neu gebildeten Furmanowski selski sowjet (Dorfsowjet Furmanowo (Stannaitschen, 1938 bis 1946 Zweilinden)) eingegliedert. Anlässlich einer umfassenden Struktur- und Verwaltungsreform[5] kam Lermontowo als „Siedlung“ (russisch: possjolok) eingestufte Ortschaft zur Michailowskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Michailowo (Eszerningken/Escherningken, 1938 bis 1946 Neupassau)). Diese jedoch ging 2013 im neu strukturierten Gussewski gorodskoi okrug (Stadtkreis Gussew) auf. Aktuell zählt Lermontowo Ungültiger Metadaten−Schlüssel 27212819003
Einwohner (Stand: 1. Oktober 2021[6]).
Amtsbezirk Ischdaggen (Branden) 1874–1945
Zwischen 1874 und 1945 bestand der Amtsbezirk Ischdaggen (ab 1939 „Amtsbezirk Branden“). Er zählte anfangs zwölf, am Ende noch elf Dörfer[2]:
Ortsname | Änderungsname 1938 bis 1946 |
Russischer Name | Bemerkungen |
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Florkehmen | Florhof | Mirnoje | |
Groß Gaudischkehmen | Großgauden | Krasnopoljanskoje | |
Ischdaggen | Branden | Lermontowo | |
Jodszleidszen | ab 1936: Altlinden |
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Jodupchen | Mittenfelde | Apotschka | |
Kaimelau | Mirnoje | ||
Klein Gaudischkehmen | Kleingauden | Sarubino | |
Laugallen | Heubude | Bugry | |
Pendrinnen | Pendershof | Iwanowka | |
Schlappacken | Krausenbrück | ||
Uszupönen (Dorf) 1936–38: Uschupönen |
Moorhof | Saretschje | |
Uszupönen (Gut) | 1928 in die Landgemeinde Uszupönen eingegliedert |
Am 1. Januar 1945 bildeten den Amtsbezirk die Gemeinden: Altlinden, Branden, Florhof, Großgauden, Heubude, Kaimelau, Kleingauden, Krausenbrück, Mittenfelde, Moorhof und Pendershof.
Kirche
Kirchengebäude
Eine erste Pfarrkirche erhielt Ischdaggen in den Jahren 1630 bis 1633. 1737 wurde eine zweite Kirche errichtet, die 1807 abbrannte, jedoch wieder aufgebaut wurde. Die Kirche überstand den Zweiten Weltkrieg unbeschadet, wurde danach allerdings, nicht zuletzt durch Fremdnutzung als Lagerhalle, stark in Mitleidenschaft gezogen. Heute stehen nur noch die Außenmauern[7]. Eine kirchliche Nutzung ist nicht möglich.
Kirchengemeinde
Die evangelische Kirchengemeinde Ischdaggen wurde 1633 gegründet, freilich bis 1647 noch als Filialgemeinde der Kirche Nemmersdorf (der Ort heißt heute russisch: Majakowskoje). Das Kirchspiel gehörte dann bis 1945 zum Kirchenkreis Gumbinnen in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Im Jahre 1925 zählte die Pfarrei 3.500 Gemeindeglieder, die in 24 Kirchspielorten wohnten.
Aufgrund von Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung und nachfolgender restriktiver Religionspolitik der Sowjetunion brach das kirchliche Leben in Lermontowo ein. Heute liegt der Ort im Einzugsbereich der in den 1990er Jahren neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde der Salzburger Kirche in Gussew (Gumbinnen) innerhalb der Propstei Kaliningrad[8] (Königsberg) der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.
Verweise
Weblinks
- Lermontowo bei bankgorodov.ru
- Lermontowo bei prussia39.ru
- Lermontowo - Ischdaggen/Branden
- Ortslage Lermontowos bei Wikimapia
Einzelnachweise
- ↑ Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Branden
- ↑ a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Ischdaggen/Branden
- ↑ Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Gumbinnen
- ↑ Michael Rademacher, Deutsch-österreichisches Ortsbuch, Landkreis Gumbinnen
- ↑ Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
- ↑ Referenzfehler: Ungültiges
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-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen einwohner_aktuell. - ↑ Кирха Ишдаггена - Kirche Ischdaggen - mit historischem Foto und Aufnahmen von 2012 und 2014
- ↑ Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad