Lipowa (Nysa)

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Lipowa
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Lipowa (Polen)
Lipowa (Polen)
Lipowa
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Opole
Powiat: Nyski
Gmina: Nysa
Geographische Lage: 50° 24′ N, 17° 28′ OKoordinaten: 50° 24′ 0″ N, 17° 28′ 10″ O
Einwohner: 456 (2010[1])
Postleitzahl: 48-303 (Nysa)
Telefonvorwahl: (+48) 77
Kfz-Kennzeichen: ONY
Wirtschaft und Verkehr
Eisenbahn: kein Bahnanschluss
Nächster int. Flughafen: Breslau
Katowice



Dorfansicht mit Blick auf die St. Katharinakirche

Lipowa (deutsch Lindewiese) ist ein Dorf in Schlesien. Lipowa gehört zur Stadt Nysa (Neiße) im polnischen Powiat Nyski (Neiße), Woiwodschaft Opole (Oppeln).

Geographie

Das Dorf liegt 15 km südöstlich von der Stadt Nysa, 260 Meter über NN. Lipowa ist 10,34 km² groß.

Geschichte

Ansichtskarte aus den 1930er Jahren

Herzog Bolislaw „der Lange“ gründete im 12./13. Jahrhundert deutsche Kolonien (u. a. Lindewiese) unabhängig von den slawischen Niederlassungen. Die deutschen Siedler kamen aus Franken, Bayern, Westfalen, Thüringen, Sachsen und Flamen. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes als Lypa erfolgte im Jahre 1262. Im Grenzvertrag zwischen König Ottokar von Böhmen und Herzog Wladislaus von Oppeln wird Lypa als Dorf an der alten mährischen Grenze genannt. Eine Urkunde von 1335 nennt erstmals die Kirche St. Katharina. Zur Pfarrei gehörte Greisau als Filiale. Im Laufe des 13./14. Jahrhunderts ging die slawische Bevölkerung in der deutschen Bevölkerung auf. Während des 13. Jahrhunderts prägten Kämpfe zwischen den schlesischen Herzögen und den Bischöfen um die Landeshoheit die Geschicke.

Das 15. Jahrhundert stand im Zeichen der Hussitenkriege, die Schlesien als Nachbarland stark in Mitleidenschaft zogen. Infolge dieser Auseinandersetzungen war Lindewiese wie andere Ortschaften und Landstriche in dieser Zeit von den Hussiten besetzt. Nach dem Niedergang der Hussitenherrschaft hatten die Dörfer um Neiße Heerwagen mit Fußknechten zu stellen (1526). 1588 hatte das Dorf Lindewiese „7 Mann, 6 Büchsen, 1 Spieß“ zu stellen. Nach dieser Zeit begann eine Periode des friedlichen und prosperierenden Aufbaus.

Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) unterbrach den wirtschaftlichen und kulturellen Aufbau in Lindewiese. 1627 war das Neisser Land durch die Truppen Wallensteins (etwa 40.000 Soldaten) besetzt. Die Dorfbevölkerung musste diese versorgen und verarmte dadurch. Es folgte ein jahrzehntelanger Wiederaufbau.

Im Jahr 1729/1730 wurde die noch heute bestehende Kirche St. Katharina erbaut. Die schlesischen Kriege brachten erneut Not und Tod. Am 19. Oktober 1741 durchquerte Friedrich der Große mit seiner Armee den Ort. In Folge des Dritten schlesischen Krieges (1756–1763, zwischen Preußen und Österreich) kam die Region um Lindewiese im Hubertusburger Frieden zu Preußen. Als Folge der preußischen Reformpolitik, verbunden mit Jahrhunderte andauerndem Frieden, prosperierte Lindewiese bis ins 20. Jahrhundert hinein.

Gedenkstein für die Opfer des Krieges an der Kirche

Der Ort hatte 1939 710 Einwohner. Die Zeit des Nationalsozialismus mit Verfolgungen, Unterdrückung und Kriegshandlungen traf auch Lindewiese. Seit 1945 gehört Lindewiese zu Polen und heißt polnisch Lipowa. Im Januar 1946 wurde die Bevölkerung von Lindewiese in Folge eines Alliierten Beschlusses vertrieben. Aus dem ehemaligen Ostpolen wurden vertriebene Polen in Lindewiese durch Zwang angesiedelt.

Im Zuge der Entspannungspolitik besuchten die ehemaligen Bewohner von Lindewiese die heutigen Einwohner von Lipowa. Ein Gedenkstein für die Opfer des Krieges und seiner Folgen wurde auf dem Friedhof von Lipowa von den ehemaligen Bewohnern und den heutigen Einwohnern als Symbol der Versöhnung und als Mahnung für kommende Generationen aufgestellt.

Wirtschaft

Die ökonomische Situation ist bis heute durch Landwirtschaft und Handwerk geprägt. Insbesondere der Anbau von Weizen, Zuckerrüben, Raps, Flachs, aber auch Holzwirtschaft, waren bestimmend. Unter anderem existierten in Lindewiese ein Sägewerk, eine Ölmühle, eine Getreidemühle, eine Schreinerei, eine Schmiede und ein Landgasthof.

Kultur

Prägend ist die unter Denkmalschutz stehende St.-Katharina-Kirche. Sie wird erstmals 1335 erwähnt. 1729/1730 erfolgte der Bau der jetzigen Kirche.

Lindewiese verfügte über eine Volksschule.

Literatur

  • Jarczyk, Franz-Christian: Die Dörfer des Kreises Neisse Selbstverlag des Neisser Kultur- und Heimatbundes e. V., Hildesheim 1882
  • Kruhl, Josef (Hg.): Lindewiese von der Besiedlung bis zur Vertreibung. 48268 Greven 1990
  • Kruhl, Josef (Hg.): Lindewiese, Geschichte und Geschichten aus unserem Heimatdorf. 48268 Greven 1990
  • Fritsche, Heinz-Rudolf: Wegweiser durch ein vergessenes Land. Bechtermünz Verlag Augsburg 1996

Einzelnachweise

  1. Główny Urząd Statystyczny, Portret miejscowości statystycznych w gminie Nysa (powiat nyski, województwo opolskie) w 2010 r. Online-Abfrage