Luca Di Blasi

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Luca Di Blasi (* 9. November 1967 in Luzern, Schweiz) ist ein deutsch-italienischer Philosoph und Dozent.

Leben

Di Blasi wurde in Luzern als Sohn einer deutschen Mutter und eines italienischen Vaters geboren. Er verbrachte seine Kindheit und Jugend in Luzern, Norditalien (Monza Brianza), Saarbrücken und in Südtirol. Seine Forschungsfelder umfassen Religionsphilosophie sowie Kultur- und Medientheorie. Di Blasi ist mit der Kulturjournalistin Johanna Di Blasi verheiratet und lebt in Berlin und Bern.

Studium

Di Blasi studierte zunächst Volkswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien. Er wechselte zur Germanistik und Philosophie und schloss bei Wendelin Schmidt-Dengler mit einer Arbeit zu Rudolf Steiners Mysteriendramen an der Universität Wien 1994 mit dem Magister ab.

Peter Sloterdijks Heidegger-, Nietzsche- und Gnosis-Seminare im Aktsaal der Wiener Akademie der Künste regten sein Interesse an Mystik und Gnosis wie den Grenzbereich zwischen Philosophie und Religion an. 1995 war Di Blasi Stipendiat im Forschungsinstitut für Philosophie Hannover und wissenschaftlicher Mitarbeiter von Peter Koslowski und Vittorio Hösle. Er war dabei maßgeblich an der Verwirklichung des EXPO-Projekts "Für ein nachhaltiges Verhältnis zur Umwelt" im Rahmen der Expo 2000 in Hannover beteiligt. 2001 promovierte er an der Katholischen Universität Eichstätt, die Doktorarbeit "Der Geist in der Revolte. Der Gnostizismus und seine Wiederkehr in der Postmoderne" wurde ein Jahr später im Fink-Verlag veröffentlicht. Er habilitierte 2015 an der Universität Bern.

Forschung

2003–2006 war er Post-Doktorand am Projekt «Mystik und Moderne» an der Universität Siegen und betreute das Thema "Cybermystik", das sich mit mystischen und gnostischen Dimensionen der Kybernetisierung der Welt und trans- und posthumanistischen Visionen auseinandersetzte. Zur gleichen Zeit war er Lehrbeauftragter für Philosophie an der Universität Flensburg. Anfang 2007 wurde er Assistent des Direktors Christoph Holzhey an der privaten Forschungs- und Kultureinrichtung ICI Berlin und war am Aufbau dieses Institutes beteiligt. Er arbeitet seit 2014 als Universitätsdozent für Philosophie an der Theologischen Fakultät der Universität Bern.

Publizistisches

Seit Ende der 90er Jahre ist Di Blasi publizistisch tätig. Beiträge finden sich u.a. für Fachzeitschriften („Allgemeine Zeitschrift für Philosophie“, „Deutsche Zeitschrift für Philosophie“, „Jahrbuch für Philosophie des Forschungsinstituts für Philosophie Hannover“, „Zeitschrift für Politik“) Kulturzeitschriften („Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken“, „Sinn und Form“, „Lettre International“) und Wochen- und Tageszeitungen (DIE ZEIT, NZZ, SZ, HAZ u.a.).[1][2][3][4] Als Hauptanliegen nennt er die Frage der Dezentrierung des Westens in Bezug auf die Frage nach dem säkularen bzw. säkular-christlichen Selbstverständnis, zu erkunden.[5][6]

Thematisiert hat er unter anderem Fragen der Zivilreligion[7] in Europa. In seinem Artikel "Die besten Videos drehte al-Qaida" für die ZEIT untersuchte er Parallelen im Selbstverständnis der Avantgarden und des Terrorismus. Mit Bezug auf Boris Groys nennt er Terroristen verhinderte Künstler, die ähnlich wie die Anarchisten zu Zeiten Pjotr Kropotkins und den historischen Avantgardisten um mediale Aufmerksamkeit rangen. Bereits 1939 habe allerdings der Kunstkritiker Clement Greenberg unter dem Motto Avantgarde and Kitsch das Streben nach großartiger Wirkung als Kitsch charakterisiert.[8]

Sein Buch Der weiße Mann. Ein Anti-Manifest, Bielefeld (transcript) 2013 wurde im Oktober 2014 mit dem GfM Best Publication Award Gender & Medien 2014[9] ausgezeichnet.

Veröffentlichungen (Auswahl)

Bücher
  • Der weiße Mann. Ein Anti-Manifest, Bielefeld (transcript) 2013[10][11][12][13][14][15]
  • Der Geist in der Revolte. Der Gnostizismus und seine Wiederkehr in der Postmoderne, München (Fink) 2002.
  • Wendy Brown, Rainer Forst. The Power of Tolerance. A Debate, hg. gemeinsam mit Chr. Holzhey, Berlin, Wien (Turia + Kant) und New York (Columbia University Press) 2014.
  • The Scandal of Self-Contradiction. Pasolini’s Multistable Subjectivities, Geographies, Traditions, (gemeinsam mit M. Grangnolati und Chr. F. Holzhey), Berlin, Wien (Turia + Kant) 2012.
  • Mit Boris Groys, Vittorio Hösle. Die Vernunft an die Macht. Ein Streitgespräch, gemeinsam hg. mit M. Jongen, Turia + Kant 2011.
  • Cybermystik, (Hg.), München (Fink) 2006.
  • Nachhaltigkeit in der Ökologie. Wege in eine zukunftsfähige Welt, (gemeinsam hg. mit V. Hösle und B. Goebel), München (Beck) 2001.
Aufsätze
  • "Less than Nihilism”, in: Nitzan Lebovic, Roy Ben-Shai (Hgg.), Nihilism and the State of Israel: New Critical Perspectives, London et.al. (Bloomsbury Academic) 2014, S. 35-49.
  • „Splitting Images. Understanding Irreversible Fractures Through Aspect Change“, in: C. F. Holzhey (Hg.): Berlin, Wien (Turia + Kant) 2014.
  • „Circumcisions. Jacques Derrida and the Tensions between Particularism and Universalism“, in: Verifiche. Rivista di scienze umane, 2013, S. 9-31.
  • „One Divided by Another. Split and Conversion in Pasolini’s San Paolo“, in: L. Di Blasi, M. Grangnolati, Chr. F. Holzhey (Hgg.), The Scandal of Self-Contradiction. Pasolini’s MultistableSubjectivities, Geographies, Traditions, Berlin, Wien (Turia + Kant) 2012, S. 189-207.
  • „Kritikkonsum“, in: Lettre International, Sommer 2010, S. 120-122.
  • „Grammatheologie. Eine kultur- und medientheoretische Lektüre“, in:Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 55 (2007) 5, 717-733.
  • „Abgründe des Determinismus“, in: Allgemeine Zeitschrift für Philosophie, Stuttgart (Frommann-Holzboog) 2006, S. 117-130.
  • „Die postkolonialistische Verschärfung. Eine Kritik der Documenta11“ (gemeinsam mit Johanna Di Blasi), in: Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, 56. Jahrgang, Heft 644, Dezember 2002, S. 1131-1137.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. aus dem Geist der Volksdichtung. Johann Gottfried Herder und die Muttersprache der Menschheit“, in: Neue Zürcher Zeitung, Nr. 290, 13./14. Dezember 2003, S. 47., von Luca Di Blasi
  2. „Entsichertes Denken. Cynical chic als Erfolgsprinzip: Boris Groys“, in: Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, 57. Jahrgang, Heft 651, Juli 2003, S. 624 – 626., Luca Di Blasi
  3. „Wie Gott sie nicht geschaffen hat. Erlösungsreligiöse Muster in Schönheits-Shows“ (gemeinsam mit Johanna Di Blasi), in: Neue Zürcher Zeitung, 3. Dezember 2004.
  4. Luca Di Blasi „Wo die Dialektik Unterschlupf findet“, in: Süddeutsche Zeitung, Wochenendausgabe 28. und 29. Dezember 1996, Nr. 299, S. 14.
  5. „Maskerade. Hinter jedem Freund steckt eine Werbung. Ein Gastkommentar von Luca Di Blasi“, in: DIE ZEIT, 10. März, No.11/2011, Seite 26.
  6. „Alles so schön sinnlos hier. Die Kunst der Gegenwart ist oft blass, leer und nichtig. Dennoch feiert sie große Erfolge. Wie kommt das nur?“, in: Die Zeit, 36/2005, S. 44., von Luca Di Blasi
  7. Luca Di Blasi (2000):„Zivilreligion und antifaschistischer Grundkonsens“, in: Zeitschrift für Politik 47(4),369=387, Rezension vgl [1]
  8. Die besten Videos drehte al-Qaida. Zwei Jahre nach den New Yorker Anschlägen: Zwischen Kunst und Terrorismus gibt es eine tiefe Wahlverwandtschaft”, in: Die Zeit, Nr. 34, 14. August 2003, S. 34.
  9. http://www.gfmedienwissenschaft.de/gfm/news/index.php?TID=1527
  10. Isolde Charim: Multikulturalismus und das Drama des weißen Mannes, FALTER 33/14 vom 13. August 2014, S. 18
  11. Verlagsbeschreibung
  12. Rezension socialnet. Das Netz für Sozialwirtschaft
  13. Rezension Deutschlandfunk
  14. Besprechung Deutschlandradio Kultur
  15. Rezension Leipziger Volkszeitung