Möhren

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Möhren

Wilde Möhre (Daucus carota subsp. carota)

Systematik
Euasteriden II
Ordnung: Doldenblütlerartige (Apiales)
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Unterfamilie: Apioideae
Tribus: Scandiceae
Gattung: Möhren
Wissenschaftlicher Name
Daucus
L.

Die Möhren (Daucus) sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Die Arten sind in vielen Gebieten der Welt verbreitet. In Mitteleuropa heimisch sind nur zwei Unterarten der Möhre (Daucus carota): die Wilde Möhre (Daucus carota subsp. carota) und als Zuchtform die Karotte (Daucus carota subsp. sativus), auch Gartenmöhre oder Kulturmöhre genannt.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Illustration aus Flora Atlantica, sive, Historia plantarum quae in Atlante, agro Tunetano et Algeriensi crescunt, Tafel 65 von Daucus setifolius

Bei Daucus s. str. gibt es folgende Merkmale:

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Möhren-Arten sind einjährige oder ausdauernde krautige Pflanzen. Sie bilden oft Pfahlwurzeln. Die oberirdischen Pflanzenteile sind häufig flaumig oder borstig behaart. Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind zwei- bis dreifach gefiedert. Die Endabschnitte sind stets schmal.

Blütenstand und Blüten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blüten stehen in zusammengesetzten doppeldoldigen Blütenständen, die endständig oder scheinbar blattgegenständig stehen. Hülle und Hüllchen sind drei- bis vielblättrig. Die Hüllblätter, teilweise auch die Hüllchenblätter sind fiederspaltig. Die Doldenstrahlen neigen sich zur Fruchtreife vogelnestartig zusammen.

Die Blüten sind polygam mit doppelter Blütenhülle. Die Kelchzähne sind klein und unscheinbar. Die Kronblätter sind reinweiß, rötlich oder gelblich. Oben sind sie ausgerandet und haben ein spitzes, eingeschlagenes Läppchen. Die Kronblätter sind auch oft ungleich groß und das äußerste der Randblüten ist oft zygomorph und vergrößert.

Frucht und Samen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Frucht ist eiförmig bis ellipsoidisch, auch zylindrisch oder zusammengedrückt. Die Hauptrippen sind faden- oder wulstförmig vortretend sowie borstig behaart. Die Nebenrippen bilden eine Stachelreihe, die beiden seitlichen Nebenrippen bilden den Rand der Teilfrucht. Die Stacheln sind an der Spitze mit Widerhaken besetzt. Diese können an den Früchten der Döldchenmitten zu Warzen verkümmert sein. Ölstriemen gibt es je einen unter jeder Nebenrippe und zwei unter der Fugenfläche.

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bestäubung erfolgt durch Insekten (Dipteren, Coleopteren, Hymenopteren).[1]

Sektion Anisactis: Daucus glochidiatus
Sektion Anisactis: Daucus pusillus
Sektion Daucus: Falscher Breitsame (Daucus pumilus)
Sektion Melanoselinum: Habitus und Laubblätter von Daucus decipiens

Systematik, botanische Geschichte und Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Daucus wurde durch Carl von Linné aufgestellt.[2] Im klassischen Griechisch wurde das Wort δαυκος (daukos) von Hippokrates sowie Dioskorides verwendet. In der lateinischen Sprache wurde das griechische Wort δαυκος zu daucum oder daucos und wurde von Plinius dem Älteren sowie Aulus Cornelius Celsus für die Karotte verwendet.[3]

Die Gattung Daucus s. str. ist in Nordafrika, Südwestasien, Europa, Australien, Neuseeland, Nord-, Mittel- und Südamerika weitverbreitet. Kulturformen einer Art werden weltweit in den gemäßigten Gebieten kultiviert und verwildern dort auch.

Die Gattung Daucus gehört zur Subtribus Daucinae aus der Tribus Scandiceae in der Unterfamilie Apioideae innerhalb der Familie Apiaceae.[4]

Nach morphologischen Merkmalen enthält die Gattung Daucus s. str. bei Conchita Sáenz Lain 1980 nur etwa 20 Arten.[5]

Nach molekulargenetischen Untersuchungen wurde der Umfang der Gattung Daucus deutlich erweitert. Nach Banasiak 2016 et al. wird die Gattung Daucus s. l. in mehrere Sektionen gegliedert:[4]

  • Daucus sect. Melanoselinum (Hoffm.) Spalik & al. (Syn.: Melanoselinum Hoffm.): Sie wurde 2016 aufgestellt und enthält nur zwei Arten:[4]
    • Daucus decipiens (Schrad. & J.C.Wendl.) Spalik, Wojew., Banasiak & Reduron (Syn.: Melanoselinum decipiens (Schrad. & J.C.Wendl.) Hoffm.): Sie kommt in Makaronesien vor.[4]
    • Daucus edulis (Lowe) Wojew., Reduron, Banasiak & Spalik (Syn.: Monizia edulis Lowe): Sie kommt auf Madeira und den Ilhas Selvagens vor.[6][4]

Nicht mehr zur Gattung Daucus gehört die Sektion Daucus sect. Silphiodaucus Koso-Pol. die 2016 den Rang einer eigenständigen Gattung Silphiodaucus (Koso-Pol.) Spalik, Wojew., Banasiak, Piwczyński & Reduron erhalten hat.[4]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verwendete Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv. CD-ROM, Version 1.1. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2002, ISBN 3-494-01327-6.
  • She Menglan, Mark F. Watson: Daucus. s. str. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 14: Apiaceae through Ericaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2005, ISBN 1-930723-41-5, S. 204 (englisch). textgleich online wie gedrucktes Werk.
  • Łukasz Banasiak, Aneta Wojewódzka, Jakub Baczyński, Jean-Pierre Reduron, Marcin Piwczyński, Renata Kurzyna-Młynik, Rafał Gutaker, Agnieszka Czarnocka-Cieciura, Sylwia Kosmala-Grzechnik, Krzysztof Spalik: Phylogeny of Apiaceae subtribe Daucinae and the taxonomic delineation of its genera. In: Taxon, Volume 65, Issue 3, 2016, S. 563–585. Ungültig: stable/taxon.65.3.563 doi:10.12705/653.8

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rader, R. et al.: Non-bee insects are important contributors to global crop pollination. In: PNAS, Volume 112 (48). 30. November 2015, doi:10.1073/pnas.1517092112.
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x Ralf Hand: Apiaceae.: Daucus. – In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2011.
  3. Vgl. auch Ute Obhof: Rezeptionszeugnisse des „Gart der Gesundheit“ von Johann Wonnecke in der Martinus-Bibliothek in Mainz – ein wegweisender Druck von Peter Schöffer. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018, S. 25–38, hier: S. 35 („Daucus – wilde moren“).
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q Łukasz Banasiak, Aneta Wojewódzka, Jakub Baczyński, Jean-Pierre Reduron, Marcin Piwczyński, Renata Kurzyna-Młynik, Rafał Gutaker, Agnieszka Czarnocka-Cieciura, Sylwia Kosmala-Grzechnik, Krzysztof Spalik: Phylogeny of Apiaceae subtribe Daucinae and the taxonomic delineation of its genera. In: Taxon, Volume 65, Issue 3, 2016, S. 563–585. Ungültig: stable/taxon.65.3.563 doi:10.12705/653.8
  5. a b Conchita Sáenz Lain: Research on Daucus L. (Apiaceae). In: Anales del Jardín Botánico de Madrid. Band 37, Nr. 2, 1980, S. 481–533, PDF-Datei.
  6. a b c d e f g h i j k l m n o p Datenblatt Daucus bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
  7. a b Daucus im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 12. Mai 2018.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Möhren (Daucus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Weiterführende Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Carlos Arbizu, Holly Ruess, Douglas Senalik, Philipp W. Simon, David M. Spooner: Phylogenomics of the carrot genus (Daucus, Apiaceae). In: American Journal of Botany. Band 101, 10, 2014, S. 1666–1685. doi:10.3732/ajb.1400106 (Volltext PDF).
  • D. M. Spooner, H. Ruess, M. Iorizzo, D. Senalik, P. Simon: Entire plastid phylogeny of the carrot genus (Daucus, Apiaceae): Concordance with nuclear data and mitochondrial and nuclear DNA insertions to the plastid. In: American Journal of Botany, Band 104, Issue 2, Februar 2017, S. 296–312. doi:10.3732/ajb.1600415
  • D. M. Spooner: Daucus: Taxonomy, Phylogeny, Distribution. In: P. Simon, M. Iorizzo, D. Grzebelus, R. Baranski (Hrsg.): The Carrot Genome. Compendium of Plant Genomes. Springer, Cham, Mai 2019 doi:10.1007/978-3-030-03389-7_2.