Militärflugplatz Saky

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Militärflugplatz Saky
Militärflugplatz Saky (Krim)
Militärflugplatz Saky (Krim)
Militärflugplatz Saky
Lokalisierung von Krim in Ukraine
Kenndaten
ICAO-Code UKFI
Koordinaten

45° 5′ 43″ N, 33° 35′ 28″ OKoordinaten: 45° 5′ 43″ N, 33° 35′ 28″ O

Höhe über MSL 19 m  (62 ft)
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 57 km nordwestlich von Sewastopol
Basisdaten
Betreiber Russische Seefliegerkräfte



i7 i11 i13

BW
Militärflugplatz Saki, 2010

Der Militärflugplatz Saky (ukrainisch Авіабаза Саки, russisch Военный аэродром Саки) ist ein Flugplatz der russischen Seefliegerkräfte bei Nowofedoriwka auf der von Russland besetzten Krim. Von 1942 bis 1943, während des Deutsch-Sowjetischen Krieges, diente er der Luftwaffe der Wehrmacht als Fliegerhorst Saki I.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nutzung während des Zweiten Weltkrieges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Flugplatz wurde als Basis für die Bomberwaffe der sowjetischen Luftstreitkräfte erbaut. Im Jahre 1941 lag das 21. Fernbombenflieger-Regiment hier, das mit den zweimotorigen mittleren Bombern DB-3 und DB-3F ausgestattet war. Nach Beginn des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 überflog am 14. Juli 1941 erstmals ein deutsches Aufklärungsflugzeug den Platz und machte Fotos von den 36 abgestellten Bombern. Am 15. Oktober 1941 erschienen drei deutsche Bomber vom Kampfgeschwader 27 und attackierten die Gebäude und die abgestellten Flugzeuge. Im November 1941 eroberten deutsche Truppen das Flugfeld, das sofort von der Luftwaffe wieder hergerichtet wurde. Im Dezember 1941 belegte mit der 6. Staffel des Kampfgeschwaders 26 der erste fliegende Verband der Luftwaffe den Fliegerhorst. Aufgrund seiner Lage direkt am Schwarzen Meer wurde er überwiegend von Bombern belegt, die auf Seeziele spezialisiert waren. Von Dezember 1941 bis Juli 1942 hatte der Fliegerführer Süd sein Hauptquartier in den Gebäuden des Fliegerhorstes untergebracht.

Die folgende Tabelle zeigt eine Auflistung aller fliegender aktiver Einheiten (ohne Schul- und Ergänzungsverbände) der Luftwaffe, die hier zwischen Dezember 1941 und Mai 1943 stationiert waren.[1]

Von Bis Einheit Ausrüstung
Dezember 1941 April 1942 6./KG 26 (6. Staffel des Kampfgeschwaders 26) Heinkel He 111H-6
Januar 1942 August 1942 I./KG 100 (I. Gruppe des Kampfgeschwaders 100)
März 1942 Mai 1942 6./KG 26
April 1942 September 1942 II./KG 26
Oktober 1942 Stab/KG 100
Mai 1942 Juni 1942 4.(F)/Aufkl.Gr. 122 (4. Fernaufklärungsstaffel der Aufklärungsgruppe 122)
September 1942 November 1942 I./KG 55 Heinkel He 111H-6
Oktober 1942 Dezember 1942 III./KG 55
Januar 1943 Mai 1943 Wetterflugstelle Schwarzmeer
Februar 1943 März 1943 KGr. z.b.V. 5 Heinkel He 111H-6
April 1943 KGr. z.b.V. 23
Stab/KG 55 Heinkel He 111H-16
Mai 1943 I./KG 55
März 1943 III./KG 4

Nachdem Mitte April 1944 die letzten deutschen Einheiten vertrieben wurden, übernahm die sowjetische Luftwaffe den Flugplatz wieder. Bei der Konferenz von Jalta landeten hier der US-Präsident Franklin D. Roosevelt und der britische Premierminister Winston Churchill.[2]

Nutzung während des Kalten Krieges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die sowjetischen Marineflieger betrieben dort eine Ausbildungsanlage für Flugzeugträgerstarts und -landungen. Die Trainingsanlage NITKA (russisch Наземный испытательный тренировочный комплекс авиационный Nasemny ispytatelny trenirowotschny kompleks awiazionny, bodengestützter Ausbildungs- und Forschungskomplex der Luftfahrt) wurde 1977 erbaut und verfügt auch über ein Flugzeugkatapult. Ursprünglich sollten neue russische Flugzeugträger der Admiral-Kusnezow-Klasse über Flugzeugkatapulte verfügen und die Anlage in Nowofedoriwka zur Schulung und Erprobung dienen. Wegen technischer Schwierigkeiten entschied sich die russische Marine dagegen und rüstete ihren Flugzeugträger mit einem Ski-Jump aus.[3] Trotzdem war NITKA bis zum Ende des Kalten Krieges und ist darüber hinaus bis heute (2024) für Sowjet-Russland unverzichtbar zum Training von Piloten der SU-33 und MIG-29 auf Flugzeugträger(n).[4]

Weiternutzung nach dem Zerfall der Sowjetunion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Militärflugplatz mit Flugzeugträger-Anlage und Siedlung (2010)
Übungsstart über den „Ski-Jump“ der NITKA-Anlage (2021)

Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 lag das Militärflugfeld auf dem Gebiet der Ukraine. Eine im Februar 1997 geschlossene Vereinbarung zwischen Russland und der Ukraine ermöglichte die Weiternutzung der Anlage durch russischen Marineflieger der Nordflotte. Für das russische Militär war es langfristig nicht tragbar, die einzige Ausbildungsmöglichkeit dieser Art nicht im Inland zu haben. Wahrscheinlich erschien auch die jährlichen Miete von etwa umgerechnet 700.000 US-Dollar zu hoch. Deswegen plante das russische Militär ab 2009 eine neue Trainingsanlage im russischen Jeisk am Asowschen Meer. Da Russland die Anlage in Nowofedoriwka nicht mehr nutzten wollte, warb die Ukraine bei anderen Interessenten wie China und Indien. Da dieses nicht gelang, plante die Ukraine, die Trainingsanlage abzubauen. Nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim 2014 wurde der Flugplatz vom russischen Militär übernommen. Bereits im Sommer 2014 nahmen die russischen Marineflieger der Nordflotte das Training am NITKA wieder auf.[5][6] Nach der gewaltsamen Übernahme von Nowofedoriwka stagnierten die Bauarbeiten an der 2011 angefangenen Trainingsanlage in Jeisk.[7]

Explosionen im August 2022[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rauchsäule über dem Flugfeld, 9. August 2022

Nowofedoriwka ist die Basis des 43. Selbständigen Schlachtfliegerregiments (43. OMSchAP) der russischen Seefliegerkräfte. Dort sind Su-24-Bomber und Su-30-Mehrzweckkampfflugzeuge stationiert.[8] Nach russischen Angaben beteiligte sich das Regiment an der Invasion der Ukraine.[9]

Am 9. August 2022 ereigneten sich mehrere Explosionen auf dem Flugplatz. Russischen Angaben zufolge explodierte ein Munitionsdepot infolge eines nicht weiter erklärten Unfalls, dies erschien westlichen Experten jedoch unplausibel. Die russischen Behörden riefen den Notstand aus und gaben an, dass eine Person getötet und mehr als ein Dutzend weitere verletzt worden seien sowie 252 Bewohner aufgrund von Schäden an Wohnblocks vorübergehend evakuiert werden mussten. Die russischen Behörden bestritten einen ukrainischen Angriff, der Unfall sei durch Missachtung der Brandschutzregeln geschehen. Die ukrainischen Behörden übernahmen nicht offen die Verantwortung für einen Angriff, erklärten jedoch in einer Pressemitteilung, dass bei den Explosionen neun russische Militärflugzeuge zerstört worden seien. Russland bestritt wiederum, dass überhaupt russische Militärflugzeuge beschädigt worden seien. Satellitenbilder, die an den darauffolgenden Tagen in den Medien veröffentlicht wurden, zeigten erhebliche Schäden auf dem Flugplatz – wobei mindestens acht Flugzeuge, darunter Su-24 und Su-30, auf dem Flugplatz zerstört wurden und mehrere Explosionskrater sichtbar waren. Durch die widersprüchlichen Aussagen seitens der russischen Führung sowie die öffentliche Zurückhaltung der ukrainischen Führung war die genaue Ursache der Explosionen auf dem Flugplatz weiter unklar; es wäre jedoch der erste Schlag gegen ein militärisches Ziel auf der Krim.[10][11][12]

Am 7. September 2022 gab der ukrainische Armeechef Walerij Saluschnyj bekannt, dass die Ukraine für die Raketenschläge gegen mehrere Luftwaffenstützpunkte auf der Krim, insbesondere gegen den Flugplatz Saky, verantwortlich sei. Welche Raketen zum Einsatz kamen, teilte er nicht mit. Bei dem Angriff auf den Flugplatz seien bis zu zehn russische Kampfflugzeuge zerstört worden. Ziel sei es gewesen, den Russen auch in entfernteren Gebieten zu verdeutlichen, dass es einen realen Krieg mit Verlusten und Niederlagen gebe.[13]

Explosionen im September 2023[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Nacht zum 21. September 2023 wurde der Flugplatz angegriffen, auf dem zu diesem Zeitpunkt mehrere Su-24M-Bomber und Su-30-Mehrzweckkampfflugzeuge sowie die Trainingsbasis für iranische Kampfdrohnen Qods Mohajer-6 stationiert waren. Laut ukrainischen Angaben wurden mehrere Drohnen sowie Neptun-Raketen eingesetzt und sollen dabei schwere Schäden verursacht haben. Russischen Angaben zufolge seien bis zu 19 ukrainische Drohnen über dem Schwarzen Meer und der Krim abgeschossen worden, sie bestätigten jedoch keine ukrainischen Raketenangriffe.[14][15]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Militärflugplatz Saki – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935–45 Russia (incl. Ukraine, Belarus & Bessarabia) S. 583–585. abgerufen am 11. August 2022.
  2. Jost Dülffer: Im Februar 1945 trafen sich Churchill, Roosevelt und Stalin auf der Krim. In: Neue Zürcher Zeitung. 4. Februar 2020, abgerufen am 11. August 2022.
  3. D. Jerofejew: Part V. Catapult or ski-ramp? In: rusnavy.com. Abgerufen am 20. August 2022 (englisch).
  4. Sarah Kirchberger: "Das Ende einer Dreiecksbeziehung: wehrtechnische Zusammenarbeit Chinas, Russlands und der Ukraine im Schatten der Krim-Krise" bei ispk.uni-kiel.de
  5. Jacek Siminski: NITKA: The Russian way to train naval aviators (on a ground test simulator), theaviationist.com, 22. Juli 2013 (englisch)
  6. Trude Pettersen: Northern Fleet pilots training on Crimea, thebarentsobserver.com, 27. April 2016 (englisch)
  7. The NITKA complex in Crimea will remain the only ground-based complex for training naval aviation pilots, topwar.ru, 13. Mai 2022
  8. Stefano D’Urso: Let’s Talk About The Explosions That Rocked Russian Navy’s Saki Air Base In Crimea, 10. August 2022
  9. Alexander Timokhin: The Russian fleet was preparing for a major battle with the West, vpk.name, 28. März 2022
  10. Dan Sabbagh: Ukraine air force claims up to a dozen Russian jets destroyed in Crimea raid. In: theguardian.com. The Guardian, 10. August 2022, abgerufen am 12. August 2022 (englisch).
  11. Dan Sabbagh, Samantha Lock: Russian warplanes destroyed in Crimea airbase attack, satellite images show. In: theguardian.com. The Guardian, 11. August 2022, abgerufen am 12. August 2022 (englisch).
  12. Russian Offensive Campaign Assessment, August 10, Institute for the Study of War, 10. August 2022
  13. Ukraine bekennt sich zu Angriffen auf Krim. In: ORF.at, 7. September 2022.
  14. Ukraine meldet massiven Beschuss der Krim. In: n-tv.de. 21. September 2023, abgerufen am 23. September 2023.
  15. Russian Offensive Campaign Assessment, September 21, 2023. In: understandingwar.org. 21. September 2023, abgerufen am 23. September 2023 (englisch).