NGC 2442

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Galaxie
NGC 2442 / NGC 2443
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NGC 2442[1] ESO: aufgenommen durch das 1,5-m-Teleskop des La-Silla-Observatoriums
AladinLite
Sternbild Fliegender Fisch
Position
ÄquinoktiumJ2000.0, Epoche: J2000.0
Rektaszension 07h 36m 23,8s[2]
Deklination −69° 31′ 51″[2]
Erscheinungsbild
Morphologischer Typ SAB(s)bc / pec / LINER[2]
Helligkeit (visuell) 10,4 mag[3]
Helligkeit (B-Band) 11,2 mag[3]
Winkel­ausdehnung 5,5′ × 4,9′[2]
Positionswinkel 27°[3]
Flächen­helligkeit 13,9 mag/arcmin²[3]
Physikalische Daten
Zugehörigkeit NGC 2442-Gruppe
LGG 147
LDCE 515[2][4]
Rotverschiebung 0.004890 ± 0.000018[2]
Radial­geschwin­digkeit (1466 ± 5) km/s[2]
Hubbledistanz
H0 = 73 km/(s • Mpc)
(56 ± 4) · 106 Lj
(17,2 ± 1,2) Mpc [2]
Durchmesser 120.000 Lj[5]
Geschichte
Entdeckung John Herschel
Entdeckungsdatum 23. Dezember 1834[6][7]
Katalogbezeichnungen
NGC 2442 • NGC 2443 • PGC 21373 • ESO 059-008 • IRAS 07367-6924 • 2MASX J07362384-6931509 • SGC 073633-6925.0 • AM 0736-692 • GC 1568 • h 3097 • HIPASS J0736-69 •

NGC 2442 = NGC 2443 (auch Fleischerhaken-Galaxie) ist eine Balken-Spiralgalaxie mit aktivem Galaxienkern vom Hubble-Typ SBbc im Sternbild Fliegender Fisch am Südsternhimmel. Sie ist schätzungsweise 56 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt und hat einen Durchmesser von etwa 120.000 Lichtjahren. Die Galaxie ist gekennzeichnet durch zwei asymmetrische Spiralarme. Gemeinsam mit drei weiteren Galaxien bildet sie die NGC 2442-Gruppe oder LGG 147. Das Objekt wurde am 23. Dezember 1834 von dem britischen Astronomen John Herschel entdeckt.[6][7]

Charakteristiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spiralarme und intergalaktische Wechselwirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Detailansicht des „nördlichen“ langen Spiralarms und des aktiven Galaxienkern von NGC 2442

Überall in der Galaxie und insbesondere in dem längeren der beiden Spiralarme finden sich lilafarbene und rötliche Nebelregionen bestehend aus Wasserstoffgas. Die Molekülwolken erscheinen im langen Spiralarm als fast vollständig durchgehendes dunkles Band. Durch die intensive Strahlung junger Sterne wird das Gas, aus denen sie einst entstanden sind, lokal zu einem rötlichen Leuchten angeregt. Die Spiralarme der Galaxie stellen die Regionen mit höchster Sternbildungsrate (SFR) dar, was anhand der Analyse von Bilddaten des IR-Imaging bei den Wellenlängen 8 und 24 µm ermittelt werden konnte (IRAC). Auf Basis der -Emissionsverteilung lässt sich eine stärkere SFR im langen Spiralarm ableiten.[8][9] Auslöser für die Sternentstehung in NGC 2442 war vermutlich die Wechselwirkung mit einer anderen Galaxie. Die Turbulenzen, die dadurch verursacht wurden, sorgten in einigen Bereichen für eine Kompression des Gases und lösten so den Kollaps der Wolke und damit den Starburst aus. Nach heutigen Erkenntnissen wurde das durch die Gezeitenkräfte verlagerte Gas der Molekülwolken, beim gravitationsbedingten Rückfluss zur Galaxiescheibe stark komprimiert und begünstigte so ihre Konversion zu H-II-Gebieten.[9] Die verzerrte Form der Galaxie ist sehr wahrscheinlich das Ergebnis dieser Begegnung. Ein Kandidat dafür wäre die rund 2 Millionen Lichtjahre weiter entfernte Galaxie PGC 21457.[10] Weiterhin befindet sich NGC 2442 in Interaktion mit einer Wolke aus intergalaktischem Medium (HIPASS J0731–69). Infolge der Passage durch HIPASS J0731–69 erfahren ihre charakteristisch gestreckten Spiralarme den Effekt des ram-pressure stripping (RPS) bei dem das Gas des interstellaren Mediums durch das anströmende Gas des intergalaktischen Mediums komprimiert wird.[11] Am langen Spiralarm entsteht hierbei die Bugstoßwelle, sichtbar an der scharfen Kante im Bereich des Spiralarmbogens, während hinter diesem ein Schweif aus interstellarem Medium verläuft.[12] Aus anderen Galaxien wie beispielsweise NGC 2276 ist bekannt, dass Gezeitenkräfte und radial zur Galaxiescheibenebene wirkendes RPS die Struktur einer Galaxie nachhaltig verändern können, wobei auch die SFR durch Kompression bzw. Ausdünnen des ISM lokal moduliert wird.[13][14] Entsprechend wird auch das RPS als Faktor für die anhaltende Sternenentstehung entlang der Spiralarme diskutiert. Die galaktische mittlere SFR liegt bei ca. 6 Ma−1 bzw. 4,2 Ma−1 (nur auf Basis von Hα).[8]

Galaxiekern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der als LINER-klassifizierte Galaxiekern besitzt einen Kernring (CNR) mit einem Durchmesser von ca. 1,6 kpc, der im Infrarot bei 8 μm nachgewiesen werden konnte (PAK-Emission).[8][15]

Supernovae in NGC 2442[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In NGC 2442 wurden die Supernovae SN 1999ga (Typ IIL), SN 2015F (Typ Ia) und SN 2016jbu (Typ IIn) beobachtet.[16][17] SN 1999ga wurde am 19. November am Perth-Observatorium entdeckt.[18] Ihre scheinbare Helligkeit lag bei ca. 19 mag.[19]

NGC 2442-Gruppe (LGG 147)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Galaxie Alternativname Entfernung/Mio. Lj
NGC 2397 PGC 20766 52
NGC 2434 PGC 21325 53
NGC 2442 PGC 21373 56
PGC 20690 AM 0720-723 58

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • König, Michael & Binnewies, Stefan (2019): Bildatlas der Galaxien: Die Astrophysik hinter den Astrofotografien, Stuttgart: Kosmos, S. 136

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: NGC 2442 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Aladin Lite
  2. a b c d e f NASA/IPAC EXTRAGALACTIC DATABASE
  3. a b c d SEDS: NGC 2442
  4. VizieR
  5. NASA/IPAC
  6. a b Courtney Seligman: NGC 2442 and NGC 2443 (= PGC 21373). Courtney Seligman, 14. August 2023, abgerufen am 24. Dezember 2023 (englisch).
  7. a b Wolfgang Steinecke: Observing and Cataloguing Nebulae and Star Clusters: From Herschel to Dreyer's New General Catalogue. 1. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge 2010, ISBN 978-0-521-19267-5, S. 449 (englisch).
  8. a b c Anna Pancoast et al.: Star formation and dust obscuration in the tidally distorted galaxy NGC 2442. In: The Astrophysical Journal. Band 723, Nr. 1, 2010, S. 530–543, doi:10.1088/0004-637X/723/1/530.
  9. a b J. Christopher Mihos und Gregory D. Bothun: NGC 2442 – Tidal Encounters and the Evolution of Spiral Galaxies. In: The Astrophysical Journal. Band 481, Nr. 2, 1997, S. 741–751, doi:10.1086/304074.
  10. SuW 10.2017 S. 76
  11. Stuart D. Ryder et al.: HIPASS Detection of an Intergalactic Gas Cloud in the NGC 2442 Group. In: The Astrophysical Journal. Band 555, Nr. 1, 2001, S. 232–239, doi:10.1086/321453.
  12. Julienne Harnett et al.: Magnetic fields in barred galaxies – III. The southern peculiar galaxy NGC 2442. In: Astronomy & Astrophysics. Band 421, Nr. 2, 2004, S. 571–581, doi:10.1051/0004-6361:20034377.
  13. Neven Tomičić et al.: Two Orders of Magnitude Variation in the Star Formation Efficiency across the Premerger Galaxy NGC 2276. In: Astronomy & Astrophysics. Band 869, 2018, S. L38, doi:10.3847/2041-8213/aaf810.
  14. Alessandro Boselli, Matteo Fossati und Ming Sun: Ram pressure stripping in high-density environments. In: Astron Astrophys Rev. Band 30, Nr. 3, 2022, S. 571–581, S. 42 ff., doi:10.1007/s00159-022-00140-3.
  15. Esteban Bajaja, E. Agüero und S. Paolantonio: Spectroscopic observations of southern nearby galaxies – I. NGC 2442. In: Astron. Astrophys. Suppl. Ser. Band 136, Nr. 1, 1999, S. 179–187, doi:10.1051/aas:1999459.
  16. Simbad
  17. ESO
  18. Andrea Pastorello et al.: SN 1999ga – a low-luminosity linear type II supernova? In: Astronomy & Astrophysics. Band 500, Nr. 3, 2009, S. 1013–1023, doi:10.1051/0004-6361/200911993.
  19. Bright Supernovae – 1999. ASRAS, 26. November 1999, abgerufen am 16. Mai 2022.