Naturschutzgebiet Qurum

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Naturschutzgebiet Qurum

IUCN-Kategorie IV – Habitat/Species Management Area

Qurum-Feuchtgebiete und -Strand

Qurum-Feuchtgebiete und -Strand

Lage Qurum, Provinz Bawschar, Gouvernement Maskat, im Nordosten Omans
Fläche 172 ha
Geographische Lage 23° 37′ N, 58° 29′ OKoordinaten: 23° 37′ 12″ N, 58° 28′ 48″ O
Naturschutzgebiet Qurum (Oman)
Naturschutzgebiet Qurum (Oman)
Einrichtungsdatum 1975

Das Naturschutzgebiet Qurum (arabisch محمية القرم الطبيعية) ist ein nationales Naturschutzgebiet im Gouvernement Maskat, Oman. Das Reservat liegt an der Küste des Golfs von Oman und schützt einen Mangrovenwald und das umliegende Feuchtgebiet in einem kleinen Ästuar innerhalb des Stadtgebiets von Qurum. Das 1975 eingerichtete Reservat ist seit 1994 als Vogelschutzgebiet (Important Bird Area) und seit 2013 als Ramsar-Gebiet ausgewiesen.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Naturschutzgebiet Qurum ist ein Küstenfeuchtgebiet im Stadtgebiet von Qurum in der Provinz Bawschar, Gouvernement Maskat, im Nordosten Omans.[1] Sowohl die Stadt als auch das Reservat sind nach einem lokalen Begriff für die Grauen Mangroven (arabisch القرم ‚al-qurm‘) benannt, die das Ökosystem entlang der Küste dominieren.[2][3] Das 1975 durch einen Erlass von Sultan Qabus bin Said eingerichtete Reservat[4] schützt ein Gebiet von rund 172 ha[5] um den Ästuar und das ehemalige Delta des Wadi Aday[6] zwischen der Küste des Golfs von Oman und dem Fuß des Hadschar-Gebirges. Das Reservat wurde 1994 als wichtiges Vogelschutzgebiet (Important Bird Area) anerkannt[7]; 106,8 ha des unteren Teils des Reservats wurden am 19. April 2013 als Ramsar-Schutzgebiet ausgewiesen.[8]

Wenn man sich von der Küste in südöstlicher Richtung ins Landesinnere bewegt, umfasst das Reservat eine Strandzone, die zu Küstendünen ansteigt, die den Strand von einem Gebiet mit Sabcha-Watten trennen, das von Prielen und Erosionsrinnen durchzogen ist. Dahinter landeinwärts befindet sich eine Schwemmlandebene aus Sand und Kies, die vom Wadi abgelagert wurde und im Nordosten und Süden in karstige Felsen mündet. Im Wattenmeer vermischen sich Süßwasser aus mehreren Wadis und Grundwasserströme mit Salzwasser, das durch zwei Hauptgezeitenkanäle eindringt und eine polyhaline Umgebung bildet, die eine hohe Biodiversität unterstützt.

Die Region weist das für Oman charakteristische heiße Wüstenklima auf, mit heißen Sommern und mehr Verdunstung als Niederschlag.[9]

Flora und Fauna[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die äußersten Küstendünen unterstützen Halopyrum mucronatum-Gräser, die in den weniger salzhaltigen Teilen der inneren Dünen zu Sphaerocoma hookeri und in den salzhaltigeren Bereichen zu Suaeda fruticosa, Gelbe Cistanche (Cistanche phelypaea) und Suaeda vermiculata übergehen. In geschützten Hohlräumen zwischen den Dünen finden sich Gemeinschaften aus Lotus garcinii, Cyperus conglomeratus und Heliotropium ramosissimum. In den Prielen, Erosionsrinnen und anderen tief liegenden Gebieten, die bei Flut überschwemmt werden, bildet die Graue Mangrove (Avicennia marina) dichte Mangrovenwälder. Auf den feuchten, sandigen, salzhaltigen Böden der Sabcha-Ebenen, die knapp über der Flut liegen, wachsen Suaeda aegyptiaca, Suaeda fruticosa, Cressa cretica, Aeluropus lagopoides, Halopeplis perfoliata, Arthrocaulon macrostachyum, Tetraena qatarensis und andere salztoleranten Pflanzen.[6]

Die mäßig entwässerte Schwemmlandebene oberhalb des Sabcha beherbergt eine verstreute Waldvegetation mit Schirmakazie (Vachellia tortilis), Prosopis cineraria, Syrischer Christusdorn (Ziziphus spina-christi) und Vachellia flava sowie Lycium shawii und Bassia muricata-Sträuchern.[6] Auf den steinigen Hügeln im Süden und Nordosten wachsen ähnliche Bäume und Sträucher wie in der Schwemmlandebene, außerdem Euphorbia larica, Commiphora myrrha, Grewia tenax und Ochradenus arabicus, Cleome brachycarpa, Cometes surattensis, Leucas inflata, Plocama hymenostephana, Seddera latifolia und Vernonia arabica sowie Cenchrus pennisetiformis-Gräser. Am östlichen Ende des Reservats befindet sich ein verlassener Hain mit Echten Dattelpalmen (Phoenix dactylifera), die sich mit der wilden Vegetation vermischt haben.[6]

Zu den im Feuchtgebiet vorkommenden Wassertierarten gehören verschiedene Krebse wie Gelasimus vocans, Austrua lactea und Gelasimus tetragonon in den Mangrovensümpfen, Scylla serrata, Große Pazifische Schwimmkrabbe (Portunus pelagicus), Callinectes sapidens, Thalamita sapidens und Grapsus tenuicrustatus in den Mangrovenrinnen sowie Ashtoret lunaris und Ocypode saratan in den Prielen und am Strand. Zu den bemerkenswerten Weichtierarten gehören Saccostrea cuccullata, die an den Luftwurzeln der Mangroven wachsen, und Terebralia palustris im Schlamm zwischen den Mangroven. Viele Fischarten leben in dem Feuchtgebiet, vor allem Aphaniops dispar, der Dreistreifen-Tigerbarsch (Terapon jarbua), Barschartige (Perciformes) und Mojarras (Gerres oyena), während das Reservat auch anderen Arten wie Meeräschen (Mugilidae), Gewöhnlicher Schnapper (Lutjanus lutjanus), Alosidae, Stachelmakrelen (Carangidae) und Meerbrassen (Sparidae) sowie kommerziell wichtigen Garnelenarten als Nahrungsgrundlage und Aufzuchthabitat dient.[10] Das Laub der Mangroven dient verschiedenen marinen Detritivoren als Nahrung.[6]

In einer Studie wurden fast zweihundert Vogelarten im Reservat nachgewiesen, darunter Seeregenpfeifer, Lachmöwe, Weißwangen-Seeschwalbe, Steppenmöwe, Alpenstrandläufer, Pfuhlschnepfe, Sokotrascharbe, Rosaflamingo, Zwergstrandläufer, Steinwälzer und Dünnschnabelmöwe. Zu den Landtieren gehören der Arabische Rotfuchs (Vulpes vulpes arabica) und die Belutschistan-Rennmaus (Gerbillus nanus); man nimmt an, dass Meeresschildkröten das Gebiet aufgesucht haben, bevor menschliche Aktivitäten in jüngster Zeit zugenommen haben.[10]

Erhaltungswert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Naturschutzgebiet Qurum schützt einen der größten Mangrovenwälder in der Ökoregion des Golfs von Oman, ein Biotop, das eine diversifizierte Vielfalt an Meeres-, Land- und Vogelarten unterstützt.[8] Plankton und Detritus aus dem Reservat werden von den Gezeiten ins Meer getragen und liefern den Rohstoff für die marinen Ökosysteme in den angrenzenden Küstengewässern. Diese Nährstoffzufuhr erhöht die Produktivität der Meere bei der Herstellung von Biomasse und unterstützt damit indirekt die Populationen kommerziell wichtiger Fischarten.[6] Der Oman ist Teil der zentralasiatisch-indischen Flugroute für Zugvögel[11], und das Reservat ist wie andere Flussmündungen ein Rastplatz, an dem sich Wasservögel während ihrer Wanderungen ausruhen und ernähren können.[6] Der Mangrovenwald trägt auch zur Stabilisierung der Küstenlinie bei tropischen Stürmen bei und verbessert die Wasserqualität, indem er Sturmabflüsse zurückhält und filtert.[8]

Archäologische Studien haben Beweise für die Anwesenheit von Steinzeitmenschen im heutigen Reservat gefunden, die bereits vor 6000 Jahren saisonal Austern und Wellhornschnecken aus den Mangrovenwäldern ernteten.[9]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Environment Authority. In: www.ea.gov.om. Archiviert vom Original am 4. Februar 2023; abgerufen am 4. Februar 2023.
  2. Experience Oman auf X: „Qurm Nature Reserve lies in #Muscat. It has been chosen as the first site of universal importance. Establishment of the Reserve objectives: Protection of mangrove (Qurm) forests & protection of resident and migratory sea bird habitats 📸 @FarsiHaitham #ExperienceOman #Oman https://t.co/sgmHooTt3A“ / X. In: twitter.com. Abgerufen am 29. Januar 2024.
  3. Ambitious mangrove afforestation programme in Oman. (PDF; 121 kB) In: fao.org. S. 3, abgerufen am 29. Januar 2024 (englisch).
  4. Abdullah Al-Nadabi, Hameed Sulaiman: Carbon Sink Potential of Avicennia marina in the Al-Qurm Nature Reserve, Muscat, Oman. In: IOP Conference Series: Earth and Environmental Science. 151. Jahrgang, 2018, S. 012003, doi:10.1088/1755-1315/151/1/012003 (englisch).
  5. Qurm Nature Reserve. In: Protected Planet. Abgerufen am 19. April 2022 (englisch).
  6. a b c d e f g Harald Kürschner: A Study of the Vegetation of the Qurm Nature Reserve, Muscat Area, Oman. In: Arab Gulf Journal of Scientific Research. 4. Jahrgang, Nr. 1, 1986, S. 23–52 (englisch, edu.bh [PDF; abgerufen am 19. April 2022]).
  7. BirdLife Data Zone. In: datazone.birdlife.org. Abgerufen am 29. Januar 2024 (englisch).
  8. a b c Qurm Nature Reserve. In: Ramsar Sites Information Service. Abgerufen am 19. April 2022 (englisch).
  9. a b Harald Kürschner: A Study of the Vegetation of the Qurm Nature Reserve, Muscat Area, Oman. In: Arab Gulf Journal of Scientific Research. 4. Jahrgang, Nr. 1, 1986, S. 23–52 (englisch, edu.bh [PDF; abgerufen am 19. April 2022]).
  10. a b M. M. Fouda, M. A. Al-Muharrami: Significance of Mangroves in the Arid Environment of the Sultanate of Oman. In: Journal of Agricultural and Marine Sciences. 1. Jahrgang, Januar 1996, S. 41–49, doi:10.24200/jams.vol1iss0pp41-49 (englisch).
  11. Meeting to conclude and endorse the proposed central asian flyway action plan to conserve migratory waterbirds and their habitats, new delhi, 10-13 june 2005, agenda item 6.0: Membership of CAF Range States in biodiversity-related international instruments. (PDF; 110 kB) In: cms.int. 15. April 2005, archiviert vom Original am 30. September 2012; abgerufen am 29. Januar 2024 (englisch).