Olympische Sommerspiele 1928/Leichtathletik – Marathon (Männer)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Sportart Leichtathletik
Disziplin Marathonlauf
Geschlecht Männer
Teilnehmer 69 Athleten aus 23 Ländern
Wettkampfort Rundkurs durch Amsterdam
Start und Ziel: Olympiastadion
Wettkampfphase 5. August 1928
Medaillengewinner
Boughera El-Ouafi (Dritte Französische Republik Frankreich)
Manuel Plaza (Chile Chile)
Martti Marttelin (Finnland Finnland)

Der Marathonlauf der Männer bei den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam wurde am 5. August 1928 ausgetragen. 69 Athleten nahmen teil, 57 von ihnen erreichten das Ziel.

Olympiasieger wurde der Franzose Boughera El-Ouafi vor dem Chilenen Manuel Plaza. Bronze ging an den Finnen Martti Marttelin.

Bestehende Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Offizielle Rekorde wurden damals in dieser Disziplin außer bei Meisterschaften und Olympischen Spielen aufgrund der unterschiedlichen Streckenbeschaffenheiten nicht geführt.

Weltbestzeit 2:29:01,8 h Albert Michelsen (Vereinigte Staaten 48 USA) Port Chester, USA 12. Oktober 1925[1]
Olympischer Rekord 2:32:35,8 h Hannes Kolehmainen (Finnland Finnland) OS Antwerpen, Belgien 22. August 1920

Der bestehende olympische Rekord wurde hier in Amsterdam um 21,2 Sekunden verfehlt.

Streckenführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Läufer verließen das Stadion links vom Marathontoren

Gestartet wurde im Olympiastadion Amsterdam, welches nach weniger als einer Runde verlassen wurde. Über den Stadionplein ging es dann ostwärts zum Amsteldijk. Die Route drehte nach Süden ab und verlief Richtung Ouderkerk, dann in südwestlicher Richtung nach Uithoorn. Nun ging es wieder Richtung Norden bis zum Amsteldijk. Von dort führte die Strecke zurück zum Olympiastadion, in dem die Läufer noch eine abschließende Runde zu absolvieren hatten.[2]

Das Rennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum: 5. August, 15:14 Uhr

Die Marathonläufer verlassen nach dem Start das Stadion
Olympiasieger Boughera El-Ouafi
Mit Silber errang Manuel Plaza die erste Olympiamedaille für Chile
Bronzemedaillengewinner Martti Marttelin
Kanematsu Yamada (links, Rang vier) und Seiichiro Tsuda (Rang sechs)
Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Boughera El-Ouafi Dritte Französische Republik Frankreich 2:32:57 h
2 Manuel Plaza Chile Chile 2:33:23 h
3 Martti Marttelin Finnland Finnland 2:35:02 h
4 Kanematsu Yamada Japan 1870Japan Japan 2:35:29 h
5 Joie Ray Vereinigte Staaten 48 USA 2:36:04 h
6 Seiichiro Tsuda Japan 1870Japan Japan 2:36:20 h
7 Yrjö Korholin-Koski Finnland Finnland 2:36:40 h
8 Sam Ferris Vereinigtes Konigreich Großbritannien 2:37:41 h
9 Albert Michelsen Vereinigte Staaten 48 USA 2:38:56 h
10 Clifford Bricker Kanada 1921 Kanada 2:39:24 h
11 Harry Wood Vereinigtes Konigreich Großbritannien 2:41:15 h
12 Verner Laaksonen Finnland Finnland 2:41:35 h
13 Harry Payne Vereinigtes Konigreich Großbritannien 2:42:39 h
14 Eino Rastas Finnland Finnland 2:43:08 h
15 Väinö Sipilä Finnland Finnland 2:43:08 h
16 Alois Krof Tschechoslowakei 1920 Tschechoslowakei 2:43:18 h
17 Johnny Miles Kanada 1921 Kanada 2:43:32 h
18 Léon Broers Belgien Belgien 2:44:37 h
19 Hans Stelges Deutsches Reich Deutsches Reich 2:45:27 h
20 Dunky Wright Vereinigtes Konigreich Großbritannien 2:45:30 h
21 Herbert Bignall Vereinigtes Konigreich Großbritannien 2:45:44 h
22 Ernie Harper Vereinigtes Konigreich Großbritannien 2:45:44 h
23 Jean Gérault Dritte Französische Republik Frankreich 2:46,08 h
24 Ilmari Kuokka Finnland Finnland 2:46:34 h
25 Gustav Kinn Schweden Schweden 2:47:35 h
26 Silas McLellan Kanada 1921 Kanada 2:49:33 h
27 Clarence DeMar Vereinigte Staaten 48 USA 2:50:42 h
28 Marcel Denis Dritte Französische Republik Frankreich 2:51:15 h
29 Guillaume Tell Dritte Französische Republik Frankreich 2:51:18 h
30 Henri Landheer Niederlande Niederlande 2:51:59 h
31 Paul Hempel Deutsches Reich Deutsches Reich 2:52:01 h
32 Aurelio Terrazas Mexiko 1918 Mexiko 2:52:22 h
33 František Zyka Tschechoslowakei 1920 Tschechoslowakei 2:52:42 h
34 Giuseppe Ferrera Italien 1861 Königreich Italien 2:53:10 h
35 José Torres Mexiko 1918 Mexiko 2:54:00 h
36 Johan Støa Norwegen Norwegen 2:54:15 h
37 Théophilus Steurs Belgien Belgien 2:54:48 h
38 Artūrs Motmillers Lettland Lettland 2:56:45 h
39 James Henigan Vereinigte Staaten 48 USA 2:56:50 h
40 Martinus Steytler Sudafrika 1928 Südafrikanische Union 2:57:21 h
41 Harvey Frick Vereinigte Staaten 48 USA 2:57:24 h
42 Jean Linsen Belgien Belgien 2:58:08 h
43 Frank Hughes Kanada 1921 Kanada 2:58:12 h
44 William Agee Vereinigte Staaten 48 USA 2:58:50 h
45 Percy Wyer Kanada 1921 Kanada 2:58:52 h
46 Georg Hoerger Deutsches Reich Deutsches Reich 2:59:01 h
47 Kurt Schneider Deutsches Reich Deutsches Reich 2:59:36 h
48 Juichi Nagatani Japan 1870Japan Japan 3:03:34 h
49 József Galambos Ungarn 1918 Ungarn 3:05:58 h
50 Paul Gerhardt Deutsches Reich Deutsches Reich 3:09:30 h
51 Gottlieb Bach Danemark Dänemark 3:10:10 h
52 Emilio Ferrer Spanien 1875 Spanien 3:11:05 h
53 Dimitrije Stefanović Jugoslawien Konigreich 1918 Jugoslawien 3:11:35 h
54 Joop Vermeulen Niederlande Niederlande 3:13:47 h
55 Pleun van Leenen Niederlande Niederlande 3:14:37 h
56 Jean Marien Belgien Belgien 3:16:13 h
57 Willem van der Steen Niederlande Niederlande 3:19:53 h
DNF Romeo Bertini Italien 1861 Königreich Italien
Vilis Cimmermans Lettland Lettland
Attilio Conton Italien 1861 Königreich Italien
Vintilǎ Cristescu Rumänien Konigreich Rumänien
Axel Elofs Schweden Schweden
Bram Groeneweg Niederlande Niederlande
Karl Laas Estland Estland
Aksel Madsen Danemark Dänemark
Stefano Natale Italien 1861 Königreich Italien
Orla Olsen Danemark Dänemark
Teunis Sprong Niederlande Niederlande
Franz Wanderer Deutsches Reich Deutsches Reich

Die Wetterbedingungen zum Startzeitpunkt waren mild. Bei Temperaturen um die 16 °C lag die Luftfeuchtigkeit bei 93 % bei Windstärke vier. Das Rennen wurde gestartet, während ein Spiel des Demonstrationswettbewerbs Lacrosse stattfand. Die Stadionrunde führte zunächst der einarmige Südafrikaner Martinus Steytler an. Auf dem Weg zum Amsteldijk bildete sich eine Spitzengruppe mit dem US-Läufer Joie Ray, den Belgiern Jean Marien und Jean Linsen sowie dem Briten Ernie Harper. Am Amsteldijk, hatte der Japaner Kanematsu Yamada aufgeschlossen und übernahm nun die Führung.

Noch vor Ouderkerk hatten sich der Deutsche Franz Wanderer sowie die Finnen Eino Rastas, Martti Marttelin und Yrjö Korholin-Koski nach vorne geschoben, wurden aber in Ouderkerk vom Belgier Linsen überholt. Das Tempo war auf Grund des herrschenden Rückenwindes recht hoch. Als es wieder nach Norden ging, wurde das Feld langsamer, da es nun dem Gegenwind ausgesetzt war. Kurz nachdem die Läufer nach Norden abgebogen waren, führte Linsen vor Wanderer sowie den Japanern Seichiiro Tsuda und Nagatani. Dahinter folgten Ray, Clifford Bricker und Albert Michelsen, Inhaber der Weltbestzeit. Wanderer ging nun an die Spitze, gefolgt von Ray, Yamada, Laasonen, Marttelin, Rastas und Nagatani.

In Uithoorn wechselte die Führung wieder. Nun gingen die Japaner Tsuda und Yamada nach vorn. Marttelin, Bricker und Ray konnten folgen. Diese Reihenfolge blieb bis zur Ankunft am Amsteldijk bestehen. Während Tsuda langsamer wurde, ging Ray auf Platz zwei vor. Jetzt kam der Franzose Boughera El-Ouafi auf, gefolgt von dem Chilenen Manuel Plaza. Ray übernahm die Spitze, wurde jedoch bald von Yamada überholt. El-Ouafi schloss zu diesem Duo auf, als Yamada von Krämpfen geplagt stürzte. El-Ouafi, Plaza und Marttelin zogen an Yamada, der das Rennen noch fortsetzen konnte, vorbei. Auch Ray bekam nun Muskelkrämpfe.

El-Ouafi war der erste Läufer, der ins Stadion kam. 26 Sekunden später folgte Plaza, dann Marttelin. Yamada schaffte es noch auf Platz vier. Diese Reihenfolge veränderte sich nicht mehr. El-Ouafi verfehlte den olympischen Rekord des Finnen Hannes Kolehmainen von 1920 nur um 22 Sekunden.[2]

Boughera El-Ouafi schaffte den ersten französischen Sieg im olympischen Marathonlauf.

Manuel Plaza gewann die erste chilenische Medaille bei Olympischen Spielen.

Videolinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970, S. 201f

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Weltrekorde. Marathon. Männer, rekorde-im-sport.de, abgerufen am 16. Juni 2021
  2. a b David E. Martin, Roger W. H. Gynn: The Olympic Marathon. Human Kinetics Pub, 2000, ISBN 0-88011-969-1, S. 136–139. (englisch)