Popocatépetl

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Popocatépetl

Der Popocatépetl vom Paso de Cortés aus gesehen

Höhe 5462 m
Lage Grenze der Bundesstaaten México, Puebla und Morelos
Gebirge Sierra Volcánica
Dominanz 142 km → Citlaltépetl
Schartenhöhe 3020 m
Koordinaten 19° 1′ 40″ N, 98° 37′ 23″ WKoordinaten: 19° 1′ 40″ N, 98° 37′ 23″ W
Popocatépetl (México)
Popocatépetl (México)
Typ Schichtvulkan
Letzte Eruption 18.04.2016
Erstbesteigung 1519 durch Diego de Ordás
Normalweg Hochtour (teilweise vergletschert)
pd3
pd5
fd2

Der Popocatépetl (Nahuatl: Popōcatepētl (= rauchender Berg)), zuweilen auch El Popo oder Don Goyo genannt, ist einer der sogenannten Zwillingsvulkane am Rand des Hochlands von Mexiko. Seine derzeitige Höhe beträgt 5462 m, während seine „kleinere Schwester“ Iztaccíhuatl aktuell auf 5286 m kommt. Die Franziskaner, Dominikaner und Augustiner gründeten Anfang des 16. Jahrhunderts auf dem Bergmassiv Klöster, die die Ausgangsbasis für weitere Missionsstationen in ganz Mexiko bildeten. Vierzehn dieser Klöster wurden von der UNESCO ausgewählt und zum Weltkulturerbe erklärt.

Geografie

Der Popocatépetl befindet sich in rund 70 km Entfernung von Mexiko-Stadt und etwa 40 km von Puebla. Insgesamt wohnen bis zu 30 Millionen Menschen in seinem Einzugsbereich, d. h. innerhalb eines Radius von 100 km um den Vulkan.

Popocatépetl ist nach dem Citlaltépetl (5636 m, auch Pico de Orizaba) der zweithöchste Vulkan Nordamerikas sowie der zweithöchste Berg Mexikos.

Name und Sage zur Entstehung

Der Name des Vulkans ist aztekischen Ursprungs und bedeutet stark rauchender Berg.

Satellitenaufnahme
Vulkan Popocatépetl, gesehen vom Aufstieg zum Nachbarvulkan Iztaccíhuatl

Einer aztekischen Sage zufolge lebten früher ein Häuptling und seine Frau in Tenochtitlan, einer Aztekenstadt, die heute Mexico-Stadt heißt. Der Häuptling war ein berühmter Eroberer, der von allen Azteken geliebt wurde. Er und seine Frau waren besorgt, dass sie kein Kind mehr bekommen würden. Doch eines Tages gebar die Ehefrau ein Mädchen, das so schön war wie seine Mutter. Das Mädchen wurde „Iztaccíhuatl“ genannt, was auf Náhuatl „Weiße Dame“ bedeutet.

Alle Ureinwohner liebten Iztaccíhuatl und ihre Eltern. Das Mädchen wurde darauf vorbereitet, eines Tages die Rolle ihres Vaters als Anführerin zu übernehmen. Als Iztaccíhuatl älter wurde, verliebte sie sich in den Anführer eines anderen Stammes, Popocatépetl.

Eines Tages brach ein Krieg aus und die Kämpfer mussten mit ihren Truppen in den Süden ziehen, um den Feind zu besiegen.

Der Häuptling erzählte Popocatépetl, dass er seine Tochter heiraten könne, wenn er ihm den Kopf des Feindes bringe. Popocatépetl zog in den Krieg, Iztaccíhuatl blieb zurück.

Nach mehreren Monaten kehrte ein Krieger zurück, der Popocatépetl hasste. Er überbrachte die falsche Nachricht, dass seine Armee gewonnen hätte, aber Popocatépetl gefallen wäre. Der Häuptling war traurig, als er das hörte, aber Iztaccíhuatl konnte nicht aufhören, zu weinen. Sie verließ das Haus nicht mehr, aß und trank nichts, sodass sie nach wenigen Tagen an ihrem Kummer starb.

Als der Häuptling die Beerdigung seiner Tochter vorbereitete, kehrte Popocatépetl mit seinen Truppen erfolgreich aus dem Krieg zurück. Popocatépetl sah seine tote Geliebte und verfiel in Trauer. Er trug Iztaccíhuatl in seinen Armen aus der Stadt heraus einen weiten Weg bis zu einem Berg. Dort befahl er seinen Kriegern, ein Grabmal zu errichten, und legte seine Geliebte behutsam hinauf. Dann kniete er sich neben sie und blieb bei ihr, bis auch er an seinem Kummer starb.

Die Götter waren berührt von Popocatépetls Opfer. Sie verwandelten das Grabmal und die beiden Verstorbenen in einen Berg und einen Vulkan. Der Berg, der nach Iztaccíhuatl benannt wurde, sieht aus wie eine schlafende Frau.

Der Name „Popocatépetl“ bedeutet auf Náhuatl „Rauchender Berg“, da aus dem Vulkan ab und zu Rauch aufsteigt. Damit zeigt Popocatépetl, dass er immer über Iztaccíhuatl wacht, die an seiner Seite schläft.

Geschichte

Wagemutige Geologen auf dem Weg zum Kraterrand (um 1868)

Der spanische Konquistador Diego de Ordás bestieg als erster Europäer im November 1519 den Popocatépetl in Begleitung zweier Waffenbrüder.[1] Kaiser Karl V. erlaubte ihm danach, den Vulkan in seinem Wappen zu tragen.

Die Vulkankette aus Popocatépetl, Iztaccíhuatl und Tláloc trennte in vorspanischer Zeit die aztekisch beherrschten Gebiete im Westen Mexikos von den unabhängigen politischen Einheiten Tlaxcallan (heute: Tlaxcala) und Huexotzinco (heute: Puebla) im Osten. Die Region war bereits wenige Jahre nach der spanischen Eroberung im Besitz von spanischen Encomenderos (darunter auch der erwähnte Diego de Ordás) und des Marquéz del Valle Hernán Cortés sowie Schauplatz intensiver Missionierung. Zu diesem Zweck wurden im 16. Jahrhundert zahlreiche Klöster errichtet, zuerst von Franziskanern, später auch von den Dominikanern und Augustinern. Vierzehn dieser gut erhaltenen Klöster in einem Umkreis von mehr als 60 Kilometer um den Vulkan waren 1994 der Anlass, den Berg zum Weltkulturerbe zu erklären.

Geologie

Es handelt sich um einen teilweise von Gletschern bedeckten Schichtvulkan. Der Vulkankegel ruht auf den Überresten von mindestens drei Vorgängern, die durch gravitationellen Kollaps zerstört wurden. Bedeutende Ablagerungen von Schuttlawinen zeugen von diesen Ereignissen. Zum Vulkansystem gehört auch der derzeit inaktive Nachbarvulkan Iztaccíhuatl, wobei sich die Aktivität über Hunderttausende von Jahren vom letzteren nach Süden auf den ersteren verschoben hat. Der zentrale Krater hat einen Durchmesser von 400 bis 600 m und wird teilweise von Lavadomen ausgefüllt. Die konische Form des Berges wird durchbrochen von dem sog. „Ventorillo“, dem Rest eines früheren Vulkans. Pópocatépetl selbst hat seit dem mittleren Holozän mindestens drei Plinianische Eruptionen erzeugt, gefolgt von pyroklastischen Strömen und Lahars.[2] Seine Gesteine sind beeinflusst durch die im Süden gelegene Subduktionszone und rangieren von Basalt bis Dazit, allerdings mit Tendenz zu den mehr evolvierten, d. h. Siliciumdioxid-haltigeren Gesteinsarten und Magma-Mixing. Die aus einer oberflächennahen Magmakammer stammenden Materialien sind relativ homogen und enthalten sowohl felsische als auch mafische Komponenten.[3]

Eruptionsgeschichte

Bis 1900

Die bislang erforschte Geschichte des Vulkans beginnt vor 430.000 Jahren, als eine große Eruption vom Bezymianny-Stil das damalige Vulkangebäude in sich zusammenbrechen ließ.

Vor ca. 25.000 Jahren wurde das nächste Vulkangebäude durch eine Eruption zerstört, die der des Mount St. Helens 1980 glich, d. h. durch einen sog. Lateral blast, der beim explosiven Zusammenbruch eines seitlich aufsitzenden Lavadoms entstand.

Eine Plinianische Eruption zerstörte vor ca. 15.000 Jahren den unmittelbaren Vorgänger des Popocatepétl, den heutige Vulkanologen „El Fraile“ (= den Mönch) tauften.

Weitere große Ausbrüche fanden vor ca. 11.000 Jahren, 7.000, 4.000 und 3.000 Jahren statt.

Bezeichnenderweise ließen sich aufgrund der zeitlichen Entfernung bis dahin nur die wirklich großen Ausbrüche nachweisen.

Ab dem 14. Jahrhundert sind die Eruptionen besser belegt. Abgesehen von einer größeren um 1509 handelt es sich bei den nachgewiesenen um unbedeutendere Ausbrüche bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts.[4]

20. Jahrhundert

Im Dezember 2000

Die Aktivität setzte 1919 ein und dauerte bis 1927 an. Dabei ergaben sich kleinere und mittelgroße Ausbrüche mit Auswurf von Asche und Bimsstein sowie Bildung eines Lavadomes im Jahre 1924. Ein Ausbruch am 21. Dezember 1994 beendete eine ca. 70 Jahre lange Ruhephase. Ein weiterer Ausbruch erfolgte 2000.

21. Jahrhundert

In den Jahren 2007, 2011 und im April 2012 kam es zu Eruptionen mit teilweise kilometerhoch steigenden Aschewolken.[5] Auch im Jahr 2013 war der Vulkan aktiv. Am 13. Mai 2013 wurde eine 18 Quadratkilometer große Zone gesperrt und die Einrichtung von Notunterkünften vorbereitet.[6] Es wurde die Alarmstufe „Gelb-Phase 3“ ausgerufen.[7] Am 18. Juni 2013 brach der Vulkan erneut aus und stieß eine mehr als vier Kilometer hohe Aschewolke sowie glühendes Gestein aus.[8] Ascheausstöße verursachten eine Sperre des Flughafens Hermanos Serdan bei Puebla um den 13. Juli 2013.[9] Am 30. Oktober 2015, um 8:57 Uhr spuckte der Vulkan wieder Feuer und Asche. Die Rauchwolke stieg rund 3000 Meter über dem Krater auf und zog Richtung Nordosten. Am 17./18. April 2016 hat der Vulkan Lava ausgestoßen, eine 3000 Meter hohe Aschesäule ausgebildet und es fiel Asche u.a. in Puebla.[10]

Literatur

  • Hugo Delgado Granados (Hrsg.): The 1994- present eruption of Popocatépetl. Background, current activity, and impacts. Elsevier, Amsterdam 2008 (Journal of volcanology and geothermal research 170.2008,1/2)
  • Wilhelm Reinhart: Eine Besteigung des Popocatepetl. Mit zehn Illustrationen nach photographischen Aufnahmen des Verfassers. In: Reclams Universum : Moderne illustrierte Wochenschrift 27.1 (1911), S. 559–565.

Weblinks

Commons: Popocatépetl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bernal Díaz del Castillo: Die Wahrhafte Geschichte der Eroberung von Mexiko. Steingrüben Verlag, Stuttgart 1965, S. 202
  2. https://volcano.si.edu/volcano.cfm?vn=341090
  3. P. Schaaf, et al.: Geochemical Evidence for Mantle Origin and Crustal Processes in Volcanic Rocks from Popocatépetl and Surrounding Monogenetic Volcanoes, Central Mexico. Journal of Petrology (June 2005) 46 (6): 1243–1282. doi:10.1093/petrology/egi015
  4. Centro National de Prevención de Desastres: Historia de la Activitad del volcán Popocatépetl. 17 años de erupciones. México 2012
  5. Vulkan-Ausbruch: „El Popo“ schreckt Mexiko auf. In: Spiegel Online. SPIEGEL ONLINE GmbH, 21. April 2012, abgerufen am 18. Juni 2013.
  6. NZZ online abgerufen 14. Mai 2013
  7. http://latina-press.com/news/153318-mexiko-alarmstufe-am-popocatepetl-erhoeht/
  8. Popocatépetl stößt kilometerhohe Aschewolke aus. In: FOCUS Online. FOCUS Magazin Verlag GmbH, 18. Juni 2013, abgerufen am 18. Juni 2013.; Video vom Vulkanausbruch auf liveleak.com
  9. http://orf.at/#/stories/2190737/ Vulkan Popocatepetl wieder aktiv - Flughafen geschlossen, ORF.at 13. Juli 2013.
  10. http://orf.at/#/stories/2335325/ Mexiko: Vulkan Popocatepetl ließ Asche regnen, orf.at, 19. April 2016, abgerufen 19. April 2016.