Ramón Fonseca Mora

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Ramón Fonseca Mora, 2009

Ramón Fonseca Mora (* 14. Juli 1952 in Panama-Stadt)[1][2] ist ein panamaischer Romanautor, Rechtsanwalt und Mitbegründer der Kanzlei Mossack Fonseca. Bis zum Bekanntwerden der Panama Papers im März 2016 war er zudem Berater des panamaischen Präsidenten und Vize-Vorsitzender der Regierungspartei Partido Panameñista.

Den veröffentlichten Unterlagen zufolge hat Mossack Fonseca weltweit mehr als 214.000 Briefkastenfirmen gegründet. Es stellte sich heraus, dass einige davon für illegale Zwecke, einschließlich Betrug und Steuerhinterziehung, genutzt wurden.[3] Im März 2018 gab das Unternehmen seine Schließung bekannt.[4]

Frühe Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fonseca wurde am 14. Juli 1952 in Panama geboren[5] und studierte Jura und Politik an der Universidad de Panamá und an der London School of Economics.[6] Berichten zufolge erwog Fonseca als junger Mann, dem Priestertum beizutreten.[7]

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1986 gründete er zusammen mit Jürgen Mossack die Kanzlei Mossack Fonseca. Mossack gründete bereits 1977 die Kanzlei Jürgen Mossack Lawfirm in Panama-Stadt.[8] Mit mehr als 40 Büros entwickelte sie sich zur viertgrößten Offshore-Anwaltskanzlei der Welt. Im März 2018 wurde das Unternehmen aufgrund seiner Beteiligung an der Panama-Papers-Affäre geschlossen.[4]

Ramón Fonseca war stellvertretender Vorsitzender der Partido Panameñista, die Panamas derzeitigen Präsidenten Juan Carlos Varela stellte.[9][10] Ramón Fonseca galt als engster Vertrauter des Präsidenten, bis es zur Bekanntgabe der Panama Papers kam.

Ermittlungsverfahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Panama Papers[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 3. April 2016 veröffentlichten verschiedene internationale Medien in Kooperation mit dem Internationalen Konsortium für investigative Journalisten (ICIJ) eine Reihe von Artikeln über Kunden von Mossack Fonseca und deren Finanzkonstrukte in Steueroasen. Die Artikel basierten auf einem Datensatz des Konzerns, der der Süddeutschen Zeitung von einem Whistleblower zugespielt wurde.[11] Im Jahr 2016 wurde die Kanzlei Mossack Fonseca von der Polizei wegen des Verdachts der Geldwäsche, Bestechung und Korruption durchsucht.[12] Fonseca wies die Vorwürfe, dass die Kanzlei bei Geldwäsche und Steuerhinterziehungen mithelfe, in einem Fernsehinterview am 3. April 2016 zurück. Er bezeichnete die Weitergabe der internen Dokumente als „Hack“ und als „Verbrechen“.[13]

Im Oktober 2020 wurden Mora und sein früherer Geschäftspartner Mossack zur weltweiten Fahndung ausgeschrieben, nachdem Haftbefehle in Deutschland wegen des Verdachts auf Beihilfe zur Steuerhinterziehung und Bildung einer kriminellen Vereinigung erlassen worden waren.[14]

Geldwäsche in Brasilien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Februar 2017 wurden sowohl Fonseca als auch Jürgen Mossack im Zusammenhang mit einer Untersuchung zu Geldwäsche und Korruption in Brasilien, bekannt als Operation Lava Jato, festgenommen.[15][9][10] Zunächst wurde ihnen die Freilassung gegen Kaution verweigert, da das Gericht Fluchtgefahr sah.[16] Sie wurden im folgenden April gegen eine Kaution von 500.000 US-Dollar freigelassen.[17][18]

Im Jahr 2022 wurden Fonseca und Mossack freigesprochen, da die Staatsanwaltschaft nicht beweisen konnte, dass die Kanzlei mit illegalen Geldern aus Brasilien gehandelt habe oder versucht habe diese zu verstecken.[19][20]

Karriere als Autor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fonseca ist ein preisgekrönter Romanautor.[6][21] Er hat Romane sowie Theaterstücke und Kurzgeschichten geschrieben. Sein Kriminalroman La danza de las mariposas erschien 2000 in deutscher Übersetzung als Der Tanz der Schmetterlinge; er spielt in einem fiktiven mittelamerikanischen Land, in dem Militärs mit Hilfe eines esoterischen Zirkels die Gesellschaft kontrollieren.[22] Für La danza de las mariposas (1994) und Soñar con la ciudad (1998) wurde er jeweils mit dem Ricardo-Miró-Preis, dem nationalen Literaturpreis in Panama, ausgezeichnet.[23]

Werke

  • 1976: Las Cortes Internacionales de Justicia
  • 1977: Reflexiones de Derecho Judicial
  • 1985: Compañías Panameñas
  • 1988: Panamá, un viejo lugar bajo el sol
  • 1994: La danza de las mariposas
  • 1995: La Isla de las Iguanas
  • 1996: La ventana abierta
  • 1998: Soñar con la ciudad
  • 2000: 4 Mujeres vestidas de Negro
  • 2007: El Desenterrador
  • 2009: Ojitos de Ángel
  • 2012: Míster Politicus

Persönliches Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fonseca hat sechs Kinder[24] und war mit Elizabeth Ward Neiman verheiratet, die am 9. September 2020 Botschafterin der Republik Panama in den Niederlanden wurde.[25] Sein Sohn Eduardo Fonseca Ward, ist ehemaliger Botschafter Panamas in den Vereinigten Arabischen Emiraten.[26]

In der Populärkultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2016 kündigte Steven Soderbergh an, einen Film über die Panama-Papers-Affäre zu produzieren.[27] Die Filmsatire Die Geldwäscherei wurde am 1. September 2019 bei den Filmfestspielen von Venedig erstmals gezeigt.[28] Im Film wird Fonseca von Antonio Banderas dargestellt.

Mossack und Fonseca versuchten, die Veröffentlichung des Films auf Netflix zu blockieren, indem sie im Oktober 2019 eine Verleumdungsklage gegen Netflix einreichten und argumentierten, dass die laufenden FBI-Ermittlungen und ein möglicher Prozess in New York sowie ihre Verteidigung gegen Strafanzeigen in Panama durch ihre Darstellung in Die Geldwäscherei negativ beeinträchtigt werden könnten.[29] Ein Richter entschied, dass der Fall beim falschen Gericht eingereicht worden sei, und verwies ihn nach Los Angeles.[30] Da ein Gerichtsurteil noch ausstand, wurde der Film am 18. Oktober 2019 von Netflix zum Streamen bereitgestellt.[31] Im Dezember 2020 wies ein Richter die Klage von Mossack und Fonseca aufgrund des im ersten Zusatzartikel der US-Verfassung verankerten Rechts auf Meinungsfreiheit zurück.[32]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ramón Fonseca Mora: “Vengo a contar mi verdad”. La Estrella de Panamá, 14. März 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. April 2016; abgerufen am 4. April 2014 (spanisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/laestrella.com.pa
  2. Ramón Fonseca Mora (1952). Abgerufen am 4. April 2016 (spanisch).
  3. Giant Leak of Offshore Financial Records Exposes Global Array of Crime and Corruption. In: icij.org. 3. April 2016, abgerufen am 26. Februar 2024.
  4. a b Mossack Fonseca law firm to shut down after Panama Papers tax scandal. In: theguardian.com. 14. März 2018, abgerufen am 26. Februar 2024.
  5. Im Zirkel der Macht. In: sueddeutsche.de. 13. April 2016, abgerufen am 26. Februar 2024.
  6. a b Mossack Fonseca & Co. had a problem in Vegas. auf panamapapers.icij.org
  7. Die Milliarden-Jongleure von Panama. In: tagesanzeiger.ch. 4. April 2016, abgerufen am 27. Februar 2024.
  8. Hans Leyendecker, Frederik Obermaier, Bastian Obermayer, Vanessa Wormer: Mossack Fonseca: Die Firma. In: Süddeutsche Zeitung. 3. April 2016, abgerufen am 4. April 2016.
  9. a b Mossack-Fonseca-Gründer festgenommen. In: spiegel.de. 10. Februar 2017, abgerufen am 5. März 2024.
  10. a b Gründer von Mossack Fonseca festgenommen. In: faz.net. 10. Februar 2017, abgerufen am 5. März 2024.
  11. Eine Quelle, 400 Journalisten: Die Geschichte der PanamaPapers. 3. April 2016, abgerufen am 3. April 2016.
  12. Mossack Fonseca: Panama Papers law firm bosses refused bail. In: theguardian.com. 11. Februar 2017, abgerufen am 27. Februar 2024.
  13. Panamas Staatsanwaltschaft leitet Ermittlungen ein. In: Süddeutsche Zeitung. 4. April 2016, abgerufen am 4. April 2016.
  14. tagesschau.de: Deutsche Haftbefehle gegen Panama-Papers-Drahtzieher. Abgerufen am 20. Oktober 2020.
  15. Founders of Panama Papers Law Firm Arrested on Money Laundering Charges. In: icij.org. 11. Februar 2017, abgerufen am 27. Februar 2024.
  16. Das Ende einer Skandal-Firma. In: sueddeutsche.de. Abgerufen am 5. März 2024.
  17. Panama grants bail to Mossack Fonseca founders in Brazil corruption case. In: reuters.com. Abgerufen am 27. Februar 2024.
  18. Mossack-Fonseca-Gründer sind wieder frei. In: faz.net. Abgerufen am 5. März 2024.
  19. Judge acquits key figures in Panama Papers scandal. In: apnews.com. 17. Juni 2022, abgerufen am 29. Februar 2024.
  20. Where are the key Panama Papers figures, seven years later? In: icij.org. 3. April 2023, abgerufen am 29. Februar 2024.
  21. Panamanian Law Firm Is Gatekeeper To Vast Flow of Murky Offshore Secrets. In: icij.org. 3. April 2016, abgerufen am 29. Februar 2024.
  22. Ramon Fonseca Mora: Der Tanz der Schmetterlinge bei perlentaucher.de
  23. The saga of Mossack Fonseca. In: thehindu.com. 9. April 2016, abgerufen am 29. Februar 2024.
  24. 2004-2005 Men's Rowing Roster. In: santaclarabroncos.com. Abgerufen am 3. März 2024.
  25. Panama, the country that Panamanians return to and foreigners fall in love with. In: diplomatmagazine.eu. Abgerufen am 3. März 2024.
  26. UAE and Panama discuss security cooperation. In: gulfnews.com. 25. Juni 2018, abgerufen am 3. März 2024.
  27. Panama Papers Movie in the Works From Steven Soderbergh. In: variety.com. 6. Juli 2016, abgerufen am 22. Februar 2024.
  28. The Laundromat review: Gary Oldman spins lies to Meryl Streep in sparkling comedy. In: theguardian.com. 1. September 2019, abgerufen am 22. Februar 2024.
  29. 'The Laundromat' on Netflix: What are the Panama Papers? In: newsweek.com. 18. Oktober 2019, abgerufen am 22. Februar 2024.
  30. Netflix’s ‘The Laundromat’ Goes On as Court Transfers Lawsuit. In: nytimes.com. 18. Oktober 2019, abgerufen am 22. Februar 2024.
  31. Netflix moves to shut down lawsuit over Panama Papers film The Laundromat. In: theguardian.com. 18. Oktober 2019, abgerufen am 22. Februar 2024.
  32. Judge rejects Panama Papers law firm’s libel case against Netflix over 'The Laundromat'. In: icij.org. 4. Januar 2021, abgerufen am 22. Februar 2024.