Rizi (Film)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Film
Titel Rizi (Days)[1]
Originaltitel 日子
Transkription Rìzi
Produktionsland Taiwan
Erscheinungsjahr 2020
Länge 127[2] Minuten
Stab
Regie Tsai Ming-liang
Drehbuch Tsai Ming-liang
Produktion Claude Wang
Kamera Chang Jhong-Yuan
Schnitt Chang Jhong-Yuan
Besetzung

Rizi (Originaltitel: chinesisch 日子, Pinyin rìzi – „Tag, Datum“, internationaler Titel: englisch Days, dt.: „Tage“) ist ein taiwanischer Spielfilm von Tsai Ming-liang aus dem Jahr 2020. Geschildert wird die erotische Begegnung zweier einsamer Männer.[3] Die Hauptrollen in der Low-Budget-Produktion, die ohne Dialog auskommt, spielen Lee Kang-sheng und Anong Houngheuangsy.

Die Uraufführung erfolgte am 27. Februar 2020 im Rahmen des Wettbewerbs der 70. Internationalen Filmfestspiele Berlin.[3]

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund einer Krankheit und der damit verbundenen Behandlung starken Nackenschmerzen ausgesetzt, lebt Kang in den Tag hinein. Er bewohnt ein großes Haus und schaut durch die Glasfront auf die Natur hinaus. Der jüngere Non lebt in einer kleinen Wohnung in Bangkok. In seiner Freizeit widmet er sich methodisch der Zubereitung traditioneller Speisen aus seinem Heimatdorf.

Kang und Non treffen in einem Hotelzimmer aufeinander und es kommt zu einer erotischen Begegnung. Sie spenden sich in ihrer Einsamkeit kurzzeitig gegenseitig Trost und essen auch zusammen. Kang bezahlt Non für seine Dienste und schenkt ihm eine Spieluhr, die „Terry’s Theme“ aus Charlie Chaplins Film Rampenlicht (1952) zum besten gibt. Später verabschieden sich die beiden Männer, um ihre Leben getrennt voneinander weiterzuführen. Am Ende des Films sitzt Non allein auf einer Bank am Straßenrand und dreht erneut an der Spieluhr. Sie übertönt den Verkehrslärm. Non steht auf und geht.[4]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tsai Ming-liang (2013)

Für Tsai Ming-liang ist Rizi der erste Spielfilm seit Jiaoyou / Stray Dogs (2013). Dazwischen hatte er sich Kurzfilmen, Dokumentationen sowie einem VR-Projekt gewidmet. Die Dreharbeiten zu Rizi reichen bis ins Jahr 2014 zurück und innerhalb des Projekts entstanden zahlreiche Filmclips. Die Hauptrollen besetzte er mit seinem Stamm-Schauspieler Lee Kang-sheng, mit dem er seit mehr als drei Jahrzehnten zusammenarbeitet, sowie dem Filmdebütanten Anong Houngheuangsy aus Laos, den Tsai durch Zufall auf den Straßen von Bangkok entdeckte.[5] Tsai sprach davon, dass sein elfter Spielfilm ein „Geschenk des Himmels“ sei, da Lee im Verlauf des Projekts erkrankte und er keinem Plan, keiner Idee oder einem Drehbuch folgte. So zogen sich die Dreharbeiten mit Unterbrechungen über vier Jahre hin. Auf Anong stieß der Regisseur durch Zufall, als dieser in einem bescheidenen Haus Essen kochte.[6]

Bei Rizi handelt es sich um einen handgemachten Low-Budget-Film, da Tsai müde vom etablierten Studiosystem gewesen sei. Je mehr Menschen Filme machen würden, desto kleiner seien seine Projekte geworden, über die er aber im Gegenzug frei entscheiden könne: „Ich filme nun das Leben. Anongs Tag ist mein Tag“, so Tsai.[6] Der Regisseur warb für die Vollendung des Films öffentliche Gelder ein, wozu auch ein langer Schnittprozess nötig war. Er kündige den Film 2019 bei den 76. Internationalen Filmfestspiele von Venedig an.[5]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach seiner Premiere auf der Berlinale erhielt der Film überwiegend positive Kritiken. Im internationalen Kritikenspiegel der britischen Fachzeitschrift Screen International erhielt Rizi 3,3 von vier möglichen Sternen. Damit belegte der Film hinter dem US-amerikanischen Beitrag Niemals Selten Manchmal Immer (Never Rarely Sometimes Always) (3,4 Sterne) den 2. Platz unter allen 18 Berlinale-Wettbewerbsfilmen.[7]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Rizi konkurrierte Tsai Ming-liang zum dritten Mal nach 1997 (Spezialpreis der Jury für Der Fluss) und 2005 (Alfred-Bauer-Preis, Silberner Bär – Herausragende Einzelleistung und FIPRESCI-Preis für Das Fleisch der Wassermelone) bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin um den Goldenen Bären, den Hauptpreis des Festivals.[8] Der Film blieb von der Wettbewerbsjury um Jeremy Irons unprämiert, erhielt aber im Rahmen der Vergabe des LGBTIQ-Filmpreises Teddy Award einen Preis der Jury zuerkannt.[9]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 70. Internationale Filmfestspiele Berlin. (pdf; 1,5 MB) Berlinale-Pressekonferenz am 29. Januar 2020. In: berlinale.de. Internationale Filmfestspiele Berlin 2020, 29. Januar 2020, S. 5, abgerufen am 27. März 2022.
  2. Englischsprachiges Presseheft zum Film Days, S. 19 (PDF-Datei; 17,78 MB).
  3. a b Rizi. In: berlinale.de, abgerufen am 11. Februar 2020.
  4. Fabian Wallmeier: Vielleicht Tsai Ming-Liangs zärtlichster Film. In: rbb24.de, 27. Februar 2020, abgerufen am 27. Februar 2020.
  5. a b 日子. In: movie.douban.com, abgerufen am 3. Februar 2020 (chinesisch).
  6. a b Wu Xangshuang: 台灣電影發光!蔡明亮《日子》三度角逐金熊獎、張作驥《陌生人》鹿特丹影展爭大銀幕. In: storm.mg, 30. Januar 2020, abgerufen am 3. Februar 2020 (chinesisch).
  7. Ben Dalton: Eliza Hittman’s ‘Never Rarely Sometimes Always’ finishes top of Screen’s Berlin 2020 jury grid. In: screendaily.com, 29. Februar 2020, abgerufen am 29. Februar 2020 (englisch).
  8. Der Wettbewerb der 70. Berlinale und abschließende Auswahl des Berlinale Special (Memento des Originals vom 31. Januar 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.berlinale.de. In: berlinale.de, 29. Januar 2020, abgerufen am 29. Januar 2020.
  9. Preise von unabhängigen Jurys. In: berlinale.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Februar 2020; abgerufen am 4. März 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.berlinale.de