Roman Benedikt Nollet

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 2. Juni 2015 um 09:19 Uhr durch Wikiwal (Diskussion | Beiträge) (HC: Ergänze Kategorie:Orgellandschaft Rheinland). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Roman Benedikt Nollet (auch Romanus Benediktus Nollet; * 12. Februar 1710 in Luxemburg (Stadt); † 13. März 1779 in Trier) war ein Orgelbauer, der vornehmlich in der Region Trier bis nach Luxemburg tätig war.

Leben

Er war der Sohn des ursprünglich französischen Orgelbauers Jean Nollet (1681–1735) und führte dessen Werk fort.[1] Er wird als Mann „auffallend durch künstlerische Fähigkeiten und miserable Sitten“ beschrieben.[2]

Nollet heiratete am 8. Januar 1728 in Trier Maria Catharina Werner (1702–1747) und hatte mit ihr sechs Kinder. In zweiter Ehe war er am 10. Juli 1748 mit Irmina Claeres aus Trier verheiratet. Aus dieser Ehe entstammte sein Sohn Johann Bernhard Nollet (* 1748),[3] der bei späteren Werken des Vaters mitarbeitete und im Jahr 1777 den Betrieb von seinem Vater übernahm.

Werk

Stärker als die Parallelen zum Stil der Orgelbauerfamilie Stumm (beispielsweise die Vox angelica und die Einzelterz) sind die Ähnlichkeiten mit dem Orgelbauer Balthasar König und seiner Familie, die im Raum Köln und Münstereifel wirkten.[4] So begegnet die Register Cornett und Tintinabulum regelmäßig. Die Familie Nollet ist vom belgisch-luxemburgischen Orgelbau geprägt, was sich in französischen Registernamen und in der Prospektgestaltung widerspiegelt. Die Orgel in Orval bestand keine 20 Jahre, war aber zu ihrer Zeit einer der größten Orgeln in Europa.[5] Außer dem erhaltenen Werk in Trier-Irsch sind nur noch einige Prospekte erhalten. Außerdem arbeitete er in St. Wendel (Saarbrücken) und in der Gegend um Wittlich und Köln (vermutlich St.-Kunibert-Kirche).[2]

Werkliste (Auswahl)

Folgende Arbeiten sind nachgewiesen.

Die Größe der Instrumente wird in der fünften Spalte durch die Anzahl der Manuale und die Anzahl der klingenden Register in der sechsten Spalte angezeigt. Ein großes „P“ steht für ein selbstständiges Pedal.

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Anmerkungen
1727 Trier Trierer Dom III/P 35 nicht erhalten[6]
1736 Saarbrücken Basilika St. Johann nicht erhalten
1736 Tholey Benediktinerabtei St. Mauritius III/P 42 Prospekt erhalten
1745 Bernkastel St. Michael II/P 18–20 Die Vorgängerorgel aus dem 18. Jh. baute Nollet in Longkamp, St. Andreas wieder auf, möglicherweise in erweiterter Form. Die Orgel in Bernkastel wurde nach Kriegsschäden 1955 durch einen Neubau von Klais ersetzt.[7]
1753–1754 Kirchberg (Hunsrück) Michaelskirche I/P Umbau der ersten Orgel von Johann Michael Stumm (1717) von 4′- auf 8′-Basis; Nollets Prospekt erhalten[8]
1756 Trier St. Paulin Prospekt nach einem Entwurf von Balthasar Neumann erhalten[9]
1745–1748 Trier St. Paulus 1792 verkauft; verschollen[10]
um 1752 Himmerod Klosterkirche III/P 39 Zuschreibung; 1802 in den Trierer Dom umgesetzt; nicht erhalten[11]
1765 Trier St. Antonius I/P 13 Prospekt im französischen Stil mit drei schmalen Rundtürmen und breiten Flachfeldern mit darüber geschwungenen Gesimsen; 1862 in die Pfarrkirche St. Georg zu Trier-Irsch umgesetzt; einzige erhaltene Nollet-Orgel[12]
1766 Wadgassen Abteikirche nicht erhalten
1767 Luxemburg St. Nicolaus
1773 Klausen Wallfahrtskirche St. Maria zusammen mit seinem Sohn; Prospekt in Metz, St. Martin erhalten[13]
1773–1780 Orval Klosterkirche IV/P 85 zusammen mit seinem Sohn; nicht erhalten

Literatur

  • Franz Bösken, Hermann Fischer, Matthias Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 4: Regierungsbezirke Koblenz und Trier, Kreise Altenkirchen und Neuwied. 2 Bände. Schott, Mainz 2005, ISBN 978-3-7957-1342-3 (Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte 40).
  • Hermann Fischer, Theodor Wohnhaas: Lexikon süddeutscher Orgelbauer. Florian Noetzel Verlag, Wilhelmshaven 1994, ISBN 3-7959-0598-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fischer/Wohnhaas: Lexikon süddeutscher Orgelbauer. 1994, S. 279.
  2. a b abteiorgel.de: Die Nollet-Orgel, gesehen 1. November 2012.
  3. Saarländische Biografien, gesehen 1. November 2012.
  4. Bösken/Fischer/Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 4, 2005, S. 31.
  5. Bösken/Fischer/Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 4, 2005, S. 32.
  6. Bösken/Fischer/Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 4, 2005, S. 1074–1077.
  7. Bösken/Fischer/Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 4, 2005, S. 175f., 632.
  8. Bösken/Fischer/Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 4, 2005, S. 481f.
  9. Bösken/Fischer/Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 4, 2005, S. 1133f, 1138.
  10. Bösken/Fischer/Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 4, 2005, S. 1139.
  11. Bösken/Fischer/Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 4, 2005, S. 405f.
  12. Bösken/Fischer/Thömmes: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins. Bd. 4, 2005, S. 32, 439f, 1030f.
  13. Sanierung der Wehlener Kirchenorgel, gesehen 1. November 2012.