Rudolstadt-Festival

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Die Große Bühne auf dem Marktplatz ist das Zentrum des TFF. Hier der Auftritt der Kindergruppe des Thüringer Folkloretanzensembles 2013.

Das Rudolstadt-Festival, zuvor Tanz&FolkFest, TFF.Rudolstadt, TFF Rudolstadt, seit 2016 Rudolstadt-Festival,[1] ist das größte Folk-Roots-Weltmusik-Festival Deutschlands. Es findet jährlich im thüringischen Rudolstadt am ersten vollständigen Juli-Wochenende von Donnerstag bis Sonntag statt. Zugleich ist das Festival eines der bedeutendsten und größten Folkfestivals Europas. Den Besucherrekord hält das Festival 2011 mit über 90.000 Gästen.[2] Auch 2016 wurden 90.000 Besucher registriert. „Insgesamt hat es mehr als 300 Konzerte und Workshops gegeben. Künstler aus rund 40 Ländern haben in Rudolstadt auf mehr als 20 Bühnen gespielt.“[3] Die Bühnen sind in der Altstadt, im benachbarten Heinepark und auf dem Gelände der Heidecksburg aufgebaut, die sich über der Stadt erhebt. Von 1992 bis 2001 wurde auf dem Festival der Folkförderpreis verliehen, seit 2002 der Deutsche Weltmusikpreis RUTH.

Musik

Auf der Großen Bühne auf der Heidecksburg wird die Ruth verliehen. Hier der Auftritt von Hans Söllner 2009.

Die Bands aus aller Welt spielen ein weites Spektrum an Stilen: von traditioneller Folklore bis Hip-Hop, von Jazz bis Punk, von Rock bis Techno. Gemeinsam ist allen, dass sie in ihrer Musik traditionelle Elemente verarbeiten – sei es, dass zu Elektrobeats Dudelsack geblasen wird, Banjos sich mit E-Gitarren mischen oder Rockbands traditionelle Texte intonieren.

Musikalische Schwerpunkte

Vor Konzertbeginn vor der Bühne auf der Burgterrasse der Heidecksburg.

Geschichte

Tanzfest in der DDR

1955 wurde das „1. Fest des deutschen Volkstanzes“ in Rudolstadt ausgerichtet. Zum einen sollte damit der Sozialismus eine folkloristische Grundierung erhalten. Zum zweiten wurde damit die deutsche Einheit beschworen, ein Ziel, das die Ulbricht-Regierung zumindest rhetorisch in dieser Zeit noch verfolgte. Und schließlich sollte deutsche Tradition gegen „amerikanische Unkultur“, wie Rock’n’Roll und Jazz, gestellt werden. Rudolstadt empfahl sich – wie zunächst auch Wernigerode – durch seine Lage in der Mitte Deutschlands und durch die Altstadt mit darüberliegendem Schloss, die durch den Krieg nicht beschädigt wurde. Die gesamtdeutsche Ausrichtung des „Tanzfestes“ entfiel bei den folgenden Festivals, die alle zwei Jahre stattfanden. Stattdessen kamen Gruppen aus Osteuropa. Stilistisch änderte sich bis Ende der 1980er Jahre wenig: Es blieb bei traditioneller Folkloremusik und Tanzgruppen in Trachten.

TFF nach 1990

Das erste Festival 1991 hatte eine vollkommen neue Ausrichtung bekommen.[6] Nun sollte vor allem alternative Folk-Musik dominieren. Das Tanz- und Folkfest – als Fusion des alten Tanzfestes mit Folkmusik – verwirklichte nun quasi die gesamtdeutsche Idee, freilich ohne ideologischen Überbau. Rudolstadt bot dafür neben seiner wieder zentralen Lage nun auch Organisationserfahrung. Über 90 Gruppen und Solisten aus 22 Ländern kamen zu diesem 1. TFF.

Das Piratenschiff der Kulturinsel Einsiedel beim Kinderfest 2011.

In den Folgejahren bis Mitte der 1990er Jahre wuchs das Festival unaufhörlich. In den vergangenen drei Jahren lagen die Besucherzahlen je nach Wetter durchschnittlich bei über 75.000. 2013 traten vom 4. Juli bis zum 8. Juli etwa 70 Bands auf mehr als 20 Bühnen auf, des Weiteren spielten rund 60 Gruppen und Solisten (Zahlen vom 4. Mai 2013) in den Altstadtgassen.[7] Tanzen kann man im Alten Rathaus, im Stadthaus und im Tanzzelt im Heinepark (auf der rechten Seite der Saale), wo es auch ein Kinderfest zum Zugucken, Zuhören und Mitmachen gibt; zusätzlich finden Workshops und Vorträge statt. Teile des Festivals werden mittlerweile live oder zeitversetzt übertragen durch Deutschlandradio Kultur, Deutschlandfunk, MDR Figaro, HR2, WDR 3 und Bayern 2 sowie weiteren europäischen Radiostationen. Arte betreut die Große Bühne im Heinepark und überträgt zahlreiche Konzerte von dort als Live-Stream.

Nach Angaben des Veranstalters kamen 2013 rund 87.000 Besucher.[8] Um einer wegen Raumnot drohenden Deckelung der Besucherzahlen zu begegnen, haben die Verantwortlichen das Festival seit 2011 um einen Tag vorgelegt; es beginnt jetzt am 1. Donnerstag im Juli und dauert bis zum folgenden Sonntagabend.

Die Berliner Samba-Gruppe Bloco Explosão bei ihrem Auftritt im Tanzzelt im Heinepark 2016.

Nach dem Festival im Jahr 2015 wurde die Veranstaltung umbenannt und 2016 zum ersten Mal unter dem Titel Rudolstadt-Festival durchgeführt.[9] Laut Veranstalter zeigte sich, „dass sich die musikalische Vielfalt des Festivals nicht mehr im Namen TFF widerspiegeln würde. Dass das Kürzel regelmäßig zu Missverständnissen geführt habe und das Festivalteam es zunehmend als zu einseitige Festlegung empfinde. Deswegen also jetzt die Umbenennung in ‚Rudolstadt Festival‘. Ohne Bindestrich.“ Inhaltlich ändere sich dagegen nichts.[10] Allerdings schreiben die Veranstalter den Namen des Festivals im Programmheft 2016 mit Bindestrich.

Organisation und Kosten

Ausgerichtet wird das Rudolstadt-Festival vom Kulturdezernat, jetzt Fachdienst Kultur, der Stadt Rudolstadt. Finanziert wird das Festival durch Sponsoren und überwiegend durch den Verkauf der Eintrittskarten.

Einzelnachweise

  1. Webpräsenz des Festivals, abgerufen am 8. Dezember 2015
  2. TFF Rudolstadt 90.000 Gäste bei Weltmusik unter Regenwolken Ostthüringer Zeitung (eingesehen am 7. Juli 2011)
  3. 90.000 Besucher bei Rudolstadt-Festival auf www.mdr.de
  4. Mehr als Pekingoper – Beim Folkfestival in Rudolstadt stellten sich zahlreiche chinesische Musiker vor, Deutschlandradio Kultur vom 8. Juli 2012
  5. Tanzspecial auf „tff-rudolstadt.de“
  6. Weltmusik-Festival – Wo Tausende der magischen Laute lauschen Frankfurter Allgemeine vom 7. Juli 2009
  7. TFF-Rudolstadt Programm 2013 Bühnenprogramm
  8. Nachrichten bei weilburger-schlosskonzerte.de (PDF), abgerufen am 20. Dezember 2015
  9. Günter Platzdasch: Weltmusik statt Weltrevolution, F.A.Z. vom 12. Juli 2016. Abgerufen am 17. August 2016 (deutsch).(PDF)
  10. Rudolstadt – Vom Tanzfest zum Festival. Abgerufen am 11. Juli 2016 (deutsch).
Commons: Rudolstadt-Festival – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Rudolstadt-Festival (Veranstalterseite mit Kontaktdaten und vielen Fotos vergangener Festivals)