Sozialistischer Deutscher Studentenbund

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Der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) wurde 1946 in Hamburg als parteiunabhängiger, gleichwohl der SPD nahestehender Studentenverband gegründet.Die Nähe zur Partei nahm in den ersten Jahren noch zu, als unter dem damaligen Bundesvorsitzenden Helmut Schmidt sowie auf Druck der Parteiführung unter Kurt Schumacher zahlreiche Kommunisten aus dem Verband ausgeschlossen wurden. Da in den Nachkriegsjahren zudem viele ehemalige Soldaten und auch Offiziere im SDS aktiv waren, hatte er in Teilen der „Facharbeiter-SPD“ alsbald den Ruf eines „linken Offiziersklubs“.

Geschichte

Ab Mitte der 1950er Jahre traten zunehmend Spannungen zwischen SDS und SPD auf, die sich an der Frage der Wiederbewaffnung, der Anti-Atomtod-Bewegung sowie vor allem am Godesberger Programm der SPD entzündeten. Zudem war der SDS erfolgreich von Inoffiziellen Mitarbeitern und Zuträgern des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR infiltriert worden. 1961 fasste die SPD-Führung schließlich einen Unvereinbarkeitsbeschluss, der SDS-Mitglieder und -Sympathisanten aus der Partei ausschloss. Bereits im Jahr zuvor hatte sich der Sozialdemokratische Hochschulbund (SHB) als parteitreue Abspaltung gebildet, der sich jedoch später im Zuge der Studentenbewegung ebenfalls radikalisierte (siehe dort).

Der SDS wurde nach der unfreiwilligen Trennung von der Mutterpartei in den sechziger Jahren zunehmend zum Sammelbecken der Neuen Linken. Anfang 1965 traten Rudi Dutschke, Dieter Kunzelmann und Bernd Rabehl aus dem Umkreis der späteren Kommune 1 in den Berliner SDS ein und gewannen dort alsbald erheblichen Einfluss, vor allem in „Projektgruppen“ über sozialistischen Internationalismus und die Dritte Welt. Bereits am 28. Februar 1965 wurde Rudi Dutschke in den Politischen Beirat des Berliner SDS gewählt. Unter ihrer Führung wandelte sich der SDS zu einer antiautoritären, undogmatisch-linken Organisation mit teilweise anarchistischen Zügen, die mit Kritik am real-existierenden Sozialismus nicht hinterm Berg hielt. Dem Bericht eines Stasi-Spitzels im SDS zufolge soll Dutschke etwa immer nur vom „Scheiß-Sozialismus“ der DDR gesprochen haben. Ein orthodoxer Flügel, der weiterhin für enge Zusammenarbeit mit Ost-Berlin eintrat, blieb aber erhalten.

In der zweiten Hälfte der sechziger Jahre wurde der SDS dann zum Kern der Außerparlamentarischen Opposition (APO) gegen die Notstandsgesetze. Er war später unter anderem an der Organisation der Anti-Schah-Demonstration beteiligt, bei der am 2. Juni 1967 der Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen wurde, was in der Folge bundesweite Studentenproteste auslöste. Auf deren Höhepunkt 1968 hatte der SDS mit bundesweit rund 2.500 Mitgliedern seine Hochphase, jedoch wurde er zunehmend von inneren Richtungskämpfen zerrissen. So schlossen sich Ende 1969 einige SDS-Gruppen des orthodoxen Flügels zur Assoziation Marxistischer Studenten zusammen, aus der später der Marxistische Studentenbund Spartakus hervorging. Andere SDSler vornehmlich aus dem vormals antiautoritären Flügel schlossen sich später den entstehenden K-Gruppen an oder engagierten sich in den verschiedensten neuen sozialen Bewegungen.

Am 21. März 1970 wurde der SDS-Bundesverband schließlich auf einer „mehr oder weniger zufällig zusammengewürfelte(n) Versammlung im Frankfurter Studentenhaus“ per Akklamation aufgelöst. Nur vereinzelt arbeiteten danach noch örtliche SDS-Gruppen weiter, wie z.B. in Heidelberg bis zum Verbot der dortigen Gruppe am 24. Juni 1970.


Bekannte SDS-Mitglieder

Literatur

  • Willy Albrecht: Der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS): vom parteikonformen Studentenverband zum Repräsentanten der Neuen Linken, Bonn, Dietz Nachf. 1994
  • Tilman Fichter, Siegward Lönnendonker: Kleine Geschichte des SDS, Berlin, Rotbuch Verlag, 1977 (Neuauflage unter dem Titel „Macht und Ohnmacht der Studenten“, Rotbuch 1998)
  • Hubertus Knabe, Die unterwanderte Republik. Stasi im Westen, Berlin Propyläen 1999 ISBN 3-549-05589-7
  • Siegward Lönnendonker; Bernd Rabehl; Jochen Staadt, Die antiautoritäre Revolte : der Sozialistische Deutsche Studentenbund nach der Trennung von der SPD, Bd. 1: 1960 - 1967, Opladen : Westdeutscher Verlag, 2002

Weblinks