St. Lucia Airways

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St. Lucia Airways
St. Lucia Airways Boeing 707-323C Hoppe
IATA-Code: (ohne)
ICAO-Code: SX
Rufzeichen: SIERRA XRAY
Gründung: 1975
Betrieb eingestellt: 1987
Sitz: Castries, Saint Lucia St. Lucia
Drehkreuz: Flughafen Ostende
Heimatflughafen: Flughafen Castries-Vigie
Leitung: Dietrich Reinhardt
Mitarbeiterzahl: 20
Flottenstärke: 8
Ziele: international
St. Lucia Airways hat den Betrieb 1987 eingestellt. Die kursiv gesetzten Angaben beziehen sich auf den letzten Stand vor Einstellung des Betriebes.

St. Lucia Airways Ltd. war eine auf der Karibikinsel St. Lucia ansässige Fluggesellschaft. Das Unternehmen stellte den Betrieb im Jahr 1987 ein, nachdem bekannt wurde, dass die Gesellschaft in der Iran-Contra-Affäre verwickelt war und mit Zustimmung der USA illegale Waffentransporte ausführte.

Geschichte

Die Lockheed L-100 der St.Lucia Airways im Jahr 1985 auf dem Flughafen Basel.

St.Lucia Airways wurde im Jahr 1975 als Regionalfluggesellschaft von Privatinvestoren in Castries gegründet und setzte zunächst je eine Britten-Norman BN-2 Islander und Douglas DC-3 im Pendelverkehr zwischen Castries und dem an der Südküste gelegenen internationalen Flughafen Hewanorra ein. Daneben führte das Unternehmen Flüge zu den Nachbarinseln durch.[1][2] Im Frühjahr 1980 bestand die Flotte auf einer Cessna 310 und drei Britten-Norman BN-2 Islander.[3]

Anfang der 1980er-Jahre ging die Gesellschaft in den Besitz der Anwältin Allison Lindo über. Gleichzeitig übernahm der in Miami lebende Deutsche Dietrich Reinhardt die Unternehmensleitung. Dieser besaß Kontakte zum US-amerikanischen Geheimdienst CIA sowie zur angolanischen Bürgerkriegspartei UNITA. Die UNITA wurde von den USA unterstützt und von der CIA unter Umgehung des UN-Embargos über den Nachbarstaat Zaire mit Waffen und Rüstungsgütern beliefert.[4] Im Jahr 1982 stellte St.Lucia Airways ihr erstes Frachtflugzeug des Typs Boeing 707 in Dienst, das von der US-amerikanischen Air Consulting (einem Scheinunternehmen der CIA) für Transportflüge angemietet wurde.[5][6]

Im Jahr 1984 erwarb der in St. Lucia ansässige Anwalt Micheal Gordon die Gesellschaft; Reinhardt blieb aber weiterhin als Geschäftsführer tätig. Im selben Jahr übernahm das Unternehmen eine zweite Boeing 707 sowie eine Lockheed L-100.[7] Die Maschinen kamen unter anderem im Auftrag der CIA auf Charterflügen zwischen der Kelly Air Force Base in San Antonio (Texas) und dem in Zaire gelegenen Militärstützpunkt Kamina zum Einsatz, wobei die Flugzeuge auf dem Hewanorra International Airport in St. Lucia und dem Praia International Airport in Kap Verde nachbetankt wurden. Nachdem die kapverdische Regierung dem Unternehmen die Landerechte entzog, richtete St. Lucia Airways eine Basis auf dem Flughafen Ostende ein, über den weiterhin Waffenlieferungen nach Zaire erfolgten. Die Gesellschaft führte zudem auch Frachttransporte für die belgische Fluglinie Sabena aus (Sub-Charter).[4]

Im Juli und August 1985 beförderte St. Lucia Airways erstmals Rüstungsmaterial mit Zustimmung der USA vom Flughafen Lille in den Iran. Die illegalen Transporte wurden von dem in Malmö lebenden Händler Karl-Erik Schmitz organisiert, der das Material von belgischen, dänischen und schwedischen Unternehmen (darunter Bofors) erwarb.[8] Ab dem 23. November 1985 flog das Unternehmen Flugabwehrraketen des Typs Hawk, die aus US-Beständen stammten, vom Flughafen Ostende nach Tel Aviv (Israel), von wo aus die Waffensysteme mit geleasten Flugzeugen in den Iran weiterbefördert wurden. Im Jahr 1986 transportierte St. Lucia Airways für den Iran bestimmte Panzerabwehrlenkwaffen des Typs BGM-71 TOW von Ostende nach Israel.[4]

Nach Bekanntwerden der Iran-Contra-Affäre leitete die Regierung St. Lucias eine Untersuchung ein, um die Verwicklung des Unternehmens in den illegalen Geschäften zu prüfen und der Gesellschaft im Fall eines Nachweises die Zulassung zu entziehen.[9] Vor Abschluss der Untersuchungen stellte St. Lucia Airways ihren Betrieb im Mai 1987 ein. Die Waffentransporte nach Zaire wurden im Anschluss von der US-amerikanischen Fluggesellschaft Tepper Aviation fortgeführt, an deren Leitung Dietrich Reinhardt ebenfalls beteiligt war.[4][10]

Eingesetzte Flugzeuge

Zum Zeitpunkt der Betriebseinstellung bestand die Flotte der Gesellschaft aus drei Boeing 707-300C, zwei Britten-Norman BN-2 Islander, zwei de Havilland Canada DHC-6 und einer Lockheed L-100.[13]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Aero, Ausgabe 231, Jahrgang 1988
  2. JP airline-fleets 76
  3. JP airline-fleets international, Edition 80
  4. a b c d The Arms Flyers: Commercial Aviation, Human Rights and the Business of War and Arms, Peter Danssaert & Sergio Finardi (PDF)
  5. JP airline-fleets international, Edition 82
  6. Flight International, 19. Dezember 1989 (PDF)
  7. JP airline-fleets international, Edition 85
  8. EIR Volume 14, Number 46, 20. November 1987 (PDF)
  9. Airline in St. Lucia warned on arms traffic, 16. Februar 1987
  10. Der Spiegel, Grauer Geist fliegt für CIA, 20. März 1989
  11. Aviation Safety Network, 23. Oktober 1980
  12. JP airline-fleets international, diverse Jahrgänge
  13. JP airline-fleets international, Edition 87/88