St. Nikola (Altdorf)

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Außenansicht der Kirche Alt-St. Nikola
Außenansicht der Kirche Neu-St. Nikola

Die römisch-katholische Kirche St. Nikola in Altdorf bei Landshut in Niederbayern ist ein spätgotisches Gotteshaus, welches 1982 durch den Anbau einer eigenständigen moderne Kirche drastisch vergrößert wurde. Heute kann Neu-St. Nikola aufgrund seiner Größe und seiner zentralen Lage im Ortskern als Hauptkirche des Marktes Altdorf angesehen werden, obwohl sie kirchenrechtlich nur Nebenkirche der Pfarrei Mariä Heimsuchung ist.

Alt-St. Nikola

Geschichte

Nachdem Altdorf bereits in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts von Benediktinermönchen aus Regensburg christianisiert wurde, erbaute man um 750 ein erstes hölzernes Taufkirchlein an der Stelle, an der sich heute die Kirche Alt-St. Nikola befindet. Dieses erste Gotteshaus in Altdorf wurde vermutlich 909 bei den Ungarneinfällen wieder zerstört. Der heutige Bau wurde um 1480 von einem unbekannten Baumeister errichtet. Es könnte sich dabei allerdings um Peter Westermeier handeln, der auch die Kirche in Gisseltshausen bei Rottenburg erbaute. Baureparaturen größeren Umfangs wurden 1620 von Christoph Stelzer und 1656 von Wolf Redenpeckh durchgeführt. Letzterer zog die auf quadratischen Pfeilern ruhende Westempore ein. In der Folgezeit wurde die ursprünglich gotische Ausstattung wurde nach und nach barockisiert. An einer Stelle im Pflaster ist die Jahreszahl 1719 zu finden, was ein Hinweis auf größere Umbauarbeiten zu dieser Zeit sein könnte.[1][2]

Architektur

Das Gotteshaus ist ein fünfjochiger verputzter Saalbau aus Backstein mit Chorschluss in drei Seiten des Achtecks. Es besitzt aufwändige, zweimal abgesetzte Strebepfeiler und einen umlaufenden Dachfries. Den Innenraum überspannt ein Tonnengewölbe mit Stichkappen, das aus profilierten Pilastern entspringt und gleichartige spitze Schildbögen besitzt. Die Gewölberippen wurden im frühen 20. Jahrhundert abgeschlagen; lediglich in der Sakristei blieb ein Sternrippengewölbe erhalten. Während die ursprünglichen Spitzbogenfenster in der Barockzeit ausgerundet wurden, ist das Kirchenportal auf der Südseite nach wie vor spitzbogig. Der zweigeschossige Westturm verfügt über einen quadratischen Grundriss und ist mit Spitzbogenblenden als typisch gotischem Stilelement verziert. In einer gewissen Höhe geht er über gegliederte Eck- und Mittelstreben in einen achteckigen Oberbau über, welcher mit einem Spitzhelm versehen ist. Unter dessen Blechverkleidung ist ein spitzer gotischer Steinhelm erhalten.[2]

Ausstattung

Der barocke Hochaltar aus der Zeit um 1670. Er enthält ein figurenreiches Altarblatt der Krönung Mariens und wird flankiert von den Seitenfiguren St. Nikolaus (links) und St. Stephanus (rechts) des Landshuter Bildhauers Jonas Hiernle. Der heilige Stephanus war ursprünglich der Kirchpatron, bis das Patrozinium im Jahr 1710 auf den heiligen Nikolaus wechselte. Die beiden Seitenaltäre aus der Zeit um 1740 sind im Stile des frühen Rokoko gestaltet. Der südliche (rechte) Seitenaltar zeigt eine Figur des heiligen Sebastian von dem Landshuter Bildhauer Anton Hiernle. Der nördliche (linke) Seitenaltar enthält das wohl kostbarste Ausstattungsstücke der alten Nikolakirche, eine Figur der Madonna mit Jesuskind des aus Weilheim stammenden Bildhauers Hans Krumpper. Diese war lange eingelagert und fand erst Anfang der 1930er Jahre ihren Platz am linken Seitenaltar.[1][2]

Außerdem sind eine rund 75 Zentimeter hohe spätgotische Figur des heiligen Stephanus aus der Zeit um 1500, die an der Brüstung der Westempore angebracht ist, sowie die Kreuzwegtafeln aus der Mitte des 18. Jahrhunderts interessant. Die Kanzel mit polygonalem Korpus aus der Zeit um 1720 sowie das gesamte Kirchengestühl einschließlich Chorgestühl werden dem Rottenburger Schreiner Georg Schauer zugeschrieben. Alle diese Stücke weisen aufwändiges Akanthusschnitzwerk auf. Die älteste Glocke der Kirche, die Sterbeglocke mit einem Durchmesser von 43 Zentimetern, stammt aus dem Jahr 1545. Die drei neueren Glocken stammen von der Glockengießerei Johann Hahn aus Landshut und sind den Heiligen Stephanus (1947), Martin und Nikolaus (beide 1973) geweiht. Nicht mehr vorhanden sind die im Zweiten Weltkrieg eingezogenen Glocken aus den Jahren 1502 und 1785.[2]

Neu-St. Nikola

Innenansicht der Kirche Neu-St. Nikola
Glasgemälde des Kreuzwegzyklus von Willi Baumeister

Geschichte und Architektur

Die moderne Kirche Neu-St. Nikola wurde von 1982 bis 1984 auf einer freien Fläche neben der alten Kirche, wo früher die Altdorfer Schule stand, errichtet und baulich mit dieser verbunden. An Christi Himmelfahrt, dem 31. Mai 1984, wurde der lichtdurchflutete Kirchenbau durch den Regensburger Bischof Manfred Müller feierlich eingeweiht. Der Bau musste durch 79 Bohrpfähle aus Stahlbeton auf dem wenig tragfähigen Untergrund verankert werden. Ebenso wurden im Zuge des Neubaus die stark angefaulten Holzpfähle, auf denen der benachbarte Turm der alten Nikolakirche errichtet wurde, durch Stahlbetonpfähle ersetzt. Außergewöhnlich ist vor allem die Dachkonstruktion, welche die in drei Blöcken angeordneten 450 Sitzplätze in der Kirche überspannt. Sie besteht aus Leimbindern, welche durch das über dem Altar an einem Gestänge hängende Kreuz zusammengehalten werden. Dies stellt einen Bezug zum Brief des Paulus an die Epheser her (Eph 2, 21).[3]

Ausstattung

Die meisten sakralen Gegenstände in der Kirche schuf der Landshuter Bildhauer Karl Reidel im Jahr 1984. Darunter finden sich beispielsweise der Altar, der Ambo, der Tabernakel, die Kerzenständer und das über dem Altar hängende Kruzifix. Unter einem Kreuzzeichen in der Altartischfläche sind Reliquien der Regensburger Diözesanpatrone Wolfgang und Emmeram eingemauert. Zur figuralen Ausstattung des Kirchenraumes gehört der im Altarraum angebrachte Auferstehungschristus, der um 1700 von einem unbekannten Meister geschaffen wurde. In jüngster Zeit entstanden die Figuren der Heiligen Nikolaus (1988) und Josef (1990) von Otto Schrott sowie eine Muttergottesfigur mit Jesuskind (1994) von Bernhard Schraml. Die 1983 von Willi Baumeister bemalten Kirchenfenster im Eingangsbereich stellen einen Kreuzwegzyklus dar. Die Orgel wurde 1983 von Reinhard Weise erbaut. Sie steht auf einem vorkragenden Podest seitlich des Altarraumes und wird von dem Spieltisch im rückwärtigen Bereich der Kirche bedient.[3]

Literatur

  • Kath. Pfarramt Altdorf: Kirchenführer der Pfarrei Altdorf. Verfasst von Ernst Gruß, Altdorf 1996.

Weblinks

Commons: St. Nikola – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Heimat- und Museumsverein Altdorf: Nikolakirche. Online auf www.hmv-altdorf.de. Abgerufen am 28. Februar 2016.
  2. a b c d Kirchenführer der Pfarrei Altdorf, S. 18ff.
  3. a b Kirchenführer der Pfarrei Altdorf, S. 26ff.

Koordinaten: 48° 33′ 24,9″ N, 12° 6′ 24,1″ O