St. Nikolaus (Berlin-Wittenau)

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St.-Nikolaus-Kirche

Die römisch-katholische St.-Nikolaus-Kirche (anhören/?) am Spießweg 1–3 Ecke Techowpromenade 35/43 im Berliner Ortsteil Wittenau des Bezirks Reinickendorf steht unter Denkmalschutz. Sie wurde 1960/61 nach einem Entwurf von Heinz Völker und Rolf Grosse gebaut. Namenspatron der Kirche ist Nikolaus von Tolentino, ein Augustinermönch des 13. und 14. Jahrhunderts.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Impuls für die Gründung der Kirchengemeinde in Wittenau ging von St. Marien in Reinickendorf aus. 1928 wurde Wittenau zu einer Kuratie zusammengefasst und der Würzburger Augustinerorden als Seelsorger gewonnen. Die Gottesdienste fanden bis 1946 in der 1928 neu errichteten Kapelle des St.-Josef-Kinderheims der Marienschwestern statt. Eine Arbeitsdienst-Baracke bildete dann bis 1961 die Notkirche der Nikolaus-Gemeinde, die 1951 gegründet und 1954 selbstständig geworden war. 1958 konnte das Grundstück für eine neue Kirche erworben werden. Am 19. Juni 1960 wurde der Grundstein für die neue Kirche gelegt, die am 29. April 1961 geweiht wurde. Bei ihrer Widmung wurde an das alte Nikolai-Patrozinium von Dalldorf – so hieß Wittenau bis 1905 – angeknüpft, wenn auch mit einem neuen Namenspatron (Nikolaus von Tolentino, statt Nikolaus von Myra).

1968 wurde das Gebiet des Märkischen Viertels vom Gemeindegebiet abgetrennt und dort die Pfarrei St. Martin neu gegründet. Im Zuge der Sparmaßnahmen im Erzbistum Berlin fusionierten 2003 die beiden Gemeinden zur Gemeinde St. Martin mit den Gottesdienststandorten St. Martin und St. Nikolaus. Seit 2004 ist die St.-Nikolaus-Kirche auch die Heimat der Mission spanischer Sprache in Berlin geworden.

Die fusionierte Kirchengemeinde gehörte seit 2013 zum Pastoralverbund Reinickendorf-Nord, der zum 1. Januar 2017 umgewandelt wurde in die Pfarrei St. Franziskus. Jetzt sind St. Martin und St. Nikolaus zwei der sieben Gemeinden dieser Pfarrei.

Baubeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebäudeensemble besteht aus der frei stehenden Saalkirche auf polygonalem Grundriss, die durch eine Pergola mit dem 36 m hohen, sechseckigen Campanile verbunden ist, dem zweigeschossigen Pfarrhaus und dem Kindergarten.

Das Kirchenschiff ist in Skelettbauweise mit tragenden Rahmen aus Stahlbeton ausgeführt. Die Rahmen der Konstruktion sind so aufgestellt, dass sie sechs Joche oder Raumteile im Grundriss abstecken, sie sind innen wie außen sichtbar, innen als Unterzüge. Bei den zickzack-förmigen Seitenwänden wechseln sich Wandscheiben aus rotbraunem Klinker mit raumhohen Sprossenfenstern mit dunkel getöntem Glas ab. Rechts vom Hauptschiff befindet sich in gleicher Staffelung das ebenerdige Schiff der Beichtkapelle. Der Altarbereich befindet sich im Drei-Sechstel-Abschluss des Langhauses. Die Giebelwand steht auf den drei Seiten eines Sechsecks, in der Mitte befindet sich das Portal. Die anderen drei Wände im Innern trennen den Vorraum vom Kirchenschiff. Das Stabwerk des quadratischen Glockenturms aus grauem Sichtbeton läuft nach oben konisch zu. Über dem Portal befindet sich ein großes Kreuz aus Beton auf dem Flachdach, der Turm trägt nur einen Wetterhahn.

Geläut[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Geläut besteht aus drei Gussstahlglocken, die 1960 vom Bochumer Verein gegossen wurden.

Name der Glocke Schlagton Gewicht Durchmesser Höhe
NIKOLAUS e' 1360 kg 144 cm 118 cm
ELISABETH gis' 0440 kg 105 cm 085 cm
HEINRICH h' 0320 kg 089 cm 075 cm

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste Orgel in St. Nikolaus hatte ein Manual mit angehängtem Pedal; es stand schon in der Notkirche. 1970 wurde eine Orgel der Berliner Orgelwerkstatt Karl Schuke mit 13 Registern auf zwei Manualen und Pedal erworben, die 1982 erweitert wurde.

Die heutige Orgel erbaute die Firma Johannes Rohlf in den Jahren 1973–1974 für die ehemalige von Peter Poelzig entworfenen Luther-Kirche (heute: Begegnungskirche) in Reinickendorf. Das Instrument mit 25 klingenden Registern und ca. 1650 Pfeifen auf zwei Manualen und Pedal wurde als Dauerleihgabe von Ende November 2005 bis Januar 2006 von der Michael Becker Orgelbau nach St. Nikolaus umgesetzt. Für den Klang dieser Orgel sind Vorbilder im barocken Orgelbau zu finden. Somit wird eine gute Darstellung barocker und klassischer Orgelmusik ermöglicht. Die Schleifladen sind vollmechanisch. Das Instrument hat folgende Disposition:

I Manual C–g3
1. Quintade 16′
2. Prinzipal 08′
3. Koppelflöte 08′
4. Oktave 04′
5. Blockflöte 04′
6. Sesquialtera II 0223
7. Waldflöte 02′
8. Mixtur IV–V 02′
9. Trompete 08′
Tremulant
II Manual C–g3
10. Gedeckt 08′
11. Quintade 08′
12. Prinzipal 04′
13. Rohrflöte 04′
14. Oktave 02′
15. Quinte 0113
16. Terz 0135
17. Scharff III 01′
18. Oboe 08′
Tremulant
Pedal C–f1
19. Untersatz 16′
20. Praestant 08′
21. Bordun 08′
22. Flöte 04′
23. Hintersatz IV 04′
24. Fagott 16′
25. Dulcian 08′

Koppeln: II/I, I/P, II/P.

Kreuzwegstationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wandscheiben zwischen Hauptschiff und Beichtkapelle sind mit vierzehn Kreuzwegstationen geschmückt, die Hans Beyermann 1982 in Email gefertigt hat:

  • Jesus wird zum Tode verurteilt
  • Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern
  • Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz
  • Jesus begegnet seiner Mutter
  • Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
  • Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
  • Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
  • Jesus begegnet den weinenden Frauen
  • Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
  • Jesus wird seiner Kleider beraubt
  • Jesus wird ans Kreuz geschlagen
  • Jesus stirbt am Kreuz
  • Jesus wird vom Kreuz genommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt
  • Der Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Katholische Kirchengemeinde Berlin-Wittenau: 25 Jahre Sankt Nikolaus-Kirche (1961–1986). Berlin 1986.
  • Christine Goetz und Matthias Hoffmann-Tauschwitz: Kirchen Berlin Potsdam. Berlin 2003.
  • Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin: Berlin und seine Bauten. Teil VI. Sakralbauten. Berlin 1997.
  • Klaus-Dieter Wille: Die Glocken von Berlin (West). Geschichte und Inventar. Berlin 1987.
  • Gerhard Streicher und Erika Drave: Berlin – Stadt und Kirche. Berlin 1980.
  • Hilde Herrmann: Aufbau und Ausbau im Bistum Berlin. Berlin 1968.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Koordinaten: 52° 35′ 30,4″ N, 13° 19′ 50,9″ O