Stadtamhof

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. Oktober 2016 um 15:53 Uhr durch 178.27.215.178 (Diskussion) (→‎Sehenswürdigkeiten). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen
Wappen

Stadtamhof ist der Stadtbezirk 02 von Regensburg.

Blick über die Steinerne Brücke nach Stadtamhof

Geographie

Mit einer Fläche von 0,66 km² ist Stadtamhof der kleinste der 18 Stadtbezirke Regensburgs. Die ehemals selbständige Stadt war Sitz des Bezirksamtes Stadtamhof. Sie wurde am 1. April 1924 in die Stadt Regensburg eingemeindet.[1] Die ehemalige Gemeinde ist durch die Steinerne Brücke über die Donau direkt mit der Regensburger Altstadt verbunden. Seit 1978 verläuft nördlich des Ortes auf dem Gelände des ehemaligen Protzenweihers der zum Projekt Main-Donau-Kanal gehörende Regensburger Europakanal. Seit dem 13. Juli 2006 gehört die Regensburger Altstadt mit Stadtamhof zum UNESCO-Welterbe.

Seit der Fertigstellung des Regensburger Europakanals (Bauzeit 1972 bis 1978) ist Stadtamhof vom Stadtteil Steinweg getrennt und gleichsam eine Insel, und wird von einigen Quellen auch als solche bezeichnet.[2][3] Die Stadt Regensburg dagegen zählt Stadtamhof nicht zu den Donauinseln.[4] Sie erstreckt sich von Stromkilometer 2381,22 (Abzweigung des Europakanals vom Hauptstrom der Donau) bis 2379,24. Unmittelbar südlich (orographisch rechts) von Stadtamhof liegt die Insel Oberer Wöhrd, sowie flussabwärts von der Steinernen Brücke Unterer Wöhrd, die von Stadtamhof nur durch den 50 Meter breiten Donau-Nordarm getrennt sind.

Geschichte

Ansicht von Süden um 1700, Kupferstich von Michael Wening

Ein ursprünglicher Siedlungskern für die heute Stadtamhof genannte Ortschaft wird erstmals 1050 urkundlich erwähnt.[5] Es sind mehrere zeitgenössische Namensbezeichnungen überliefert, wie z.B. „Stat am Hoff bey Regensburg“ oder nur „Vorstadt“.[6] Im 12. Jahrhundert erhob der römisch-deutsche König Konrad III. den Ort zur Marktgemeinde, um 1250 kam er unter die Oberhoheit der Wittelsbacher. Da Stat am Hoff am strategisch wichtigen nördlichen Ende der Steinernen Brücke liegt, gab es seitens der Reichsstadt Regensburg seit jeher Versuche, den Vorort einzuverleiben. Von 1409 bis 1486 war der Markt an Regensburg verpfändet. 1496 erfolgte die Erhebung zur Stadt durch den Bayernherzog Albrecht IV. Das Wappen der Stadt stellte drei Schlüssel dar. Im Dreißigjährigen Krieg besetzten Schwedische Truppen Stadtamhof und bauten es als Verteidigungsanlage aus. Im Zuge der Kampfhandlungen wurde ein Großteil der Stadt zerstört. Anfang des 18. Jahrhunderts wütete die Pest in der Stadt, die damals etwa 1500 Einwohner hatte.[7] Seit dem frühen 19. Jahrhundert ist die jetzige Bezeichnung Stadtamhof geläufig.[8]

Von März bis April 1945 befand sich in der ehemaligen Gastwirtschaft Colosseum ein Außenlager des KZ Flossenbürg.

Das Jahr 1809

Stadtamhof wurde im Laufe des Fünften Koalitionskriegs Schauplatz von Kampfhandlungen. Österreichische Truppen griffen am 10. April u.a. das Königreich Bayern an, das damals mit Napoleon verbündet war. Am 19. April erreichten die Österreicher Stadtamhof, wo französische Truppen unter anderem zur Verteidigung Regensburgs stationiert waren, und drangen in die Vorstadt ein. Nach schweren Häuserkämpfen musste sich das österreichische Korps Kolowrat am gleichen Tag wieder aus Stadtamhof zurückziehen. Tags darauf, als die Angreifer weitere Verstärkung bekamen, ergaben sich die französischen Truppen und Colonel Coutard übergab sowohl Stadtamhof als auch Regensburg an die Österreicher.[9] Nachdem die Truppen von Erzherzog Carl u.a. bei Eggmühl (22. April) schwere Verluste und eine entscheidende Niederlage hinnehmen mussten, zogen sie sich nach Regensburg zurück, wo am Tag darauf die sogenannte Schlacht von Regensburg stattfand. Im Laufe des 23. Aprils erstürmten und plünderten die französischen Truppen Regensburg und versuchten daraufhin das geschwächte österreichische Heer, das über die Donau und Stadtamhof flüchtete, zu stellen. Um dies zu verhindern, schossen die Österreicher mit Granaten und Pechkränzen Stadtamhof systematisch in Brand und zerstörten es dadurch fast vollständig.[10] In den darauf folgenden Jahren wurde Stadtamhof mit dem heutigen Erscheinungsbild wieder aufgebaut.

Gedenkinschrift im Pylonentor

Inschrift im Pylonentor

Seit April 2009 befindet sich im denkmalgeschützten Pylonentor eine Inschrift mit folgendem Text:

„1809
SCHRECKENSTAGE
DURCH NAPOLEON
IM GEDENKEN
AN DIE OPFER
2009“

Der Wortlaut der Inschrift geht auf den Regensburger Kulturreferenten Klemens Unger zurück. Kritiker deuteten den Text als Ausdruck von Ungers „manischem Franzosenhass“.[11] Der Inschriftentext ist laut einer Vielzahl von Historikern, die sich in einer überregionalen Kritik zu Wort meldeten, sachlich falsch. So stellt etwa der Generalkonservator des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, Egon Greipl, fest, dass der sachlich falsche Inschriftentext der Geschichte nicht gerecht werde und für ein nationales, antifranzösisches Geschichtsbild des 19. Jahrhunderts stehe.[12]
Die Inschrift wurde anlässlich des 200sten Jahrestages der Zerstörung von Stadtamhof eingemeißelt, mehrere Aufforderungen, sie zu überarbeiten, wurden von der Stadtverwaltung bislang abgelehnt.

St. Andreas und St. Mang

Sehenswürdigkeiten

  • Kirchengebäude
    • Die Rokokokirche und ehemalige Stiftskirche St. Mang dient heute als Pfarrkirche von Stadtamhof. In den 1803 säkularisierten Stiftsgebäuden ist heute die Hochschule für Kirchenmusik untergebracht.
    • Die nach der Stadtamhofer Ordensfrau Karoline Gerhardinger benannte Gerhardinger-Schule befindet sich seit 1814 in dem Gebäude der Augustiner Chorfrauen.
    • Am Franziskanerplatz befand sich die 1911 abgerissene Franziskanerkirche.
    • Sankt Kassian
    • Herz-Jesu-Kloster der Augustinerchorfrauen
    • Das ehemalige Kloster St. Katharina wurde bereits 1316 aufgehoben, wohingegen das Katharinenspital mit der Spitalkirche und dem beliebten Biergarten noch heute existiert. Obwohl auf der Stadtamhofer Donauseite, gehörte das Spitalgelände zur Reichsstadt Regensburg.
  • Der Andreasstadl ist ein um ca. 1640 errichteter, zweigeschossiger Salzstadl. Er ist das älteste erhaltene Profangebäude Stadtamhofs und diente dem bayerischen Salzhandel, der in Konkurrenz zu dem der Reichsstadt Regensburg stand. Heute beherbergt er Wohnungen, Ateliers, ein Restaurant und ein Programmkino.
Gedenkstein Colosseum, 1994
Schmalspur-Lok Walhalla-Bockerl am Stadl (Walhallabahn)

Persönlichkeiten

Weblinks

Commons: Stadtamhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 602.
  2. Zwei Kilometer Donau-Ausweichstraße. Mittelbayerische Zeitung. Abgerufen am 7. August 2014.
  3. Daniela Schetar, Friedrich Köthe und Peter Hirth: DuMont Bildatlas Bayerischer Wald. S. 33. (online bei Google Books: [1])
  4. Im Internetauftritt der Stadt Regensburg wird Stadtamhof im Gegensatz zu den Wöhrden nicht zu den Donauinseln gerechnet.
  5. Artur Dirmeier: Stat am Hoff pey Regensburg, Tobias Appl, Georg Köglmeier (Hg.): Regensburg, Bayern und das Reich, Schnell + Steiner Regensburg 2010, S. 120.
  6. Artur Dirmeier: Stat am Hoff pey Regensburg 2010, S. 141.
  7. Karl Bauer: Regensburg. Kunst-, Kultur-, und Alltagsgeschichte, MZ-Verlag Regensburg, 1997, S. 637. Alle o.g. Angaben stammen daraus.
  8. Artur Dirmeier: Stat am Hoff pey Regensburg 2010, S. 121.
  9. Marcus Junkelmann, DER KÜHNSTE FELDZUG, Bauer-Verlag Schierling, 2009, S.48.
  10. Karl Bauer: Regensburg. Kunst-, Kultur-, und Alltagsgeschichte, MZ-Verlag Regensburg, 1997, S. 640.
  11. „Manischer Franzosenhass“, regensburg-digital, Bericht vom 15. Mai 2009 (zuletzt aufgerufen am 26. November 2013).
  12. Egon Greipl: Napoleon und Bayern: Kann man über die Bewertung des Jahres 1809 streiten?, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 149, 2009, S. 189–203; hier 199 – 200.
  13. Anke Borgmeyer, Achim Hubel: Denkmäler in Bayern. Stadt Regensburg, MZ-Verlag Regensburg, 1997, S. 558. ISBN 3-927529-92-3

Koordinaten: 49° 1′ N, 12° 6′ O