Thomas Büchner

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Thomas Büchner (* 22. September 1934 in Berlin[1]; † 5. August 2016 in Münster[2]) war ein deutscher Hämatologe und Onkologe und Professor an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Büchner wuchs in Freiburg im Breisgau auf und nahm nach dem Abitur 1955 an der dortigen Albert-Ludwigs-Universität das Studium der Humanmedizin auf. Nach zwischenzeitlichen Aufenthalten in Wien, Innsbruck und München promovierte er nach dem medizinischen Staatsexamen in Freiburg 1961 zum Thema „Autoradiographische Untersuchungen zur Zellkinetik bei der Maus“.[1][3] Anschließend wechselte er an das Universitätsklinikum Münster, wo er von da an bis zu seiner Emeritierung tätig war. 1971 folgte seine Habilitation zum Thema „Entzündungszellen im Blut und im Gewebe: Studie über die experimentelle granulierende Entzündung durch Fremdkörper und bei der Wundheilung“, für die er im selben Jahr den Theodor-Frerichs-Preis der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin erhielt.[4][5] Im selben Jahr wurde er zum Professor für „Innere Medizin und Hämatologie“ an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster berufen.[6] 1999 wurde Büchner emeritiert.[1] Büchner verstarb am 5. August 2016 in Münster.[2]

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Büchner beschäftigte sich in seiner klinischen und wissenschaftlichen Arbeit vor allem mit der akuten myeloischen Leukämie (AML) und wurde 1978 Chairman der „AML Cooperative Group“ (AMLCG), welche die erste multizentrische Studie zur AML durchführte. In der Folge wurde unter anderem das noch heute teilweise genutzte Therapieschema „TAD“ (aus Tioguanin, AraC und Daunorubicin bestehend) etabliert. Schon seit 1976 war er Leiter des Labors für Spezielle Hämatologie am Universitätsklinikum Münster, 1993 wurde ihm außerdem die Leitung des Funktionsbereiches Leukämieforschung an der Westfälischen Wilhelms-Universität übertragen. Zur weiteren Vernetzung und Fortbildung begründete Büchner zusammen mit dem Münsteraner Pädiater Günther Schellong (1926–2015) das Symposium „Acute Leukemias“, das auch international einen hohen Stellenwert hatte.[1] In diesem Sinne war er auch entscheidend am Aufbau des „European Leukemia Net“, eines von der Europäischen Union geförderten Projektes zur Vernetzung von Leukämieforschern, beteiligt.[7]

Büchner war Mitglied aller führenden Fachgesellschaften auf seinem Tätigkeitsgebiet (unter anderem der American Society of Hematology, der American Association for Cancer Research und der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie) und geschäftsführender Vorsitzender des „Vereins für Leukämieforschung und -Therapie e.V.“.[6][8]

Büchner forschte bis zu seinem Tod als Professor em. an der Westfälische Wilhelms-Universität Münster weiter in seinem Fachgebiet.[9]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Büchner wurde auch außerhalb von Fachkreisen international bekannt durch die Behandlung von Raissa Maximowna Gorbatschowa (1932–1999), der Ehefrau von Michail Sergejewitsch Gorbatschow (1931–2022), die an einer Megakaryozytenleukämie, einer Sonderform der AML, erkrankt war und daran am 20. September 1999 schließlich in Münster verstarb.[11][12]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie: DGHO-Ehrenmitglieder: Thomas Büchner. 17. September 2014, abgerufen am 5. Februar 2016 (pdf; 246 kB).
  2. a b DGHO-Ehrenmitglied Prof. Dr. med. Thomas Büchner verstorben. Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie, abgerufen am 12. August 2016.
  3. Der Mechanismus und der zeitliche Ablauf der physiologischen Regeneration im mehrschichtigen Plattenepithel und in der Schleimhaut des Magen-Darmtraktes der weißen Maus: Autoradiographische Untersuchgn mit H3-Thymidin. Freiburg i. B., 1962, DNB 481136355, in: Beiträge zur pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie 125 (1961).
  4. a b Gewinner Theodor-Frerichs Preis. Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin, 18. September 2015, abgerufen am 5. Februar 2016 (pdf; 22 kB).
  5. Entzündungszellen im Blut und im Gewebe. G. Fischer, Stuttgart, 1971, ISBN 3-437-10240-0.
  6. a b Univ.-Prof. Dr. med. Thomas Büchner. Universitätsklinikum Münster, abgerufen am 14. August 2016.
  7. a b Merit Award des European Leukemia Net für Leukämie-Forscher Prof. Thomas Büchner. Medizinische Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, 6. März 2013, abgerufen am 5. Februar 2016.
  8. Verein für Leukämieforschung und -Therapie e.V.: Der Vorstand des Verein für Leukämieforschung und -Therapie e.V. abgerufen am 14. August 2016.
  9. Robert Peter Gale: Prof. Thomas Büchner (22 September 1934–5 August 2016). A career devoted to research in acute myeloid leukaemia. In: Leukemia Research. Band 49, Oktober 2016, S. 113–114, doi:10.1016/j.leukres.2016.08.011 (elsevier.com [abgerufen am 15. Mai 2021]).
  10. Übersicht der DGHO-Ehrenmitglieder. In: DGHO. Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V., abgerufen am 6. Oktober 2023.
  11. Marco Evers: Medizin: Schnee im Juli. Der Spiegel 33/1999, 16. August 1999, S. 168, abgerufen am 14. August 2016.
  12. Wolfgang Schemann: Gorbatschows Stellvertreter in Münster. Westfälische Nachrichten, 2. Oktober 2007, abgerufen am 14. August 2016.