Tobasee

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Tobasee
Tobasee
Geographische Lage Sumatra
Abfluss AsahanStraße von Malakka
Inseln Samosir, Pardapur
Daten
Koordinaten 2° 37′ N, 98° 49′ OKoordinaten: 2° 37′ N, 98° 49′ O
Tobasee (Indonesien)
Tobasee (Indonesien)
Höhe über Meeresspiegel 904 m
Fläche 1 103 km²
Breite 27 km
Volumen 240 km³dep1
Umfang 294 km
Maximale Tiefe 505 m

Besonderheiten

Caldera-See

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Tobasee M 1:250.000
Hafen von Parapat
See von Simanindo aus gesehen

Der Tobasee (Indonesisch Danau Toba) ist ein 87 km langer und 27 km[1] breiter See im Norden der indonesischen Insel Sumatra in der Provinz Sumatera Utara. Mit einer Gesamtfläche von 1776,5 km2 (zum Vergleich: Bodensee 536 km2), einschließlich der 647 km2 großen Halbinsel Samosir, ist er der größte See in Indonesien und der größte Kratersee der Erde.

Entstanden ist der Kessel des Tobasees durch die Eruption des Supervulkans Toba vor 73.880 ± 320 cal BP Jahren,[2] die weltweit zu einer Abkühlung des Klimas führte und sich möglicherweise entscheidend auf die Ausbreitung des Menschen ausgewirkt hat (Toba-Katastrophentheorie).

Geografie

Der Tobasee liegt in einem vulkanisch-tektonischen Kesseleinbruch, 77 km südlich der Provinzhauptstadt Medan. Das Niveau des Sees liegt 905 Meter über dem Meeresspiegel.[3] Die Uferlänge beträgt 294 km.[1] An den Tobasee grenzen die ruhenden Vulkane Dolok Pusukbukit (im Westen) und Dolok Tandukbenua (im Nordwesten).

Entwässert wird der Tobasee durch den 150 km langen Fluss Asahan, im äußersten Südosten aus der Bucht von Porsea. Stromabwärts durchbricht der Asahan mit einer bis zu 300 m tiefen Schlucht das östliche Randgebirge des Kesseleinbruchs. Als Folge dieser Tiefenerosion hat sich der Spiegel des Sees um etwa 250 m gesenkt.

Parapat am Ostufer ist die größte und wichtigste Stadt am See. Weitere für die Infrastruktur wichtige Städte in der Umgebung des Sees sind Berastagi im Nordosten, Pematang Siantar im Osten und Sibolga am Indischen Ozean.

Geologie

Das der Länge nach durch Sumatra verlaufende Barisangebirge ist eine plattentektonische Auffaltung, entstanden durch die Anpressung der von Südwesten sich heranschiebenden Indo-ozeanischen Platte. Nach dem niederländischen Geologen Reinout Willem van Bemmelen entstand bei diesem Prozess zwischen dem Pliozän und dem Pleistozän im Bereich und in der Umgebung des heutigen Tobasees eine domförmige, bis über 2000 m hohe Aufwölbung, der er den Namen „Batak-Tumor“ gab. Die Ausdehnung dieser Aufwölbung geht weit über die des heutigen Sees hinaus: Die Länge entlang der Längsachse Sumatras beträgt 275 km, die Breite bis zu 150 km.

Während der Aufwölbung entstanden nach und nach immer größere und tiefere Dehnungsrisse, bis vor etwa 74.000 Jahren durch diese Risse das gasreiche Magma des nur wenig tiefer liegenden Batholithen in einer gigantischen Eruption seinen Ausweg fand.

Vulkan Toba

Eruption

Man geht davon aus, dass es sich bei der Eruption des Toba um den größten Vulkanausbruch der vergangenen zwei Millionen Jahre gehandelt hat.[4] Vulkanische Asche des Ausbruchs findet man im gesamten Indischen Ozean und in weiten Teilen Indiens. Es war neben der Oruanui-Eruption des Taupo in Neuseeland vor 26.500 Jahren die einzige Eruption, die in diesem Zeitraum einen Vulkanexplosivitätsindex (VEI) von 8 erreichte. Schätzungen zufolge wurden 2800 Kubikkilometer vulkanischen Materials (davon 800 km3 Asche) bis in 80 km Höhe geschleudert und verteilten sich in der Atmosphäre.

Abkühlung des Weltklimas

Auf die Eruption des Supervulkans folgte eine Abkühlung des Weltklimas, ein sogenannter vulkanischer Winter. Schätzungen sprechen von 3 bis 5 K Abkühlung.[5] Modellrechnungen ergaben, dass je nach Auswahl der Eingabewerte für das Modell die Abkühlung einige Jahrzehnte vorhielt und zu Beginn dieser Kälteperiode die Abkühlung sogar 8 bis 17 K betragen haben könnte.[6] Der Ausbruch könnte demnach die kältesten Jahre der Würmeiszeit verursacht haben.

Toba-Katastrophentheorie

Die Toba-Katastrophentheorie des Anthropologen Stanley Ambrose besagt, dass infolge des massiven Vulkanausbruchs die damals noch ausschließlich in Afrika lebenden Vorfahren des modernen Menschen (Homo sapiens) auf tausend bis zehntausend Individuen reduziert wurde, was diese Art an den Rand des Aussterbens gebracht habe. Ambrose versucht mit seiner Theorie zu erklären, warum Vergleichsanalysen von mitochondrialer DNA einen genetischen Flaschenhals in der menschlichen Evolution für diese Epoche nahelegen. Dem widerspricht jedoch, dass im Südosten Indiens gleichartige Steinwerkzeuge sowohl unterhalb wie auch oberhalb der Tuffschicht gefunden wurden, die eine Kontinuität der Besiedlung in dieser Region nahelegen.[7]

Klima-Simulationen der Arbeitsgruppe von Alan Robock an der Rutgers University in New Jersey weisen allerdings darauf hin, dass die klimatischen Auswirkungen schwere Beeinträchtigungen der Lebensbedingungen nach sich gezogen haben.[8] Der in Europa und in Asien bis Sibirien lebende Neandertaler und der in Asien lebende Homo erectus sowie der sehr viel näher am Eruptionsort lebende Homo floresiensis überlebten diese Naturkatastrophe jedoch und starben erst viel später aus.

Falschfarben-Satellitenaufnahme des Tobasees, der Caldera eines Supervulkans
Reisfeld und Fischfarm auf Samosir im Tobasee

Weblinks

Commons: Tobasee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Haryatiningsih Moedjodo et al.: Lake Toba (PDF; 614 kB), International Lake Environment Committee, 2006 (englisch)
  2. Michael Storey et al.: Astronomically calibrated 40Ar/39Ar age for the Toba supereruption and global synchronization of late Quaternary records. In: PNAS. Band 109, Nr. 46, 2012, S. 18684–18688, doi:10.1073/pnas.1208178109.
  3. Managing Lakes and their Basins for Sustainable Use. A Report for Lake Basin Managers and Stakeholders. (Memento vom 23. Juli 2011 im Internet Archive) (PDF; 5,2 MB), International Lake Environment Committee Foundation, Kusatsu, Japan 2005, abgerufen am 30. März 2013 (englisch)
  4. Michael Balter: Of two minds about Toba's impact. In: Science. Band 327, Nr. 5970, 2010, S. 1187–1188, doi:10.1126/science.327.5970.1187-a .
  5. George Weber: Toba Volcano. Archiviert vom Original am 30. Juni 2007; abgerufen am 25. Dezember 2009 (Website der Andaman Association).
  6. Alan Robock: Did the Toba volcanic eruption of ∼74 ka B.P. produce widespread glaciation? In: Journal of Geophysical Research. 2009 (OnlineRutgers-Universität in New Jersey).
  7. Michael Petraglia et al.: Middle Paleolithic Assemblages from the Indian Subcontinent Before and After the Toba Super-Eruption. In: Science, Band 317, 2007, S. 114–116, doi:10.1126/science.1141564.
  8. Supervulkan Toba – Der „evolutionäre Flaschenhals“. In: Süddeutsche Zeitung, Online-Ausgabe. 16. Juni 2009, abgerufen am 6. Januar 2010.