Turkestan-Sibirische Eisenbahn

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Turkestan-Sibirische Eisenbahn

Die Turkestan-Sibirische Eisenbahn, kurz: Turksib (russisch Туркестано-Сибирская железная дорога, Турксиб) ist eine zwischen 1927 und 1931 zur Anbindung von Sowjetisch-Turkestan (heute Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan) an die Transsibirische Eisenbahn gebaute Eisenbahnstrecke von Nowosibirsk (Russland) über Semei und Almaty nach Arys in Kasachstan.

Vorgeschichte

Bereits vor und im Ersten Weltkrieg wurden aus beiden Richtungen spätere Teilstrecken der Bahnlinie errichtet.

Dies war von Osten die etwa 650 km lange, 1915 eröffnete Altai-Eisenbahn (Алтайская железная дорога/ Altaiskaja schelesnaja doroga) von Nowonikolajewsk (heute Nowosibirsk) über Barnaul nach Semipalatinsk (heute Semei).

Von Westen wurde von Arys (an der 1906 fertiggestellten Taschkenter Eisenbahn/ Ташкентская железная дорога zwischen Zentralrussland und Taschkent) eine Strecke in Richtung Aulije-Ata (später Dschambul, heute Taras) und Werny (heute Almaty), das damalige Verwaltungszentrum der Oblast Siebenstromland (Semiretschje) vorangetrieben. Bis zum durch die Ereignisse des Jahres 1917 (Februar- und Oktoberrevolution) hervorgerufenen vorläufigen Baustopp wurden gut 200 km bis zur Station Burnoje, 70 km vor Aulije-Ata, fertiggestellt. Nach Beendigung des Russischen Bürgerkrieges wurden die Arbeiten wieder aufgenommen, und etappenweise wurde die Strecke 1921 bis Aulije-Ata und 1924 weiter über Lugowoi bis Pischpek (das spätere Frunse und heutige Bischkek, Hauptstadt Kirgisistans) fertiggestellt. Damit war sie etwa 550 km lang.

Sowjetisches Großprojekt

Ab 1927 wurde die Verbindung der beiden Streckenteile durch die Steppen und Halbwüsten Südostkasachstans zu einem unter erheblichem propagandistischem Aufwand betriebenen Großbauprojekt des ersten Fünfjahrplans der Sowjetunion.

So wurde noch während des Baus 1929 unter der Regie von Wiktor Turin ein Dokumentarfilm zu ihrem Bau herausgebracht. Er gilt als einer der zentralen russischen Dokumentarfilme der späten Stummfilmzeit. In dieser Zeit wurde auch der Begriff „Turkestan-Sibirische Eisenbahn“ bzw. „Turksib“ geprägt.

Die 1452 km lange Strecke zwischen Semipalatinsk (Semei) und Lugowaja wurde schließlich 1931 eröffnet. Der Begriff „Turksib“ wurde auch auf die beiden „Altstrecken“ erweitert, sodass er die 2351 km lange Gesamtstrecke Nowosibirsk – Arys bezeichnete. Damit war eine Verbindung zwischen den sich entwickelnden Wirtschaftsgebieten Sibiriens (z. B. Kusbass) und ganz Sowjetisch-Mittelasien geschaffen, da von Arys über die Taschkenter Strecke (Trans-Aral-Eisenbahn) auch das Ferghanatal, Duschanbe sowie über die bereits seit den 1880er Jahren erbaute Transkaspische Eisenbahn (Закаспийская железная дорога) auch Samarkand, Buchara, Aşgabat und schließlich Krasnowodsk (heute Türkmenbaşy) am Kaspischen Meer erreicht werden konnten.

Selbständige Bahnverwaltung

Mit Eröffnung der Turksib wurde per 2. Januar 1931 eine eigenständige Bahnverwaltung Turkestan-Sibirische Eisenbahn mit Sitz in Alma-Ata (Almaty) gegründet, welche allerdings nur den Streckenteil Semipalatinsk – Arys (1861 km), sowie dessen Anschlussstrecken betrieb, darunter:

  • Lugowaja – Pischpek (ab 1926 Frunse) und etappenweise (bis 1950) Verlängerung bis Rybatschje (heute Balyktschy) am Yssykköl: 322 km
  • Alma-Ata (Almaty), Zweigstrecke ins Stadtzentrum (1931): 10 km
  • Tschimkent (heute Schymkent) – Lenger (1934): 29 km
  • Koksu -–Taldy-Kurgan (Taldyqorghan) bzw. Tekeli (1941): 95 km
  • Dschambul (Taras) – Qaratau (1946): 90 km

1953 erfolgte von der Station Tschu (heute kasachisch Schu, 300 km westlich von Alma-Ata) der direkte Anschluss der Turksib über die Karaganda-Eisenbahn (Карагандинская железная дорога/ Karagandinskaja schelesnaja doroga) nach Karaganda und das nordkasachische Streckennetz.

Zum 13. Juni 1958 wurden schließlich Turkestan-Sibirische und Karaganda-Eisenbahn zur Kasachischen Eisenbahn (Казахская железная дорога/ Kasachskaja schelesnaja doroga) mit Verwaltungssitz in Alma-Ata vereinigt.

Der größtenteils auf dem Territorium der RSFSR verlaufende Ostabschnitt Nowosibirsk – Semipalatinsk verblieb immer bei „sibirischen“ Eisenbahnverwaltungen, zunächst bei der Tomsker Eisenbahn (Томская железная дорога/ Tomskaja schelesnaja doroga), von welcher die Altai-Eisenbahn 1918 übernommen wurde, zwischenzeitlich ab 1934 bei der Ostsibirischen Eisenbahn (Восточно-Сибирская железная дорога/ Wostotschno-Sibirskaja schelesnaja doroga), und schließlich seit 1961 bei der Westsibirischen Eisenbahn (Западно-Сибирская железная дорога/ Sapadno-Sibirskaja schelesnaja doroga; heute nur noch bis zur russisch-kasachischen Grenze bei Lokot).

Heutige Situation

Nach mehreren Reorganisationen in den 1970er und 1980er Jahren und dem Zerfall der Sowjetunion 1991 gehören die Stammstrecke der Turksib, von der russisch-kasachischen Grenze bei Lokot bis Arys, sowie die meisten Zweigstrecken zu den Kasachischen Staatseisenbahnen (kasachisch Қазақстан Темір Жолы/ Qasaqstan Temir Scholy, firmieren unter Kasachstan Temir Scholy, KTS) und stellt eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen im Süden des Landes dar.

Die 1989 von Westen her begonnene Elektrifizierung der Strecke erreichte 2001 Almaty. Auf einem Teilabschnitt (Almaty–Schu) verkehren seit 2003 zwischen der größten Stadt des Landes Almaty und der neuen Hauptstadt Astana Talgo-Expresse, die schnellsten Züge der kasachischen Eisenbahnen.

Die eingleisige, nicht elektrifizierte Zweigstrecke Lugowaja – BischkekBalyktschy stellt dagegen die einzige längere Strecke der Kyrgys Temir Dscholu (Kirgisische Staatseisenbahn, kirgisisch Кыргыз Темир Жолу) dar.[1]

Weblinks

Fußnoten

  1. Homepage der Kirgisischen Staatseisenbahn (Кыргыз Темир Жолу)