Weesener Bach

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Weesener Bach
Lutterbach
Teich an der Quelle des Weesener Baches

Teich an der Quelle des Weesener Baches

Daten
Lage Niedersachsen, Deutschland
Flusssystem Weser
Abfluss über Örtze → Aller → Weser → Nordsee
Quelle südlich von Lutterloh
52° 49′ 1″ N, 10° 12′ 46″ O
Quellhöhe 80 m ü. NN
Mündung im Norden von HermannsburgKoordinaten: 52° 50′ 31″ N, 10° 5′ 47″ O
52° 50′ 31″ N, 10° 5′ 47″ O
Mündungshöhe 51 m ü. NN
Höhenunterschied 29 m
Sohlgefälle 2,1 ‰
Länge 13,7 km
Gemeinden Lutterloh, Weesen, Hermannsburg

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Der Weesener Bach ist ein linker, östlicher Nebenbach der Örtze östlich von Hermannsburg im niedersächsischen Landkreis Celle. Sein Tal ist komplett unter Naturschutz gestellt im 348 Hektar großen Naturschutzgebiet Weesener Bach.[1]

Quelle und Verlauf

Der Weesener Bach, auch Lutterbach genannt, entspringt im Naturpark Südheide, südlich der Ortschaft Lutterloh bei Unterlüß, fließt dann durch den Hermannsburger Ortsteil Weesen und mündet nach 13,7 km im Norden Hermannsburgs in die Örtze.

Ursprünglich hatte der Weesener Bach seine Quelle in einem Moorgebiet. Zur Entwässerung der dahinter liegenden Flächen wurde er durch einen Graben verlängert. Das ehemalige Moorgebiet wurde zum großen Teil zu Teichgelände umgewandelt. Die Teiche sind über weite Flächen mit Teich-Schachtelhalm bewachsen. Der gesamte Lauf des Baches mit seinem Randbereich, insgesamt 348 ha, wurde 1999 unter Naturschutz gestellt. Ausschlaggebend hierfür waren die noch erhaltenen Gewässerabschnitte mit ihren Erlenwäldern, Weidenbäumen und den Röhrichtsäumen, sowie die quellige und vermoorte Talniederung mit ihren Bruch- und Sumpfwaldresten. Die an dem Bachrand noch intensiv bewirtschafteten Wiesen und Weiden wurden aus der Nutzung genommen. Hierdurch ist ein naturnaher Heidebach erhalten geblieben, dessen Wasserqualität, außer am Oberlauf an dem sich die Quell-Teiche befinden, die höchsten Güteklassen I-II gering belastet (oligo- bis betamesosaprob) auf weist.[2]

Flora und Fauna

Auf grund der hohen Wasserqualität findet man hier eine Vielfalt von seltenen Lebewesen. An Fischen leben im Bach Bachforellen, Groppen und Bachneunaugen. Im Jahre 1987 wurden hier 176 Tierarten gezählt, davon allein 36 Arten die auf der Roten Liste verzeichnet sind. Im Uferbereich, beziehungsweise in der Bachaue, findet man weitere 60 bedrohte Arten, wie Gefäßpflanzen, Moosarten, Amphibien und Reptilien. Auch der Eisvogel hält sich hier auf.

Gewässerunterhaltung

Die Gewässerunterhaltung des Weesener Baches obliegt nach dem Niedersächsischen Wassergesetz dem Unterhaltungsverband Örtze. Dabei setzte der Unterhaltungsverband in den 1970er Jahren Raupenbagger ein, wodurch der Bach vertieft wurde und enorme ökologische Schäden am Gewässer entstanden, die bis heute fortwirken. Die feste und kiesige Sohle des Baches wurde zerstört und ein enormer Sandtrieb kam von Lutterloh bis Hermannsburg in Bewegung. Auch große Sandfänge im Gebiet „Sunder“ konnten diese Sandbewegungen nicht stoppen. In dem sandigen Untergrund können wirbellose Tiere, die die Hauptnahrung der Bachforellen bilden, nicht überleben. Die Forellen können sich zudem nicht fortpflanzen, da sich der Laich nur auf einem kiesigen Untergrund entwickeln kann. Wird er von Sand bedeckt, ersticken die Larven.

Bürger und auch Vereine (u. a. die „Bürgerinitiative Südheide“) sahen diese Entwicklung mit Sorge. Der Weesener Ratsherr Peter Buttgereit war im Rahmen seiner kommunalpolitischen Tätigkeit Mitglied der Verbandsversammlung des Unterhaltungsverbandes und erreichte nach jahrelangem zähen Ringen, dass auf die maschinelle Räumung verzichtet wurde. Seit 1984 werden große Abschnitte des Baches von Hand unterhalten. Insbesondere der eigens dafür gegründete Verein „Naturschutzfreunde Weesen e.V.“ führt diese Arbeiten jedes Jahr im Herbst durch.

Strukturverbesserung durch Kieseinbringung

Weesener Bach nach Kieseinbringung

Mitte der 1970er Jahre wurde das Bachbett des Weesener Baches tiefer gelegt. Dabei wurde die für Heidebäche typische, kiesig-steinige Sohlenstruktur, die einen speziellen ökologischen Lebensraum darstellt, das sogenannte Hyporheische Interstitial, zerstört. Es entstand eine überwiegend eintönige Sandsohle, in der die auf der Bodenzone eines Gewässers vorkommenden Lebewesen (Benthos) kaum Überlebenschancen hatten. Für manche Fischarten, sogenannte Kieslaicher wie die Bachforelle, dient Kies als Laichplatz. Die Eier und Jungfische entwickeln sich in den durchströmten Zwischenräumen. Auch deren Bestand ging stark zurück. Zur Lösung dieses Problems wurden erstmals im Jahr 2006 etwa 400 Tonnen autochthoner (heimischer) Kies eingebracht. In 2011 wurden weitere rund 1400 Tonnen in dem Bach verbaut. Im August 2015 wurden zur Strukturverbesserung am Oberlauf des Baches, auf einer Länge von 1200 Meter, nochmals rund 800 Tonnen regionaler, standorttypischer Kies in der Größe >=2 mm Ø eingebaut. Die Steine wurden so verteilt, dass Kolke, Rausche und Mäander entstanden.

Die Kosten dieser Maßnahme von 60.000 Euro wurden von der Europäischen Union (aus dem „Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums“), vom Unterhaltungsverband Örtze und vom Landkreis Celle getragen.

Luttermühle

ca 1960:links die Sägemühle und rechts die Getreidemühle jeweils mit eigenem oberschlächtigem Wasserrad
Luttermühle im Jahr 2008

Nahe der Mündung befindet sich noch heute eine Wassermühle (Luttermühle) mit einem oberschlächtigen Wasserrad. Die Mühle war seit 1757 als Sägemühle in Betrieb.

Um das Wasser zur Mühle zu leiten wurde extra ein ca. 1 Kilometer langer Kanal gegraben, mit dem man den Wasserlauf gleichzeitig anhob. Direkt vor der Sägemühle wurde ein großer Teich angelegt. Man benötigte diesen Teich, um durch das zusätzliche Wasser mehr Kraft für das Wasserrad zu erhalten. Wenn für die Gattersäge besonders viel Kraft benötigt wurde, um zum Beispiel große Eichen zu sägen, war das zusätzliche Wasser unerlässlich. In früherer Zeit wurde der Kanal jährlich einmal abgesperrt, das Wasser wurde dann in das alte ursprüngliche Bachbett umgeleitet. Danach wurde der angeschwemmte und abgelagerte Sand aus dem Teich ausgeschaufelt. Wegen des enormen Arbeitsaufwandes ging man später davon ab. Man legte einen separaten Abfluss an und ließ von Zeit zu Zeit den Teich ganz gezielt besonders schnell ablaufen.

Ursprünglich befand sich hier auch noch eine Getreidemühle und eine Lohgerberei. Das Wasser wurde damals wahlweise für die Sägemühle benutzt, oder zu dem ebenfalls oberschlächtigen Wasserrad der Getreidemühle weiter geleitet. In der Regel wurde am Tage das Wasserrad des Sägewerkes und Nachts das Rad der Getreidemühle angetrieben. Seit einem Brand im Jahre 1995 ist der Betrieb eingestellt. Das Wasserrad der Sägemühle wurde erneuert und treibt manchmal einen Stromgenerator an.

Die Mühlenanlage ist heute aus naturschutzfachlicher Sicht eine große Belastung für diesen ökologisch sehr wertvollen Heidebach. Die Anlage stellt für Kleinfischarten und Forellen ein Hindernis für die Aufwanderung dar. Um einen Austausch zwischen Örtze und Bachoberlauf zu erzielen, ist es zwingend erforderlich, im Bereich der Mühle einen Fischweg im alten Bachbett einzurichten. Dieses ist bisher am Widerstand des Grundeigentümers gescheitert.

Weblinks

Commons: Weesener Bach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
  2. Gewässergütekarte Weser. Teileinzugsgebiet Aller/Örtze-Nord in der Datenbank des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN)