Wilhelm Focke

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Wilhelm Heinrich Focke (* 3. Juli 1878 in Bremen; † 15. Dezember 1974 in Bremen) war Maler, Bildhauer, Flugzeugpionier, Erfinder, Poet und Fußballpionier.

Biografie

Wilhelm Focke, 1878 in Bremen als erster Sohn des Ratssyndikus und Focke-Museum Gründers Johann Focke und seiner Frau Louise (Nichte des französischen Malers Souchay de la Duboissière), geborener Maler und Erfinder ist seit 30 Jahren in Vergessenheit geraten. Durch einen Zufall ist sein Nachlass in Bremen wiederentdeckt und ausgestellt worden. Er war es, der als einer der ersten Deutschen Flugpioniere 1909 in Potsdam auf dem Exerzierplatz Bornstedter Feld mit seinem selbst entworfenen, in den Werkstätten von Dr. Edmund Rumpler gebauten Flugzeug, die „Ente“, erfolgreich in die Luft ging. Zu dem Zeitpunkt machte sein 18-jähriger Bruder, der später berühmte Flugzeugbauer und Hubschraubererfinder Henrich Focke (Focke-Wulf Werke), gerade Abitur. W. F. half seinem Bruder Henrich die erste „Bremer ENTE“ zu konstruieren, mit der 1910 die ersten Flugversuche, die aber wegen Untermotorisierung scheiterten, auf dem Neuenlander Feld in Bremen unternommen wurden. 1927 stürzte der Partner von Henrich Focke, Georg Wulf, mit der weiterentwickelten F 19 Ente tödlich ab. Das Flugzeug war bis zur Serienreife entwickelt worden und flog noch bis in den Zweiten Weltkrieg erfolgreich weiter ohne technische Probleme.

Im Ersten Weltkrieg kämpfte er erst in der Türkei an den Dardanellen gegen den Landungsversuch der Engländer und wurde nach einer schweren Verletzung dann 1916 als Aufklärer und Rettungsflieger über der Nordsee eingesetzt. In dieser Zeit erfand er ständig neue Flugzeugtypen, besonders Wasserflugzeuge (alles in Entwurfszeichnungen und Skizzen belegt) und lernte beim Einsatz auf der Seeflugstation Norderney seinen langjährigen Malerfreund Poppe Folkerts im benachbarten Malerturm kennen.

Wilhelm Focke studierte an verschiedenen Kunstakademien (chronologisch) in Düsseldorf (bei Josef Janssen), München (bei Heinrich Marr), Weimar (bei Ludwig von Hofmann) und Berlin (Meisterklasse von Prof. Arthur Kampf) Malerei und Bildhauerei. Er nahm rege an den Künstlerstammtischen in Berlin teil, besonders denen mit seinen Freunden Oskar Kokoschka, Max Slevogt, Hans Thoma und Olaf Gulbranson. Sein väterlicher Freund Max Liebermann sagte zu Fockes beeindruckenden Pferdebildern: „...ne Focke, det kann ick nich...!“ (authentisches Zitat von W. Focke). Seine erste große Ausstellung mit Pferdebildern aus dem Berliner Tiergarten hatte er ca. 1909–1910 in einem der Salons der Cassirers durch Vermittlung von Max Liebermann. Es ist noch nicht geklärt, ob im Kunstsalon von Paul Cassirer oder im Verlag und Salon von Bruno Cassirer, der ebenfalls ein Pferdeliebhaber, Besitzer eines Reitstalles und beteiligt an einer Berliner Rennbahn war. Focke nahm auch rege an den Auseinandersetzungen der Berliner Sezession teil. Deutlich ist an seinen Bildern, die zu der Zeit noch stark impressionistische Züge trugen, die Nähe zu den Brücke Malern wie Pechstein, Kirchner, Schmidt-Rottluff oder Müller zu sehen. Auch er nahm Abstand zu der akademischen Malerei und wandte sich der Darstellung des nackten menschlichen Körpers in der freien Natur zu.

Nach dem Krieg unterrichtete er 10 Jahre bis 1929 an der Bremer Kunstgewerbeschule Akt-, Tier- und Landschaftsmalerei. In dieser Zeit konnte er sich wieder seinen vielen Erfindungen zuwenden: Strandsegler auf seiner geliebten ostfriesischen Insel Juist, Eissegler im Umland von Bremen, erste Entwürfe von Doppelrumpfbooten (Katamarane), Gezeiten- und Windkraftwerke. Der Wind war, wie er selbst sagte, sein „Freund“.

Da ihm das Lehramt nicht zusagte und er sich dadurch zunehmend eingeengt fühlte, arbeitete W. F. ab 1930 als freier und unabhängiger Künstler bis zu seinem Lebensende 1974.

Von den Nazis distanzierte er sich und ging zunehmend in die „innere Emigration“, d. h., er war viel in der Landschaft, wenig in der Stadt. Seine Landschafts- und Tierbilder wurden expressiver, er hielt sich viel auf dem mecklenburgischen mütterlichen „Gut Mechow“ auf, wo er als absoluter Pferdenarr in der Pferdezucht dieses Gutes mit dem idyllischen See Mechow die ideale Voraussetzung für seine Bilder fand. Doch auch seine naturalistischen Insel- und Seebilder sind Ausdruck seiner Naturverbundenheit. Er hatte einen großen Freundeskreis in Norddeutschland und seine ausdrucksstarken norddeutschen Meeres-, Landschafts-, Akt- und Tierbilder verkauften sich gut. Dieser Freundeskreis half ihm auch im und nach dem Krieg beim Überleben und versorgte ihn mit Nahrung. Er malte ständig, lernte mit 70 Jahren noch Skilaufen und war jeden Winter im Schwarzwald auf Skiern unterwegs und malte die Landschaften des Hochschwarzwaldes. Auch seine vielen Erfindungen wie z. B. den Vorläufer des Katamarans, das „Doppelboot“, entwickelte er weiter sowie viele seiner anderen Segelgeräte. In dieser späten Zeit seines Schaffens hatte er noch viele Ausstellungen und Ehrungen zu seinen Geburtagsjubiläen und fand einen ruhigen Tod mit 96 Jahren.

Engagement im Fußballsport

In Bremen gehörte Focke dem Bremer Sportclub an, ehe er sich nach seinem Umzug nach München dem MTV München 1879 anschloss. Hier war er einer der Spieler, die sich für den Vereinsaustritt der Fußballer des MTV und damit für die 1900 erfolgte Gründung des FC Bayern München einsetzten. Er gehörte mit Franz John und Paul Francke zu den Gründungsmitgliedern (s. Gründungsurkunde). Nach Gründung des eigenständigen Fußballvereins wurde Focke zum zweiten Mannschaftskapitän bestimmt. 1903 verließ er den Verein, um sein Kunststudium an der Kunstschule Weimar bzw. an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin fortzusetzen.

Quellen und Literatur

Weblinks