Wolfgang Spielhagen

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Wolfgang Spielhagen

Wolfgang Spielhagen (* 21. März 1891 in Berlin-Charlottenburg; † 28. Januar 1945 in Breslau) war Jurist, Ministerialbeamter und zuletzt Zweiter Bürgermeister von Breslau.

Familie

Wolfgang Spielhagen wurde als Sohn von Walter Spielhagen (1857-1930) und dessen Ehefrau Elsa Spielhagen (1864–1942) in Charlottenburg/Berlin geboren. Er war mütterlicherseits Enkel des Schriftstellers Friedrich Spielhagen (1829–1911). Sein Onkel Friedrich Spielhagen (1864–1931) war Leibarzt von Victoria („Kaiserin Friedrich“), der Mutter von Kaiser Wilhelm II. Wolfgang Spielhagen war verheiratet mit Eva Spielhagen, geb. Thiel (1901–1989), und hatte mit ihr die beiden Töchter Gisela (1935–2006) und Sonnhild (Sonny, 1939–2013). (Siehe Stammbaum rechts unten.)

Leben

Im Frühjahr 1909 legte er das Abitur am Kaiserin-Augusta-Gymnasium zu Charlottenburg ab, studierte dann Rechtswissenschaften an den Universitäten Lausanne und Berlin und bestand im Frühjahr 1913 die Referendarprüfung am Kammergericht in Berlin. 1915 wurde er promoviert.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs kam der nunmehrige Assessor Wolfgang Spielhagen in das Reichsfinanzministerium und wurde dort zum Regierungsrat ernannt. Am 1. April 1927 wurde er Oberregierungsrat beim Reichssparkommissar, der späteren Präsidialabteilung des Rechnungshofes, und dort am 1. Juli 1929 zum Ministerialrat befördert. Am 1. Mai 1937 trat er in die NSDAP ein.[1]

Wolfgang Spielhagen war Mitglieds-Nr. 7 und Erster Vorsitzender des Sippenverbands Zierling-Moritz-Alemann (Sitz in Berlin), dessen Forschungen und Arbeiten er sich intensiv widmete.

1940 wurde Wolfgang Spielhagen kommissarisch nach Breslau berufen, um die Verwaltung der Stadt zu übernehmen. Am 1. Mai 1941 wurde er zum Zweiten Bürgermeister Breslaus ernannt.

Öffentliche Bekanntmachung der Erschießung Spielhagens
Stammbaum von Friedrich und Wolfgang Spielhagen

Im Januar 1945 stand die Rote Armee vor Breslau, bis zum 15. Februar 1945 schloss sich dann der Belagerungsring. Der seit Februar 1938 für Niederschlesien eingesetzte NS-Gauleiter Karl Hanke erklärte am 21. Januar 1945 Breslau zur Festung, die mit allen Mitteln verteidigt werden sollte. Wolfgang Spielhagen hatte sich angesichts der russischen Übermacht gegen diesen Befehl ausgesprochen und zur Kapitulation geraten, um noch mehr zivile Opfer zu verhindern. Am 20. Januar 1945 brachte er seine Frau und die beiden Kinder in die ihm sicherer erscheinende Reichshauptstadt Berlin. Vor dieser Reise holte er sich bei seinem Vorgesetzten, Oberbürgermeister Ernst Leichtenstern, die Reisegenehmigung ein. Am 26. Januar 1945 kehrte er nach Breslau zurück, um nicht den Eindruck zu erwecken, er sei aus der Stadt geflüchtet.[2][3]

Am 27. Januar 1945 wurde Wolfgang Spielhagen auf Befehl von Gauleiter Hanke verhaftet und tags darauf um 6 Uhr morgens standrechtlich erschossen. Sein Leichnam wurde in die Oder geworfen. Hanke ließ durch Plakatanschläge bekanntmachen, Spielhagen habe sich aus maßloser Feigheit in Breslau abgemeldet, um sich in Berlin nach einem neuen Posten umzusehen. Diese Lüge diente Hanke aber lediglich als Vorwand, um an einem Mann, von dem er wiederholt kritisiert worden war und der sich gegen seinen Befehl zur Festung Breslau gestellt hatte, ein Abschreckungsexempel zu statuieren.[2][3]

Breslau wurde in den Kämpfen zu 70 % zerstört und nach Schätzungen des britischen Historikers Norman Davies kamen im Kampf um Breslau insgesamt 170.000 Zivilisten, 6.000 deutsche und 7.000 sowjetische Soldaten ums Leben.[3]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bundesarchiv Berlin: NSDAP-Mitgliederkarteikarte von Wolfgang Spielhagen, Mitgl.-Nr.: 5920070
  2. a b Georg Reitor: In der Festung Breslau. In: Vom Lager zum Lehrstuhl. 2000, S. 48.
  3. a b c Die Russen kommen. Website von stern.de. Abgerufen am 5. November 2014.