Woolworth Deutschland

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Woolworth GmbH

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Rechtsform GmbH
Gründung 2. November 1926
Sitz Unna, Deutschland
Leitung Mechthild Gottkehaskamp (Vors.)
Gerald Finke
Dirk Landwehr
Thomas Leege
Oliver Penner
Mitarbeiterzahl 4.569 (2013/14)[1]
Umsatz 293,3 Mio. Euro (2013/14)[1]
Website www.woolworth.de
Historisches Logo mit hellerem Rot und anderem "R"

Die Woolworth GmbH ist eine Einzelhandelskette mit rund 300 Filialen in Deutschland. Haupteigentümer war seit dem 1. Juli 2010 zu 58,5 Prozent die HH Holding und zu 30 Prozent die Tengelmann-Gruppe. Nach dem Ausstieg von Tengelmann im Sommer 2012 gehört Woolworth nun zu 53,67 Prozent der HH Lizenz GmbH und zu 46,33 Prozent der B. H. Holding GmbH (um den KiK-Gründer Stefan Heinig). Mit seinem Angebot, das vor allem den Non-Food- und Drogeriebereich abdeckt, hauptsächlich Textilien, Haushaltsartikel, Schreibwaren, Spielwaren, Schuhe, Lederwaren sowie Süßwaren, möchte das Unternehmen vor allem preissensible Käufer ansprechen.[2]

Geschichte

Anzeige zur Eröffnung in Bremen am 28. Juli 1927
Woolworth-Gebäude in Sonneberg, 1929
Neueröffnung der Woolworth-Filiale am 6. Dezember 1990 in Halle (Saale). Das Gebäude war bereits 1933 im Besitz der Woolworth-Kette und wurde 1990 erneut bezogen.
Woolworth-Filiale in Mannheim

Am 2. November 1926[3] wurde die deutsche Tochtergesellschaft der US-amerikanischen F. W. Woolworth Company im Hotel Adlon in Berlin gegründet. Am 30. Juli 1927 wurde in Bremen das erste Kaufhaus von Woolworth in Deutschland eröffnet, auch hier wieder mit festen Preisen von 25 und 50 Pfennig und einer öffentlichen Warenpräsentation.

Im März 1932 wurde bekannt, dass der Woolworth-Konzern die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) mit mehreren Geldspenden unterstützt hatte.[4]

Lange Zeit betrieb Woolworth in Deutschland verschiedene Tochterunternehmen. Darüber hinaus gab es noch Schmuckfachgeschäfte, die unter dem Namen Rubin auftraten. Heute agieren die noch existierenden Tochterunternehmen teils selbständig, teils als Teil der ehemaligen amerikanischen Muttergesellschaft, zum Beispiel Foot Locker.

Im Jahr 1998 trennte sich die deutsche Tochtergesellschaft von der amerikanischen Muttergesellschaft, die mittlerweile nicht mehr existiert. In einem Management-Buy-out gründete man die „DWW Deutsche Woolworth GmbH & Co. OHG“ mit Hauptsitz in Frankfurt am Main. Getragen wurde diese von der britischen Investorengruppe Electra Private Equity (heute Cognetas). Von Januar bis Oktober 2004 stellte man das Kassensystem und die IT-Infrastruktur um. Dadurch sollte eine effizientere und verbesserte Warenbestellung und besserer Service möglich sein. So werden zum Beispiel an den Kassen Touchscreen-Lösungen auf Linux-Basis eingesetzt.

Im Jahr 2005 besaß Woolworth 330 Läden in Deutschland und neun in Österreich. Diese gliederten sich in 202 Kaufhäuser und 128 „Minis“ mit geringerer Verkaufsfläche. Die Gesamtverkaufsfläche betrug etwa 400.000 Quadratmeter.

Von März 2006 an testete das Unternehmen ein neues, modernisiertes Konzept. In Koblenz und in Frankfurt am Main eröffnete man sogenannte Concept-Stores, die sich durch eine ganz neue Einrichtung auszeichneten. Zentrales Element dieses Konzeptes waren die „Marktplätze“, d. h. Sonderflächen, die sich durch eine gesonderte Decken- und Fußbodengestaltung optisch vom Rest des Ladens abhoben und auf denen spezielle Angebote und Werbeposten angeboten wurden. Ausgewählte Filialen baute man zu „Marktplatz-Filialen“ um. Als konsequente Weiterentwicklung des Konzeptes wurden dann Ende Oktober 2006 in Berlin zehn zu Marktplatz-Filialen umgebaute Läden wiedereröffnet. Um einen einheitlichen Werbeauftritt in allen Berliner Filialen zu gewährleisten, wies man auch in den restlichen Filialen Sonderflächen als „Marktplätze“ aus.

Im Oktober 2007 hat der US-amerikanische Finanzinvestor Cerberus Capital Management gemeinsam mit Argyll Partners das Geschäft der Woolworth Deutschland übernommen. Cerberus wurde Grundstückseigentümer und übernahm dabei etwa 100 in Eigenbesitz befindliche Woolworth-Immobilien, welche von Cerberus an Argyll Partners vermietet werden sollten;[5] das operative Geschäft wurde von Argyll übernommen.

Ab März 2008 passte man die Filialen mit dem Ziel der Umsatzsteigerung erneut an. Neben der Anpassung des Sortiments (drastische Reduzierung) und der Verbreiterung der Laufwege bestückte man alle Filialen mit Checkout-Kassen (Kassenstände mit automatischem Laufband).

Am 11. April 2009 reichte das britische Unternehmen Argyll Partners für den deutschen operativen Geschäftsbetrieb einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Frankfurt am Main ein.[6] 23 ehemalige Woolworth-Filialen wurden daraufhin von dem Textildiscounter NKD übernommen.[7] Die Drogeriemarktkette Schlecker plante ebenfalls die Übernahme mehrerer Filialen. Das Bundeskartellamt genehmigte Ende August 2009 allerdings die Übernahme von maximal 71 Woolworth-Filialen.

Im September 2009 erklärte der Pressesprecher des Insolvenzverwalters, dass das operative Geschäft mit 160 von ursprünglich 310 Filialen in einer neu gegründeten Deutsche Woolworth GmbH weitergeführt werden sollen.[8]

Im Mai 2010 hat die HH-Holding Unternehmensteile der Deutschen Woolworth GmbH im Rahmen eines Asset Deals übernommen. 158 Standorte wurden weitergeführt. Das Bundeskartellamt stimmte der Übernahme im Juni 2010 zu.[9] Der Firmensitz wurde zum 1. Juli 2010 von Frankfurt nach Unna verlegt.[10] Seit Sommer 2012 hat sich Tengelmann vollständig zurückgezogen. Haupteigentümer ist nunmehr zu 53,67 Prozent die B. H. Holding.

Die österreichischen Filialen wurden im Zuge der Insolvenz von der Deutschen Woolworth GmbH (DWW) abgetrennt und an den Finanzinvestor bluO verkauft.[11] Die Läden wurden geschlossen und als Adler-Modewelt neu eröffnet. Auch die Adler Modemärkte GmbH gehörten zeitweise zu bluO.[12]

Filialen

158 Filialen hat die Woolworth GmbH von der alten Gesellschaft übernommen. 40 Millionen Euro will das Handels-Unternehmen für die Renovierung ausgeben.[13] An allen alten Filialen wird das veränderte Logo angebracht, und die Bestandsflächen sowie der Ladenbau werden modernisiert.[14] Seit der Übernahme ist die Anzahl der Filialen zum Frühjahr 2016 auf 300 gestiegen. Mittelfristig soll das Filialnetz auf 500 Warenhäuser verdichtet werden. Zielstandorte sind Städte mit mehr als 30.000 Einwohnern. Dort will Woolworth mit seinem breiten Sortiment der Nahversorger sein.[15] Die Verkaufsfläche einer Woolworth-Filiale soll künftig einheitlich zwischen 1.000 und 2.000 Quadratmeter betragen, die sich maximal über zwei Stockwerke erstrecken.[16] Eine Expansion ins Ausland ist aktuell nicht vorgesehen.

Sortiment

Woolworth bietet rund 6.000 Artikel im unteren und mittleren Preissegment an. Vor der Insolvenz im Frühjahr 2009 bezeichnete die Presse das Sortiment als „Sammelsurium von mehr als 25.000 Artikeln“.[17] 65 Prozent des neuen Warenangebots machen Hartwaren aus wie Dekorationsartikel, Accessoires, Spiel-, Schreib- und Haushaltswaren sowie Tierzubehör. Zu 35 Prozent besteht die Produktpalette aus Textilien. Entsprechend der Preisstrategie bietet Woolworth Produkte von bekannten und weniger bekannten Marken an. Bei den bekannten Marken setzt Woolworth beispielsweise auf Ravensburger, Lego, Panasonic, Coca-Cola und Haribo. Darüber hinaus bietet das Unternehmen wechselnde Lizenzwaren, so zum Beispiel Hello Kitty, und zehn Eigenmarken an. Abgerundet wird das Angebot durch Artikel zum Einstiegspreis. Bei den Eigenmarken decken Infinity Man, Woman, Kids und Sports den Bereich Oberbekleidung für alle Altersklassen ab. Duft der Rose steht für Strumpfwaren, Marvital für Kosmetik, Belday Home für Dekorationsartikel und Basic Concept für Hartwaren.[18]

Immobilieneigentümer

Der US-amerikanische Finanzinvestor Cerberus Capital Management ist seit 2007 weiterhin Grundstückseigentümer der etwa 100 ehemaligen Woolworth-Immobilien und vom Wechsel der operativen Geschäftspartner nur mittelbar betroffen. In Deutschland wird der Immobilienbesitz von der Promontoria verwaltet, die jetzt teilweise die Acrest Property Group mit der Neuausrichtung des Immobilienbesitzes beauftragt hat.

Weblinks

Commons: Woolworth (Deutschland) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Woolworth GmbH. Jahres- und Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.05.2013 bis zum 30.04.2014. In: Bundesanzeiger. Abgerufen am 10. Juli 2016 (In die Suchmaske Woolworth GmbH eingeben).
  2. Hagen Seidel: Woolworth will das Land mit Filialen überziehen. In: Die Welt. 25. November 2010, abgerufen am 16. Juli 2016.
  3. http://www.woolworth.de/unternehmen/ueberuns/
  4. Woolworth-Spende für Hitler. In: Vossische Zeitung. Nr. 144-145 des 25. März 1932.
  5. Argyll Partners übernimmt Woolworth in Deutschland (Memento vom 1. Dezember 2008 im Internet Archive)
  6. Deutsche Kaufhauskette: Woolworth meldet Insolvenz an. In: Manager Magazin. 14. April 2009, abgerufen am 10. Juli 2016.
  7. http://www.nordbayerischer-kurier.de/nachrichten/1283684/details_8.htm
  8. http://www.rp-online.de/public/article/radevormwald/753463/Neues-Konzept-fuer-Woolworth.html
  9. RP-Online - Kartellamt genehmigt Woolworth-Übernahme, 3. Juni 2010.
  10. Woolworth gehört jetzt zu Tengelmann Focus online, 1. Juli 2010.
  11. Verkauf Woolworth Österreich. Abgerufen am 26. November 2010.
  12. Woolworth Österreich wird zur Adler-Modewelt. Abgerufen am 26. November 2010.
  13. "Jede Woche eine neue Filiale", TextilWirtschaft, 2. Dezember 2010.
  14. "Woolworth will der Gegen-Karstadt werden", Der Handel, 25. November 2010.
  15. "Warenhauskette Woolworth demonstriert neue Stärke", Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. November 2010.
  16. "Woolworth zieht es in jede Stadt", Süddeutsche Zeitung, 26. November 2010.
  17. Stefan Weber: Ohne Schnickschnack : Woolworth besinnt sich auf Tugenden, die den deutschen Ableger der US-Kaufhauskette einst stark gemacht haben - Billigangebote und ein klares Konzept. In: Süddeutsche Zeitung 15. November 2011, S. 22.
  18. "Jede Woche eine neue Filiale", TextilWirtschaft, 2. Dezember 2010.