„Schleyer-Entführung“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
→‎Ermordung: Namen der Schützen
Zeile 24: Zeile 24:


=== Ermordung ===
=== Ermordung ===
Hanns Martin Schleyer wird einen Tag später erschossen, als seine Entführer vom Tod der inhaftierten RAF-Mitglieder erfahren. Seine Leiche wird am 19. Oktober 1977 im Kofferraum eines in der Rue Charles Peguy in [[Mülhausen]]/Elsass (Frankreich) abgestellten [[Audi 100 C1|Audi 100]] aufgefunden. Er wurde mit drei Schüssen in den Hinterkopf getötet. Wer die tödlichen Schüsse abgab, wird von den Beteiligten der Entführung bis heute geheim gehalten.
Hanns Martin Schleyer wird einen Tag später erschossen, als seine Entführer vom Tod der inhaftierten RAF-Mitglieder erfahren. Seine Leiche wird am 19. Oktober 1977 im Kofferraum eines in der Rue Charles Peguy in [[Mülhausen]]/Elsass (Frankreich) abgestellten [[Audi 100 C1|Audi 100]] aufgefunden. Er wurde mit drei Schüssen in den Hinterkopf getötet. Nach Aussage von [[Peter-Jürgen Boock]] sollen die tödlichen Schüsse durch [[Stefan Wisniewski]] und [[Rolf Heißler]] abgegeben worden sein. Dies deckt sich mit dem Obduktionsergebnis, demzufolge alle Schüsse aus einer Waffe, aber aufgrund der Schusswinkel vermutlich von zwei Tätern abgegeben worden sind.<ref>[http://www.spiegel.de/panorama/zeitgeschichte/0,1518,504539,00.html]</ref>


=== Tatbeteiligte ===
=== Tatbeteiligte ===

Version vom 9. September 2007, 15:26 Uhr

Das Logo der RAF

Der westdeutsche Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer wurde am 5. September 1977 von der linksextremistischen Terrororganisation Rote Armee Fraktion (RAF) entführt und am 18. Oktober 1977 ermordet. Die Entführung war das zentrale Ereignis des sogenannten „Deutschen Herbstes“ und stand in engem Zusammenhang zu der Entführung des Lufthansaflugzeugs Landshut durch eine Gruppe palästinensischer Terroristen der PFLP. Damit sollte die Freilassung der inhaftierten Mitglieder der ersten Generation der Rote Armee Fraktion erpresst werden.

Hintergründe

Anlässlich seiner Wahl zum Präsidenten des BDI wird Hanns Martin Schleyer im Januar 1977 in einer Sendung des deutschen Fernsehens auf seine nationalsozialistische Vergangenheit und seinen Offiziersrang in der SS angesprochen. Er erklärt, er sei stolz auf diese Vergangenheit. Das rückt ihn in den Fokus der RAF. Seit 1973 war Schleyer bereits Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände.

Verlauf der Entführung

Überfall

Der Schauplatz der Entführung Schleyers und Ermordung seiner Begleiter im Jahr 2007

Am Montag den 5. September 1977 gegen 17:10 Uhr wird Hanns Martin Schleyer von seinem Fahrer Heinz Marcisz von der Arbeit zu seiner Dienstwohnung in Köln chauffiert, gefolgt von dem mit den Polizeibeamten Reinhold Brändle, Roland Pieler und Helmut Ulmer besetzten Begleitfahrzeug. Die Polizisten sind bewaffnet, Marcisz und Schleyer nicht. Keines der Fahrzeuge ist gepanzert.

Das Kommando „Siegfried Hausner“ hat eine Telefonkette eingerichtet, diese meldet die Annäherung der Fahrzeuge an die im Hinterhalt wartenden vier Schützen: Peter-Jürgen Boock, Sieglinde Hofmann, Willi-Peter Stoll und Stefan Wisniewski. Boock und Hofmann sollen die Polizisten ausschalten, Stoll ist auf Schleyers Fahrer angesetzt und Wisniewski soll Schleyer überwältigen.

Als die Zielfahrzeuge gegen 17.28 Uhr die Vincenz-Statz-Straße erreichen, fährt Wisniewski mit dem Heck zur Fahrbahn stehend rückwärts in die Straße. Marcisz kann noch rechtzeitig bremsen, doch das Begleitfahrzeug fährt auf Schleyers Wagen auf und schiebt ihn auf das Sperrfahrzeug. Daraufhin eröffnen die Terroristen das Feuer. Dabei werden in ungefähr anderthalb Minuten mindestens 119 Schüsse abgegeben. Nach den auf Macisz abgegebenen Schüssen rennt Stoll plötzlich und entgegen jeder Absprache in höchster Erregung quer durch die Schußrichtung von Boock und Hofmann, springt auf die Motorhaube des Begleitfahrzeugs und verfeuerte die ganze übrige Munition seiner Makarov-Pistole durch die Frontscheibe ins Wageninnere. Die Beamten Ulmer und Pieler können noch ihr Fahrzeug verlassen und aus Maschinen- und Dienstpistolen elfmal zurückzuschießen, treffen aber nicht. Pieler und Ulmer werden je mindestens dreimal tödlich getroffen. Herbeieilende Anwohner und Passanten sowie die bald eintreffende Polizei und Feuerwehr können wenig später nur noch den Tod von Schleyers Begleitern feststellen. [1]

Boock schildert Jahre später u. a. in einem während seiner Haft durchgeführten Interview den genauen Verlauf der Schießerei.

Geiselhaft

Schleyer selbst wird zunächst in einem Hochhaus in Erftstadt-Liblar (bei Köln) gefangen gehalten, wo er die meiste Zeit in einem mit Schaumgummi schallgedämpften Wandschrank untergebracht ist. Er wird gezwungen, per Video an die sozial-liberale deutsche Regierung unter Helmut Schmidt zu appellieren, die inhaftierte erste Generation der RAF gegen ihn auszutauschen. Schleyers Entführer fordern die Freilassung der elf inhaftierten RAF-Mitglieder Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Jan-Carl Raspe, Verena Becker, Werner Hoppe, Karl-Heinz Dellwo, Hanna Krabbe, Bernhard Rössner, Ingrid Schubert, Irmgard Möller und Günter Sonnenberg.

Schleyer wird in dem Hochhaus Zum Renngraben 8 versteckt. Mehrere örtliche Polizisten waren davon überzeugt, dass Schleyer im Hochhaus in Autobahnnähe gefangen gehalten werde – ein Beamter läutete sogar schon an der Tür der Wohnung – und meldeten dies auch dem zuständigen Krisenstab, der dieser Meldung aber nicht nachging, da sie in der Flut der Hinweise aus der Bevölkerung unterging.

Die Bundesregierung unter Helmut Schmidt entscheidet sich in mehreren Krisensitzungen, nicht auf die Forderungen der Entführer einzugehen. Sie bleibt auch bei der Entführung des Lufthansa-Passagierflugzeugs Landshut bei ihrer harten Haltung – die entführte Maschine wird am frühen Morgen des 18. Oktober 1977 von GSG-9-Beamten gestürmt und die 90 Geiseln befreit. Das Bundesverfassungsgericht, das von Schleyers Angehörigen in einem Eilverfahren angerufen wurde, lehnt den Antrag ab, die Bundesregierung zur Freilassung der RAF-Gefangenen zu verurteilen und bestätigt die Verfassungsmäßigkeit der Entscheidung der Bundesregierung. Nach der Erstürmung des Flugzeugs begehen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe in der selben Nacht Selbstmord in ihren Gefängniszellen in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart.

Ermordung

Hanns Martin Schleyer wird einen Tag später erschossen, als seine Entführer vom Tod der inhaftierten RAF-Mitglieder erfahren. Seine Leiche wird am 19. Oktober 1977 im Kofferraum eines in der Rue Charles Peguy in Mülhausen/Elsass (Frankreich) abgestellten Audi 100 aufgefunden. Er wurde mit drei Schüssen in den Hinterkopf getötet. Nach Aussage von Peter-Jürgen Boock sollen die tödlichen Schüsse durch Stefan Wisniewski und Rolf Heißler abgegeben worden sein. Dies deckt sich mit dem Obduktionsergebnis, demzufolge alle Schüsse aus einer Waffe, aber aufgrund der Schusswinkel vermutlich von zwei Tätern abgegeben worden sind.[2]

Tatbeteiligte

Die Beteiligung von Peter-Jürgen Boock, Willi-Peter Stoll, Sieglinde Hofmann, Stefan Wisniewski, Brigitte Mohnhaupt, Christian Klar, Rolf Clemens Wagner, Adelheid Schulz, Rolf Heißler, Angelika Speitel und Knut Folkerts an der Schleyer-Entführung ist nachgewiesen.[3]

Weblinks

Fernsehansprache des Bundeskanzlers Helmut Schmidt zur Schleyer-Entführung

Einzelnachweise

  1. http://www.jf-archiv.de/archiv/37aa20.htm Darstellung der Entführung] bei jf-archiv.de
  2. [1]
  3. die hier aufgeführten wurden wegen der Schleyer-Entführung verurteilt, Quelle: Butz Peters, RAF - Terrorismus in Deutschland, ISBN 3-426-80019-5, S. 473

Quellen