„Enontekiö“ – Versionsunterschied

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In Enontekiö gibt es drei Museen: Die Gebäude des 1991 eröffneten Heimatmuseums von Enontekiö wurden aus verschiedenen Dörfern im Gemeindegebiet nach Hetta verlegt. Es handelt sich um ein Bauernhaus aus Raattama vom Ende des 19. Jahrhunderts, eine in den 1920er Jahren erbaute Wohnstube aus Ylikyrö, ein ebenfalls aus Ylikyrö stammendes Vorratshaus aus dem 18. Jahrhundert, eine 1937 errichtete Sauna aus Muotkajärvi und einen Viehstall aus dem Dorf Kaukonen in der Nachbargemeinde Kittilä. Das Natur- und Kulturzentrum Fjell-Lapplands wird von der finnischen Forstbehörde (''Metsähallitus'') unterhalten und befindet sich ebenfalls in Hetta. Es präsentiert in seinen Ausstellungen die Natur Nordlapplands und die Kultur der Rentiersamen. In Järämä rund 20 km nördlich von Karesuvanto wurde ein Teil der Sturmbock-Stellung aus dem Lapplandkrieg restauriert. Angeschlossen ist seit 1997 ein Museum, das sich mit der Geschichte des Lapplandkriegs in Enontekiö beschäftigt.
In Enontekiö gibt es drei Museen: Die Gebäude des 1991 eröffneten Heimatmuseums von Enontekiö wurden aus verschiedenen Dörfern im Gemeindegebiet nach Hetta verlegt. Es handelt sich um ein Bauernhaus aus Raattama vom Ende des 19. Jahrhunderts, eine in den 1920er Jahren erbaute Wohnstube aus Ylikyrö, ein ebenfalls aus Ylikyrö stammendes Vorratshaus aus dem 18. Jahrhundert, eine 1937 errichtete Sauna aus Muotkajärvi und einen Viehstall aus dem Dorf Kaukonen in der Nachbargemeinde Kittilä. Das Natur- und Kulturzentrum Fjell-Lapplands wird von der finnischen Forstbehörde (''Metsähallitus'') unterhalten und befindet sich ebenfalls in Hetta. Es präsentiert in seinen Ausstellungen die Natur Nordlapplands und die Kultur der Rentiersamen. In Järämä rund 20 km nördlich von Karesuvanto wurde ein Teil der Sturmbock-Stellung aus dem Lapplandkrieg restauriert. Angeschlossen ist seit 1997 ein Museum, das sich mit der Geschichte des Lapplandkriegs in Enontekiö beschäftigt.

Die Dörfer Kultima, Näkkälä, Nunnanen, Peltovuoma, Pöyrisjärvi und Raittijärvi sind dank ihrer erhaltenen alten Bausubstanz offiziell als denkmalgeschützte Kulturlandschaften anerkannt. Ebenfalls denkmalgeschützt ist die 1943 erbaute Steinbrücke von Ahdaskuru nahe der norwegischen Grenze als einzige Brücke Lapplands, die nicht im Lapplandkrieg zerstört wurde.<ref>Finnisches Denkmalschutzregister 1993: [http://www.nba.fi/rky1993/kohde581.htm ''Kultiman kylä''], [http://www.nba.fi/rky1993/kohde580.htm ''Näkkälän kylä''], [http://www.nba.fi/rky1993/kohde582.htm ''Nunnasen kylä''], [http://www.nba.fi/rky1993/kohde583.htm ''Peltovuoman kylä''], [http://www.nba.fi/rky1993/kohde579.htm ''Pöyrisjärven kesäkylä''], [http://www.nba.fi/rky1993/kohde584.htm ''Raittijärven kylä''], [http://www.nba.fi/rky1993/kohde586.htm ''Ahdaskurun silta''] (finn.)</ref>


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 8. Oktober 2007, 23:32 Uhr

Enontekiön kunta
Wappen Karte
Wappen von Enontekiö Lage von Enontekiö
Basisdaten
Staat: Finnland Finnland
Landschaft: [[Lappland]]
Verwaltungsgemeinschaft: Fjell-Lappland
Geographische Lage Koordinaten fehlen! Hilf mit.
Fläche: 8,391,53 km²
davon Wasser: 445,61 km²[1] km²
Einwohner: 1,988[2] ({{{EinwJahr}}} )
Sprache(n): Finnisch, Nordsamisch
Website: enontekio.fi
Karte von Enontekiö
Karte von Enontekiö
Karte von Enontekiö

[[Kategorie:Gemeinde in Lappland]]

Enontekiö [ˈɛnɔntɛkiœ] (Nordsamisch Eanodat, schwedisch Enontekis) ist eine Gemeinde im finnischen Teil Lapplands. Sie liegt im äußersten Nordwesten des Landes und hat etwa 2000 Einwohner auf einer Fläche von knapp 8.400 km². Verwaltungssitz der Gemeinde ist der Ort Hetta. Etwa ein Fünftel der Bevölkerung Enontekiös gehört dem Volk der Samen an.

Geografie

Lage und Ausdehnung

Enontekiö liegt in der Provinz Lappland im äußersten Nordwestzipfel Finnlands. Die Ausbuchtung zwischen schwedischer und norwegischer Grenze, die vom Gemeindegebiet Enontekiös eingenommen wird, nennt man Käsivarsi (finnisch für „Arm“), weil die Grenzen Finnlands vor dem Zweiten Weltkrieg auf der Landkarte die Form einer Frauengestalt (Suomi-neito) hatten und das Gebiet als deren erhobener rechter Arm erschien. Das Gemeindegebiet umfasst eine weite aber nur sehr dünn besiedelte Fläche von 8.392 km². Damit ist Enontekiö flächenmäßig nach Inari und Sodankylä die drittgrößte Gemeinde Finnlands, mit nur 0,25 Einwohnern pro km² jedoch auch nach Savukoski die am zweitdünnsten besiedelte.

Nachbargemeinden von Enontekiö sind Inari im Osten, Kittilä im Südosten und Muonio im Süden, sowie auf schwedischer Seite im Westen die Gemeinde Kiruna und auf norwegischer Seite im Norden Storfjord, Kåfjord, Nordreisa und Kautokeino. Die gemeinsame Grenze Enontekiös mit den beiden Nachbarstaaten ist insgesamt mehr als 450 km lang. Die Grenze zu Schweden bilden dabei der Fluss Muonionjoki und dessen Zufluss Könkämäeno.

Gemeindegliederung

Der Hauptort von Enontekiö ist die im Süden der Gemeinde gelegene Siedlung Hetta mit rund 800 Einwohnern. Einen Ort mit dem Namen Enontekiö gibt es nicht, allerdings wird Hetta oft auch als Enontekiö bezeichnet. Andere wichtige Orte sind das Dorf Kilpisjärvi nahe dem Dreiländereck Finnland-Schweden-Norwegen sowie Karesuvanto und Palojoensuu, die sich beide an der Grenze zu Schweden am Muonionjoki befinden. Die Dörfer Enontekiös konzentrieren sich auf den Südteil und die Ufer der Flüsse Könkämäeno und Muonionjoki im Westen der Gemeinde. Oft befindet sich am gegenüberliegenden schwedischen Ufer ebenfalls ein Dorf, das meist denselben Namen (bzw. dessen schwedische Namensform) trägt, z. B. Karesuvanto / Karesuando. Der Teil des Käsivarsi-Gebiets abseits der Flussläufe ist dagegen fast völlig unbewohnt.

Hetta ist der Hauptort Enontekiös

Zu Enontekiö gehören folgende Dörfer (samischen Namensformen, sofern vorhanden, in Klammern):

  • Hetta (Heahttá)
  • Jatuni
  • Karesuvanto (Gárasavvon)
  • Kelottijärvi
  • Ketomella
  • Kilpisjärvi (Gilbbesjávri)
  • Kultima (Gulddán)
  • Kuttanen (Cuhttás)
  • Leppäjärvi (Leaibejávri)
  • Luspa
  • Markkina
  • Maunu
  • Muotkajärvi
  • Näkkälä (Neahčil)
  • Nartteli
  • Nunnanen (Njunnás)
  • Palojärvi (Bálojávri)
  • Palojoensuu (Bálojotnjälbmi)
  • Peltovuoma (Bealdovuopmi)
  • Ropinsalmi
  • Saivomuotka
  • Sonkamuotka
  • Vähäniva
  • Vuontisjärvi (Vuottesjávri)
  • Ylikyrö

Landschaft und Natur

Im Norden des Gemeindegebiets ist die Vegetation bereits sehr karg

In seinem Nordzipfel hat Enontekiö als einzige Gemeinde Finnlands Anteil am Skandinavischen Gebirge. Dadurch und durch die Lage im hohen Norden Finnlands unterscheidet sich Enontekiö landschaftlich stark vom Rest des Landes. Der Haltitunturi, mit 1.324 m der höchste Berg Finnlands, liegt ebenso in Enontekiö wie alle 21 anderen Eintausender des Landes. Der neben dem Haltitunturi wohl bekannteste und landschaftlich markanteste Berg ist der 1.029 m hohe Saana, der sich über das Dorf Kilpisjärvi erhebt. Auch im Südteil der Gemeinde finden sich Fjells (tunturi), d. h. Anhöhen, die die Baumgrenze überragen, unter anderem liegt ein Teil des Pallastunturi-Ounastunturi-Massivs im Gemeindegebiet Enontekiös.

Die Vegetation in Enontekiö ist durch die extreme Nordlage sehr karg. Die Nordgrenze des Verbreitungsgebiets der Fichte entspricht etwa der Südgrenze der Gemeinde, auch die Kiefer kommt nur bis ca. 20 km nördlich von Hetta vor. Nördlich davon wachsen nur noch Birken. Die Baumgrenze liegt bei ca. 600 Metern, oberhalb davon herrscht eine Tundra-artige Vegetation vor.[3] Der größte Teil des Gemeindegebiets besteht aus solchen Hochflächen oder Mooren, die vor allem an den Flussläufen vorherrschen. Nur 19 % der Fläche Enontekiös ist bewaldet. Rund 70 % der Gesamtfläche steht unter Naturschutz unterschiedlichen Grades. Unter anderem gehören Teile des Pallas-Yllästunturi-Nationalparks zu Enontekiö.

Der Kilpisjärvi-See

Etwas über 5 % der Gemeindefläche besteht aus Gewässern. Mehrere große Flüsse haben ihren Ursprung in Enontekiö: Der Muonionjoki, Ounasjoki, Ivalojoki und einer der Quellflüsse des Tenojoki nehmen ihren Ursprung in der Gemeinde. Dem verdankt Enontekiö auch seinen Namen: Eno ist ein altes finnisches Wort für „Strom“ und tekiö leitet sich vom Verb tehdä „machen“ ab. Die 825 Seen im Gemeindegebiet sind allesamt eher klein. Die größten Seen sind der Pöyrisjärvi, der Kilpisjärvi beim gleichnamigen Dorf und der Ounasjärvi bei Hetta.

Klima

Das Klima Enontekiös wird von der extrem nördlichen Lage, der im Vergleich zum restlichen Finnland größeren Höhenlage und der Nähe des Arktischen Ozeans geprägt. Durch den mäßigenden Einfluss des Golfstroms sind die Winter nicht ganz so harsch wie im kontinentaler geprägten Zentrallapplands, dafür ist der Sommer kürzer und kühler.

Im Jahresdurchschnitt weist Enontekiö die niedrigsten Temperaturen Finnlands auf. In Kilpisjärvi im Norden des Gemeindegebiets liegt das langjährige Mittel bei -2,3 °C (zum Vergleich: Helsinki ca. +5 °C, Berlin ca. +9 °C). Der wärmste Monat ist der Juli mit einer mittleren Durchschnittstemperatur von +10,9 °C, der kälteste der Januar mit -13,6 °C. Unter diesen extremen klimatischen Bedingungen dauert die Wachstumsperiode nur etwas über 100 Tage, dafür ist der Winter mit einer Dauer von knapp 200 Tagen sehr lang. Die mittlere jährliche Niederschlagsmenge beträgt 459 mm.[4] In der kalten Jahreszeit können erhebliche Mengen an Schnee fallen: Die höchste jemals in Finnland registrierte Schneetiefe wurde am 19. April 1997 mit 190 cm in Kilpisjärvi gemessen.[5] Eine bleibende Schneedecke fällt in der Regel im Oktober und schmilzt erst wieder gegen Ende Mai.[6] An geschützten Stellen kann der Schnee noch länger liegen bleiben, so wird in Kilpisjärvi traditionell zur Mittsommernacht ein Skilauf veranstaltet.

Das Gemeindegebiet Enontekiös liegt etwa zwischen 200 und 300 Kilometern nördlich des Polarkreises. Entsprechend herrschen extreme jahreszeitliche Unterschiede in der Sonnenscheindauer: In Kilpisjärvi scheint zwischen 22. Mai und 23. Juli die Mitternachtssonne. Entsprechend herrscht zwischen 2. Dezember und 11. Januar die Polarnacht (kaamos). Enontekiö weist das finnlandweit höchste Vorkommen von Polarlichtern vor: In der Gegend um Kilpisjärvi kann man während der dunklen Jahreszeit bei klarem Wetter in durchschnittlich drei von vier Nächten dieses Naturschauspiel beobachten.[7]

Geschichte

Vorgeschichte und schwedische Zeit

Die älteste menschliche Besiedlung in Enontekiö entstand nach dem Rückzug der Gletscher gegen Ende der letzten Eiszeit, als Angehörige der Komsa-Kultur von der Eismeerküste her einwanderten. Die ältesten Besiedlungsspuren stammen vom Ufer des Ounasjärvi-Sees und werden auf die Zeit um 6000 v. Chr. datiert.[8] Später entstand durch die Vermischung dieser steinzeitlichen Urbevölkerung und der Finno-Ugrier, die ab dem 3. Jahrtausend v. Chr. einwanderten, die samische Bevölkerung Lapplands, die in Enontekiö lange beherrschend blieb. Anfangs lebten die Einwohner Enontekiös von Jagd und Fischerei und hielten nur wenige Rentiere als Zugtiere.

Im 16. Jahrhundert wurde im Zuge der Christianisierung der bis dahin schamanistischen Samen die erste Kirche Enontekiös erbaut. Es handelte sich um einen kleinen Holzbau im Dorf Rounala am rechten, heute zu Schweden gehörigen, Ufer des Könkämäeno-Flusses. Die Kirche soll der Überlieferung nach von drei zum Christentum übergetretenen samischen Brüdern errichtet worden sein. Sie war ein zentraler Treffpunkt, an dem sich die Samen zu kirchlichen Zeremenonien versammelten, zu dem Händler anreisten, um ihre Waren feilzubieten, und an dem schwedische Beamte zu bestimmten Zeiten Gerichtssitzungen abhielten. 1611 wurde im Dorf Markkina eine neue Kirche erbaut. Nachdem diese zerstört worden war, entstand an derselben Stelle 1661 ein Nachfolgebau.

Ab Ende des 17. Jahrhunderts verbreitete sich die auf der Haltung großer Rentierherden beruhende rentiersamische Kultur von Norwegisch- und Schwedisch-Lappland her kommend in Enontekiö. Die Rentiersamen Enontekiös hatten eine nomadische Lebensweise und zogen mit ihren Tieren im jährlichen Zyklus zwischen Sommer- und Winterweiden aus den Nadelwaldgebieten im Süden Enontekiös bishin zur Eismeerküste nach Kåfjord, Kvænangen und Nordreisa. Die letzten Nomaden Enontekiös wurden erst in den 1960er Jahren sesshaft, die Kultur der Rentiersamen hat sich aber nach wie vor in der großformatig betriebenen Rentierhaltung bewahrt. Ab dem 17. Jahrhundert ließen sich die ersten finnischen Neusiedler im Süden Enontekiös nieder und führten die sesshafte Ackerbaukultur ein. Durch die finnische Zuwanderung und die Assimilierung der alteingesessenen samischen Bevölkerung entstand mit der Zeit eine finnische Bevölkerungsmehrheit.

Russische Zeit

Als Schweden 1809 im Vertrag von Fredrikshamn das Gebiet des heutigen Finnland an Russland abtrat, wurde auch Enontekiö zu einem Teil des neugegründeten Großfürstentums Finnland. Weil die Kirche von Markkina durch die schwedisch-russische Grenzziehung auf dem falschen Ufer auf schwedischer Seite stand, trug man sie 1826 ab und flößte ihre Balken den Muoniojoki nach Palojoensuu herunter, wo die nunmehr vierte Kirche Enontekiös errichtet wurde. Schon 1864 wurde die Kirche aber wiederum nach Hetta, das sich mittlerweile zur größten Siedlung des Gebiets entwickelt hatte, verlegt. Die Schließung der russisch-norwegischen Grenze 1852 und der russisch-schwedischen Grenze 1889 hatte für die Rentiernomaden Enontekiös schwerwiegende Folgen, weil sie nun nicht mehr wie zuvor mit ihren Herden an die Eismeerküste ziehen konnten. In der Folge verlegten sie ihre Weidegebiete nach Südosten ins Binnennland und verhalfen somit der Rentierzuchtkultur, sich auch in den übrigen Teilen Lapplands zu verbreiten. Im Zuge der Trennung der Verwaltung der Landgemeinden von der Kirchenverwaltung entstand 1877 die politische Gemeinde Enontekiö.

Seit der Unabhängigkeit

Finnische Soldaten hissen nach der Vertreibung der letzten deutschen Soldaten eine Flagge an der norwegischen Grenze.

Mit der finnischen Unabhängigkeitserklärung wurde auch Enontekiö 1917 teil der unabhängigen Republik Finnland.

Während des Fortsetzungskriegs von 1941–1944, in dem Finnland in sogenannter Waffenbrüderschaft mit Deutschland gegen die Sowjetunion kämpfte, gehörte Enontekiö ebenso wie ganz Nordfinnland zum Operationsgebiet der Wehrmacht. Ab 1942 begannen die Deutschen in Enontekiö zum Schutz der Eismeerhäfen im besetzten Norwegen und in Petsamo die Sturmbock-Stellung zu errichten. Als Finnland am 4. September 1944 den Waffenstillstand von Moskau mit der Sowjetunion schloss, in dem es sich verpflichtete, die deutschen Truppen aus dem Land zu vertreiben, brach der finnisch-deutsche Lapplandkrieg aus. Nachdem sich die Deutschen schnell aus Südlappland zurückgezogen hatten, besetzte die 12.000 Mann starke 7. Gebirgsdivision der Wehrmacht Ende Oktober die Sturmbock-Stellung. Bei ihrem Rückzug wandten die Deutschen die Taktik der verbrannten Erde an und richteten auch in Enontekiö Zerstörungen an. Während des kalten Winters blieb es bei einem Stellungskrieg zwischen den in ihren Festungsanlagen verschanzten Deutschen und den finnischen Truppen, die im Dorf Markkina Stellung bezogen hatten. Nachdem sich die Wehrmacht aus Petsamo und Nordnorwegen zurückgezogen hatte, besaß die Sturmbock-Stellung keinen strategischen Wert mehr und wurde Anfang Januar 1945 kampflos geräumt. Um die Flanke von Lyngen, ihrer letzten Stellung in Nordnorwegen zu sichern, operierten die Deutschen im Frühjahr noch im Norden des Käsivarsi-Gebiets, wo es zu kleineren Kampfhandlungen kam, ehe die letzten Wehrmachtssoldaten am 27. April bei Kilpisjärvi finnischen Boden verließen.

Bevölkerung

Straßenschilder sind in Enontekiö zweisprachig auf Finnisch und Samisch beschriftet.

Enontekiö hat knapp 2000 Einwohner. Wie in allen Gemeinden Lapplands ist auch in Enontekiö die Einwohnerzahl stark rückläufig: Vor der finnischen Wirtschaftskrise Anfang der 1990er Jahre, die zu einer Auswanderungswelle aus dem strukturschwachen Lappland in die Wachstumszentren des Südens führte, hatte die Einwohnerzahl noch noch über 2.500 betragen[9].

Enontekiö gehört zum Siedlungsgebiet des indigenen Volks der Samen. 19 % der Bevölkerung der Gemeinde sind ethnische Samen.[10] Allerdings sprechen nur knapp 10 % Samisch als Muttersprache.[11] Die Gemeinde gehört zum gesetzlich festgelegten samischen „Heimatgebiet“ (kotiseutualue), in dem den Samen besondere Minderheitenrechte zustehen. So hat die in Enontekiö verwendete Variante des Samischen, die nordsamische Sprache, in der Gemeinde neben dem Finnischen einen offiziellen Status und darf im Umgang mit den Behörden verwendet werden.

Politik

Verwaltung

Wie allgemein in den ländlichen Gegenden Finnlands ist auch in Enontekiö die Zentrumspartei die stärkste politische Kraft. Bei den Kommunalwahlen 2004 erhielt sie mehr als die Hälfte der Stimmen. Im Gemeinderat, der höchsten Entscheidungsinstanz bei lokalen Angelegenheiten, stellt sie 13 von 21 Abgeordneten. Die beiden anderen großen Parteien des Landes, die Sozialdemokraten und die Nationale Sammlungspartei spielen mit Wahlergebnissen um die zehn Prozent und jeweils zwei Sitzen im Gemeinderat nur eine untergeordnete Rolle. Ebenfalls im Gemeinderat vertreten sind die lokale samische Wahlliste Johtti Sápmelaččat mit drei und die Christdemokraten mit einem Abgeordneten.

Zusammensetzung des Gemeinderats (2005–2008)
Partei Wahlergebnis 2004[12] Sitze
Zentrumspartei 55,6 % 13
Johtti Sápmelaččat 13,5 % 3
Sozialdemokraten 11,4 % 2
Nationale Sammlungspartei 9,8 % 2
Christdemokraten 4,2 % 1

Wappen

Das Wappen von Enontekiö

Das Wappen von Enontekiö wurde von Olof Eriksson entworfen. Es zeigt im blauen Feld ein silbernes, rotbewehrtes Moorschneehuhn. Das Moorschneehuhn ist ein in Nordlappland sehr häufiger Vogel und war für die Bewohner Enontekiös in der Vergangenheit ein wichtiger Nahrungslieferant, weshalb es auch „Vogel des Lebens“ genannt wird.

Städtepartnerschaften

Enontekiö unterhält Städtepartnerschaften mit drei seiner Nachbargemeinden: Kiruna in Schweden sowie Storfjord und Kautokeino in Norwegen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Rentiere laufen in Enontekiö frei herum

Die Rentierzucht war lange der dominierende Erwerbszweig in Enontekiö. Im Nordwesten Lapplands ist die Rentierzuchtkultur schon seit Jahrhunderten verwurzelt, anders als in den übrigen Gebieten des finnischen Rentierzuchtgebiets, wo sie erst im 19. Jahrhundert nach der Ausrottung des wilden Waldrentiers in größerem Umfang eingeführt wurde. Auch heute spielt die Rentierzucht in Enontekiö eine große Rolle. Die Rentierzüchter Enontekiös sind in den Rentierzuchtkooperativen (paliskunta) von Näkkälä und Käsivarsi organisiert und besitzen insgesamt 20.000 halbdomestizierte Rentiere.[13]

Verkehr

Die Staatsstraße 21 im Norden von Enontekiö

Die wichtigste Verkehrsverbindung Enontekiös ist die Staatsstraße 21. Sie folgt auf ihrer ganzen Strecke, die in Tornio am Bottnischen Meerbusen beginnt, dem Verlauf der finnisch-schwedischen Grenze und endet in Kilpisjärvi an der Grenze zu Norwegen. Die Hauptstraße 93 zweigt im Dorf Palojoensuu von der Staatsstraße 21 ab und führt zunächst nach Osten ins Gemeindezentrum Hetta und dann weiter nach Norden zur norwegischen Grenze. Die Dörfer im Südteil der Gemeinde sind durch kleinere Straßen miteinander verbunden. Im Nordteil von Enontekiö ist dagegen die am Ufer des Muonionjoki bzw. Könkämäeno verlaufende Staatsstraße 21 die einzige Straße; das unbewohnte Gebiet zwischen Flusstal und norwegischer Grenze ist gänzlich wegelos. In Enontekiö gibt es drei Grenzübergangsstellen: Das Dorf Karesuvanto ist über eine Brücke mit dem gegenüberliegenden schwedischen Ufer angeschlossen, Grenzübergänge nach Norwegen befinden sich bei Kilpisjärvi und Kivilompolo.

Mit dem Flughafen Enontekiö westlich von Hetta verfügt die Gemeinde über einen eigenen Flughafen. Er wird hauptsächlich von Charterflügen angesteuert, deren Fluggäste 95 % des Passagieraufkommens des Flughafens ausmachen. Regelmäßige Flugverbindungen nach Enontekiö bestehen nur im Frühjahr: Die Fluggesellschaft Finncom Airlines bietet zwischen März und Mai Direktflüge von Helsinki-Vantaa nach Enontekiö an. Im Jahr 2005 verzeichnete der Flughafen Enontekiö 13.700 Passagiere[14], damit gehört er zu den kleineren Flüghäfen Finnlands.

An das Bahnnetz ist Enontekiö nicht angeschlossen. Der nächste Bahnhof befindet sich in Kolari ca. 150 km südlich.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die Kirche von Enontekiö

Die Kirche von Enontekiö wurde 1951–1952 als insgesamt sechster Kirchenbau der Gemeinde im Zentralort Hetta anstelle ihres im Lapplandkrieg zerstörten Vorgängerbaus errichtet. Es handelt sich um einen vom Architekten Veikko Larkas entworfenen modernen Bau aus Backstein und Beton. Der schlanke 30 Meter hohe Kirchturm ist durch ein Vordach mit dem Kirchenschiff verbunden. Der Künstler Uuno Eskola schuf die Altartafel der Kirche als Kombination aus Fresko- und Mosaiktechnik. Sie zeigt den auferstandenen Jesus Christus, der das Land und Volk Lapplands segnet. Die Orgel der Kirche ist ein Geschenk aus Deutschland aus dem Jahr 1958.

In Enontekiö gibt es drei Museen: Die Gebäude des 1991 eröffneten Heimatmuseums von Enontekiö wurden aus verschiedenen Dörfern im Gemeindegebiet nach Hetta verlegt. Es handelt sich um ein Bauernhaus aus Raattama vom Ende des 19. Jahrhunderts, eine in den 1920er Jahren erbaute Wohnstube aus Ylikyrö, ein ebenfalls aus Ylikyrö stammendes Vorratshaus aus dem 18. Jahrhundert, eine 1937 errichtete Sauna aus Muotkajärvi und einen Viehstall aus dem Dorf Kaukonen in der Nachbargemeinde Kittilä. Das Natur- und Kulturzentrum Fjell-Lapplands wird von der finnischen Forstbehörde (Metsähallitus) unterhalten und befindet sich ebenfalls in Hetta. Es präsentiert in seinen Ausstellungen die Natur Nordlapplands und die Kultur der Rentiersamen. In Järämä rund 20 km nördlich von Karesuvanto wurde ein Teil der Sturmbock-Stellung aus dem Lapplandkrieg restauriert. Angeschlossen ist seit 1997 ein Museum, das sich mit der Geschichte des Lapplandkriegs in Enontekiö beschäftigt.

Die Dörfer Kultima, Näkkälä, Nunnanen, Peltovuoma, Pöyrisjärvi und Raittijärvi sind dank ihrer erhaltenen alten Bausubstanz offiziell als denkmalgeschützte Kulturlandschaften anerkannt. Ebenfalls denkmalgeschützt ist die 1943 erbaute Steinbrücke von Ahdaskuru nahe der norwegischen Grenze als einzige Brücke Lapplands, die nicht im Lapplandkrieg zerstört wurde.[15]

Einzelnachweise

  1. Maanmittauslaitos (finnisches Vermessungsamt)
  2. Väestorekisterikeskus (finnisches Bevölkerungsregister), Stand 30. 6. 2007
  3. Finnisches Museum für Naturgeschichte: Enontekiön kasvillisuuden erityispiirteitä (finn.)
  4. Website der biologischen Station Kilpisjärvi der Universität Helsinki: Basic climatological data on Kilpisjärvi, nach Daten des finnischen Instituts für Meteorologie (engl.)
  5. Finnisches Institut für Meteorologie: Suomen ja maapallon sääennätyksiä (finn.)
  6. Finnisches Institut für Meteorologie: Talven lumista ja lumisuudesta (finn.)
  7. Finnisches Institut für Meteorologie: Where and when are the Northern Lights most seen? (engl.)
  8. Tourismusportal der Gemeinde Enontekiö: Prehistory (engl.)
  9. Tilastokeskus (finnisches Statistikamt)
  10. Stand 2000, Finnisches Sozial- und Gesundheitsministerium
  11. Stand 2006, Tilastokeskus (finnisches Statistikamt)/
  12. Finisches Justiziministerium: Ergebnis der Kommunalwahlen 2004
  13. Tourismusportal der Gemeinde Enontekiö: Poronhoito ja muut luontaiselinkeinot (finn.)
  14. Finavia (finnisches Luftfahrtsamt)
  15. Finnisches Denkmalschutzregister 1993: Kultiman kylä, Näkkälän kylä, Nunnasen kylä, Peltovuoman kylä, Pöyrisjärven kesäkylä, Raittijärven kylä, Ahdaskurun silta (finn.)