„Russen“ – Versionsunterschied

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In der '''Volksrepublik China''' sind die Russen (俄罗斯族) als offizielle Minderheit anerkannt, die dort schon seit Generationen existiert. Hier leben sie im Norden von [[Xinjiang]], der [[Innere Mongolei|inneren Mongolei]] und in [[Heilongjiang]]. Seit dem Ende der Sowjetunion gibt es erneut größere Einwanderungsbewegungen, sowohl von Russen nach China, als auch von Chinesen nach Russland.
In der '''Volksrepublik China''' sind die Russen (俄罗斯族) als offizielle Minderheit anerkannt, die dort schon seit Generationen existiert. Hier leben sie im Norden von [[Xinjiang]], der [[Innere Mongolei|inneren Mongolei]] und in [[Heilongjiang]]. Seit dem Ende der Sowjetunion gibt es erneut größere Einwanderungsbewegungen, sowohl von Russen nach China, als auch von Chinesen nach Russland.

== Religion der Russen ==

Die Russen sind traditionell [[Orthodoxe Kirchen|orthodoxe]] [[Christentum|Christen]]. <ref>[https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/rs.html Informationen auf CIA - World Factbook (englisch)]</ref> <ref>]http://www.mospat.ru Offizielle Internetpräsenz des Moskauer Patriarchats (englisch/russisch)]</ref>

In Russland praktiziert jedoch weniger als die Hälfte der Bevölkerung, obwohl 60% der Russen getauft sind. Das hängt vorwiegend mit der [[Atheismus|atheistischen]] Staatsdoktrin der ehemaligen [[Sowjetunion]] zusammen. Dort war die Religionsausübung an strenge Gesetze gebunden und zwischenzeitlich sogar vollständig verboten. Vor der [[Russische Revolution|Russischen Revolution]] gehörten noch etwa 90% der Russen einer Kirchengemeinschaft an. Obwohl die Mitgliederzahlen von kirchlichen Gemeinschaften steigen, bleibt die Besucherquote bei der sonntäglichen Liturgie recht gering.

Die Mehrheit der russischen Gläubigen sind Mitglied in der [[Russisch-Orthodoxe Kirche|Russisch-Orthodoxen Kirche]]. So gibt es heute in Russland 12.214 russische orthodoxe sowie 285 [[Altorthodoxe|altorthodoxe]] Kirchengemeinden.

In Deutschland leben derzeit an die 190.000 getaufte russisch-orthodoxe Christen, die in 60 Kirchengemeinden organisiert sind. <ref>[http://www.rokmp.de/ Die russisch-orthodoxe Kirche in Deutschland (deutsch/russisch)]</ref>

Die orthodoxe Religion ist ein wesentlicher Bestanteil der russischen kulturellen Identität, so ist es normal, dass auch atheistische Russen sich mit der Orthodoxen Kirche identifzieren.

Auch andere Glaubensgemeinschaften haben die Russen erreicht, so sind 85.000 Russen evangelikal ausgerichtete [[Baptisten]] <ref>[http://www.adherents.com/Na/Na_639.html Statistik auf Adherents.com (englisch)]</ref>. Diesen Glauben haben die Russen meist durch den Kontakt mit [[Russlanddeutsche|Russlanddeutschen]] kennengelernt, von denen sich die meisten zu [[Evangelikalismus|evangelikalen]] Glaubensausrichtungen bekennen.

An neuer Popularität erfreut sich auch das [[Slawische Mythologie|slawische Heidentum]], eine vorchristliche Religion. Tempel und Heilige Haine gibt es vor allem im [[Wenden|elb- und ostseeslawischen Raum]]. <ref>[http://triglav.ru Internetpräsenz slawischer Heiden (russisch)]</ref> <ref>[http://paganism.msk.ru/index.htm Ausführliche Informationen zum slawischen Heidentum (russisch)]</ref>


== Teilgruppen ==
== Teilgruppen ==

Version vom 12. Dezember 2007, 15:41 Uhr

Die Russen (russisch Русские/ Russkie), vor 1917 auch Großrussen genannt, sind ein zur ostslawischen Sprachgruppe gehörendes Volk mit etwa 137 Mio. Angehörigen, davon 115 Mio. in Russland, etwa 17 Mio. in den anderen Folgestaaten der Sowjetunion und etwa 6 Mio. in weiteren Staaten. Sie sind damit das größte Volk in Europa und übertreffen die anderen slawischen Völker (zum Beispiel Ukrainer 46 Mio., Polen 60 Mio.) jeweils um ein Vielfaches. Die Russen bekennen sich überwiegend zum orthodoxen Christentum.

Geschichte

Die Vorfahren der Russen waren ostslawische Stämme, die die Gebiete des heutigen Westens von Russland, Weißrussland sowie die Ukraine bewohnten. Unter ihnen waren vor allem die Ilmenslawen, die Kriwitschen, die Wjatitschen, die Sewerjanen und die Radimitschen. An der Ethnogenese der Russen waren neben ihnen auch skandinavische und finno-ugrische Stämme beteiligt. Das zugrundeliegende Ethnonym Rus bezeichnete ursprünglich einer Theorie zufolge die aus Skandinavien stammenden Waräger, die zunächst die Oberschicht der Kiewer Rus, des ersten Staatsgebildes der Region stellten (vgl. finnisch „Ruotsi“ = „Schweden“) und wurde später auf die gesamte Bevölkerung des Reiches übertragen, zumal die Skandinavier ziemlich rasch eine kulturelle Slawisierung erfuhren.

Die anfangs relativ homogene altrussische Ethnie der Kiewer Rus begann sich ab dem 15. Jahrhundert kulturell in Großrussen, Weißrussen und Ukrainer (früher: Kleinrussen) aufzuspalten. Die Großrussen bewohnten anfangs das Gebiet, das den Nordwesten des heutigen Russlands umfasste. Mit den militärischen Erfolgen gegen die Goldene Horde und die Tataren breitete sich ihr Siedlungsgebiet entlang der Wolga nach Süden aus. Vor allem aber der Fall der Tatarenhauptstadt Kasan 1552 öffnete den Russen den Weg über den Ural nach Sibirien, das sie daran anschließend zu erschließen begannen. Im 17. Jahrhundert gelangten die Russen erstmals an den Pazifik. Eine wichtige Rolle bei der Kolonisierung neuer Gebiete spielten die russischen Kosaken. Ab dem 18. Jahrhundert expandierte der Siedlungsraum der Russen nach dem Zurückdrängen der Osmanen und Krimtataren in die Südukraine (Neurussland) und den Nordkaukasus. Vor 1917 lebten die Russen beinah ausschließlich auf dem Gebiet des Russischen Reiches, bis die Oktoberrevolution viele adlige und bürgerliche Familien zum fluchtartigen Auswandern veranlasste und eine weltweite Diaspora entstand.

Zur Zeit der Sowjetunion entstanden russische Minderheiten in beinahe allen Teilrepubliken. Während dies im Baltikum auf eine forcierte Siedlungspolitik des Staates zurückging, bestand in Zentralasien oder im Südkaukasus eher ein natürlicher Bedarf an qualifizierten Fachkräften zum Aufbau der Infrastruktur, der Industrie oder der Bildungseinrichtungen, der überwiegend nur von Russen gedeckt werden konnte. Seit der Auflösung der Sowjetunion gibt es jedoch Rückwanderungsbewegungen in die Russische Föderation.

Verteilung der Russen in den verschiedenen Ländern

Russen in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion

Die Nachfolgestaaten der Sowjetunion
Transnistrien. Ukrainisch-russische Sezession in Moldawien
Land Anzahl der russischen Einwohner Anteil an der Gesamtbevölkerung [%]
Armenien Armenien 27.000 0,9
Aserbaidschan Aserbaidschan 150.000 1,8
Estland Estland 380.000 28,1
Georgien Georgien 77.000 1,5
Kasachstan Kasachstan 4.500.000 30,0
Kirgisistan Kirgisistan 635.000 12,5
Lettland Lettland 687.000 29,6
Litauen Litauen 218.000 6,3
Moldau Republik Moldau 551.000 13,0
Russland Russland 116.000.000 79,8
Tadschikistan Tadschikistan 69.000 1,1
Turkmenistan Turkmenistan 48.000 9,8
Ukraine Ukraine 8.400.000 17,3
Usbekistan Usbekistan 1.400.000 5,5
Belarus Belarus 1.100.000 11,0

In Moldawien lebt ein großer Teil der Russen in Transnistrien (Dnjestr-Republik), das sich 1992 von Moldawien lossagte. Betrug der Anteil der Russen in dem Gebiet 1989 nur 25,4 %, sind inzwischen 30,3 % der 555.000 Einwohner Russen. Das sind ca. 30 % der Russen in Moldawien.

Einwohner Estlands und Lettlands, die erst während der Sowjetzeit in diese Länder kamen, bekamen die Möglichkeit deren Staatsbürgerschaft zu erlangen nur, nachdem sie einen Test erfolgreich abgelegt hatten, der ihr Wissen über die Landesgeschichte, dessen Sitten und der Landessprache überprüfte. Vor allem in Lettland kam es zu Protesten ethnischer Russen gegen den Unterricht in Lettisch und die Schließungen russischer Schulen. Etwa die Hälfte der russischen Minderheit in Lettland spricht nur Russisch. Seit 1992 haben in Estland auf diesen Weg 137.000 Einwohner die estnische Staatsbürgerschaft erhalten, wovon die meisten ethnische Russen waren. 136.000 oder 10 % der Einwohner sind immer noch ohne Staatsbürgerschaft. In Lettland stehen den bisher knapp 100.000 Einbürgerungen seit 1995 gut 400.000 „Nicht-Staatsbürger“ gegenüber – 17 % der lettischen Bevölkerung. Ihr juristischer Status als „Nicht-Staatsbürger“ ist einmalig in der weltweiten Rechtspraxis und widerspricht den Normen der Europäischen Union.

Russen in anderen Staaten der Welt

Land Anzahl der russischen Einwohner Bemerkung
Australien Australien 60.200 Russen und Russischstämmige
Argentinien Argentinien 100.000 Russen und Russischstämmige
Brasilien Brasilien 122.000 Russen und Russischstämmige
China Volksrepublik Volksrepublik China 15.000 anerkannte Minderheit
Kuba Kuba 50.200
Deutschland Deutschland 186.000 Staatsbürger Russlands
Finnland Finnland 28.000 0,54 %
Frankreich Frankreich 115.000
Israel Israel 1.000.000 Russischsprachige (15 %)
Kanada Kanada 158.850 Russen und Russischstämmige
Paraguay Paraguay 55.000 Russen und Russischstämmige
Rumänien Rumänien 43.000 0,2 %
Turkei Türkei 20.000
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 100.000
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 338.000 dazu 5,1 Mio. Russischstämmige

In Deutschland lebten Ende 2005 185.931 Staatsbürger der Russischen Föderation. 4.381 nahmen 2004 die deutsche Staatsbürgerschaft an.

Man schätzt, dass 5,1 Millionen Einwohner der USA russischstämmig sind. Besonders erwähnenswert ist hier Alaska, das ursprünglich Teil des Russischen Reichs war, bis es 1867 an die USA verkauft wurde. In der Hochzeit der Kolonie lebten 40.000 Russen in Alaska, hauptsächlich auf den Aleuten. Hier findet sich immer noch eine kleine orthodoxe Minderheit. Laut der Volkszählung von 2000 nennen aber nur 706.242 US-Amerikaner Russisch als ihre Alltagssprache. Größere Gruppen von Russian-Americans leben in New York, Los Angeles, Chicago, Philadelphia, San Francisco und Boston. Etwa 90 % der russischsprechenden US-Amerikaner sind Juden. Etwa 80 % der russischsprechenden US-Amerikaner sind nicht in den USA geboren. Man geht davon aus, dass zwischen 1990 und 2000 mehr als eine halbe Millionen Einwanderer aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion sich in den USA niederließen.

Aus der früheren Sowjetunion sind über eine Million jüdische Einwanderer nach Israel gekommen, davon alleine in der Zeit von 1989 bis 1999 mehr als 750.000. Heute geht man davon aus, dass etwa 1 Mio. Israeli Russisch sprechen. In wie weit man sie als Russen bezeichnen kann, ist Ansichtssache. In der Sowjetunion und ihren Nachfolgestaaten werden Juden als eigene Volksgruppe gezählt, obwohl die weite Mehrheit Russisch als Muttersprache spricht.

In Rumänien leben die russischsprachigen Lipowaner.

In der Volksrepublik China sind die Russen (俄罗斯族) als offizielle Minderheit anerkannt, die dort schon seit Generationen existiert. Hier leben sie im Norden von Xinjiang, der inneren Mongolei und in Heilongjiang. Seit dem Ende der Sowjetunion gibt es erneut größere Einwanderungsbewegungen, sowohl von Russen nach China, als auch von Chinesen nach Russland.

Religion der Russen

Die Russen sind traditionell orthodoxe Christen. [1] [2]

In Russland praktiziert jedoch weniger als die Hälfte der Bevölkerung, obwohl 60% der Russen getauft sind. Das hängt vorwiegend mit der atheistischen Staatsdoktrin der ehemaligen Sowjetunion zusammen. Dort war die Religionsausübung an strenge Gesetze gebunden und zwischenzeitlich sogar vollständig verboten. Vor der Russischen Revolution gehörten noch etwa 90% der Russen einer Kirchengemeinschaft an. Obwohl die Mitgliederzahlen von kirchlichen Gemeinschaften steigen, bleibt die Besucherquote bei der sonntäglichen Liturgie recht gering.

Die Mehrheit der russischen Gläubigen sind Mitglied in der Russisch-Orthodoxen Kirche. So gibt es heute in Russland 12.214 russische orthodoxe sowie 285 altorthodoxe Kirchengemeinden.

In Deutschland leben derzeit an die 190.000 getaufte russisch-orthodoxe Christen, die in 60 Kirchengemeinden organisiert sind. [3]

Die orthodoxe Religion ist ein wesentlicher Bestanteil der russischen kulturellen Identität, so ist es normal, dass auch atheistische Russen sich mit der Orthodoxen Kirche identifzieren.

Auch andere Glaubensgemeinschaften haben die Russen erreicht, so sind 85.000 Russen evangelikal ausgerichtete Baptisten [4]. Diesen Glauben haben die Russen meist durch den Kontakt mit Russlanddeutschen kennengelernt, von denen sich die meisten zu evangelikalen Glaubensausrichtungen bekennen.

An neuer Popularität erfreut sich auch das slawische Heidentum, eine vorchristliche Religion. Tempel und Heilige Haine gibt es vor allem im elb- und ostseeslawischen Raum. [5] [6]

Teilgruppen

Die an der Küste des Weißen Meeres lebenden Russen heißen seit je her Pomoren, sie sind die Nachfahren der alten Nowgoroder und besitzen eigene kulturelle Züge in Tracht, Folklore und Aussprache. Im Donau-Delta leben Nachfahren der russischen Altgläubigen, die Lipowaner. Zu einer weiteren russischen Teilgruppe kann man die Don- und die Kuban-Kosaken zählen. Oft weisen auch die sibirischen Russen auf ihre gewisse kulturelle Eigenständigkeit hin.

Bezeichnung

Im Deutschen werden Bürger der Russischen Föderation oft pauschal als Russen bezeichnet, unabhängig ihrer jeweiligen ethnischen Zugehörigkeit. Im Russischen dagegen meint „russkij“ primär ethnische Russen. Die Staatszugehörigkeit bezeichnet dagegen das Adjektiv „rossijskij“ (российский), das von „Rossija“ (Россия = Russland) abgeleitet ist. Ein russischer Staatsbürger beliebiger ethnischer Zugehörigkeit heißt dementsprechend „Rossijanin“ (Россиянин), Plural „Rossijane“ (Россияне), was mit „Russländer“ übersetzt werden könnte. In der Umgangssprache kann diese Unterscheidung jedoch manchmal verloren gehen.

Russische Nachnamen

Die Formierung moderner russischer Nachnamen fand zwischen dem 16. und dem 17. Jahrhundert statt. Die typischen Endungen waren dabei die Genitivendungen -ow /-ew bzw. -in, die heute ca. 2/3 der russischen Nachnamen besitzen. Meistens bildete man dabei den Genitiv zu Vornamen, Tiernamen oder Berufen. Seltenere Namensendungen waren -ski (Adjektiv; bezog sich entweder auf die geografische Herkunft oder wurde von Einwanderern aus polnisch-litauischem Reichsgebiet importiert), -ych (Pluralgenitiv, vor allem im Ural), -itsch, -ez, -ak, -ago. In der neueren Zeit kamen aus dem ukrainischen Raum auch Namen auf -enko und -uk.

Da der Genitiv im Russischen je nach Genus dekliniert wird, erhalten weibliche Nachnamen bei den Endungen -ow, -ew und -in jeweils ein zusätzliches a angehängt. Die Adjektivendung -ski ändert sich zu -skaja. Alle anderen Nachnamen werden nicht dekliniert.

Siehe auch

Geschichte Russlands, Reußen (Volksstamm), Weißrussen, Ukrainer (Kleinrussen) und Ruthenen, Kosaken.

Fußnoten

  1. Informationen auf CIA - World Factbook (englisch)
  2. ]http://www.mospat.ru Offizielle Internetpräsenz des Moskauer Patriarchats (englisch/russisch)]
  3. Die russisch-orthodoxe Kirche in Deutschland (deutsch/russisch)
  4. Statistik auf Adherents.com (englisch)
  5. Internetpräsenz slawischer Heiden (russisch)
  6. Ausführliche Informationen zum slawischen Heidentum (russisch)

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