„Zahlensender“ – Versionsunterschied

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'''Zahlensender''' sind [[Kurzwelle]]n-Radiosender, die Zahlen- oder Buchstabenreihen, manchmal auch Wörter ausstrahlen. Oftmals handelt sich dabei um Fünfergruppen von Ziffern, die einmal wiederholt werden, ehe die nächste Fünfergruppe vorgetragen wird. Meistens werden diese von künstlich generierten Frauen-, manchmal aber auch Männer- oder Kinderstimmen vorgetragen. Die Stationen senden meistens in [[Amplitudenmodulation]] (AM) oder [[Einseitenbandmodulation]] (SSB). Einige Sender senden seit Jahrzehnten auf den gleichen Frequenzen und mit einem regelmäßigen Sendeplan.
'''Zahlensender''' sind [[Kurzwelle]]n-Radiosender, die Zahlen- oder Buchstabenreihen, [[Polyphon]]-Töne und ferner [[Daten]] übertragen. Oftmals handelt sich dabei um Fünfergruppen von Ziffern, die manchmal wiederholt werden, ehe die nächste Fünfergruppe vorgetragen wird. Bis in die 80er-Jahre hinein wurden diese oft von einer Person im Studio vorgelesen, aber auch schon, wie heute üblich, von Computergenerierten oder vom Band gespielten Stimmen. Es handelt sich dabei meist um Frauenstimmen, oft aber auch um Männerstimmen, ferner um Kinder- oder androgyne Stimmen. Die Stationen senden selten in [[Amplitudenmodulation]] (AM) sondern meist in [[Einseitenbandmodulation]] (SSB), da die Übertragungen dann von den meisten [[Weltempfänger]]n nicht mehr verstanden werden können. Einige Sender senden seit Jahrzehnten und über einen längeren Zeitraum hinweg auf gleichen Frequenzen und mit einem regelmäßigen Sendeplan.


Ursprung und Zweck dieser Ausstrahlungen sind der Öffentlichkeit nicht genau bekannt. Es wird vermutet, dass sie von [[Geheimdienst]]en zur Kommunikation mit verdeckt operierenden [[Spionage|Agenten]] oder auch von Drogenschmugglern genutzt werden, um [[Verschlüsselung|Nachrichten verschlüsselt]] zu übertragen. Zahlensender sind hierfür besonders geeignet, da kodierte Nachrichten über [[Kurzwelle]] weltweit versandt werden können, die Empfänger solcher Nachrichten [[anonym]] bleiben und zum Empfang nichts weiter als ein handelsübliches [[Radio]] benötigt wird, das sich für den Empfang von Kurzwellen eignet. Daher wird vorzugsweise ein [[Weltempfänger]] verwendet.
Ursprung und Zweck der meisten dieser Ausstrahlungen sind der Öffentlichkeit nicht genau bekannt. Es wird vermutet, dass sie von [[Geheimdienst]]en zur Kommunikation mit verdeckt operierenden [[Spionage|Agenten]] verwendet werden. Das [[Kuba]] einen Zahlensender zu Spionagezwecken betreibt, wurde vor einigen Jahren bereits öffentlich vom US-amerikanischen [[Bundesgerichtshof]] bestätigt. Man vermutet auch, dass [[Militär]] und [[Diplomaten]]dienste sowie Botschaften Nachrichten von Numbers Stations empfangen. Zahlensender sind hierfür besonders geeignet, da kodierte Nachrichten über [[Kurzwelle]] weltweit versandt werden können, die Empfänger solcher Nachrichten [[anonym]] bleiben und zum Empfang nichts weiter als ein handelsübliches [[Radio]] benötigt wird, das sich für den Empfang von Kurzwellen im vollen Frequenzbereich eignet. Daher wird vorzugsweise ein [[Weltempfänger]] mit Einseitenbandmodulation verwendet. Es gibt auch die Vermutung, dass [[Drogenschmuggler]] diese Technik verwenden, was aber aufgrund der kaum verschleierbaren und aufwändigen Umsetzung eher unwahrscheinlich ist.


Es ist anzunehmen, dass die Adressaten der Sendungen die verschlüsselten Nachrichten mithilfe eines [[One-Time-Pad]]s und anderer mathematischer Verfahren entschlüsseln.
Einer der ältesten bekannten Sender wurde von Funkamateuren durch [[Funkpeilung]] auf der [[Militärbasis]] ''[[RAF Akrotiri]]'' der britischen [[Royal Air Force]] auf [[Zypern]] lokalisiert.<ref>http://home.luna.nl/~ary/lp.htm</ref> Dies legt nahe, dass dieser Sender vom britischen Auslandsgeheimdienst [[MI6]] betrieben wird.


== Vermutete Herkunft und Funktion ==
Es ist anzunehmen, dass die Adressaten der Sendungen die verschlüsselten Nachrichten mithilfe eines [[One-Time-Pad]]s entschlüsseln.
Wie in den Aufzeichnungen von ''[[The Conet Project]]'',<ref>[http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/articles/A35647-2004Aug2.html "The Shortwave And the Calling: For Akin Fernandez, Cryptic Messages Became Music To His Ears"], ''[[The Washington Post]]'', [[August 3]] [[2004]].</ref> festgehalten ist, gab es die ersten Berichte über Zahlensender bereits im [[Ersten Weltkrieg]]. Damit gehörten sie zu den ältesten Radioübertragungen überhaupt.


Lange spekulierte man, dass es sich dabei um eine narrensichere Methode handelt, [[Spione]], die geheim Operieren, mit Befehlen und Informationen zu versorgen. Aufgrund dieser Theorie ging man davon aus, dass die Mitteilungen als One-Time-Pads verschlüsselt werden, um sicherzugehen, dass niemand anderes als die Zielperson diese entschlüsseln kann. Als Beweis bezieht man sich auf die Beobachtung, dass Zahlensender bei besonderen politischen Ereignissen kurzfristig ihr Verhalten ändern oder ungeplante Übertragungen starten, wie zum Beispiel beim [[Augustputsch]] 1991.
== Frequenzliste ==


Man spekuliert auch, dass Zahlensender vom Militär und diplomatischen Diensten genutzt werden. Viele [[Antennenfelder]], von denen aus Zahlensender operieren liegen in militärischen [[Liegenschaften]]. Weiters findet man auf vielen Botschaftsgebäuden ungewöhnlich potente Antennenanlagen<ref>[http://www.simonmason.karoo.net/page15.html "Photos of Soviet Embassy Antenna Farms"]</ref>. All dies legt nahe, dass manche Staaten auf diese doch einfache und effiziente Art und Weise global in Kontakt mit ihrem Personal bleiben können, ohne Gefahr zu laufen, ungewollt Informationen preiszugeben.
Mossad: 3150&nbsp;kHz, 4270&nbsp;kHz <br>

MI6: 6959&nbsp;kHz
Weiters geht auch die Vermutung um, einige Zahlensender werden für die Koordination von Drogenschmuggel verwendet. Im Gegensatz zu den staatlich operierenden Sendern müssten diese jedoch illegal und mit niedrigerer Reichweite betrieben werden um nicht Gefahr zu laufen, von [[Peilsendern]] erfasst und ausgehoben zu werden. Wie auch immer, Zahlensender existieren seit Jahrzehnten und die gängige Meinung ist, dass diese von staatlichen [[Behörden]] betrieben werden. Weiters benötigen Zahlensender, die im internationalen Kurzwellenfrequenzbereich hörbar sind, haben für gewöhnlich einen extrem hohen Stromverbrauch, welcher in abgelegenen Drogenanbaugebieten, die meist isoliert liegen, nicht verfügbar ist.

Schon ein schwaches [Hochfrequenzradio]signal kann bei günstigen Bedingungen weltweit Empfangen werden, vorausgesetzt man verwendet einen extrem guten Empfänger und eine perfekt ausgerichtete Antenne. Lokale Einflüsse wie Wetter, Jahreszeit oder Sonnenflecken können den Empfang negativ beeinflussen. Da Spione jedoch meist tragbaren Empfängern arbeiten müssen, oft unter schwierigen Verhältnissen und zu allen Jahreszeiten, benötigt man sehr große Sender, oft mit bis zu 500.000 Watt Leistung. Nur mit so einer Sendeanlage kann jemand, der sich zum Beispiel in einem Keller verstecken muss, solche Übertragungen empfangen. Manche Staaten benötigen aber keine Anlagen dieser Stärke, da ihre Agenten lediglich in Nachbarländern operieren.

Kein Rundfunkunternehmen oder keine Regierung hat bisher den Betrieb eines Zahlensenders bestätigt. In einem Artikel der britischen [[The DailyTelegraph]] wird ein Mitarbeiter des Ministeriums für Handel und Industrie (jene Regierungsbehörde, welche zur Zeit zur Regulierung des [[britischen]] Radiobetriebs zuständig ist) wie folgt zitiert: "Diese Zahlensender sind, was man annimmt, dass sie sind. Die Leute sollten da nichts hineingeheimnissen. Sie sind, sagen wir, nicht für den öffentlichen Konsum gedacht."<ref>http://www.salon.com/people/feature/1999/09/16/numbers/print.html</ref>

Zahlensender bekommen von ihren Beobachtern meist [[Spitznamen]], die meist von besonderen Eigenheiten abgeleitet werden. Als Beispiel, der "[[Lincolnshire Poacher]]", eine der bekanntesten Zahlensender (man vermutet den britischen Geheimdienst [[MI6]] dahinter, da man den Ursprung der Übertragungen auf die [[RAF]]-Basis [[Akrotiri]] in [[Zypern]] zurückverfolgt hat), hat als Erkennungsmelodie zwei Zeilen aus dem alten englischen Volkslied "The Lincolnshire Poacher" vor der eigentlichen Nachricht. "[[Magnetic Fields]]" spielt das gleichnamige Lied des französischen Musikers [[Jean Michel Jarre]] vor und nach jedem Satz Nummern. Der Zahlensender "[[¡Atención!]]" beginnt jede Übertragung mit der spanischen Phrase "¡Atención!".

Es ist bedarf viel Feingefühls, technischen Wissens über die Kurzwelle, Geduld und ein gutes Gehör, um die Herkunft eines Zahlensenders bestimmen zu können, ohne die Möglichkeit zu haben, mit einem Peilsender auf Reisen zu gehen.

Zum Beispiel vermutete man den Sender "¡Atención!" in Kuba, als [[Radio Havanna]] versehentlich auf der Frequenz des Zahlensenders übertragen hat. Öfter hörte auch leise "Radio Havanna", vielleicht, weil der Tontechniker von "¡Atención!" im Hintergrund diesen Sender gerade gehört hat. Zwischen [[2000]] und [[2001]] wurde "¡Atención!" von den [[USA]] offiziell als kubanisch identifiziert.

Bei manchen Stationen hört man auch Geräusche im Hintergrund. Man vermutet, dass die stimme eine Hilfe sein könnte, welche die Frequenz verrät, auf der die eigentliche Nachricht übertragen wird, in Form modulierter Töne oder als [[Data burst]].

== Der ¡Atención!-Zwischenfall ==
Kubas "¡Atención!" war der erste Zahlensender, welcher als solcher offiziell und öffentlich bestätigt wurde, Nachrichten an Spione in den USA zu übertragen. Es war ausschlaggebend, das [[Wasp Network]] kubanischer Spione vor dem US-Bundesgerichtshof 1998 zu verurteilen. Man argumentierte damit, dass die Spione mit [[Sony]]-Kurzwellenempfängern die Nachrichten empfangen haben und die Zahlen in [[Laptop]]s eingaben, um sie zu decodieren. Das [[FBI]] bestätigte, 1995 in das Apartment eines vermuteten kubanischen Spions eingedrungen zu sein und das daszu benötigte Programm kopiert zu haben. Mit diesem konnten sie Nachrichten von "¡Atención!" entschlüsseln, wie sie vor Gericht erzählt haben.

Es wurden drei Beispiele entschlüsselter "¡Atención!"-Nachrichten gezeigt:

* ''"prioritize and continue to strengthen friendship with Joe and Dennis"'' <small>[68 Zeichen]</small>

* ''"Under no circumstances should [agents] German nor Castor fly with BTTR or another organization on days 24, 25, 26, and 27."'' <small>[112 characters]</small> (BTTR ist die Anti-[[Castro]]-Gruppierung [[Brothers to the Rescue]])

* ''"Congratulate all the female comrades for International Day of the Woman."'' <small>[71 Zeichen]</small> (Vielleicht ein einfacher Gruß zum [[8. März]], dem [[Internationalen Frauentag]])

Jede Zahl bedeutete einen Buchstaben bei einer Geschwindigkeit von einer Zahl/Sekunde, was pro Übertragung eine gute Minute ausmacht.

Der Moderator einer e-Mail-Liste für globale Zahlensenderbeobachtung behauptete "Jemand hat bereits den Code einer wiederholt übertragenen Nachricht geknackt [von Havanna nach Miami]."<ref>Chris Smolinski of ''Spooks'' to ''Miami New Times'' reporter Brett Sokol, 2001. http://www.miaminewtimes.com/issues/2001-02-08/kulchur.html</ref> So etwas wäre nur dann Möglich, wenn wiederholt ein bereits verwendeter Schlüssel benutzt worden wäre.

== Formate ==
Zahlensender übertragen in einem Basisformat, welches aber in vielen Variationen zwischen den einzelnen Stationen auftritt.

Der Vorspann oder das Intro, welches meist ausschlaggebend für den Spitznamen der Station ist, beinhaltet eine Art Identifizierung, entweder für sich selbst oder für den Empfänger. Das können Zahlen sein, phonetisches Alphabet, Codenamen (z.B. "Charlie India Oscar", "250 250 250"), charakteristische Phrasen (z.B. "¡Atención!", "1234567890") oder ein Musikstück, beziehungsweise eine Melodie (z.B. "The Lincolnshire Poacher", "Magnetic Fields"). Manchmal, wie im Falle der Israelischen "Phonetic Alphabet Stations", wird im Vorspann ein Betreff oder der Grad der Wichtigkeit der Nachricht angedeutet werden (als Phantasiebeispiel: "Charlie India Oscar-2" beteutet, dass keine neuen Nachrichten vorliegen). Meist werden solche Vorspänne einige Zeit wiederholt, bevor die eigentliche Nachricht folgt.

Für gewöhnlich wird die Anzahl der Zahlengruppen bekanntgegeben. Meist bestehen diese Gruppen aus Fünferketten Zahlen oder Buchstaben (phonetisch Ausgesprochen). Meist werden diese Wiederholt, entweder unmittelbar nach der ersten Nennung oder die Nachricht wird komplett ein zweites Mal wiederholt.

Einige Stationen senden mehr als eine Mitteilung pro Übertragung. In diesem Fall wird der gesammte Prozess sooft wiederholt, bis alle Mitteilungen übertragen wurden.

Am Ende jeder Übertragung meldet sich die Station auf eine charakteristische Art und Weise ab. Gewöhnlich wird eine Variation des Wortes "Ende" gewählt, in welcher Sprache auch immer übertragen wurde (z.B. "End of message, End of transmission", "Ende", "fini", "final", "konec"). Manche Stationen, speziell jene aus der früheren [[Soviet Union]], enden mit einer Kette Nullen, z.B. "000 000"; andere enden mit Musik oder anderen mehr oder weniger melodiösen Tönen.

Wegen der geheimnisvollen Natur der Nachrichten ist die Form der Verschlüsselung der Öffentlichkeit nicht bekannt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass manche Stationen einen One-Time-Pad verwenden, welcher zufällig generierte Zahlen- und Ziffernketten generiert. Im Normalfall wird der Schlüssel dazu nur einmal verwendet, was das decodieren ohne Schlüssel praktisch unmöglich macht. Unter [http://www.myspystory.com/chap7.html If It Had Not Been For 15 Minutes, Chapter 7] kann man nachlesen, wie eine Zahlenbotschaft ohne Zuhilfenahme eines Computers entschlüsselt werden kann.

== Übertragungstechnologie ==
Als Übertragungsweg wird nach wie vor die Kurzwelle verwendet, bei einer Übertragungsstärke von 10-100 kW.

Amplitudenmodulierte Sender mit variablen Frequenzen der Klasse C sind die Arbeitstiere in der Welt der Kurzwellenübertragung, also auch der Zahlensender. Spektralanalysen zeigten auch, dass Zahlensender versteckt Data-bursts, [[RTTY]]-modulierte Informationsträger und andere, unübliche Übertragungsmittel wie polyphone Töne verwenden.<ref>Schimmel, Donald W., ''The Underground Frequency Guide: A Directory of Unusual, Illegal, and Covert Radio Communications'' (3rd ed.) [Solana Beach, CA: High Text Publications, Inc., 1994], pp. 27&ndash;28.</ref> Während des [[Kalten Krieges]] wurden als Beispiel per RTTY in kommerziellen US-Radiosendern Nachrichten verschickt. <ref>Collins, Barry W., W4TLV, "The day the U.S. Army invaded W4TLV," ''QST'', pp. 48&ndash;49 (July 1997)</ref> Da vermehrt über eine zweite Ebene in den gesprochenen Nachrichten berichtet wird (RTTY, Data-burst, usw), vermutet man, dass man mit einer Übertragung parallel mehrere Empfänger, vielleicht sogar mehrere Operationen mit Informationen versorgt.[http://www.cvni.net/radio/nsnl/nsnl015/nsnl15vs.html]

Für Spione "hinter feindlichen Linien" sind die gesprochenen Übertragungen die nach wie vor am besten geeignetsten, da es einfacher und unauffälliger ist, ein Kurzwellenradio mit sich zu führen, als hochtechnisches Equipment zur Auswertung gefunkter Datenpakete. Botschaften, Flugzeuge und Schiffe haben bekanntlich sehr komplexe und effiziente Ausrüstungen um solche Datenpakte aus der Heimat abfangen und auswerten zu können. In diesen Paketen können sich aus der technischen Möglichkeit heraus Fotos, Dokumente und andere komplexe Berichte befinden (siehe [[Wetterfax]]).

===Die sovietischen Superzahlensender===
* Während des Kalten Krieges gab es mehrere Hinweise, dass die UdSSR 500 kW-Sendeanlagen östlich des [[Uralgebirge]]s verwendete, um Agenten in Westeuropa, Nordafrika und womöglich in Nordamerika zu erreichen.
* Viele [[Funkamateure]] haben durch Peilung in besagten Erdteilen vermutete sovietische Zahlensender in den Osten des Uralgebirges zurückverfolgen können.
* In Teilen der technischen Literatur der UdSSR wird darauf verwiesen, dass sovietische Funktechniker gegen Ende der 1960er-Jahre auf dem Gebiet der HRS 8/8/1 Direkthochfrequenzantennen Pioniersarbeit geleistet haben. So ist es Möglich, dass in den 1980er-Jahren schwächere Sendestärken (um die 100 kW) verwendet wurden.
* Ein definitiver Beweis ist nicht möglich, da die UdSSR Hochfrequenzsignale aus dem Westen effektiv gestört hat
und eine genaue Peilung dadurch unmöglich machte. Die Hochfrequenzbänder in Europa waren deshalb während des Kalten Krieges generell sehr gestört.

== Inteferenzen mit regulären Sendungen ==
Der [[Nordkorea]]nische Propagandasender [[Voice of Korea]] begann [[2006]] auf einer Frequent des Lincolnshire Poachers zu senden; auf 11545kHz.[http://www.simonmason.karoo.net/page500.htm] Da der Lincolnshire Poacher für gewöhnlich parallel auf drei verschiedenen Frequenzen sendet, kann man nicht von einer ernsthaft gestörten Nachricht sprechen. Das vermutete Zielgebiet dieses Zahlensenders ist der [[Mittlere Osten]], nicht der [[Ferne Osten]], welcher durch seine Schwesterstation "Cherry Ripe" abgedeckt wird.

Am [[27. September]] [[2006]] wurde eine Amateursendung im 30 Meter-Band durch den Zahlensender E7 "Russian Man" um 1740 [[UTC]] gestört.[http://www.simonmason.karoo.net/page505.htm]

Ein Zahlensender des westdeutschen [[BND]] mit der Kennung "Hotel Kilo" ([http://www.swldxer.co.uk/hk.wma]) sendete auf 9450 kHz und kollidierte damit mit [[Radio Moskau]].[http://www.swldxer.co.uk/radiomoscow.wma]

Der Kurzwellensender [[Radio Africa]], welcher aus Meyerton in [[Süd Afrika]] sendet auf 4880 kHz als [[Independent Voice of Zimbabwe]] und konkurrierte mit der [[MOSSAD]]-Station E10 "ULX".[http://www.swldxer.co.uk/4880kHz.wmv]

Der religiöse Sender [[WYFR]] mit Heimat in [[Okeechobee]], [[Florida]] sendete zeitgleich mit dem kubanischen Zahlensender "V2" auf der Frequenz 6855 kHz. Dies passiert öfter, daher ist diese Aufzeichnung kein Einzelfall.[http://www.swldxer.co.uk/6855kHz.wmv]

[[Radio Ukraine International]] benutzt die Frequenz 9950 kHz im 31 Meter-Band. Am [[22. November]] [[2007]] um 1610 [[UTC]] konnte man hier den starken russischen Zahlensender S06 hören, mit einem "call up" für "425".[http://www.swldxer.co.uk/s06nov07.wmv]

==Versuche Zahlensender zu stören==
Zahlensender waren und sind oft das Ziel von Störsendern. Für gewöhnlich senden die Stationen dennoch unbeirrt weiter. Über die Sinnhaftigkeit solcher Versuche wird viel diskutiert. Es wäre wesentlich effizienter, mit den vorhandenen Störsendern so genannte [[Clandestine]]-Broadcasts zu stören, die eine viel größere Hörerschaft erreichen können, als Zahlensender, die vielleicht nur eine Hand voll Personen anspricht. Eine andere Theorie besagt, dass es ein so genanntes "Gentlemen's Agreement" geben könnte, welches besagt "Ihr stört nicht unsere, dafür stören wir nicht Eure". Zusätzlich haben einige Stationen keinen fixen oder nachvollziehbaren Sendeplan, also macht es keinen Sinn, zu versuchen, diese Übertragungen zu manipulieren, da sie nie rechtzeitig entdeckt werden können, falls überhaupt.

Beispiele von Störsendern:

* E10 YHF wurde von der mysteriösen "[[Chinese Music Station]]" gestört.[http://www.swldxer.co.uk/yhf-dec06.wma] Dieser [[Jammer]] wird auch ''Chinese Firedrake Jammer'' genannt und im [[Golf von Tonkin]] auf [[Hainan]] vermutet, einem Teil der [[Volksrepublik China]].[http://www.iarums-r1.org/iarums/prcdragon.pdf]. (Adobe document)

* E3 Lincolnshire Poacher war anfang der 1990er Ziel eines "bubble" bzw. "warble"-Jammers.[http://www.swldxer.co.uk/jam.wma]

* E5 Cynthia war ebenfalls Ziel deses Störsenders.[http://www.swldxer.co.uk/e14.wma]

== Klassifikation ==
Neben den vielen Spitznamen der Zahlensender-Jäger hat die Beobachtungsgruppe [[ENIGMA 2000]] eine eigene Klassifikationstabelle geschaffen, um die einzelnen Zahlensender und ihre Gruppen besser zusammenfassen zu können. Aufgeschlüsselt bestehen diese Kennzeichnungen aus einem Buchstaben, der auf die Sprache oder Art der gesendeten Nachrichten verweist sowie eine Ordnungsnummer:

* E bedeutet, die Station sendet in englischer Sprache
* G bedeutet, die Station sendet in deutscher Sprache
* S bedeutet, die Station sendet in einer slawischen Sprache
* V bedeutet, die Station sendet in einer anderen Sprache (meist spanisch oder arabisch)
* M bedeutet, die Station sendet [[Morse]]-Code
* X bedeutet, die Station sendet etwas völlig anderes, z.B. polyphone Töne oder unidentifizierbare Geräusche und Tonfolgen.

Beispiele: E3 oder E03 ist der Lincolnshire Poacher, V02 ist der kubanische ¡Atención!, G12 war der vermutlich österreichische Zahlensender NNN, und so fort. Die "neueste" Station ist der unidentifizierte Sender E23, welcher Ende 2006 und Anfang 2007 zu empfangen war.

Manche Stationen werden auch nachträglich als kein Zahlensender identifiziert. So geschehen bei E22, welcher zu jeder vollen Stunde alle vier Minuten "This is Mike Hotel 8" übertragen hat. Wie sich herausstellte, handelt es sich hierbei um eine Testübertragung von [[All India Radio]].

== Zahlensender in der Populärkultur ==
{{Trivia|date=December 2007}}
===Musik===
1997 veröffentliche das englische Label [[Irdial-Discs]] das 4CD-Set ''The Conet Project: Recordings of Shortwave Numbers Stations'', welche man sich heute legal herunterladen kann.[http://www.irdial.com/conet.htm]

[[65daysofstatics]], [[Boards of Canada]], [[Porcupine Tree]] und [[Wilco]] verwendeten in einzelnen Songs Samples von Zahlensenderaufnahmen.

Der österreichische [[Noise]]künstler [[Subcarrier]] veröffentlichte 2007 eine freie Download-EP basierend auf Zahlensendermitschnitten.[http://myspace.com/subcarriertransmissions]

[[Kraftwerk]] wie [[Boards of Canada]] waren streckenweise stark von Zahlensender beeinflusst. Kraftwerk veröffentlichte den Song "Numbers" und Boards of Canada das Stück "Gyroscope", in welchem man eine verzerrte Aufname von E5 hören kann.

Der kanadische Künstler [[Derek R. Audette]] veröffentlichte das Instrumentalstück ''Numbers Station'', in welchen man authentische Aufnahmen von Zahlensendern hört.[http://derekaudette.ottawaarts.com/music2.php]

Die schwedische [[EBM]]-Band [[Covenant]] verwendete während ihrer Tour [[United States of Mind]] im Jahre 2000 verschiedene Samples von Zahlensendern. Man kann diese auf dem Live-Album ''Synergy'' hören.

===Film & Fernsehen===
Im deutschen Film "[[Der Westen Leuchtet]]" sieht man den Agenten Harald Liebe, wie er Instruktionen von einem Zahlensender empfängt und diese mit einem One-Time-Pad decodiert. [http://www.simonmason.karoo.net/page494.htm]

[[Cameron Crowe]] verwendete mehrerer solcher Aufnahmen in seinem Film [[Vanilla Sky]] um eine Aura der Verwirrung zu schaffen.

Die Zahlen 4, 8, 15, 16, 23 und 42 werden vom Zahlensender der Insel in [[ABC]]'s Serie [[Lost]] gesendet.

Im Buch sowie im Film "[[Der längste Tag]]" hören Mitglieder der [[Resistancé]] einen Radiosender, welcher scheinbar sinnlose Sätze wie "Ich mag siamesische Katzen" oder "John hat einen langen Bart" überträgt, welche codierte Nachrichten zu [[D-Day]] sind.


== Literatur ==
== Literatur ==
*Claudia Heissenberg: ''„Achtung: Fünnef, zwo, null, null, Trennung ...“ Geheimdienste auf Sendung.'' Feature. Deutschlandfunk, 16. September 2003. [http://www.simonmason.karoo.net/page468.htm Online-Version] (Link auf der Seite ganz oben führt zur Audio-Version.)
*Claudia Heissenberg: ''„Achtung: Fünnef, zwo, null, null, Trennung ...“ Geheimdienste auf Sendung.'' Feature. Deutschlandfunk, 16. September 2003. [http://www.simonmason.karoo.net/page468.htm Online-Version] (Link auf der Seite ganz oben führt zur Audio-Version.)
*Patrick Woods auf netzwelt.de: "„James Bond liegt in der Luft“", 2. September 2007. [http://www.netzwelt.de/news/76069-agentenfunk-james-bond-liegt.html]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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[[Kategorie:Funksender]]
[[Kategorie:Funksender]]
[[Kategorie:Hörfunk]]
[[Kategorie:Hörfunk]]
[[Kategorie:Geheimdienst]]
[[Kategorie:Kalter Krieg]]


[[el:Σταθμός αριθμών]]
[[el:Σταθμός αριθμών]]

Version vom 19. Dezember 2007, 18:06 Uhr

Zahlensender sind Kurzwellen-Radiosender, die Zahlen- oder Buchstabenreihen, Polyphon-Töne und ferner Daten übertragen. Oftmals handelt sich dabei um Fünfergruppen von Ziffern, die manchmal wiederholt werden, ehe die nächste Fünfergruppe vorgetragen wird. Bis in die 80er-Jahre hinein wurden diese oft von einer Person im Studio vorgelesen, aber auch schon, wie heute üblich, von Computergenerierten oder vom Band gespielten Stimmen. Es handelt sich dabei meist um Frauenstimmen, oft aber auch um Männerstimmen, ferner um Kinder- oder androgyne Stimmen. Die Stationen senden selten in Amplitudenmodulation (AM) sondern meist in Einseitenbandmodulation (SSB), da die Übertragungen dann von den meisten Weltempfängern nicht mehr verstanden werden können. Einige Sender senden seit Jahrzehnten und über einen längeren Zeitraum hinweg auf gleichen Frequenzen und mit einem regelmäßigen Sendeplan.

Ursprung und Zweck der meisten dieser Ausstrahlungen sind der Öffentlichkeit nicht genau bekannt. Es wird vermutet, dass sie von Geheimdiensten zur Kommunikation mit verdeckt operierenden Agenten verwendet werden. Das Kuba einen Zahlensender zu Spionagezwecken betreibt, wurde vor einigen Jahren bereits öffentlich vom US-amerikanischen Bundesgerichtshof bestätigt. Man vermutet auch, dass Militär und Diplomatendienste sowie Botschaften Nachrichten von Numbers Stations empfangen. Zahlensender sind hierfür besonders geeignet, da kodierte Nachrichten über Kurzwelle weltweit versandt werden können, die Empfänger solcher Nachrichten anonym bleiben und zum Empfang nichts weiter als ein handelsübliches Radio benötigt wird, das sich für den Empfang von Kurzwellen im vollen Frequenzbereich eignet. Daher wird vorzugsweise ein Weltempfänger mit Einseitenbandmodulation verwendet. Es gibt auch die Vermutung, dass Drogenschmuggler diese Technik verwenden, was aber aufgrund der kaum verschleierbaren und aufwändigen Umsetzung eher unwahrscheinlich ist.

Es ist anzunehmen, dass die Adressaten der Sendungen die verschlüsselten Nachrichten mithilfe eines One-Time-Pads und anderer mathematischer Verfahren entschlüsseln.

Vermutete Herkunft und Funktion

Wie in den Aufzeichnungen von The Conet Project,[1] festgehalten ist, gab es die ersten Berichte über Zahlensender bereits im Ersten Weltkrieg. Damit gehörten sie zu den ältesten Radioübertragungen überhaupt.

Lange spekulierte man, dass es sich dabei um eine narrensichere Methode handelt, Spione, die geheim Operieren, mit Befehlen und Informationen zu versorgen. Aufgrund dieser Theorie ging man davon aus, dass die Mitteilungen als One-Time-Pads verschlüsselt werden, um sicherzugehen, dass niemand anderes als die Zielperson diese entschlüsseln kann. Als Beweis bezieht man sich auf die Beobachtung, dass Zahlensender bei besonderen politischen Ereignissen kurzfristig ihr Verhalten ändern oder ungeplante Übertragungen starten, wie zum Beispiel beim Augustputsch 1991.

Man spekuliert auch, dass Zahlensender vom Militär und diplomatischen Diensten genutzt werden. Viele Antennenfelder, von denen aus Zahlensender operieren liegen in militärischen Liegenschaften. Weiters findet man auf vielen Botschaftsgebäuden ungewöhnlich potente Antennenanlagen[2]. All dies legt nahe, dass manche Staaten auf diese doch einfache und effiziente Art und Weise global in Kontakt mit ihrem Personal bleiben können, ohne Gefahr zu laufen, ungewollt Informationen preiszugeben.

Weiters geht auch die Vermutung um, einige Zahlensender werden für die Koordination von Drogenschmuggel verwendet. Im Gegensatz zu den staatlich operierenden Sendern müssten diese jedoch illegal und mit niedrigerer Reichweite betrieben werden um nicht Gefahr zu laufen, von Peilsendern erfasst und ausgehoben zu werden. Wie auch immer, Zahlensender existieren seit Jahrzehnten und die gängige Meinung ist, dass diese von staatlichen Behörden betrieben werden. Weiters benötigen Zahlensender, die im internationalen Kurzwellenfrequenzbereich hörbar sind, haben für gewöhnlich einen extrem hohen Stromverbrauch, welcher in abgelegenen Drogenanbaugebieten, die meist isoliert liegen, nicht verfügbar ist.

Schon ein schwaches [Hochfrequenzradio]signal kann bei günstigen Bedingungen weltweit Empfangen werden, vorausgesetzt man verwendet einen extrem guten Empfänger und eine perfekt ausgerichtete Antenne. Lokale Einflüsse wie Wetter, Jahreszeit oder Sonnenflecken können den Empfang negativ beeinflussen. Da Spione jedoch meist tragbaren Empfängern arbeiten müssen, oft unter schwierigen Verhältnissen und zu allen Jahreszeiten, benötigt man sehr große Sender, oft mit bis zu 500.000 Watt Leistung. Nur mit so einer Sendeanlage kann jemand, der sich zum Beispiel in einem Keller verstecken muss, solche Übertragungen empfangen. Manche Staaten benötigen aber keine Anlagen dieser Stärke, da ihre Agenten lediglich in Nachbarländern operieren.

Kein Rundfunkunternehmen oder keine Regierung hat bisher den Betrieb eines Zahlensenders bestätigt. In einem Artikel der britischen The DailyTelegraph wird ein Mitarbeiter des Ministeriums für Handel und Industrie (jene Regierungsbehörde, welche zur Zeit zur Regulierung des britischen Radiobetriebs zuständig ist) wie folgt zitiert: "Diese Zahlensender sind, was man annimmt, dass sie sind. Die Leute sollten da nichts hineingeheimnissen. Sie sind, sagen wir, nicht für den öffentlichen Konsum gedacht."[3]

Zahlensender bekommen von ihren Beobachtern meist Spitznamen, die meist von besonderen Eigenheiten abgeleitet werden. Als Beispiel, der "Lincolnshire Poacher", eine der bekanntesten Zahlensender (man vermutet den britischen Geheimdienst MI6 dahinter, da man den Ursprung der Übertragungen auf die RAF-Basis Akrotiri in Zypern zurückverfolgt hat), hat als Erkennungsmelodie zwei Zeilen aus dem alten englischen Volkslied "The Lincolnshire Poacher" vor der eigentlichen Nachricht. "Magnetic Fields" spielt das gleichnamige Lied des französischen Musikers Jean Michel Jarre vor und nach jedem Satz Nummern. Der Zahlensender "¡Atención!" beginnt jede Übertragung mit der spanischen Phrase "¡Atención!".

Es ist bedarf viel Feingefühls, technischen Wissens über die Kurzwelle, Geduld und ein gutes Gehör, um die Herkunft eines Zahlensenders bestimmen zu können, ohne die Möglichkeit zu haben, mit einem Peilsender auf Reisen zu gehen.

Zum Beispiel vermutete man den Sender "¡Atención!" in Kuba, als Radio Havanna versehentlich auf der Frequenz des Zahlensenders übertragen hat. Öfter hörte auch leise "Radio Havanna", vielleicht, weil der Tontechniker von "¡Atención!" im Hintergrund diesen Sender gerade gehört hat. Zwischen 2000 und 2001 wurde "¡Atención!" von den USA offiziell als kubanisch identifiziert.

Bei manchen Stationen hört man auch Geräusche im Hintergrund. Man vermutet, dass die stimme eine Hilfe sein könnte, welche die Frequenz verrät, auf der die eigentliche Nachricht übertragen wird, in Form modulierter Töne oder als Data burst.

Der ¡Atención!-Zwischenfall

Kubas "¡Atención!" war der erste Zahlensender, welcher als solcher offiziell und öffentlich bestätigt wurde, Nachrichten an Spione in den USA zu übertragen. Es war ausschlaggebend, das Wasp Network kubanischer Spione vor dem US-Bundesgerichtshof 1998 zu verurteilen. Man argumentierte damit, dass die Spione mit Sony-Kurzwellenempfängern die Nachrichten empfangen haben und die Zahlen in Laptops eingaben, um sie zu decodieren. Das FBI bestätigte, 1995 in das Apartment eines vermuteten kubanischen Spions eingedrungen zu sein und das daszu benötigte Programm kopiert zu haben. Mit diesem konnten sie Nachrichten von "¡Atención!" entschlüsseln, wie sie vor Gericht erzählt haben.

Es wurden drei Beispiele entschlüsselter "¡Atención!"-Nachrichten gezeigt:

  • "prioritize and continue to strengthen friendship with Joe and Dennis" [68 Zeichen]
  • "Under no circumstances should [agents] German nor Castor fly with BTTR or another organization on days 24, 25, 26, and 27." [112 characters] (BTTR ist die Anti-Castro-Gruppierung Brothers to the Rescue)

Jede Zahl bedeutete einen Buchstaben bei einer Geschwindigkeit von einer Zahl/Sekunde, was pro Übertragung eine gute Minute ausmacht.

Der Moderator einer e-Mail-Liste für globale Zahlensenderbeobachtung behauptete "Jemand hat bereits den Code einer wiederholt übertragenen Nachricht geknackt [von Havanna nach Miami]."[4] So etwas wäre nur dann Möglich, wenn wiederholt ein bereits verwendeter Schlüssel benutzt worden wäre.

Formate

Zahlensender übertragen in einem Basisformat, welches aber in vielen Variationen zwischen den einzelnen Stationen auftritt.

Der Vorspann oder das Intro, welches meist ausschlaggebend für den Spitznamen der Station ist, beinhaltet eine Art Identifizierung, entweder für sich selbst oder für den Empfänger. Das können Zahlen sein, phonetisches Alphabet, Codenamen (z.B. "Charlie India Oscar", "250 250 250"), charakteristische Phrasen (z.B. "¡Atención!", "1234567890") oder ein Musikstück, beziehungsweise eine Melodie (z.B. "The Lincolnshire Poacher", "Magnetic Fields"). Manchmal, wie im Falle der Israelischen "Phonetic Alphabet Stations", wird im Vorspann ein Betreff oder der Grad der Wichtigkeit der Nachricht angedeutet werden (als Phantasiebeispiel: "Charlie India Oscar-2" beteutet, dass keine neuen Nachrichten vorliegen). Meist werden solche Vorspänne einige Zeit wiederholt, bevor die eigentliche Nachricht folgt.

Für gewöhnlich wird die Anzahl der Zahlengruppen bekanntgegeben. Meist bestehen diese Gruppen aus Fünferketten Zahlen oder Buchstaben (phonetisch Ausgesprochen). Meist werden diese Wiederholt, entweder unmittelbar nach der ersten Nennung oder die Nachricht wird komplett ein zweites Mal wiederholt.

Einige Stationen senden mehr als eine Mitteilung pro Übertragung. In diesem Fall wird der gesammte Prozess sooft wiederholt, bis alle Mitteilungen übertragen wurden.

Am Ende jeder Übertragung meldet sich die Station auf eine charakteristische Art und Weise ab. Gewöhnlich wird eine Variation des Wortes "Ende" gewählt, in welcher Sprache auch immer übertragen wurde (z.B. "End of message, End of transmission", "Ende", "fini", "final", "konec"). Manche Stationen, speziell jene aus der früheren Soviet Union, enden mit einer Kette Nullen, z.B. "000 000"; andere enden mit Musik oder anderen mehr oder weniger melodiösen Tönen.

Wegen der geheimnisvollen Natur der Nachrichten ist die Form der Verschlüsselung der Öffentlichkeit nicht bekannt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass manche Stationen einen One-Time-Pad verwenden, welcher zufällig generierte Zahlen- und Ziffernketten generiert. Im Normalfall wird der Schlüssel dazu nur einmal verwendet, was das decodieren ohne Schlüssel praktisch unmöglich macht. Unter If It Had Not Been For 15 Minutes, Chapter 7 kann man nachlesen, wie eine Zahlenbotschaft ohne Zuhilfenahme eines Computers entschlüsselt werden kann.

Übertragungstechnologie

Als Übertragungsweg wird nach wie vor die Kurzwelle verwendet, bei einer Übertragungsstärke von 10-100 kW.

Amplitudenmodulierte Sender mit variablen Frequenzen der Klasse C sind die Arbeitstiere in der Welt der Kurzwellenübertragung, also auch der Zahlensender. Spektralanalysen zeigten auch, dass Zahlensender versteckt Data-bursts, RTTY-modulierte Informationsträger und andere, unübliche Übertragungsmittel wie polyphone Töne verwenden.[5] Während des Kalten Krieges wurden als Beispiel per RTTY in kommerziellen US-Radiosendern Nachrichten verschickt. [6] Da vermehrt über eine zweite Ebene in den gesprochenen Nachrichten berichtet wird (RTTY, Data-burst, usw), vermutet man, dass man mit einer Übertragung parallel mehrere Empfänger, vielleicht sogar mehrere Operationen mit Informationen versorgt.[1]

Für Spione "hinter feindlichen Linien" sind die gesprochenen Übertragungen die nach wie vor am besten geeignetsten, da es einfacher und unauffälliger ist, ein Kurzwellenradio mit sich zu führen, als hochtechnisches Equipment zur Auswertung gefunkter Datenpakete. Botschaften, Flugzeuge und Schiffe haben bekanntlich sehr komplexe und effiziente Ausrüstungen um solche Datenpakte aus der Heimat abfangen und auswerten zu können. In diesen Paketen können sich aus der technischen Möglichkeit heraus Fotos, Dokumente und andere komplexe Berichte befinden (siehe Wetterfax).

Die sovietischen Superzahlensender

  • Während des Kalten Krieges gab es mehrere Hinweise, dass die UdSSR 500 kW-Sendeanlagen östlich des Uralgebirges verwendete, um Agenten in Westeuropa, Nordafrika und womöglich in Nordamerika zu erreichen.
  • Viele Funkamateure haben durch Peilung in besagten Erdteilen vermutete sovietische Zahlensender in den Osten des Uralgebirges zurückverfolgen können.
  • In Teilen der technischen Literatur der UdSSR wird darauf verwiesen, dass sovietische Funktechniker gegen Ende der 1960er-Jahre auf dem Gebiet der HRS 8/8/1 Direkthochfrequenzantennen Pioniersarbeit geleistet haben. So ist es Möglich, dass in den 1980er-Jahren schwächere Sendestärken (um die 100 kW) verwendet wurden.
  • Ein definitiver Beweis ist nicht möglich, da die UdSSR Hochfrequenzsignale aus dem Westen effektiv gestört hat

und eine genaue Peilung dadurch unmöglich machte. Die Hochfrequenzbänder in Europa waren deshalb während des Kalten Krieges generell sehr gestört.

Inteferenzen mit regulären Sendungen

Der Nordkoreanische Propagandasender Voice of Korea begann 2006 auf einer Frequent des Lincolnshire Poachers zu senden; auf 11545kHz.[2] Da der Lincolnshire Poacher für gewöhnlich parallel auf drei verschiedenen Frequenzen sendet, kann man nicht von einer ernsthaft gestörten Nachricht sprechen. Das vermutete Zielgebiet dieses Zahlensenders ist der Mittlere Osten, nicht der Ferne Osten, welcher durch seine Schwesterstation "Cherry Ripe" abgedeckt wird.

Am 27. September 2006 wurde eine Amateursendung im 30 Meter-Band durch den Zahlensender E7 "Russian Man" um 1740 UTC gestört.[3]

Ein Zahlensender des westdeutschen BND mit der Kennung "Hotel Kilo" ([4]) sendete auf 9450 kHz und kollidierte damit mit Radio Moskau.[5]

Der Kurzwellensender Radio Africa, welcher aus Meyerton in Süd Afrika sendet auf 4880 kHz als Independent Voice of Zimbabwe und konkurrierte mit der MOSSAD-Station E10 "ULX".[6]

Der religiöse Sender WYFR mit Heimat in Okeechobee, Florida sendete zeitgleich mit dem kubanischen Zahlensender "V2" auf der Frequenz 6855 kHz. Dies passiert öfter, daher ist diese Aufzeichnung kein Einzelfall.[7]

Radio Ukraine International benutzt die Frequenz 9950 kHz im 31 Meter-Band. Am 22. November 2007 um 1610 UTC konnte man hier den starken russischen Zahlensender S06 hören, mit einem "call up" für "425".[8]

Versuche Zahlensender zu stören

Zahlensender waren und sind oft das Ziel von Störsendern. Für gewöhnlich senden die Stationen dennoch unbeirrt weiter. Über die Sinnhaftigkeit solcher Versuche wird viel diskutiert. Es wäre wesentlich effizienter, mit den vorhandenen Störsendern so genannte Clandestine-Broadcasts zu stören, die eine viel größere Hörerschaft erreichen können, als Zahlensender, die vielleicht nur eine Hand voll Personen anspricht. Eine andere Theorie besagt, dass es ein so genanntes "Gentlemen's Agreement" geben könnte, welches besagt "Ihr stört nicht unsere, dafür stören wir nicht Eure". Zusätzlich haben einige Stationen keinen fixen oder nachvollziehbaren Sendeplan, also macht es keinen Sinn, zu versuchen, diese Übertragungen zu manipulieren, da sie nie rechtzeitig entdeckt werden können, falls überhaupt.

Beispiele von Störsendern:

  • E3 Lincolnshire Poacher war anfang der 1990er Ziel eines "bubble" bzw. "warble"-Jammers.[11]
  • E5 Cynthia war ebenfalls Ziel deses Störsenders.[12]

Klassifikation

Neben den vielen Spitznamen der Zahlensender-Jäger hat die Beobachtungsgruppe ENIGMA 2000 eine eigene Klassifikationstabelle geschaffen, um die einzelnen Zahlensender und ihre Gruppen besser zusammenfassen zu können. Aufgeschlüsselt bestehen diese Kennzeichnungen aus einem Buchstaben, der auf die Sprache oder Art der gesendeten Nachrichten verweist sowie eine Ordnungsnummer:

  • E bedeutet, die Station sendet in englischer Sprache
  • G bedeutet, die Station sendet in deutscher Sprache
  • S bedeutet, die Station sendet in einer slawischen Sprache
  • V bedeutet, die Station sendet in einer anderen Sprache (meist spanisch oder arabisch)
  • M bedeutet, die Station sendet Morse-Code
  • X bedeutet, die Station sendet etwas völlig anderes, z.B. polyphone Töne oder unidentifizierbare Geräusche und Tonfolgen.

Beispiele: E3 oder E03 ist der Lincolnshire Poacher, V02 ist der kubanische ¡Atención!, G12 war der vermutlich österreichische Zahlensender NNN, und so fort. Die "neueste" Station ist der unidentifizierte Sender E23, welcher Ende 2006 und Anfang 2007 zu empfangen war.

Manche Stationen werden auch nachträglich als kein Zahlensender identifiziert. So geschehen bei E22, welcher zu jeder vollen Stunde alle vier Minuten "This is Mike Hotel 8" übertragen hat. Wie sich herausstellte, handelt es sich hierbei um eine Testübertragung von All India Radio.

Zahlensender in der Populärkultur

Die hier zu findenden Aussagen sollten mit reputablen Belegen versehen und an passenden Stellen des Artikels untergebracht werden (siehe auch die Ausführungen in den Formatvorlagen Film und Fernsehsendung, frühere Diskussionen zu dem Thema und die Empfehlungen zum Aufbau eines Artikels und zur Zurückhaltung bei Listen).

Musik

1997 veröffentliche das englische Label Irdial-Discs das 4CD-Set The Conet Project: Recordings of Shortwave Numbers Stations, welche man sich heute legal herunterladen kann.[13]

65daysofstatics, Boards of Canada, Porcupine Tree und Wilco verwendeten in einzelnen Songs Samples von Zahlensenderaufnahmen.

Der österreichische Noisekünstler Subcarrier veröffentlichte 2007 eine freie Download-EP basierend auf Zahlensendermitschnitten.[14]

Kraftwerk wie Boards of Canada waren streckenweise stark von Zahlensender beeinflusst. Kraftwerk veröffentlichte den Song "Numbers" und Boards of Canada das Stück "Gyroscope", in welchem man eine verzerrte Aufname von E5 hören kann.

Der kanadische Künstler Derek R. Audette veröffentlichte das Instrumentalstück Numbers Station, in welchen man authentische Aufnahmen von Zahlensendern hört.[15]

Die schwedische EBM-Band Covenant verwendete während ihrer Tour United States of Mind im Jahre 2000 verschiedene Samples von Zahlensendern. Man kann diese auf dem Live-Album Synergy hören.

Film & Fernsehen

Im deutschen Film "Der Westen Leuchtet" sieht man den Agenten Harald Liebe, wie er Instruktionen von einem Zahlensender empfängt und diese mit einem One-Time-Pad decodiert. [16]

Cameron Crowe verwendete mehrerer solcher Aufnahmen in seinem Film Vanilla Sky um eine Aura der Verwirrung zu schaffen.

Die Zahlen 4, 8, 15, 16, 23 und 42 werden vom Zahlensender der Insel in ABC's Serie Lost gesendet.

Im Buch sowie im Film "Der längste Tag" hören Mitglieder der Resistancé einen Radiosender, welcher scheinbar sinnlose Sätze wie "Ich mag siamesische Katzen" oder "John hat einen langen Bart" überträgt, welche codierte Nachrichten zu D-Day sind.

Literatur

  • Claudia Heissenberg: „Achtung: Fünnef, zwo, null, null, Trennung ...“ Geheimdienste auf Sendung. Feature. Deutschlandfunk, 16. September 2003. Online-Version (Link auf der Seite ganz oben führt zur Audio-Version.)
  • Patrick Woods auf netzwelt.de: "„James Bond liegt in der Luft“", 2. September 2007. [17]

Quellen

  1. "The Shortwave And the Calling: For Akin Fernandez, Cryptic Messages Became Music To His Ears", The Washington Post, August 3 2004.
  2. "Photos of Soviet Embassy Antenna Farms"
  3. http://www.salon.com/people/feature/1999/09/16/numbers/print.html
  4. Chris Smolinski of Spooks to Miami New Times reporter Brett Sokol, 2001. http://www.miaminewtimes.com/issues/2001-02-08/kulchur.html
  5. Schimmel, Donald W., The Underground Frequency Guide: A Directory of Unusual, Illegal, and Covert Radio Communications (3rd ed.) [Solana Beach, CA: High Text Publications, Inc., 1994], pp. 27–28.
  6. Collins, Barry W., W4TLV, "The day the U.S. Army invaded W4TLV," QST, pp. 48–49 (July 1997)