„Jonathan Meese“ – Versionsunterschied

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=== Erste Berlin Biennale und der Schritt ins Ausland (1998) ===
=== Erste Berlin Biennale und der Schritt ins Ausland (1998) ===


Seit 1998 macht Meese mit Installationen, Performances und Aktionen in der Kunstszene auf sich aufmerksam. Auf der [[Berlin Biennale]], kuratiert von [[Klaus Biesenbach]], [[Hans-Ulrich Obrist]] und [[Nancy Spector]], trat Meese erstmals einer breiten Öffentlichkeit gegenüber.<ref>Insgesamt 77.000 Kunstinteressierte besuchten in drei Monaten die 2,5 Millionen Mark teure Ausstellung im ehemaligen Postfuhramt - Ausgabe 03 / 1999 [http://www.art-magazin.de/div/heftsuche/Berlin+Biennale/1997/2000/0/OGOWTEGOTTTPEPOGCHORGEOWTOGWTROCPTR/Erfolgreiche-Berlin-Biennale]</ref> Meese präsentierte die Installation „Ahoi der Angst“, eine Photocollage und Widmung an den [[Marquis de Sade]], der auch später im Werk von Meese Beachtung finden sollte. Politiker, Schauspieler und Musiker wurden dabei in Photocollagen dargestellt. Dazu konnte der Besucher Musik hören, Gedichte von [[Rolf Dieter Brinkmann]] lesen oder das Video [[Caligula (Film)|Caligula]] anschauen.<ref name="Art Magazin 11/1998">[http://www.art-magazin.de/div/heftsuche/Berlin+Biennale/1997/2000/0/OGOWTEGOTTHOOPOGSSHOHGEWESAGWTROACPW/Eine-Sause-in-die-Welt-der-Gef%FChle ''Eine Sause in die Welt der Gefühle''] in Art Magazin 11/1989 (abgerufen am 12.Dezember 2008)</ref>
Seit 1998 macht Meese mit Installationen, Performances und Aktionen in der Kunstszene auf sich aufmerksam. Auf der [[Berlin Biennale]], kuratiert von [[Klaus Biesenbach]], [[Hans-Ulrich Obrist]] und [[Nancy Spector]], trat Meese erstmals einer breiten Öffentlichkeit gegenüber.<ref>Insgesamt 77.000 Kunstinteressierte besuchten in drei Monaten die 2,5 Millionen Mark teure Ausstellung im ehemaligen Postfuhramt - Ausgabe 03 / 1999 [http://www.art-magazin.de/div/heftsuche/Berlin+Biennale/1997/2000/0/OGOWTEGOTTTPEPOGCHORGEOWTOGWTROCPTR/Erfolgreiche-Berlin-Biennale]</ref> Meese präsentierte die Installation „Ahoi der Angst“, eine Photocollage und Widmung an den [[Marquis de Sade]], der auch später im Werk von Meese Beachtung finden sollte. Politiker, Schauspieler und Musiker wurden dabei in Photocollagen dargestellt. Dazu konnte der Besucher Musik hören, Gedichte von [[Rolf Dieter Brinkmann]] lesen oder das Video [[Caligula (Film)|Caligula]] anschauen. <ref name="Art Magazin 11/1998">[http://www.art-magazin.de/div/heftsuche/Berlin+Biennale/1997/2000/0/OGOWTEGOTTHOOPOGSSHOHGEWESAGWTROACPW/Eine-Sause-in-die-Welt-der-Gef%FChle ''Eine Sause in die Welt der Gefühle''] in Art Magazin 11/1989 (abgerufen am 12.Dezember 2008)</ref> Zudem beinhaltete die Installation Poster von Rainer Werner Fassbinder, Klaus Kinski, Nina Hagen, Little Joe und Oscar Wilde.<ref name="Frieze Issue 44">Jan Verwoert: [http://www.frieze.com/issue/review/berlin_biennale/ „Berlin Biennale“] Frieze Magazin, Issue 44, Jan-Feb 1999 (abgerufen am 22.Dezember 2008)</ref>


Durch die erhöhte Medienpräsenz der Berlin Berlinale wurde auch das Werk Meeses' erstmals öffentlich in einem breiteren Umfang analysiert und kommentiert. Das Kunstmagazin [[Art (Zeitschrift)|Art]] bezeichnete die Installation als ein „Labyrinth der Sentimentalitäten“.<ref name="Art Magazin 11/1998">[http://www.art-magazin.de/div/heftsuche/Berlin+Biennale/1997/2000/0/OGOWTEGOTTHOOPOGSSHOHGEWESAGWTROACPW/Eine-Sause-in-die-Welt-der-Gef%FChle ''Eine Sause in die Welt der Gefühle''] in Art Magazin 11/1989 (abgerufen am 12.Dezember 2008)</ref> Der Autor [[Peter Richter (Schriftsteller)|Peter Richter]] griff ebenfalls den räumlichen Aspekt auf, indem er das Werk als ein „Horrorkabinett zwischen Porno, Charles Bronson und Slayer“ beschrieb.<ref>[http://www.goethe.de/ins/fr/lp/prj/por/mee/esa/deindex.htm Peter Richter: Goethe Institut Frankreich: „Essay Jonathan Meese“], erschienen in "Ein Jahr in Deutschland", ein Projekt des Goethe-Institut Tokyo, im Februar 2006: Deutsche Trends im Rückblick. Design, Mode, Pop und Kultur im Zeitraum Oktober 2004 bis März 2006. (Abgerufen am 11. Dezember 2008.)</ref> Die [[Berliner Zeitung]] bezeichnete es als ein „''zugemülltes Jungs-Zimmer''“. <ref>[http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2004/0129/seite3/0003/index.html ''Der Verstörer''] Petra Ahne: In Berliner Zeitung, Stand: 29.01.2004 (Abgerufen am 12. Dezember 2008.)</ref>
Durch die erhöhte Medienpräsenz der Berlin Berlinale wurde auch das Werk Meeses' erstmals öffentlich im In- und Ausland einem breiteren Umfang analysiert und kommentiert. <ref name="Frieze Issue" /> <ref name="Art Magazin 11/1998" /> Das Kunstmagazin [[Art (Zeitschrift)|Art]] bezeichnete die Installation als ein „Labyrinth der Sentimentalitäten“.<ref name="Art Magazin 11/1998">[http://www.art-magazin.de/div/heftsuche/Berlin+Biennale/1997/2000/0/OGOWTEGOTTHOOPOGSSHOHGEWESAGWTROACPW/Eine-Sause-in-die-Welt-der-Gef%FChle ''Eine Sause in die Welt der Gefühle''] in Art Magazin 11/1989 (abgerufen am 12.Dezember 2008)</ref> Der Autor [[Peter Richter (Schriftsteller)|Peter Richter]] griff ebenfalls den räumlichen Aspekt auf, indem er das Werk als ein „Horrorkabinett zwischen Porno, Charles Bronson und Slayer“ beschrieb.<ref>[http://www.goethe.de/ins/fr/lp/prj/por/mee/esa/deindex.htm Peter Richter: Goethe Institut Frankreich: „Essay Jonathan Meese“], erschienen in "Ein Jahr in Deutschland", ein Projekt des Goethe-Institut Tokyo, im Februar 2006: Deutsche Trends im Rückblick. Design, Mode, Pop und Kultur im Zeitraum Oktober 2004 bis März 2006. (Abgerufen am 11. Dezember 2008.)</ref> Die [[Berliner Zeitung]] bezeichnete es als ein „''zugemülltes Jungs-Zimmer''“. <ref>[http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2004/0129/seite3/0003/index.html ''Der Verstörer''] Petra Ahne: In Berliner Zeitung, Stand: 29.01.2004 (Abgerufen am 12. Dezember 2008.)</ref>


Im gleichen Jahr präsentierte Meese erstmals sein Werk im Ausland. In der Schweiz nahm er an der Baseler Kunstmesse „Liste 98“ teil, in Wien beteiligte er sich an der Gruppenaustellung „Junge Szene ´98“, in der „South London Gallery“ in London machte er bei der Ausstellung „Site Construction mit, sowie in Frankreich in der „Galerie de l'Ecole Supérieure des Beaux-Arts de Marseille“ bei der Ausstellung „Today Tomorrow“.
Im gleichen Jahr präsentierte Meese erstmals sein Werk im Ausland. In der Schweiz nahm er an der Baseler Kunstmesse „Liste 98“ teil, in Wien beteiligte er sich an der Gruppenaustellung „Junge Szene ´98“, in der „South London Gallery“ in London machte er bei der Ausstellung „Site Construction mit, sowie in Frankreich in der „Galerie de l'Ecole Supérieure des Beaux-Arts de Marseille“ bei der Ausstellung „Today Tomorrow“.

Version vom 22. Dezember 2008, 20:37 Uhr

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Jonathan Meese (* 23. Januar 1970 in Tokio) ist ein deutscher Künstler. Sein Werk umfasst neben der Malerei, Skulpturen, Installationen, Performances, Collagen, Video und Theaterarbeiten. Dabei thematisiert er überwiegend Persönlichkeiten der Weltgeschichte, Ur-Mythen und Heldensagen. Jonathan Meese lebt und arbeitet in Ahrensburg und Berlin.

Jonathan Meese

Leben und Werk

Kindheit und Jugend (1970-1995)

Jonathan Meese wurde als drittes Kind seiner Eltern in Tokio, Japan geboren. Seine Mutter, die in Stuttgart geborene Brigitte Renate Meese, Mädchenname Wetzler, kehrte mit den Kindern und ohne den Vater nach Deutschland zurück. Der Japanologe Reginalt Selby Meese, geboren in Newport (Wales), blieb in Japan zurück. Er starb 1988.

Nach der Rückkehr in Deutschland sprach Meese anfangs nur Japanisch, was zu Anpassungsschwierigkeiten führte.[1] 1989 machte Meese sein Abitur an der Stormarnschule im holsteinischen Ahrensburg. Als ein „Spätentwickler“ war er mit 22 Jahren auf dem Entwicklungsstand eines 16 Jährigen.[1] Nach einem Sprachaufenthalt Jonathans in Schottland meldete ihn die alleinerziehende Mutter für ein Studium der Volkswirtschaft an, was nach Angaben der Mutter „ein Desaster war“.[2]

Das Interesse für Kunst begann im Alter von 22 Jahren. Zu seinem Geburtstag wünschte er sich Zeichenblock und Buntstifte. Darauf folgten Zeichen- und Radierkurse.[3]

Studium und erster Erfolg (1995-1998)

Meese studierte von 1995-1998 an der Hochschule für bildende Künste Hamburg bei Franz Erhard Walther, brach das Studium jedoch ohne Abschluss ab. Der Maler Daniel Richter, ein Freund Meeses, gab den Galleristen Nicole Hackert und Bruno Brunnet der Berliner Galerie „Contemporary Fine Arts“ einen Tipp, woraufhin diese den jungen Künstler Meese unter Vertrag nahmen.[1] Der Kunstverein Kehding stellte in einer Gruppenaustellung Jonathan Meese erstmals öffentlich aus. Die erste Einzelaustellung „Glockengeschrei nach Deutz“ folgte in der Galerie Daniel Buchholz in Köln.[4]

Begeistert von Meeses Rauminstallationen beauftragten ihn im Herbst 1998 der Produzent Claus Boje und der Regisseur Leander Haußmann, die zusammen den Film Sonnenallee drehten, für ihren Film eine Kulisse herzustellen. Schließlich erhielt er auch eine Rolle und spielte einen verrückten Künstler. Die Arbeiten von Meese für den Film wurden 1999 in einer Ausstellung im Neuen Aachener Kunstverein gezeigt.[5]

Erste Berlin Biennale und der Schritt ins Ausland (1998)

Seit 1998 macht Meese mit Installationen, Performances und Aktionen in der Kunstszene auf sich aufmerksam. Auf der Berlin Biennale, kuratiert von Klaus Biesenbach, Hans-Ulrich Obrist und Nancy Spector, trat Meese erstmals einer breiten Öffentlichkeit gegenüber.[6] Meese präsentierte die Installation „Ahoi der Angst“, eine Photocollage und Widmung an den Marquis de Sade, der auch später im Werk von Meese Beachtung finden sollte. Politiker, Schauspieler und Musiker wurden dabei in Photocollagen dargestellt. Dazu konnte der Besucher Musik hören, Gedichte von Rolf Dieter Brinkmann lesen oder das Video Caligula anschauen. [7] Zudem beinhaltete die Installation Poster von Rainer Werner Fassbinder, Klaus Kinski, Nina Hagen, Little Joe und Oscar Wilde.[8]

Durch die erhöhte Medienpräsenz der Berlin Berlinale wurde auch das Werk Meeses' erstmals öffentlich im In- und Ausland einem breiteren Umfang analysiert und kommentiert. [9] [7] Das Kunstmagazin Art bezeichnete die Installation als ein „Labyrinth der Sentimentalitäten“.[7] Der Autor Peter Richter griff ebenfalls den räumlichen Aspekt auf, indem er das Werk als ein „Horrorkabinett zwischen Porno, Charles Bronson und Slayer“ beschrieb.[10] Die Berliner Zeitung bezeichnete es als ein „zugemülltes Jungs-Zimmer“. [11]

Im gleichen Jahr präsentierte Meese erstmals sein Werk im Ausland. In der Schweiz nahm er an der Baseler Kunstmesse „Liste 98“ teil, in Wien beteiligte er sich an der Gruppenaustellung „Junge Szene ´98“, in der „South London Gallery“ in London machte er bei der Ausstellung „Site Construction mit, sowie in Frankreich in der „Galerie de l'Ecole Supérieure des Beaux-Arts de Marseille“ bei der Ausstellung „Today Tomorrow“.

Vermehrte internationale Ausstellungen (1999–2005)

Ab 1999 nahm Meese an einer Vielzahl von nationalen und internationalen Gruppen- und Einzelaustellungen teil. Dabei wurden besonders Rauminstallationen und Performances gezeigt. Im Zentrum seines Œuvres steht Meese selbst: ob in Form von Selbstportraits oder verkleidet in persona, in Aktionen, Collagen, Bildern und Zeichnungen. Die thematischen Inhalte entstammen überwiegend dem Nationalsozialismus, daneben gibt es sprachliche und theatralische Bezügen zur deutschen Philosophie- und Literaturgeschichte. Bei Aktionen und Performances thematisierte Meese besonders Adolf Hitler, und zeigte dabei wiederholt und provokativ den seit 1945 in Deutschland und Österreich verbotenen Hitlergruß.

Anfang 2006 als Meese unter dem Titel „Noel Coward is Back: Dr. Humpty-Dumpty vs. Fra No-Finger“ im Rahmen einer Retrospektive zu Martin Kippenberger auftrat, bot er dem Publikum in der Turbine Hall der Tate Modern in London eine chaotisch anmutende Darbietung. [12]

Bühnenbild und Theaterarbeit

Zuerst auf Installationen, Aktionen und Performances konzentriert, wandte sich Meese ab 2004 auch der Theaterbühne zu, obgleich die Zusammenballung verschiedener Materialien, Bedeutungsträgern, Gegenständen und Medien (Fotografien, Bücher oder Musik) im Rahmen der Bühenarbeit weiterhin als bilderisches Mittel Verwendung finden.

Für die Inszenierung des Pitigrilli-Romans „Kokain“ von Frank Castorf, entwarf er das Bühnenbild. Im selben Jahr inszeniert er gemeinsam mit Regisseur Martin Wuttke ein Theaterstück im Schlosspark zu Neuhardenberg. In dem Stück „Zarathustra. Die Gestalten sind unterwegs.“ setzt er sich mit dem Philosophen Friedrich Nietzsche auseinander. [13] 2006 zählte das Magazin Capital ihn erstmals zu den hundert bedeutendsten Künstlern. [14]

Werkschau „Mama Johnny“ und die Zeit danach (2006-2008)

Mit insgesamt 150 Gemälden, Skulpturen, fotografischen und installativen Arbeiten entstand unter dem Titel „mama johnny“ in den Deichtorhallen in Hamburg, die erste umfassende Werkübersicht. Im Rahmen der viermonatigen, umfassenden Werkschau auf rund 2.500 Quadratmetern, bildete eine 8x 20x 40 Meter große „Black Box“, in der das 2004 von Meese entworfene Bühnenbild für Frank Castorfs Inszenierung „Kokain“ ausgestellt und im Rahmen eines einmaligen Gastspiels der Berliner Volksbühne als Theaterraum genutzt wurde. Zwei weitere große, freistehende und begehbare Skulpturen wurden neben einer Burg und der Black Box ausgestellt.

Der fünf Meter hohe „Maldororturm“ beinhaltet Fotocollagen, Schriften, Skulpturen und Videos, in denen Meese mit der Tyrannei des Staates künstlerisch ausseinandersetzt. Zudem wurde ein drehbarer „Parzifalkopf“, ein Schädel Richard Wagners, den Meese bei einer der Performance: „Jonathan Meese ist Mutter Parzifal“ in der Berliner Staatsoper verwendete. 2007 inszeniert Jonathan Meese erstmals als Regisseur das Theaterstück „De Frau: Dr. Poundaddylein - Dr. Ezodysseusszeusuzur“ an der Volksbühne Berlin.

Werk

Meeses Arbeit beinhaltet den mitunter aggressiven Versuch, deutsche Mythologie und „deutschen Wahn“ zu thematisieren. So sind seine Installationen mit einem Vokabular wie „Erzreligion Blutlazarett/Erzsöldner Richard Wagner/Privatarmee Ernte und Saat/Waffe“ versehen. Hierbei zeigt er sich auch formal als Epigone von Anselm Kiefer.

"Alles ist Spielzeug. Das ist alles gewesen. Ob Kommunismus, Nationalsozialismus, das alte Ägypten oder das alte Rom, nichts kommt wieder. Von der Straße kann ich mir auch keine Revolution mehr erhoffen, der Mensch schafft das nicht. Wir sollten etwas anderes sich lostreten lassen, der Vulkan der Kunst möge ausbrechen." [15]

Meese arbeitete unter anderem mit den Malern Jörg Immendorff, Albert Oehlen, Tim Berresheim, Daniel Richter, Tal R und dem Komponisten Karlheinz Essl zusammen.

Arbeiten von Meese wurden von Museen wie dem Pariser Centre Pompidou und dem Museum Abteiberg in Mönchengladbach angekauft und befinden sich in öffentlichen Sammlungen wie der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland in Bonn, sowie in privaten Sammlungen in Deutschland (Sammlung Falckenberg) wie im Ausland (Saatchi Gallery). Meese wird von einer Reihe von Galerien vertreten, die wichtigste für sein Werk ist seit seinem Durchbruch unverändert die Berliner Galerie „Contemporary Fine Arts“.

Rezeption

Zeugnisse von Zeitgenossen

In der Abhandlung „Diskursive Kulturwissenschaft“ beschreibt Elize Bisanz das Werk als ein Phänomen eines „Neurotischen Realismus“. Ein Naturalismus, so Bisanz „mit einem spektakulären Hang zur Wiedergabe von Angstgefühlen, Depressionen und Zwangsphänomenen“. [16]

Nach Harald Falkenberg, Leiter der Kulturstiftung Phonix Art in Hamburg, Initiator der Sammlung Falckenberg, steht Meese in einer Tradition der „Groteske“, in der sich Künstler „gegen das Schöne und Wahre und Gute richten“. Narren haben in der Gesellschaft eine reinigende Kraft, so Falkenberg, „weil sie das richtige in Frage stellen“. [1]

Der Künstlerkollege Georg Baselitz, der ebenfalls Meeses Werke sammelt, muß man „den Wahrheitsgehalt im Werk skeptisch gegenüber treten und nicht alles glauben“. [1] Der verstorbene Jörg Immendorff, der wie auch Baselitz und Meese von der Galerie „Contemporary Fine Arts“ vertreten wurde, sagte in einem Interview mit dem Magazin Monopol (Zeitschrift) „Jonathan Meese ist mir in seinem radikalen Denken sehr nah“ und er „glaube, man kann diesen Beruf nur überleben, wenn man radikal gegen sich selbst ist“. [17]

Kunst- und Kulturwissenschaftlicher Diskurs

Auf die Themenauswahl und Formsprache bezugnehmend, erläutert Werner Pelikan in einer Gegenüberstellung von Jonathan Meese und Anselm Kiefer in seiner Dissertation „Mythen und Mythenbildung in Kunst und Werbung“, dass sich zwar beide Künstler einer jeweils durchgängigen individuellen Formsprache bedienen, die Themenauswahl jedoch nicht derart abweichend ist. Eine aktuelle Mythen-Debatte wird, beschreibt Werner Pelikan, gerade an der Gegensätzlichkeit dieser beiden Künstler deutlich. [18]

Kiefer, der 1969 mit seinen Aktionen ‚Besetzungen‘, in denen er sich in „bevorzugten südlichen Reiseländern der Bundesdeutschen mit dem Nazi-Gruß salutierend darstellt“, so ist auch bei Jonathan Meese der Hitlergruß in vielen Aktionen provokativ zur Schau gestellt worden. Dies wurde stets, wenn auch unkritisch, von einigen deutschen Tageszeitungen aufgegriffen. [19]

In einem Interview mit Tina Petersen und Angelika Leu-Barthel in den Deichtorhallen Hamburg 2005, erklärte Meese: „Wenn ich einen Hitlergruß auf der Bühne mache, dann ist das nicht meine Meinung. Es geht nicht um Jonathan Meese, sondern es geht um die Sache, und ich glaube ja, dass die sich an mir abspielt.“ [20]

Der Journalist Georg Diez stellte in einem Beitrag unter dem Titel „Führer spielen - Warum deutsche Künstler die Finger von Hitler lassen sollten“ für Die Zeit im Juli 2007 fest: „Es wirkt bei Meese allerdings nicht so, als ob er Hitler bannen wollte; es wirkt eher wie eine Anrufung. Und merkwürdig ist nun, dass es gerade in einer Zeit, da die letzten Zeitzeugen sterben, und gerade bei einer Generation, die so frei schien von diesem Schatten, diesen Reiz gibt, sich der Energie des Bösen, des Verbotenen zu bedienen. In seiner großen Frankfurter Ausstellung hatte Meese schräg über sein Selbstporträt Hitlers Bild an die Wand geklebt; und darauf hatte er das Wort »Vater« geschrieben.“ [21]

Diktatur der Kunst

Im Zusammenhang der erhöhten Bühnenpräsenz rief Messe insbesondere in Interviews, Manifesten und bildnerisch künstlerischen Mitteln eine „Diktatur der Kunst“ aus. [22]

"Bei der «Diktatur der Kunst» geht es um die liebevollste Herrschaft einer Sache, wie Liebe, Demut und Respekt, zusammengefasst und gipfelnd in der Herrschaft der Kunst. In der Allmacht der Kunst geht es nicht um das Machtgehabe des Künstlermenschen oder um die Machtfantasien von Selbstverwirklichern und Realitätsfanatisten, sondern um die antinostalgische, alternativlose Macht der Kunst, also der Sache. Kunst stellt die Machtfrage, nicht der Künstler. [23]"

Dabei hebt er immer wieder die Demut hervor und stelle sich als eine „Ameise der Kunst“ dar „die ohnehin nur ausruft: „was alternativlos ohnehin passieren wird (...) In der Diktatur der Kunst regiert die Sache, wie Licht, Atmung, Gelee (Erz), Liebe oder totale Schönheit, wie z.B. Scarlett Johansson.“ [23]

Ausstellungen

Teilnahme an Einzelausstellungen (Auswahl)

Auf artnet sind 34 Einzelausstellungen aufgeführt, Vorschlag, davon im Artikel 7 zu nennen:

  • 2007: Jonathan Meese, Kunstraum Innsbruck, Innsbruck.
  • 2007: Jonathan Meese, De Appel, Amsterdam.
  • 2006: Jonathan Meese – mama johnny, Deichtorhallen, Hamburg.
  • 2005: Jonathan Meese - Sherwood Forest, De Hallen, Haarlem.
  • 2004: Képi Blanc - nackt, Schirn Kunsthalle, Frankfurt/Main.
  • 2000: Jonathan Meese, Kunst-Werke Berlin - KW Institute for Contemporary Art, Berlin
  • 1999: Jonathan Meese, Neuer Aachener Kunstverein, Aachen.

Teilnahme an Gruppenausstellungen (Auswahl)

Auf artnet sind 133 Gruppenausstellungen aufgeführt, Vorschlag, davon im Artikel 17 zu nennen:

  • 2008: back to black - schwarz in der aktuellen malerei, Kestnergesellschaft, Hannover.
  • 2008: Konstellationen III, Städel, Frankfurt/Main.
  • 2007: Die Peitsche der Erinnerung, Kunstverein Rosenheim.
  • 2007: Das Gelände, Kunsthalle Nürnberg.
  • 2006: SITE Santa Fe's Sixth International Biennial, Santa Fe, NM.
  • 2005: Tal R and Jonathan Meese - mother, Statens museum for kunst, Kopenhagen.
  • 2005: Dionysiac, Centre Pompidou, Paris.
  • 2005: Zur Vorstellung des Terrors: Die RAF-Ausstellung, Kunst-Werke Berlin - KW Institute for Contemporary Art, Berlin.
  • 2004: Rheingold III, Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach.
  • 2003: solo mortale, Kasseler Kunstverein, Kassel.
  • 2003: actionbutton, Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart, Berlin.
  • 2001: Jonathan Meese - Patty Chang, Fri-Art - Centre d'Art Contemporain, Fribourg.
  • 2000: Wounded Time. Avantgarde zwischen Euphorie und Depression, Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach.
  • 1999: Wunderkammern - Christian Flamm, Bernd Krauß, Jonathan Meese, Frankfurter Kunstverein, Frankfurt/Main.
  • 1999: GENERATION Z, P.S.1 Contemporary Art Center, Long Island City.
  • 1999: Jonathan Meese/Nic Hess/Kerim Seiler, Neue Kunsthalle, St. Gallen.
  • 1998: 1. Berlin Biennale für Zeitgenössische Kunst, berlin biennale für zeitgenössische kunst, Berlin.

Literatur

  • Jonathan Meese, Robert Fleck, Annette Sievert: Jonathan Meese. Mama Johnny. Retrospektive. Buch zur Ausstellung in Hamburg, Grenoble, Verlag der Buchhandlung König, 2007, ISBN 3865600905
  • Stefan Bidner, Jonathan Meese: Totale Neutralität. Jonathan Meese: Diktatur der Kunst, Verlag der Buchhandlung König, 2008, ISBN 3865605060

Quellen

  1. a b c d e ARD Mediathek: "«Jonathan Meese» aus: Deutschland, deine Künstler" In: Business Week (Archives). Sendung vom: 17.07.08, URL: http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/729970 (abgerufen am 10. Dezember 2008)
  2. Die Weltwoche: „Radikal schon vor dem Zähneputzen“, Stand: Ausgabe 26/06 URL: http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=14339&CategoryID=80 (abgerufen am 10. Dezember 2008)
  3. Alain Bieber: „In meiner Rüstung“. In: Artnet. Stand: 19. Mai 2006. URL: http://www.artnet.de/Magazine/features/bieber/bieber05-19-06.asp (abgerufen am 10. Dezember 2008)
  4. Der Erzkünstler. In: „Art - das Kunstmagazin“ von März 2004. ISSN 0173-2781 (Abgerufen am 10. Dezember 2008.)
  5. NAK Neuer Aachener Kunstverein - Jonathan Meese: Ausstellung im NAK: 24. Januar - 7. März 1999 Informationen zur Ausstellung (Abgerufen am 10. Dezember 2008.)
  6. Insgesamt 77.000 Kunstinteressierte besuchten in drei Monaten die 2,5 Millionen Mark teure Ausstellung im ehemaligen Postfuhramt - Ausgabe 03 / 1999 [1]
  7. a b c Eine Sause in die Welt der Gefühle in Art Magazin 11/1989 (abgerufen am 12.Dezember 2008)
  8. Jan Verwoert: „Berlin Biennale“ Frieze Magazin, Issue 44, Jan-Feb 1999 (abgerufen am 22.Dezember 2008)
  9. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Frieze Issue.
  10. Peter Richter: Goethe Institut Frankreich: „Essay Jonathan Meese“, erschienen in "Ein Jahr in Deutschland", ein Projekt des Goethe-Institut Tokyo, im Februar 2006: Deutsche Trends im Rückblick. Design, Mode, Pop und Kultur im Zeitraum Oktober 2004 bis März 2006. (Abgerufen am 11. Dezember 2008.)
  11. Der Verstörer Petra Ahne: In Berliner Zeitung, Stand: 29.01.2004 (Abgerufen am 12. Dezember 2008.)
  12. Noel Coward is Back: Dr. Humpty-Dumpty vs. Fra No-Finger Video der Performance, Tate Modern London, United Kingdom, 25.02.2006
  13. STIFTUNG SCHLOSS NEUHARDENBERG "Zarathustra" - Eine theatralische Exkursion nach Friedrich Nietzsche Gerhard Ahrens, in Berliner Zeitung, 30.06.2006 (abgerufen am 14.Dezember 2008)
  14. „Kunstkompass 2006: Gerhard Richter behauptet den Spitzenplatz“ in Capital.de, Vorabmeldung 23/2006 (abgerufen am 14.Dezember 2008)
  15. Im Spielzimmer - DIE ZEIT Nr. 4/2008, 17.1.2008
  16. Elize Bisanz: Diskursive Kulturwissenschaft: Analytische Zugänge zu symbolischen Formationen der Post-westlichen Identität in Deutschland, LIT Verlag, Berlin-Hamburg-Münster, 2005 ISBN 3825887626
  17. „Jörg Immendorff Seelenverwandt mit Meese“, Tagesspiegel.de, 12.6.2007 (abgerufen am 21.12.2008)
  18. Werner Pelikan: „Mythen und Mythenbildung in Kunst und Werbung - Grundmuster der Kommunikation“, Dissertation an der Universität Kassel Fachbereich Kunstwissenschaft, 2005, URL: http://oai.bibliothek.uni-kassel.de/dspace/bitstream/urn:nbn:de:hebis:34-2391/1/dis2261_20.pdf (abgerufen 21.12.2008)
  19. Jonathan Meese: Mama Johnny mit Hitlergruß. In: „Spiegel Online“ vom 20. September 2007.
    Christian Bartel: Jonathan Meese verweigert den Hitler-Gruß. In: Welt.de vom 7. Juni 2007.
    Tobias Haberl: "Rebell Yell" und Hitlergruß In: Stern.de vom 16. April 2007.
    Miriam Bandar: Hitlergruß und Unterhosen In: Tagesspiegel.de vom 21. September 2007.
    Cosima Lutz: Jonathan Meese, die "Ameise der Kunst". In: „Berliner Morgenpost“ vom 11. Februar 2008. (Alle Online-Inhalte aufgerufen am 14. Dezember 2008.)
  20. „jonathan meese über mama johnny“ Tina Petersen, Angelika Leu-Barthel, 21.3.2005 (aufgerufen 14.Dezember 2008)
  21. „Führer spielen - Warum deutsche Künstler die Finger von Hitler lassen sollten“ Georg Diez: Die Zeit, 12.07.2007 (aufgerufen 14.Dezember 2008)
  22. „Die BABYDIKTATORIN der Kunst „SCARLETTIERBABY“ im „PLATINSCHMUCKKÄSTCHEN“ der SAALREVOLUTION, SÜSS. (SAFARISCARLETTIERKIND mit SÜSSESÜSSESÜSSESDIADEM als TOTALE KUNST, erzfrisch, üppig und lieb im STAHLSAAL=DEPOT der DEMUT, DU-DU-DU)“ Manifest: Diktatur der Kunst, Berlinerfestspiele.de | Manifest von Jonathan Meese
  23. a b „Die Kunst ist ja die Gegenwelt“Barbara Basting: in Tagesanzeiger, 6.3.2006 (abgerufen 14.Dezember 2008) Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „tagesanzeiger.ch“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.