Richard Rogers (Architekt)

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Richard Rogers (vorne links) mit Queen Elizabeth II. und der walisischen Finanzministerin a. D. Sue Essex bei der Eröffnung der Senedd in Cardiff (2011)

Richard George Rogers, Baron Rogers of Riverside, Kt, CH (* 23. Juli 1933 in Florenz, Italien) ist ein italo-britischer Architekt, Pritzker-Preisträger 2007 und Life Peer.

Biografie

Rogers ist der Sohn eines Arztes, seine Mutter war sehr an modernem Design interessiert. 1938 zog die Familie von Italien nach England und dort wurde er auch eingeschult. Er blieb ein schlechter Schüler, da er eine Lese- und Rechtschreibschwäche hatte, die man damals noch nicht diagnostizieren konnte. Gleichwohl schloss er die Sekundarstufe 1951 ab und war den Wünschen der Eltern entsprechend einem Zahnarztstudium zugeneigt. Als er das Festival of Britain besuchte, war er von den dort temporär errichteten Bauten fasziniert. Während seines zweijährigen Militärdienstes wurde er nach Triest versetzt. Hier lernte er die Arbeiten von Ernesto Nathan Rogers (BBPR) kennen, einem der bekanntesten italienischen Architekten und der Cousin seines Vaters. Rogers entschied sich daraufhin, an der Architectural Association School in London zu studieren (1954 bis 1959).

1961 konnte er wegen eines Fulbright-Stipendiums an der Yale School of Art and Architecture weiterstudieren, wo er seinen Master's degree in Architektur erhielt. In Yale entwickelte er ein Interesse für das Werk von Frank Lloyd Wright, seinem ersten Hausgott („my first god“).[1]

Nach dem Studium arbeitete er zunächst für das Büro Skidmore, Owings & Merrill in New York City, dann kehrte er 1963 nach England zurück, um in seinem eigenen Büro Team 4 weiterzuarbeiten. Seine Kollegen waren seine erste Frau Su Brumwell und Norman Foster mit dessen Frau Wendy Cheeseman.

Ab 1969 arbeitete er mit Renzo Piano an verschiedenen Projekten, die nicht verwirklicht wurden, bis sie den Wettbewerb für das Centre Pompidou gewannen, welches von 1971 bis 1977 gebaut wurde. Nach diesem Erfolg trennten sich die beiden Architekten. Das Planungsbüro Richard Rogers Partnership wurde 1977 gegründet und hat heute Niederlassungen in London, Barcelona, Madrid und Tokio. Im April 2007 erweiterte er die Teilhaberschaft an seiner Sozietät und änderte den Namen in Rogers Stirk Harbour + Partners.

Von 1998 bis 2005 war Rogers Vorsitzender der Urban Task Force, einer Arbeitsgruppe der britischen Regierung zu Fragen der Stadterneuerung.

Privates

1969 traf er die 15 Jahre jüngere amerikanische Studentin Ruth Elias, für die er seine Frau verließ. Die beiden heirateten 1973 und bekamen zwei weitere Söhne. Rogers ist Vater von fünf Söhnen (von denen einer 2011 verstarb) und Großvater von neun Enkelkindern.

Werke

Er wurde international bekannt durch Bauwerke wie das Centre Georges Pompidou in Paris (geplant in Zusammenarbeit mit Renzo Piano, 1971), das Lloyd's in London, den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg und den Millennium Dome in London. Aktuelle Projekte sind der Bau des Gebäudes der National Assembly for Wales, der Umbau einer Stierkampfarena in Barcelona, der Bau des Terminal 5 des Flughafens London-Heathrow, der Bau des neuen Gerichtsgebäudes in Antwerpen und der Flughafen Madrid-Barajas, der im August 2006 die größte Baustelle in Europa war.

Ein weiteres großes Projekt, welches 2018 abgeschlossen wurde, ist ein neues Gebäude am Ground Zero in New York City. Richard Rogers ist der Architekt des 357 Meter hohen Three World Trade Centers (Turm 3 des neuen World Trade Center Komplexes). Ein weiterer Wolkenkratzer entstand in Seoul, der 338 Meter hohe Parc 1 Tower A. Das Design beider Gebäude ähnelt sich leicht.

Seine architektonische Formensprache ist durch einen oft demonstrativen Einsatz von High-Tech-Elementen gekennzeichnet, die Rogers häufig aus Bereichen außerhalb der Architektur wie z. B. dem Schiffs- und Automobilbau und der Computertechnologie übernimmt. Damit einher geht außerdem ein hoher ökologischer Anspruch seiner Architektur. Rogers veranlasste darüber hinaus, dass das Einkommensgefälle in seiner Sozietät nicht mehr als das Sechsfache zwischen den Direktoren und den am niedrigsten bezahlten Architekten erreicht.

In einem Architekturstreit mit Prinz Charles hat Richard Rogers dem Thronfolger vorgeworfen, er missbrauche seine konstitutionelle Rolle und mische sich in politische Prozesse ein. Im Sommer 2009 hatten die arabischen Eigner eines ehemaligen Kasernengeländes in London einen Bauantrag von Rogers zurückgezogen. Zuvor hatte Prinz Charles der Königsfamilie aus Katar nahegelegt, den modernen Entwurf für die „Chelsea Barracks“ zugunsten eines klassischeren zu überdenken. Daraufhin erklärte die mit dem Projekt betraute Baufirma, es solle gemeinsam mit der Architekturstiftung des Prinzen ein neues Design ausgewählt werden.

Zusammen mit Oliver Collignon entwarf er den Berliner U-Bahnhof Rotes Rathaus.[2]

Auszeichnungen

1991 wurde Rogers als Knight Bachelor in den Adelsstand erhoben. 1996 erhielt er als Baron Rogers of Riverside, of Chelsea in the Royal Borough of Kensington and Chelsea, die Würde eines Life Peer und damit einen Sitz im House of Lords.

Werkschau

Zitate

I would like to be known for buildings which are full of light, which are light in weight, which are flexible, which have low energy, which are what we call legible — you can read how the building is put together.

Richard Rogers, 2007 [1]

Literatur

Film

  • Imagine ... Richard Rogers: Inside Out. Dokumentarfilm, Großbritannien, 2007, 55:30 Min., Regie: James Nutt, Moderation: Alan Yentob, Produktion: BBC, Reihe: Imagine, Erstsendung: 26. Februar 2008 bei BBC One, Inhaltsangabe und Video-Ausschnitt von BBC.

Weblinks

Commons: Richard Rogers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. a b „British Architect Richard Rogers Wins Pritzker Prize“, New York Times, 29. März 2007
  2. Patrick Popiol: U5 — DIE BAHNHÖFE. In: WILLKOMMEN BEI DER BERLINER-U-BAHN.INFO. Abgerufen am 6. Dezember 2020.
  3. „Architektur: Richard Rogers erhält Pritzker-Preis“ (Memento des Originals vom 31. Dezember 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zeit.de, Die Zeit, 29. März 2007
  4. Christoph Gunßer: Energiesparsiedlungen Konzepte - Techniken - Realisierte Beispiele. In: archINFORM; abgerufen am 22. Februar 2021.