Vänsterpartiet

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Vänsterpartiet
Linkspartei
Jonas Sjöstedt
Partei­vorsitzender Jonas Sjöstedt
General­sekretär Aron Etzler[1]
Gründung 1917
Haupt­sitz Stockholm
Jugend­organisation Ung Vänster
Aus­richtung Demokratischer Sozialismus,
Feminismus,
EU-Skepsis
Linkspopulismus
Farbe(n) Rot
Parlamentssitze
28/349
Mitglieder­zahl 12.800
Europaabgeordnete
1/20
Europapartei Nordisch grün-linke Allianz (NGLA)
EP-Fraktion Vereinte Europäische Linke/Nordische Grüne Linke (GUE/NGL)
Website www.vansterpartiet.se

Vänsterpartiet (kurz V, dt. Linkspartei) ist eine im schwedischen Reichstag vertretene politische Partei, die sozialistische Positionen vertritt. Parteivorsitzender ist seit dem 6. Januar 2012 Jonas Sjöstedt. Die Partei steigerte sich bei der Reichstagswahl 2018 um 2,3 Prozentpunkte auf 8,0 %.

Geschichte

Die Linkspartei wurde 1917 von einer Gruppe aus der sozialdemokratischen Partei ausgeschlossener Sozialisten unter dem Namen Sveriges socialdemokratiska vänsterparti (Sozialdemokratische Linkspartei Schwedens) gebildet. Auf dem Parteitag 1921 wurden alle antileninistischen Parteimitglieder ausgeschlossen und die Partei wechselte ihren Namen zu Sveriges kommunistiska parti (Kommunistische Partei Schwedens). Weitere innere Auseinandersetzungen führten zu Ausschlusswellen der Gruppen um Zeth Höglund 1924 und Karl Kilbom 1929 (er gründete daraufhin die Sozialistische Partei). Von 1924 bis nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Arbeit der Partei mehr oder minder von der Politik der Komintern bestimmt.

Nach Stalins Tod und der Entzweiung zwischen der Sowjetunion und der Volksrepublik China erlebte die Partei heftige Flügelkämpfe, die zur Gründung weiterer kommunistischer Parteien in Schweden führten. Ab Mitte der 1960er Jahre begann eine Reformarbeit innerhalb der Partei, die eine selbständigere Position zum Ziel hatte. 1967 kam es auch zu einem weiteren Namenswechsel, diesmal – unter dem Druck durch den eurokommunistischen Flügel – in Vänsterpartiet kommunisterna (Linkspartei Kommunisten). Man bekannte sich nun grundsätzlich zur parlamentarischen Demokratie als Staatsform und strebte eine Einigung aller sozialistischen Kräfte an. 1977 kam es zur Abspaltung einiger orthodox kommunistischen Mitglieder, die daraufhin die Arbetarpartiet Kommunisterna (dt. Arbeiterpartei der Kommunisten) bildeten.

Die Entwicklung zu einer Linksalternative wurde in der Streichung der Bezeichnung „Kommunisten“ im Parteinamen 1990 deutlich. Das Parteiprogramm definierte die Partei als sozialistisch und feministisch. Die Übernahme des Parteivorsitzes durch die populäre Gudrun Schyman und eine im Unterschied zu den meisten anderen Parteien eindeutige Haltung in der EU-Frage führten 1998 zum besten Wahlergebnis der Linkspartei in ihrer Geschichte. Dadurch wurde auch die enge parlamentarische Zusammenarbeit mit der sozialdemokratischen Minderheitsregierung eingeleitet.

Nach 1998 wurde Gudrun Schyman jedoch zunehmend umstrittener in ihrer Rolle als Parteivorsitzende. Ihr wurde mehr und mehr vorgeworfen, die Grundsätze der Partei zu vernachlässigen und sich allzu sehr den Sozialdemokraten zu nähern. Das spiegelte sich auch in den Meinungsumfragen wider: Hätten im Dezember 2000 noch gut 16 % für die Partei gestimmt, so waren es bei der Reichstagswahl 2002 nur noch gut 8 %, die der Partei ihr Vertrauen gaben.[2] Dieser erste Rückschlag für Schyman wurde verstärkt, als ihr im Januar 2003 Steuerbetrug vorgeworfen wurde, da sie in ihrer Steuererklärung Abzüge geltend machen wollte, die von der Steuerbehörde nicht anerkannt wurden.[3]

Nach dem Rücktritt Gudrun Schymans wurde nach einem kurzen Zwischenspiel Lars Ohly Parteivorsitzender. Die Wahl von Lars Ohly war innerhalb der Partei nicht unumstritten. Kurz vor seiner Wahl zum Vorsitzenden (bei der er 192 von 222 Stimmen erhielt) hatte sich eine Gruppe innerhalb der Partei mit dem Namen „Vägval Vänster“ (deutsch etwa „Kursbestimmung Linke“) gebildet. Sie existierte bis 2009 und warb für eine Reformierung des gesamten linken politischen Spektrums. Vertreter trotzkistischer Gruppierungen, der Sozialdemokratie, der Grünen bis hinein in die linke bürgerliche Mitte sollten neue Zukunftsperspektiven erarbeiten. Erstmals in die Schusslinie geriet Ohly, als das Schwedische Fernsehen SVT 2004 eine Reportage über die Vänsterpartiet ausstrahlte, in der sich Ohly offen als Kommunist bezeichnete und in der die Partei gleichzeitig bezichtigt wurde, ein Hort des Kommunismus sowjetischer Prägung zu sein. Vägval Vänster wurde in dieser Fernsehsendung sehr viel Platz eingeräumt, und die führenden Vertreter der Gruppierung zeigten sich bereit, Ohly als Sowjetkommunisten darzustellen.[4] Lars Ohly verteidigte die Bezeichnung Kommunist mit der Begründung, dass er nicht einen Kommunismus sowjetischer Prägung, sondern vielmehr einen Kommunismus im Sinne einer „klassenlosen Gesellschaft“ anstrebe.[5]

Eine ausgewogenere Reportage aus dem Jahr 2006 korrigierte jedoch das Bild einer „kommunistischen“ Vänsterpartiet. Der Journalist Dan Josefsson war zu dem Schluss gelangt, dass die Vänsterpartiet keineswegs als kommunistisch bezeichnet werden kann, sondern dass sie im Grunde ein Programm vertritt, das sich an den Leitsätzen von John Maynard Keynes orientiert, d. h. ein Bekenntnis zur Marktwirtschaft, in der der Staat eine aktivere Rolle in der Wirtschaftspolitik übernehmen soll.[6] In diesem Zusammenhang muss auch die Forderung gesehen werden, die Arbeitslosigkeit durch 200.000 neue Arbeitsplätze im öffentlichen Sektor zu bekämpfen. Lars Ohly widerrief später sein Bekenntnis zum Kommunismus.

Die Linkspartei lehnte die EU-Mitgliedschaft Schwedens lange ab und befürwortete einen Austritt des Landes. Im Februar 2019 stimmte die Delegiertenversammlung mit 41 zu 30 Stimmen der Streichung des entsprechenden Punktes im Parteimanifest zu. Vielmehr wird nun erwähnt, dass ein Austritt aus der Europäischen Union gegenwärtig nicht Teil der Politik sei.[7][8]

Reichstagswahlen

1921 Einführung des Frauenwahlrechts, Daten beziehen sich bis 1968 auf Wahlen zur Zweiten Kammer. Angaben von Statistiska Centralbyrån.[9]

Parteivorsitzende

Literatur

  • Armin Pfahl-Traughber: Von „Schwedens Kommunistischer Partei“ zu „Die Linkspartei“ Schwedens. Bedingungsfaktoren der Demokratisierungsentwicklung in historischer Perspektive. In: Armin Pfahl-Traughber (Hrsg.): Jahrbuch für Extremismus- und Terrorismusforschung 2015/2016 (II). Brühl 2016, S. 129–157.

Einzelnachweise

  1. Parteivorstand vansterpartiet.se, abgerufen 24. Juni 2012
  2. „Vänsterpartiet under Gudrun Schyman“
  3. „Gudrun Schyman avgår“
  4. „Lars Ohlys syn på demokrati – Uppdrag Granskning“
  5. „Lars Ohly – Vänsterns val“ (Memento des Originals vom 11. Januar 2005 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sr.se
  6. „Vänsterspöket – Dokument inifrån“
  7. Sweden's Left Party drops 'Swexit' policy ahead of EU vote
  8. Wie der Brexit den Swexit verhindert hat
  9. Historische Wahlstatistiken (Memento des Originals vom 17. Juli 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.scb.se Statistiska Centralbyrån, abgerufen am 12. Juli 2012

Weblinks

Commons: Vänsterpartiet – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Navigationsleiste Parteien im Schwedischen Reichstag