Quds-Einheit

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Qods-Einheit
سپاه قدس Nīrū-ye Quds

Aufstellung 1980
Staat Iran
Streitkräfte Iranische Revolutionsgarde
Typ Spezialeinheit
Stärke 15.000 (Schätzung)
Standort Teheran
Schlachten
Erster Golfkrieg
Libanonkrieg 1982
Bosnienkrieg
Südlibanon-Konflikt
Schlacht um Herat (2001)
Belutschistankonflikt
Konflikt mit der Partei für ein Freies Leben in Kurdistan
Bürgerkrieg in Syrien seit 2011
Aufstand im Irak (nach US-Rückzug)
Kampf gegen den IS: Belagerung von Amerli
Operation Ashura
Kampf um Baiji
Schlacht um Tikrit
Führung
Kommandeur Brig. Gen. Esmail Ghaani
Stellvertr. Kommandeur Brig. Gen. Ahmad Sabouri
Ehemalige
Kommandeure

Qasem Soleimani (†)

Die Quds-Einheit oder Qods-Brigade (persisch نیروی قدس, DMG Nīrū-ye Quds, auch Qods-Pasdaran oder Sepah-e Qods genannt)[1] ist die Eliteeinheit der Iranischen Revolutionsgarde (Pasdaran) für Auslandseinsätze (exterritoriale Operationen).[2][3] Sie wurde Anfang der 1990er Jahre auf Grundlage bestehender Kräfte aufgestellt, um eine weltweite Islamische Revolution zu führen (im Rahmen des Revolutionsexports). Erster Kommandeur der Einheit war Brigadegeneral Ahmad Vahidi, der zuvor die Abteilung Nachrichtenwesen der Pasdaran geleitet hatte. Sie wurde von Qasem Soleimani kommandiert. Nach dessen Tötung am 3. Januar 2020 durch einen Drohnenangriff der USA wurde Esmail Ghaani zu Soleimanis Nachfolger ernannt.[4]

Die Quds-Einheit arbeitet mit anderen islamistischen Organisationen wie der Hisbollah oder Hamas zusammen und wird von den USA als Terrororganisation eingestuft.[5]

Langfristige Ziele der Quds-Einheit sind, ebenso wie der ihr übergeordneten Revolutionsgarde, laut Amiri die Eroberung Jerusalems und als Teil der Staatsdoktrin die Zerstörung Israels.[6]

Auftrag

Die Quds-Einheit hat die Aufgabe, dem Iran nahestehende Kräfte zu unterstützen, um eine islamische Revolution exterritorial zu führen (im Rahmen des sogenannten Revolutionsexports). Die Quds-Einheit unterstützte in der Vergangenheit u. a. kurdische Guerillas im Krieg gegen den Irak, islamistische Mudschaheddin während des Bosnienkrieges und Teile der afghanischen Nordallianz in den Auseinandersetzungen gegen die Taliban. Zuletzt wurden sie auch im Syrienkrieg gegen die oppositionelle Freie Syrische Armee und den IS aktiv.

Die Unterstützung erfolgt durch Finanzierung, Ausbildung und Bereitstellung von Waffen und Gerät. Die Zusammenarbeit beschränkt sich nicht nur auf schiitische Kräfte. So unterstützt die Quds-Einheit z. B. auch pro-iranische (anti-israelische) Kräfte innerhalb der Hamas oder den sunnitischen Palästinensischen Islamischen Dschihad. Zudem wird die Quds-Einheit unmittelbar für spezielle militärische und auch terroristische Operationen im Ausland eingesetzt.

Aufstellung

Die Quds-Einheit wurde Anfang der 1980er Jahre aufgestellt. Ihre Grundlage bildeten bereits bestehende nachrichtendienstliche und andere Kräfte des Iran. Erster Kommandeur der Quds-Einheit war Brigadegeneral Ahmad Vahidi, der zuvor die Abteilung Nachrichtenwesen der Revolutionswächter geleitet hatte.

Sie ist direkt Ajatollah Ali Chamene’i unterstellt. Kommandeur der Truppe war ab März 1998 Generalmajor Qasem Soleimani, der am 3. Januar 2020 durch einen US-Raketenangriff nahe dem Bagdader Flughafen getötet wurde.[7] Zu seinem Nachfolger wurde Esmail Ghaani ernannt.

Die Stärke der Quds-Einheit wird auf zwischen 5.000–20.000 Personen geschätzt.[8]

Zur Quds-Brigade gehören auch diplomatische Vertreter des Iran wie der stellvertretende Außenminister und Unterhändler bei den Atomverhandlungen Abbas Araghchi und der iranische Botschafter im Irak Iraj Masjedi. Der General der Revolutionsgarde und ehemalige Verteidigungsminister Hossein Dehghan kandidierte im Juni 2021 für die Präsidentschaftswahlen. Esmail Qaʾani wurde Nachfolger des getöteten Soleiman als Chef der Quds-Brigade.[9]

Operationen

Die Quds-Einheit unterhält Abteilungen für die Bereiche Irak, Libanon, Palästinensische Autonomiegebiete und Jordanien, Afghanistan, Pakistan und Indien, Türkei, Arabische Halbinsel, Nordafrika, Europa sowie Nordamerika. Angehörige der Einheit halten sich u. a. als diplomatisches Personal an iranischen Auslandsvertretungen auf.[10]

Im Irak

Die Operationen der Quds-Einheit im Irak sollen den iranischen Einfluss im Land stärken und die amerikanische Präsenz schwächen.

Nach Angaben der in London erscheinenden arabischsprachigen Zeitung Asharq al-Awsat besuchte al-Sadr den Iran Ende 2003 und traf sich u. a. mit General Soleimani. Die Zeitung berichtete weiterhin, dass die Quds-Einheit in Qasr Shireen, Ilam und Hamid im Süden des Iran entlang der Grenze zum Irak Ausbildungslager für Angehörige der Mahdi-Armee betreibe. Nach dem Scheitern einer Offensive der Mahdi-Armee Muqtada al-Sadrs verstärkte die Quds-Einheit ihre Aktivitäten im Irak.

Diese Gruppierung ist der militärische Arm des Obersten Rats für die Islamische Revolution im Irak (SCIRI).

Die New York Times berichtete unter Berufung auf Nachrichtendienstquellen, dass die Quds-Einheit schiitischen Kräften im Irak leistungsfähige Sprengsätze (Hohlladungen) zur Verfügung gestellt hätten, die bis Februar 2007 rund 170 amerikanische Soldaten getötet hätten.[11] Am 20. Januar 2007 griff eine Gruppe von Kämpfern das Provincial Joint Coordination Center in Kerbela an, entführte vier amerikanische Soldaten und tötete diese anschließend. Die Angreifer bewegten sich in Fahrzeugen, wie sie auch von amerikanischen Behörden im Irak benutzt werden, trugen amerikanische Uniformen und sprachen fließend Englisch.[12] Der Angriff erfolgte wenige Tage nach der Festnahme einer Gruppe iranischer Staatsbürger durch amerikanische Kräfte in Erbil. Nach amerikanischen Angaben handelte es sich zum Teil um Angehörige der Quds-Einheit. Bereits im Dezember seien mit Brigadegeneral Mohsen Shirazi und Oberst Abu Amad Davari zwei hochrangige Offiziere der Quds-Einheit im Irak festgenommen worden.[13]

Zum Jahresbeginn 2020 wurde Kommandeur Qasem Soleimani durch gezielten Raketenbeschuss einer Reaper-Drohne des US-amerikanischen Militärs in Bagdad getötet.[14]

Im Libanon

Das iranische Revolutionswächterkorps spielte eine zentrale Rolle beim Aufbau der Hisbollah ab 1982. Nach israelischen Angaben ist die Quds-Einheit für iranische Waffenlieferungen an die Hisbollah verantwortlich. Die Waffen würden aus dem Iran zunächst per Flugzeug nach Damaskus transportiert und von dort aus auf dem Landweg in den Libanon eingeführt. Nach israelischen Angaben bildet die Quds-Einheit in einer Einrichtung mit dem Namen „Imam Ali“ in Teheran und einer weiteren Einrichtung in Bahonar bei Karaj Angehörige der Hisbollah aus. Im Libanon gefangengenommene Kämpfer der Organisation hätten ausgesagt, in diesen Einrichtungen als Teil von Gruppen im Umfang von bis zu 50 Kämpfern ausgebildet worden zu sein. Inhalt der Ausbildung sei u. a. die Handhabung von Panzerabwehrwaffen sowie der Umgang mit Flugabwehrwaffen gewesen.

In Syrien

2013 berichtete The New Yorker über zunehmende Aktivitäten der Quds-Einheit in Syrien. Aus dem Bericht geht auch hervor, dass die Aktivitäten von der Quds-Einheit im Irak zeitweise von den Amerikanern toleriert wurden, um sunnitische Aufständische zu bekämpfen.[15]

In Frankreich und Deutschland

2017 verurteilte das Berliner Kammergericht einen aus Pakistan stammenden Studenten wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und drei Monaten. Er hatte den französisch-israelischen Wirtschaftsprofessor David Rouach und den früheren Wehrbeauftragten des Bundestags und Präsidenten der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Reinhold Robbe ausgespäht. Der Student soll im Auftrag der Quds-Brigaden operiert und für den Kriegsfall leicht zu treffende Anschlagsziele ausgekundschaftet haben.[16][17][18]

Angriffe auf Quds-Einheiten

Zwei Jahre nach der Tötung des Quds-Kommandeurs Qasem Soleimani im Irak im Jahr 2020[7] wurde mit Hassan Sayyad Khodayari ein weiterer hochrangiger Offizier derselben Einheit im Iran getötet.[19]

Einzelnachweise

  1. Der Name wird von der arabischen Bezeichnung für Jerusalem als al-Quds, „das Heiligtum“ bzw. arabisch und persisch Quds, „die Heilige“, abgeleitet.
  2. Qods (Jerusalem) Force Iranian Revolutionary Guard Corps (IRGC - Pasdaran-e Inqilab). Archiviert vom Original am 2. Februar 2007; abgerufen am 26. August 2014 (englisch).
  3. Matthew M. Frick: IIran’s Islamic Revolutionary Guard Corps: An Open Source Analysis. (pdf) In: Joint Force Quarterliy issue 49. ndu press, 2008, S. 124, abgerufen am 3. September 2014 (englisch).
  4. Nach US-Angriff Vergeltung - aber wie?, tagesschau.de, 4. Januar 2020.
  5. Fact Sheet: Designation of Iranian Entities and Individuals for Proliferation Activities and Support for Terrorism, 25. Oktober 2007.
  6. Natalie Amiri: Zwischen den Welten. Von Macht und Ohnmacht im Iran. Aufbau, Berlin 2021, ISBN 978-3-351-03880-9; Taschenbuchausgabe ebenda 2022, ISBN 978-3-7466-4030-3, S. 117.
  7. a b US-Militär tötet iranischen Top-General, Spiegel Online, 3. Januar 2020.
  8. The Gulf Military Forces in an Era of Asymmetric War - Iran. (pdf) Center for Strategic and International Studies Arleigh A. Burke Chair in Stragy, 28. Mai 2006, S. 21, archiviert vom Original am 12. Juni 2009; abgerufen am 26. August 2014 (englisch).
  9. Natalie Amiri: Zwischen den Welten. Von Macht und Ohnmacht im Iran. 2022, S. 119.
  10. Robin Wright: Elite Revolutionary Guard Broadens Its Influence in Iran. Washington Post, 1. April 2007.
  11. James Glanz: U.S. Says Arms Link Iranians to Iraqi Shiites. New York Times, 12. Februar 2007.
  12. James Glanz, Mark Mazzetti: Iran May Have Trained Attackers That Killed 5 American Soldiers, U.S. and Iraqis Say. New York Times, 30. Januar 2007.
  13. Robin Wright, Nancy Trejos: Iranians captured inside Iraq. Washington Post, 12. Januar 2007.
  14. Michael Crowley, Falih Hassan und Eric Schmitt"Top Iranian General Qassim Suleimani Is Killed on Trump’s Orders, Officials Say" The New York Times vom 2. Januar 2020
  15. Dexter Filkins: The Shadow Commander. Qassem Suleimani is the Iranian operative who has been reshaping the Middle East. Now he’s directing Assad’s war in Syria. In: The New Yorker. 30. September 2013, abgerufen am 26. August 2014 (englisch).
  16. Georg Heil: Iranischer Geheimdienst spionierte SPD-Politiker aus In: Süddeutsche Zeitung, 6. Januar 2017. Abgerufen am 3. Oktober 2017.
  17. Spionageprozess in Berlin: Mehrere Jahre Haft für iranischen Spion In: Der Tagesspiegel, 27. März 2017. Abgerufen am 3. Oktober 2017.
  18. Daniel Friedrich Sturm: SPD-Politiker wirft Iran Mordkomplott vor In: Welt Online, 6. April 2017. Abgerufen am 3. Oktober 2017.
  19. Iran: Attentat auf Revolutionsgardisten - Präsident kündigt Rache an. In: Der Spiegel. 23. Mai 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 9. Juni 2022]).