Simson GS 50

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. November 2022 um 16:32 Uhr durch Max schwalbe (Diskussion | Beiträge) (GS 80, GS 100 und GS 125). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Simson

Simson GS 50, Baujahr 1964
GS 50
Hersteller VEB Fahrzeug- und Gerätewerk Simson Suhl
Produktionszeitraum 1962 bis 197x
Klasse Leichtkraftrad
Motordaten
Einzylinder-Zweitakt-Ottomotor
Hubraum (cm³) 49,5 – 49,8
Leistung (kW/PS) 4/5,5 – 7/9,5
Getriebe 3- oder 4-Gang
Antrieb Kette
Bremsen Trommeln
Radstand (mm) 1240 – 1250
Maße (L × B × H, mm): 1850 – 1950 × 700 – 740 × 1050 – 1230
Leergewicht (kg) 76 – 98
Vorgängermodell Keines
Nachfolgemodell Keines

Die Simson GS 50 ist ein Geländesport-Leichtkraftrad mit 50 cm³ Hubraum, das in der DDR von Simson in Suhl in mehreren Kleinserien und verschiedenen Ausführungen hergestellt wurde.

Hintergrund

Ab 1961 wurde in der Sportabteilung von Simson das Geländesportmodell GS 50 entwickelt.[1] Dabei handelte es sich um ein „entfesseltes“ Kleinkraftrad, das entsprechend der Höchstgeschwindigkeit trotz des Hubraums von 50-cm³ in der DDR als Motorrad eingestuft wurde[2] und heute als Leichtkraftrad gilt. Der gleichen verkehrsrechtlichen Einstufung unterlag und unterliegt auch der Simson Sperber.

Entsprechend den Teilnahmebestimmungen an Veranstaltungen wie der internationalen Sechstagefahrt, musste die GS 50 auch in einer für den Straßenverkehr zugelassenen Ausführung produziert werden (KTA Typscheine 593 und 877). Daher umfasste die Serienausstattung unter anderem auch eine Ballhupe und einen Rückspiegel. Da es trotzdem nicht alle Straßenverkehrsvorschriften erfüllte, wurden diverse Ausnahmegenehmigungen erteilt. Neben der Funktion als speziell frisierte Wettbewerbsmaschine, wurde die GS 50 mit den folgend genannten technischen Daten in mehreren Kleinserien produziert, die an Motorradsportvereine des ADMV und der Gesellschaft für Sport und Technik verkauft wurden.

Die Vollnabenbremsen entsprachen der Serienausführung an den Vogelmodellen. Der Motor basierte auf Entwicklungsmodellen des Motors, der ab 1964 in der Vogelserie der Simson-Kleinkrafträder verwendet wurde. Mit dem zuvor produzierten, konstruktiv veralteten Moped Simson SR2 hatte die GS 50 hingegen kaum etwas gemein.[1] Ein per Drehgriff geschaltetes Vorgelege ergänzte das fußgeschaltete Dreigang-Getriebe, sodass praktisch 6 Gänge zur Verfügung standen.[3]

1964 wurde die Silbervase bei der 39. Internationalen Sechstagefahrt errungen.

Ähnlich wie bei MZ gelang es jedoch nicht, die beachtlichen internationalen Erfolge in eine Serien-Geländesportmaschine umzumünzen. Die Produktionszahlen der Kleinserien sind nur fragmentarisch überliefert: 1963 wurden 25 Fahrzeugen gebaut, für 1964 wurde die doppelte Stückzahl veranschlagt.[3] Geplant war anfangs eine Serienfertigung in größerem Umfang, zu der es jedoch nicht kam. Die GS 50 ist somit das seltenste Leichtkraftrad aus den Simsonwerken. Daher ist es heute kaum mehr zu bekommen. Einige Fahrzeuge gingen auch in den Export.

Modellpflege

Simson GS 75, Ausführung 1977

Vorgestellt wurde die GS 50 im Jahr 1962, seinerzeit noch mit 3 Gängen und 4,8 PS Motorleistung.[4] Die Ausführung 1963 besaß 5,5 PS Leistung bei 8000/min.[5] Im Jahr 1965 waren es dann 6,0 PS bei 8000-8500/min und 0,52 kpm Drehmoment bei 7500/min.[6] Anders als viele andere Maschinen dieser Klasse, besaß die GS 50 kein Gebläse. Ab 1964 wurden Zylinder und Zylinderkopf stärker verrippt, um die Wärmeabstrahlung zu verbessern.

1964 kam die GS 75 mit 75 cm³ hinzu, später baute Simson auch Geländesportmaschinen mit 80, 100 und 125 cm³.

Die Ausführungen bis mindestens 1965 besaßen ein Vollschwingenfahrwerk mit hydraulisch gedämpften Federbeinen und 19"-Laufrädern. Ab 1967 wurden die Maschinen unter der Bezeichnung GS 50-1 und GS 75-1 hergestellt. Diese Maschinen besaßen ein verstärktes Rahmen-Zentralrohr und anstatt der Schwinge vorn eine Teleskopgabel. Durch Verwendung des Tanks des Simson Sperber vergrößerte sich der Tankinhalt auf 9,5 Liter. Ab 1968 wurde ein 21"-Vorderrad verbaut, sowie Ansaug- und Auspuffanlage geändert.[7]

In abgewandelter Form wurden die GS-Modelle auch in den 1970er Jahren noch hergestellt.[8][9]

Technische Daten

Kenngröße Simson GS 50 (1964) Simson GS 50 (1965) Simson GS 50-1 (1968) Simson GS 75-1 (1968)
Leistung 4,0 kW (5,5 PS)
bei 8000/min
4,4 kW (6,0 PS)
bei 8000–8500/min
4,8 kW (6,5 PS)
bei 9000/min
7,0 kW (9,5 PS)
bei 8900/min
Motortyp M 53 KF-GS M 54 KF-GS
Hub 39,5 mm 46 mm
Bohrung 40 mm 45 mm
Hubraum 49,5 cm³ 49,8 cm³ 49,6 cm³
Verdichtung 10,5 : 1 12 : 1
Zylinder Leichtmetall mit Guss-Laufbuchse
Zylinderkopf Aluminium-Guss
Leichtmetall-Vergaser BVF 170 BVF 17M 3-21 mit 19 mm Durchlass BVF mit 22 mm Durchlass
Zündkerze RM 14-280 oder -300 M 14-280
Zündanlage Schwunglichtmagnetzünder
Anzahl der Gänge 3 4
Art der Schaltung Fußschaltung für Getriebe, Drehgriffschaltung für Vorgelege
Rahmen geschweißter Zentralrohrrahmen
Vorderradfederung Schwinge mit ölgedämpften Federbeinen Teleskopgabel, 130 mm Federweg
Hinterradfederung Schwinge mit ölgedämpften Federbeinen
Bremsen Innenbackenbremsen 125 mm Durchmesser Innenbackenbremsen 150 mm Durchmesser
Räder Vorder- und Hinterrad 19 Zoll Vorderrad 21 Zoll, Hinterrad 19 Zoll
Bereifung Vorderrad 2,50/2,75–19
Hinterrad 3,00–19
Vorderrad 2,75–19
Hinterrad 3,00–19
Vorderrad 2,50–21
Hinterrad 3,00–19
Vorderrad 2,50–21
Hinterrad 3,25–18
Gesamtlänge 1850 mm 1900 mm 1950 mm
Gesamthöhe 1050 mm 1150 mm 1230 mm
Lenkerbreite 700 mm 710 mm 740 mm
Radstand 1240 mm 1250 mm
Bodenfreiheit 240 mm
Gewicht
betriebsfertig mit Werkzeug und Kraftstoff
76 kg 89 kg 98 kg
Höchstgeschwindigkeit 80 km/h
Inhalt Kraftstofftank 8,5 l 9,5 l
Kraftstoffverbrauch 3,5 l/100 km

GS 80, GS 100 und GS 125

Simson GS 125 WKH, hier von 1988 (Fahrzeugmuseum Suhl)

In Einzelstücken wurden von Simson in der Folgezeit weitere Geländesportmaschinen wie die GS 80, GS 100 und GS 125 gebaut. Vor allem in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre wurden motorsportliche Erfolge erzielt, und im Jahr 1990 gelang der Gesamtsieg in der Enduro-Weltmeisterschaft durch Thomas Bieberbach auf einer GS 80.

Einzelnachweise

  1. a b Ronny Renner: Motorsport Simson GS 50/75. In: 79oktan 3/2021, S. 54–63.
  2. Hans Kadner: Ich fahre ein Kleinkraftrad. 3. Auflage. transpress-Verlag, Berlin 1976, S. 15–16.
  3. a b Geländesportmaschine Simson GS 50. In: Kraftfahrzeugtechnik 3/1964, S. 99–100.
  4. Aktuelle Bilder aus dem Fachgebiet In: Kraftfahrzeugtechnik 8/1962, S. 349.
  5. Die Kleinfahrzeuge von Simson Suhl. In: Kraftfahrzeugtechnik 4/1963, S. 133.
  6. Kraftfahrzeugtechnik stellt vor: Simson-Geländesportmaschine GS 50. In: Kraftfahrzeugtechnik. Nr. 6/1965, S. 230–232.
  7. VERBESSERTE SIMSON-GELÄNDEMASCHINEN. In: Kraftfahrzeugtechnik. 3/1968, S. 75.
  8. Die Schnellen und die Starken – Simson GS 50, GS 75, GS 100 (1970–1972). In: Allgemeiner Deutscher Motorsport-Verband (Hrsg.): Illustrierter Motorsport. 34. Jahrgang, Heft 10. Sportverlag Berlin, 1984, ISSN 0442-3054, S. 240.
  9. Manfred Vogel: Simson GS – 1974. In: Allgemeiner Deutscher Motorsport-Verband (Hrsg.): Illustrierter Motorsport. 24. Jahrgang, Heft 3. Sportverlag Berlin, 1974, ISSN 0442-3054, S. 66–67.