Großmeister für Schachkomposition
Großmeister für Schachkomposition ist ein seit 1972 vergebener Titel für Verfasser von Schachaufgaben, die in FIDE-Alben von einem Expertenkomitee anthologisch ausgewählt und nachgedruckt werden. Seine Verleihung erfolgt durch die 1956 zunächst als Unterabteilung des Weltschachbunds FIDE gegründete und nach ihrer Unabhängigkeit vom Weltschachbund 2010 als Partnerorganisation restrukturierte World Federation for Chess Composition (WFCC).[1]
Der erste vergebene Titel war der 1959 honoris causa und 1961 nach den unten aufgeführten Punktregeln vergebene Internationale Meister der Schachkomposition, der unter dem Großmeistertitel steht. 1990 wurde der wiederum niedrigere Titel FIDE-Meister der Schachkomposition eingeführt. Seit 1986 wird auch der Ehrentitel Honorary Master vergeben.
Titel im Lösen von Schachkompositionen werden nach Erfolgen in Turnieren vergeben. Obwohl zur Ermittlung der Lösestärke ein der Elo-Zahl ähnliches System angewandt wird, ist die Titelvergabe von der Ratingzahl unabhängig.
Titelvoraussetzungen
Titel im Schaffen von Schachkompositionen werden nach einem Punktesystem vergeben, bei dem jede in einem FIDE-Album erschienene Aufgabe dem Autor einen Punkt einbringt. Davon abweichend erhalten Schachstudien 1,67 Punkte. Bei mehreren Autoren einer Aufgabe erhält jeder Autor zu gleichen Teilen eine anteilige Punktzahl, etwa die halbe Punktzahl bei zwei Autoren oder ein Drittel der Punkte bei drei Autoren.
Für die Titel des FIDE-Meisters, Internationalen Meisters und Großmeisters für Schachkomposition werden diese Punkte als Bewertungsgrundlage benutzt, während der Titel des Honorary Masters davon unabhängig ist.
Für die Titel im Lösen von Schachkompositionen werden Erfolge bei den offiziellen Löseweltmeisterschaften verlangt.
Titel für Komponisten | Punkte | Entsprechung der Punkte | Erstvergabe | Titelträger |
---|---|---|---|---|
Großmeister[2] | 70 | 70 Probleme oder 42 Studien | 1972 | 84 |
Internationaler Meister[3] | 25 | 25 Probleme oder 15 Studien | 1959, 1961 | 152 |
FIDE-Meister[4] | 12 | 12 Probleme oder 8 Studien | 1990 | 157 |
Honorary Master[5] | 0[6] | entfällt | 1986 | 20 |
Während für den Titel des Großmeisters und Internationalen Meisters eine Teilnahme an der Löseweltmeisterschaft World Chess Solving Championship (WCSC) vorausgesetzt wird und Erfolge in einer bestimmten Anzahl konsekutiver Turniere, jedoch nicht unbedingt direkt aufeinander folgend, erreicht werden müssen, kann der FIDE-Meister-Titel bei beliebigen offiziellen WFCC-Lösemeisterschaften erreicht werden. Für den Internationalen Meistertitel ist es alternativ auch ausreichend, einmal die Punktzahl des WCSC-Siegers zu erreichen.[7]
Titel für Löser | Punkte | Platzierung | Turniere | Erstvergabe | Titelträger |
---|---|---|---|---|---|
Großmeister[8] | 90 Prozent des WCSC-Siegers | je 1–10 | 3 von 10 WCSC | 1982 | 26 |
Internationaler Meister[9] | 80 Prozent des WCSC-Siegers | je 1–15 | 2 von 5 WCSC | 1982 | 54 |
oder | 100 Prozent des WCSC-Siegers | 1–15 | 1 WCSC | ||
FIDE-Meister[10] | 75 Prozent des Siegers | obere 40 Prozent | 2 beliebige | 1997 | 58 |
Titel für Autoren von Schachkompositionen
Großmeister für Schachkomposition
Der Großmeistertitel ist der höchste Meistertitel für Ersteller von Schachkompositionen. Seit seiner Erstvergabe 1972 wurde der Titel an 84 Personen vergeben.
György Páros, Jacobus Haring, Norman Macleod, Matti Myllyniemi und Jewgeni Bogdanow wurde der Titel postum verliehen, da diese erst nach ihrem Tod die erforderliche Punktzahl erreichten. Myllyniemi wurde dabei durch eine von Milan Velimirović überarbeitete Aufgabe postum zum Co-Autor und erhielt so den zu Lebzeiten fehlenden halben Punkt für den Titel. Miroslav Havel und Artur Mandler erhielten ihre Titel für bereits frühere Veröffentlichungen.
Titel für Löser von Schachkompositionen
Großmeister im Lösen von Schachkompositionen
Der Großmeistertitel für Löser von Schachkompositionen ist an hohe Bedingungen, darunter die Teilnahme an mehreren Weltmeisterschaften, geknüpft, durch die bisher nur 33 Personen den Titel für sich beanspruchen dürfen. Aufgrund dieser Anforderungen wird auch die Anzahl der Einzelsiege bei einer Weltmeisterschaft, sofern vorhanden, bei den jeweiligen Titelträgern angegeben. Der Einzelsieger wird dabei erst seit 1983 ermittelt, während Weltmeisterschaften bereits seit 1977 stattfinden. Die besten Individualresultate erzielte bei den nicht als Einzelweltmeisterschaft zählenden Veranstaltungen viermal Pauli Perkonoja sowie jeweils einmal Ofer Comay und der Bulgare Kosta Angelow.[12]
Siehe auch
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Statuten der WFCC (englisch), abgerufen am 30. März 2011
- ↑ Titelträger (GMC) bei der WFCC-Website
- ↑ Titelträger (IMC) bei der WFCC-Website
- ↑ Titelträger (FMC) bei der WFCC-Website
- ↑ Titelträger (Honorary Master) bei der WFCC-Website
- ↑ Die Titelvergabe ist unabhängig von der erreichten Punktzahl
- ↑ WFCC Statutes, annex III
- ↑ Titelträger (GS) bei der WFCC-Website
- ↑ Titelträger (IMS) bei der WFCC-Website
- ↑ Titelträger (FMS) bei der WFCC-Website
- ↑ a b Quelle für die Lebensdaten, sofern nicht anders genannt oder bereits in Wikipedia: Composers’ Names in Various Alphabets
- ↑ World Champions of Chess Solving ( vom 15. Juli 2011 im Internet Archive) bei problemchess.com
- ↑ Nur Einzelsiege, von der WFCC-Liste der WCSC-Sieger
- ↑ Archivierte Kopie ( des vom 5. Mai 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ http://chesscomposers.blogspot.de/2012/05/may-28th.html
- ↑ Profil bei chessgames.com
- ↑ Profil bei my-corner.de, Identitätsnachweis durch dortigen DSB-Profil-Link
- ↑ Profil bei olimpbase.org
Weblink
- Handbook of Chess Composition, 6. Auflage 2013, mit allen Titelträgern (PDF-Datei, englisch; 1 MB)