Constanze Schwedeler

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Das Wohnhaus um 1949–1962 von Constanze Schwedeler in München-Schwabing

Rachel Constanze Schwedeler (auch Constance und Konstanze) (* 29. Mai 1876 in Hamburg-Othmarschen; † 3. Februar 1962 in München) war eine deutsche Malerin und Grafikerin des Impressionismus, Expressionismus und der abstrakten Malerei.

Leben

Constanze Schwedeler wurde in Hamburg-Othmarschen als Tochter des Kaufmanns Eduard Schwedeler und der Octavia Margaretha Constanze Schwedeler, geb. Otten geboren. Sie war somit die Enkelin des Komponisten und Dirigenten und damaligen Vorsitzenden des Hamburger Musikvereins Georg Dietrich Otten.[1]

Nach ihrer Schulzeit wurde sie zunächst als Geigerin ausgebildet, studierte aber noch vor dem Ersten Weltkrieg in Paris Malerei. Die sich dort vollziehende fruchtbare und immer noch fortwirkende Auseinandersetzung von Impressionismus und Expressionismus war ihr entscheidendes künstlerisches Erlebnis und Frankreich ist ihre künstlerische Wahlheimat geblieben. An ersten Ausstellungen nahm sie mit impressionistischen Landschaftsbildern im Salon d’Automne, im Salon des Indépendants und auf dem Champ de Mars teil.[2] In diese erste Pariser Zeit fielen auch Sommeraufenthalte in der Bretagne und der Normandie. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges musste sie Paris verlassen und ging nach München.[3]

1923 befreundete sich Constanze Schwedeler mit Gabriele Münter und verbrachte mit ihr im Mai und Juni sechs Wochen in Münters Haus in Murnau und in Elmau. Sie bestärkte Münter darin, wieder vermehrt an Landschaftsstudien vor der Natur zu arbeiten. Zu dieser Zeit dürften ihre beiden Bilder Frühjahrslandschaft und Frühling im Gebirge entstanden sein, die im selben Jahr auf der IX. Ausstellung der Münchener Neue-Secession gezeigt wurden.[4] Im April 1924 wohnte Münter bei ihr in München und im Mai waren sie wieder zusammen in Murnau. In dieser Zeit entstand Münters Bild Murnau im Mai.[5] Im November 1924 und im Mai 1925 wohnte sie nochmals bei Schwedeler in München.[6] Vermutlich in der ersten Pariser Zeit oder nach 1915 in München war sie auch in Kontakt mit dem Maler und Lehrer Hans Hofmann, der sie „zuerst mit den Problemen der modernen Malerei bekannt machte“.[7]

Im Jahr 1926 kehrte C. S. zurück nach Paris und wurde von André Lhote, einem Maler, Bildhauer, Kunstkritiker und Theoretiker, der dort eine eigene Akademie betrieb, stark beeinflusst. In dieser Zeit entstanden Aktkompositionen und Blumenstücke.[2] Der Kunsthändler und Galerist Wilhelm Uhde, der zu der Zeit auch in Paris lebte, zählte zu ihren Förderern.[3] Auch traf sie dort Gabriele Münter wieder, die 1929/30 ebenfalls in Paris verbrachte und zeitweise wieder bei ihr wohnte.[6] In diese zweite Pariser Zeit fielen Aufenthalte in Toulon, Antibes und Nizza.[3] Constanze Schwedeler war möglicherweise zeitweilig in München, denn im Winter 1934/35 soll die sich in Geldnöten befindende Münter dort erneut bei ihr gewohnt und „das Badezimmer“ bezogen haben.[8] Im Jahr 1939 kehrte C. S. endgültig nach München zurück.[3]

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte C. S. zu ihrem Bedauern nicht nach Frankreich zurückkehren und wandte sich mehr der abstrakten Malerei zu.[2] 1958, im Alter von 82 Jahren, war sie Gründungsmitglied des Künstlerbundes „Die Unabhängigen“ in München zusammen mit Heinrich Baudisch, Gerhard Baumgärtl, Rolf Cavael, Ludwig Dörfler, Christof Drexel, Johannes Dumanski, Friedrich August Gross, Manfred Henninger, Hans Jürgen Kallmann, Hugo Kiessling, Ernst Kropp, Heribert Losert, Alfred Luyken, Ernst Oberle, Alexander Rath, Walther Raum, Hannes Rosenow, Ludwig Scharl, Emil Scheibe, Anton Stankowski und Rudolf Weissauer.[9]

Am 3. Februar 1962 starb Constanze Schwedeler in München. Die Urne mit ihrer Asche wurde auf den Friedhof Hamburg-Nienstedten überführt und in der Grabstätte der Familie von Freyhold beigesetzt. Die Grabstätte wurde im Jahr 2001 aufgelöst.

Ausstellungen

Diese Liste der Ausstellungen ist möglicherweise unvollständig:

Werke

Werke mit bekanntem Verbleib:

  • Tote Bäume (Entstehung ?) Altonaer Museum, Hamburg
  • Gebirgslandschaft (vor 1952, Öl auf Leinwand, 73 × 92 cm), Kunsthalle Hamburg (HK-3516)
  • Stilleben (vor 1952, Öl auf Pappe, 50 × 60 cm), Kunsthalle Hamburg (HK-3517)
  • Stilleben mit Vasen (1955, Öl auf Leinwand), in Privatbesitz

Eine Auswahl der Literatur bzw. dem Internet entnommener Reproduktionen, Verbleib unbekannt:

  • Bust Quayside With Moored Shipping (1910, Öl auf Holz, 24 × 33 cm)
  • Sitzende (Entstehung ?, Kohlezeichnung)
  • Frühjahrslandschaft (1923)
  • Frühling im Gebirge (1923)
  • Aktkomposition (1926, Ölgemälde)
  • Kallablüten (1926)
  • Stilleben mit Muschel (vor 1949)
  • Lesender Knabe (vor 1949)
  • Stilleben mit Fruchtschale (vor 1949)
  • Roter Krug, Muscheln, Federn (vor 1954)
  • Komposition (1958)

Literatur

  • Galerie Karin Hielscher (Hrsg.): Exhibition Ausstellung Oktober 1949: Constance Schwedeler, Rolf Trumpp, Doris Sewell Jackson., Ausstellungskatalog, 1949.
  • Märkisches Museum Witten-Ruhr (Hrsg.): Constanze Schwedeler und Paul E. Fontaine, 30. Mai – 20. Juni 1954. Ausstellungskatalog, 1954.
  • Wolfgang Petzet: Von Kunst und Künstlern. In: Die Kunst und das schöne Heim. 56. Jahrgang (1957/58), Verlag F. Bruckmann, München 1958, S. 296–299.
  • Wolfgang Petzet: Constance Schwedeler – Eine alte Malerin denkt an Paris. In: Die Kunst und das schöne Heim. 56. Jahrgang (1957/58), Verlag F. Bruckmann, München 1958, S. 441–443.
  • Die Unabhängigen – Künstlergruppe in München – Gründungsausstellung im Kunstverein München 17. Januar 1958 bis 2. Februar 1958., Baudisch Heinrich, Biese Gerth, Cavael Rolf, Ausstellungskatalog, München 1958, SWB-ID: 339023570.
  • Constance Schwedeler. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 4: Q–U. E. A. Seemann, Leipzig 1958, S. 240 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
  • Constance Schwedeler. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 6, Nachträge H–Z. E. A. Seemann, Leipzig 1962, S. 410 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
  • Nachricht von Constanze Schwedelers Tod. In: Die Kunst und das schöne Heim. 60. Jahrgang (1961/62), Beilage zu Heft 6, Verlag F. Bruckmann, München 1962, S. 2.
  • Annegret Hoberg, Helmut Friedel (Hrsg.): Gabriele Münter : 1877–1962 : Retrospektive (anlässlich der Ausstellung in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München, vom 29. Juli – 1. November 1992 und in der Schirn Kunsthalle, Frankfurt, vom 29. November 1992 bis 10. Februar 1993)., Prestel-Verlag, München 1992, ISBN 3-7913-1216-2.
  • Horst Ludwig: Münchner Maler im 19./20. Jahrhundert: Landschreiber-Zintl. Band 6., Verlag F. Bruckmann, München 1994, ISBN 3-7654-1806-4.
  • Gisela Kleine: Gabriele Münter und Wassily Kandinsky, Biographie eines Paares., Insel Verlag Frankfurt/M. und Leipzig 1994, ISBN 3-458-33311-8.
  • Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen (Hrsg.), Barbara Hörwag, Meike Hoffmann (Texte): Gabriele Münter – Eine Malerin des Blauen Reiters: Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik. Erschienen zur Ausstellung vom 3. Juli bis 19. September 1999, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern, 1999, ISBN 3-7757-0844-8.
  • Gudrun Schury: Ich Weltkind – Gabriele Münter – Die Biographie. Aufbau Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-351-03394-1.

Quellen

  1. Geburtsurkunde vom 30. Mai 1876, Staatsarchiv Hamburg.
  2. a b c Petzet: „Constance Schwedeler – Eine alte Malerin denkt an Paris“. In: „Die Kunst und das schöne Heim“, 56. Jg., 1958, S. 441–443.
  3. a b c d Märkisches Museum Witten: Constanze Schwedeler und Paul E. Fontaine, 30. Mai – 20. Juni 1954, Ausstellungskatalog 1954.
  4. Münchener Neue-Secession, IX. Ausstellung, Glaspalast München, Ausstellungskatalog, 1923.
  5. Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen: Gabriele Münter – Eine Malerin des Blauen Reiters. 1999, S. 39.
  6. a b Hoberg, Friedel: Gabriele Münter 1877–1962 Retrospektive. 1992.
  7. Galerie Hielscher: „Exhibition Ausstellung Oktober 1949, Constance Schwedeler, Rolf Trumpp, Doris Sewell Jackson“, Ausstellungskatalog, 1949.
  8. Kleine: „Gabriele Münter und Wassily Kandinsky, Biographie eines Paares“, 1994, S. 610.
  9. Katharina Speil: „Leben und Werk des schlesischen Malers Albert Ferenz (1907–1994)“, Diplomarbeit, Universität Wien 2011, S. 18.