Atlas (2018)

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Film
Titel Atlas
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2018
Länge 90 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie David Nawrath
Drehbuch David Nawrath,
Paul Salisbury
Produktion Britta Knöller, Hans-Christian Schmid
Musik Enis Rotthoff
Kamera Tobias von dem Borne
Schnitt Stefan Oliveira-Pita
Besetzung

Atlas ist ein deutsches Spielfilmdrama von David Nawrath aus dem Jahr 2018, welches die Vater-Sohn-Beziehung mit den Themen Gentrifizierung und Zivilcourage kombiniert. Nawraths Kinodebüt ist zugleich die erste Kino-Hauptrolle des Schauspielers Rainer Bock. Der Film startete nach seiner Premiere auf den Internationalen Hofer Filmtagen am 25. April 2018 in den deutschen Kinos. Der Film wurde am 19. Juli 2021 erstmals im ARD-Sender One ausgestrahlt.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Walter Scholl, 60 Jahre und ehemaliger Gewichtheber, hat einen Job als Möbelpacker für ein Unternehmen, das bei Zwangsräumungen anrückt. Seiner Firma gegenüber ist Walter der loyalste Mitarbeiter unter all seinen Kollegen, trotz der Schmerzen, die ihm dieser Knochenjob bereitet. Sein Chef Roland Grone hat sich unterdessen auf einen Deal mit einem dubiosen arabischen Clan eingelassen, der ganze Häuser entmieten lässt. Bei einem solchen Auftrag erkennt Walter in dem letzten Mieter, der sich weigert auszuziehen, seinen Sohn Jan Haller wieder, den er nicht mehr gesehen hat, seit der ein kleines Kind war und Walter das Umgangsrecht von der Mutter verweigert wurde.

Bei einem tätlichen Angriff des Clans wird Jan Haller von Walter, der ihn nur beobachten wollte, unvermutet beschützt, woraus sich eine Freundschaft zwischen Walter und der Familie entwickelt, ohne dass Walter sich als Jans Vater zu erkennen gibt. Die Familie steht unter Spannung: Jans Frau Julia tendiert zum Auszug, schon um den vierjährigen Karl nicht in Gefahr zu bringen, doch Jan ist entschlossen, sein Recht auch allein durchzusetzen. Das bringt Walter, der sich andererseits seinem Chef verpflichtet fühlt, in ein Dilemma. Als er Jan mitteilt, dass er für Grone arbeitet, verwandelt sich die Freundschaft in offenes Misstrauen, Jan wirft ihn hinaus. Walter versucht seinem neuen Kollegen, dem aggressiv auftretenden Moussa Afsari aus besagtem Clan, gut zuzureden, wird jedoch nur ausgelacht und kurz darauf selbst von Moussa eingeschüchtert, der ihm ankündigt, weiter gegen Jan Haller vorzugehen, selbst nachdem Walter ihm mitgeteilt hat, dass dieser sein Sohn ist. Walter erschlägt Moussa spontan mit einer Hantelscheibe und verscharrt die Leiche.

Für Moussas Familie und Clan zieht sich der Verdacht schnell auf Walter zusammen, der dadurch zum Gehetzten wird. Um Jan zum Auszug zu zwingen und ihn damit zu schützen, holt er Karl vom Kindergarten ab und täuscht eine Entführung vor. Als er Karl abends wieder zu Hause abliefert, wird er von Jan verfolgt, jedoch vor dessen Augen von Clanmitgliedern niedergeschossen und schwer verletzt. Jan, nun zur Hilfeleistung verpflichtet, erkennt seinen Vater anhand einer Tätowierung auf dessen Unterarm wieder.

In der Schlussszene wird Walter von Familie Haller im Gefängnis besucht.

Auszeichnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rainer Bock wurde für seine Rolle mit dem Deutschen Schauspielpreis 2019 in der Kategorie Schauspieler in einer Hauptrolle ausgezeichnet und erhielt eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis 2019 als Beste männliche Hauptrolle.[1]

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rainer Bock bewege sich als Walter mit stoischem Ausdruck durch den Film, hieß es in der Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW). Doch als sein Wunsch, immer unter dem Radar durchs Leben zu gehen, von der Begegnung mit seinem Sohn komplett über den Haufen geworfen wird, sei die große Stärke Bocks festzustellen, die Figur förmlich mit Leben und Energie zu füllen. Auch der Rest des Ensembles überzeuge in Spielgenauigkeit und Authentizität. ATLAS von David Nawrath sei „ein starkes Debüt, das mit ruhigem filmischem Fluss einen Sog entwickelt, dem man sich kaum entziehen kann.“[2]

Nach Ansicht des Filmdiensts lote „das lebensechte und konzentriert entwickelte Drama“ die Tragik einer Vater-Sohn-Entfremdung mit psychologischem Feingefühl aus und profitiere von brillanten Darstellern. Vielschichtig und mit Sympathie sei auch die Zeichnung eines randständigen sozialen Milieus gelungen, ohne dessen deprimierende Seiten zu dramatisieren.[3] Rainer Bock, hier nun also als Möbelpacker für Zwangsräumungen, der einem Clan und dessen gewaltsamen Entmietungspraktiken auf die Schliche kommt, aber dabei auch auf seine eigene Familiengeschichte zurückgeworfen wird, schrieb Kaspar Heinrich (Der Spiegel) spiele einen wortkargen Mann, der kaum als Held tauge, „den aber sein Gewissen zum Handeln nötigt“.[4]

Im Grunde handle es sich bei „Atlas“ um einen „Tatort“ ohne Kommissare, meinte Bert Rebhandl in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Damit solle das Kinopotential nicht geschmälert werden; im Gegenteil könnte man an diesem bestens justierten Autorenfilm sehen, wie filmisches Erzählen in Deutschland funktionieren könnte: „Atlas“ wirke fast modellhaft in der Weise, in der Genre auf Alltagsdrama trifft.[5] Trotz sozialkritischer Untertöne verkomme „Atlas“ nicht zu einem langweiligen, seine Gesellschaftskritik vor sich her tragenden Thesenwerk, hieß es in Film + Themen. Entstanden sei vielmehr „ein spannendes Charakterdrama mit melancholischer Grundstimmung“. Zu dieser trügen nicht zuletzt die farblich entsättigten Bilder bei, die den Handlungsort Frankfurt am Main von seiner ungemütlichen, wenig glamourösen Seite zeigen würden.|[6]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Atlas bei IMDb

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Atlas • Deutscher Filmpreis. Abgerufen am 23. Juli 2021.
  2. Atlas: FBW-Pressetext. FBW, 19. April 2019, abgerufen am 20. Juli 2021.
  3. Atlas. Filmdienst, 6. April 2018, abgerufen am 5. Juli 2021.
  4. Kaspar Heinrich: Charakterdarsteller Rainer Bock – Der Mann mit der "Gesichtslandschaft". Der Spiegel, 19. April 2019, abgerufen am 20. Juli 2021.
  5. Bert Rebhandl: Möbel kann man packen, das Leben nicht. Faz.net, 26. April 2019, abgerufen am 20. Juli 2021.
  6. Atlas. Kunst & Film, 1. April 2019, abgerufen am 20. Juli 2021.