Bahnhof Braunschweig-Gliesmarode

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Braunschweig-Gliesmarode
Gesamtansicht, August 2022
Gesamtansicht, August 2022
Gesamtansicht, August 2022
Daten
Lage im Netz Zwischenbahnhof
Trennungsbahnhof (1913–2005)
Bahnsteiggleise 2
Abkürzung HGLI
IBNR 8001134
Preisklasse 6
Eröffnung 1. Mai 1894
bahnhof.de Braunschweig-Gliesmarode-1032000
Lage
Stadt/Gemeinde Braunschweig
Land Niedersachsen
Staat Deutschland
Koordinaten 52° 16′ 33″ N, 10° 33′ 5″ OKoordinaten: 52° 16′ 33″ N, 10° 33′ 5″ O
Eisenbahnstrecken Bahnstrecken bei Braunschweig-Gliesmarode
Bahnhöfe in Niedersachsen
i16i16

Der Bahnhof Braunschweig-Gliesmarode ist eine Betriebsstelle der Bahnstrecken Braunschweig–Wieren und Celle–Braunschweig. Er liegt zwischen dem Östlichen Ringgebiet und Gliesmarode in Braunschweig. Neben dem Braunschweiger Hauptbahnhof ist er derzeit der einzige im Personenverkehr bediente Bahnhof auf dem Gebiet der Stadt Braunschweig.

Es besteht Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr der Stadt Braunschweig. Direkt am Bahnhof wurden eine Straßenbahn- und eine Bushaltestelle errichtet.

Dienstgebäude und Stellwerk Gnf (Gliesmarode Nord Fahrdienstleiter)
Stellwerk Gs (Gliesmarode Süd)

Am 1. Mai 1894 nahm die Preußische Staatseisenbahn den Haltepunkt Gliesmarode zusammen mit dem Abschnitt BraunschweigMeine der Bahnstrecke Braunschweig–Wieren in Betrieb. Der Haltepunkt diente ausschließlich dem Personenverkehr und war mit einem Bahnbeamten für den Fahrkartenverkauf besetzt. Am 11. Dezember 1897 erhielt er einen Anschluss an das Straßenbahnnetz Braunschweigs. Bedient wurde die Strecke durch die Straßenbahnlinie Westbahnhof–Gliesmarode.[1]

1913 begann die Errichtung einer Bahnstrecke nach Celle, die in Gliesmarode von der Bahnstrecke Braunschweig–Wieren abzweigen sollte. Dafür wurde der bisherige Haltepunkt ab 1914 zum Trennungsbahnhof ausgebaut. Um Platz für die Gleisanlagen zu schaffen, wurden der südlich des Haltepunktes gelegene Einschnitt und der nördlich gelegene Bahndamm verbreitert. Durch den Beginn des Ersten Weltkrieges verzögerten sich jedoch die Bauarbeiten. Zur Unterscheidung von den nahegelegenen Bahnhöfen Gliesmarode BLE (ab 1937 Gliesmarode West) der Braunschweigischen Landes-Eisenbahn-Gesellschaft und Gliesmarode Ost der Braunschweig-Schöninger Eisenbahn benannte die Deutsche Reichsbahn den Haltepunkt 1921 in Braunschweig-Gliesmarode Reichsbahn um. Am 1. März 1923 wurde die Strecke nach Celle in Betrieb genommen. Der bisherige Haltepunkt wurde zum Trennungsbahnhof und auf drei Bahnsteiggleise erweitert. Zur Stellung der Weichen und Signale ging im Süden des Bahnhofs ein mechanisches Stellwerk der Einheitsbauart in Betrieb, das in einem zweigeschossigen Bau westlich der Gleise untergebracht ist. Zum 14. Juli 1923 wurde der Bahnübergang Grünewaldstraße im südlichen Bahnhofsbereich durch eine Schrankenanlage gesichert.[2]

Am 1. Januar 1938 stellte die Deutsche Reichsbahn eine Verbindungskurve vom Bahnhof Gliesmarode Reichsbahn zum Bahnhof Gliesmarode West an der nördlich des Bahnhofs kreuzenden Strecke nach Fallersleben her. Der Bahnhof erhielt ein zusätzliches Stellwerk der Einheitsbauart im Norden, das im Empfangsgebäude untergebracht wurde. Es übernahm unter der Bezeichnung Gnf die Funktion des Fahrdienstleiterstellwerkes, während das vorhandene Stellwerk als Gs zum Wärterstellwerk wurde.[3][4] 1941 wurde der Namenszusatz Reichsbahn gestrichen und der Bahnhof nur noch Braunschweig-Gliesmarode genannt.

Bahnsteig 2016

Am 27. Mai 1962 stellte die Deutsche Bundesbahn den Personenverkehr auf der Strecke Richtung Celle ein. 1966 begann die DB mit einer Umgestaltung der Gleisanlagen im nördlichen Bahnhofsbereich. Die Bahnstrecke nach Wieren wurde über eine Weiche neu an das Streckengleis nach Celle angeschlossen und die Weichenverbindungen zwischen den Hauptgleisen teilweise nach Norden verlegt. Dadurch konnte Gleis 3 nun lange Güterzüge für Zugkreuzungen auf der Strecke nach Fallersleben aufnehmen. 1968 konnte die DB den Bahnhofsumbau abschließen.[2]

Von 1988 bis Februar 1990 wurde im nördlichen Bahnhofsbereich, direkt nördlich der bisherigen Unterführung der Berliner Straße, eine neue Straßenunterführung für die Hans-Sommer-Straße errichtet. Während der Bauarbeiten war über der Unterführung jeweils nur eines der Hauptgleise gleichzeitig befahrbar, zur Anbindung der übrigen Bahnsteiggleise verlegte die Deutsche Bundesbahn provisorische Weichenverbindungen. Nach der Fertigstellung wurde der größte Teil des Straßenverkehrs durch die neue Unterführung geführt, in der alten Unterführung verblieb lediglich die Straßenbahn.[3]

1991 stellte die Deutsche Bundesbahn auf der Bahnstrecke Celle–Braunschweig den Güterverkehr hinter Harvesse ein, 1992 folgte die Einstellung auf dem Abschnitt von Braunschweig-Rühme bis Harvesse. Der verbliebene Abschnitt bis Braunschweig-Rühme blieb als Zufahrt zum Hafen weiterhin in Betrieb. Nach der Inbetriebnahme der Weddeler Schleife legte die Deutsche Bahn die Strecke nach Fallersleben 1998 still, nur der Abschnitt von Gliesmarode bis Braunschweig Ost (ehemals Gliesmarode West) blieb vorerst in Betrieb. Der Zugverkehr am Bahnhof Gliesmarode ging dadurch stark zurück und Teile der Gleisanlagen wurden nicht mehr benötigt. Im März 1999 wurde Gleis 1 stillgelegt.

Zum 31. Dezember 2000 stellte die Deutsche Bahn den Restgüterverkehr nach Braunschweig Ost ein. Das Streckengleis nach Braunschweig Ost wurde im Mai 2002 durch einen Prellbock verschlossen und im Herbst 2005 schließlich demontiert.[2] 2014 baute die Deutsche Bahn die Weichen zum stillgelegten Gleis 1 und zur Strecke nach Fallersleben zurück. Gleis 1 blieb im Bahnsteigbereich in Fragmenten erhalten. Heute befinden sich im Bahnhof noch zwei Gleise, so dass Kreuzungen auf der eingleisigen Strecke möglich bleiben.[3]

Die Anlagen für den Personenverkehr unterschritten am Anfang des 21. Jahrhunderts den zeitgenössischen Mindeststandard sehr deutlich, da die beiden Bahnsteige weder gepflastert noch die in der Region Braunschweig übliche Bahnsteighöhe von 55 Zentimetern aufwiesen und somit nicht barrierefrei waren.

Im Jahr 2008 äußerte die Deutsche Bahn AG, dass der Bahnhof Gliesmarode mit der Einführung der damals geplanten RegioStadtBahn Braunschweig im SPNV stillgelegt würde.[5] Die Pläne zur RegioStadtBahn wurden jedoch später aufgegeben.

Neubau der Personenverkehrsanlagen (NiaZ III)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Juni 2022 eröffnete Unterführung (Kunst: Nasim Naji)

Mit dem Hintergrund der ungenügenden Ausstattung im Personenverkehr wurde der Bahnhof in das Sanierungsprogramm Niedersachsen ist am Zug III aufgenommen. Die Neubaupläne wurden im Oktober 2017 veröffentlicht. Zu diesem Zeitpunkt wurde für den Umbau ein Kostenvolumen in Höhe von rund 3,1 Millionen Euro angesetzt.[6] Der Bezirksrat Wabe-Schunter-Beberbach lehnte die Umbaupläne einstimmig ab und kritisierte im September 2019 die aus ihrer Sicht mangelnde Barrierefreiheit aufgrund fehlender Aufzüge und einen fehlenden Zugang zur Grünewaldstraße.[7]

Für den Bahnhof Braunschweig-Gliesmarode wurde die Verlegung des Bahnsteig um circa 200 Meter nach Norden und den Bau eines höhen- und barrierefreien Bahnsteigzugangs vom Ringgleis mit Bahnsteigen nach zeitgenössischem Ausstattungsstandard vorgesehen. Der Regionalverband Großraum Braunschweig kündigte im Jahr 2020 abweichend davon an, die bisherigen Planungen um einen breiteren Tunnel (sechs statt 2,5 Meter) und ein Bahnsteigdach zu versehen. Die geplanten Mehrausgaben in Höhe von rund 450.000 Euro wurden mit der Erwartung deutlich höherer Benutzerzahlen als ursprünglich kalkuliert begründet.[8] Am 13. März 2021 begannen die Neubauarbeiten, es wurde zu diesem Zeitpunkt ein Kostenvolumen in Höhe von 5 Millionen Euro angesetzt.[9] Die Bauarbeiten wurden mit der Freigabe der Bahnhofsunterführung am 28. Juni 2022 mit abgerufenen Kosten in Höhe von rund 8,5 Millionen Euro beendet.[10]

Neubau Bahnhofsvorplatz

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Haltestelle auf dem Bahnhofsvorplatz

Auf einer angrenzenden Brachfläche soll ein neuer Bahnhofsvorplatz entstehen, der unter anderem an die Karlstraße angebunden werden soll. Die bis 2021 getrennten Bus- und Straßenbahnhaltestellen wurden zu einer kombinierten Haltestelle für Straßenbahn und Busse umgebaut.[11] Infrastruktur für die Nahversorgung soll errichtet werden. Taxistände sowie Carsharingparkplätze werden neu eingerichtet.[12][13][14]

Fahrplanangebot 2024
Linie Verlauf Taktfrequenz EVU
RB 47 BS HauptbahnhofBS-GliesmarodeGifhornWittingenUelzen 60 min Erixx

Bis zum Dezember 2020 wurde der Bahnhof im Schienenpersonenverkehr im Zweistundentakt bedient. Seit dem erfolgten Ausbau der Betriebsstelle Rötgesbüttel zum Bahnhof wird die RB 47 im Stundentakt bestellt.[15]

Am Bahnhof verkehren die Straßenbahnlinie 3 Volkmarode, Grenzweg – Bahnhof Gliesmarode – Rathaus – Weststadt, Weserstraße (an Schultagen im 7/8-Minuten-Takt, sonst im 15-Minuten-Takt) sowie die Buslinien 230 Wolfsburg Hbf – Braunschweig, Rathaus und 433 Hondelage, Berggarten – Völkenrode, Karl-Sprengel-Straße, jeweils alle 30 Minuten.[16]

Stellwerkstechnik und Bahnübergang Grünewaldstraße

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für das Jahr 2024 ist die Außerbetriebnahme der mechanischen Stellwerke Gnf und Gs vorgesehen. Diese sollen durch ein aus dem Betriebsbahnhof Wenden-Bechtsbüttel ferngesteuertes ESTW ersetzt werden.[17]

Der bis zuletzt mit einem mechanischen Läutewerk bediente Bahnübergang Grünewaldstraße wird in diesem Zusammenhang aufgelassen. In einer im Vorfeld durchgeführten Untersuchung wurde die Neuerrichtung eines Bahnübergangs aufgrund zu erwartender betrieblicher Nachteile im Rahmen einer Machbarkeitsstudie abgelehnt. Perspektivisch soll nach einer Variantenuntersuchung eine Bahnunterführung geschaffen werden. Diese soll baulich auf perspektivische Entwicklungen (Ringgleis, Gleiserweiterung) ausgelegt werden und von Süden einen Zugang zu den Bahnsteigen ermöglichen. Die Kosten werden auf etwa fünf Millionen Euro geschätzt.[18]

Ausbau des Gleisplans

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im nördlichen Bahnhofsbereich soll langfristig (Zeithorizont 2030) das bisher in einer Weiche mündende Gleis 1 direkt in die Strecke nach Gifhorn geführt und der Bereich zu einem vollwertigen Gleistrapez ausgebaut werden. Damit sind in die jeweiligen Gleise Ein- und Ausfahrten mit bis zu 80 km/h möglich. Die Nutzung der Strecke nach Harvesse für SPNV ist hierbei explizit berücksichtigt. Zudem ist die Erhöhung der Nutzlänge auf 740 Meter für Schienengüterverkehr vorgesehen. Optional ist der Bau eines Zungenbahnsteiges mit einem neuen, mittigen Stumpfgleis berücksichtigt.[19]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Robert Braumann: Braunschweig, deine Straßen: Gliesmaroder Straße auf regionalbraunschweig.de, vom 8. Dezember 2014, abgerufen am 22. Oktober 2017
  2. a b c Andreas Lobach: Geschichte der Eisenbahn im Raum Gliesmarode auf hgli.lima-city.de, vom 11. August 2010, abgerufen am 22. Oktober 2017
  3. a b c Andreas Lobach: Der Bahnhof Gliesmarode auf hgli.lima-city.de, vom 14. Dezember 2016, abgerufen am 16. Oktober 2017
  4. Holger Kötting: Liste Deutscher Stellwerke auf stellwerke.de, vom 26. Oktober 2015, abgerufen am 16. Oktober 2017
  5. Dieter Schäfer: Bahnhof Gliesmarode ist ungepflegt. Braunschweiger Zeitung, 6. Februar 2008, abgerufen am 29. Juni 2022.
  6. Karsten Mentasti: Große Pläne für den Bahnhof Gliesmarode. Braunschweiger Zeitung, 26. September 2019, abgerufen am 29. Juni 2022.
  7. Jörn Stachura: Große Pläne für den Bahnhof Gliesmarode. Braunschweiger Zeitung, 12. März 2021, abgerufen am 29. Juni 2022.
  8. Braunschweiger Zeitung, Braunschweig Germany: Bahnhof Gliesmarode bekommt einen überdachten Bahnsteig. 10. Mai 2020, abgerufen am 6. November 2020.
  9. Regionalverband Großraum Braunschweig: Bahnhof Braunschweig-Gliesmarode wird barrierefrei neu gebaut. Deutsche Bahn AG, 12. März 2021, abgerufen am 29. Juni 2022.
  10. Bahnhof Braunschweig-Gliesmarode jetzt barrierefrei. Regionalverband Großraum Braunschweig, 28. Juni 2022, abgerufen am 29. Juni 2022.
  11. Lars: Gliesmaroder Bahnhofsplatz fertig. In: Initiative Fahrradstadt Braunschweig. 22. Mai 2021, abgerufen am 29. Juni 2022 (deutsch).
  12. Regional Braunschweig: Bahnhof Gliesmarode soll Knotenpunkt für Mobilität werden, vom 11. Oktober 2017, abgerufen am 22. Oktober 2017
  13. Birgit Wiefel: Jetzt ist Gliesmarode „am Zug“ auf unser38.de, vom 14. Oktober 2017, abgerufen am 22. Oktober 2017
  14. Benyamin Bahri: Schandfleck Bahnhof Gliesmarode: Umbau kommt (Memento vom 15. Oktober 2017 im Internet Archive) auf news38.de, vom 11. Oktober 2017, abgerufen am 22. Oktober 2017
  15. Jede Stunde hin und weg. (PDF) Erixx, 13. Dezember 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. Januar 2022; abgerufen am 1. Januar 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.erixx.de
  16. Netzplan. Abgerufen am 20. Mai 2024.
  17. Stellwerke.info: Stellwerke an der Betriebsstelle Braunschweig-Gliesmarode (HGLI), abgerufen am 13. März 2024.
  18. Stadt Braunschweig: Vorlage - 23-21448. Abgerufen am 13. März 2024.
  19. Technische Universität Braunschweig: Untersuchung der Optimierungsmöglichkeiten der Schrankenschließzeiten vom Bahnübergang Grünewaldstraße, 14. März 2023 (aufrufbar als Anhang)