Benutzer:Gisbert K/Böhm

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Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das früheste eindeutige Bild einer Querflöte fand sich auf einem etruskischen Relief in Perusna. Es stammt aus dem 2. oder 1. Jahrhundert v. Chr. Das Instrument wurde damals nach links gehalten, erst in einer Illustration eines Gedichts aus dem 11. Jahrhundert wurde eine Darstellung einer nach rechts gespielten Flöte entdeckt.

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fiedler und Querflötenspieler im Codex Manesse, 1305 bis 1315

Archäologische Funde von abendländischen Querflöten liegen aus dem 12. bis 14. Jahrhundert vor, die älteste Darstellung enthält der Hortus Deliciarum aus Landsberg. Bis auf eines stellen die mittelalterlichen europäischen Bildzeugnisse ebenso wie Bilder aus Asien links gehaltene Flöten dar. Antike europäische Darstellungen zeigen hingegen rechts gehaltene Flöten. Daher wird vermutet, dass die Querflöte in Europa vorübergehend außer Gebrauch kam und dann über Byzanz aus dem asiatischen Raum neu eingeführt wurde.

Aus dem 12. Jahrhundert ist in der französischen Sprache das Wort flûte überliefert, das sich möglicherweise vom lat. flatus ableitete. Diese Bezeichnung wurde in anderen europäischen Sprachen übernommen, bezeichnet aber bis ins 13. Jahrhundert noch Block- und Querflöte.

Überlieferungen zur mittelalterlichen Instrumentalmusik liegen kaum vor. Die Querflöte fand jedenfalls in den sogenannten „niedrigen Ensembles“ Verwendung.

Renaissance[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Die fünf Landsknechte“, Eisenradierung von Daniel Hopfer aus dem frühen 16. Jahrhundert, der zweite von links mit einer Querflöte

Die Renaissance-Flöten (genannt Traversa, Fiffara, Schweizerpfeiff, Fleuste d’Allemand) wurden meist einteilig mit zylindrischer Bohrung gebaut. Sie besaßen insgesamt 6 Löcher für Zeige-, Mittel- und Ringfinger der beiden Hände (keines für den Daumen). Diese waren relativ klein (ca. 6 mm); das Mundloch wurde kreisrund gebohrt. Die scheinbar einfachen Instrumente wurden kunstvoll hergestellt von den feinsten Flötenmachern der Zeit (Rafi, Schnitzer, Bassano u. a.). Charakteristisch ist der Tonumfang von über zweieinhalb Oktaven und mehr (eine Oktave mehr als die meisten Blockflöten der Zeit), wobei die mittlere Oktave am besten klingt. Die berühmtesten erhaltenen Originalrenaissanceflöten sind im Museum Castel Vecchio in Verona aufbewahrt.

Die Flöten wurden im 16. Jahrhundert vor allem als Ensembleinstrumente benutzt: Standardbesetzungen waren vier Flöten (Frühzeit Deutschland: a1 oder g1, d1 d1 g1; später vor allem d1 d1 d1 g1), hohe Singstimme + Flöte (in Vierfußlage) + Laute, sowie in England das Broken Consort, wo die Flöte die zweite Stimme in Vierfußlage spielt. Soloricercare von Aurelio Virgiliano; obligate Traversostimmen für diesen Typus im frühen 17. Jahrhundert in den Werken von Monteverdi, Prätorius, Schein u. a.

Barock[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jacques-Martin Hotteterre spielt eine dreiteilige Flöte

Die barocke, einklappige Traversflöte kam zum Ende des 17. Jahrhunderts als französische Weiterentwicklung der klappenlosen Renaissance-Flöte auf. Der Grund war ein geändertes Klangideal. Die neuen dreiteiligen, leicht konisch gebohrten Flöten klingen in der Grundoktave wesentlich kräftiger, sind in „französischer Stimmung“ (a ca. 390–400 Hz) und sind nicht zuletzt aufgrund der dis-Klappe prinzipiell in allen Tonarten zu spielen. Erkauft wurde dies durch eine deutlich eingeschränkte Beweglichkeit und einen deutlich geringeren Tonumfang (knapp 2 Oktaven d1 bis etwa c3 oder d3). Literatur: Solosonaten, Duette, Solosonaten mit Continuo, Triosonaten, vereinzelter Gebrauch in größeren Ensembles. Ausschließlich französische Musik von Jacques-Martin Hotteterre und Zeitgenossen. Möglicherweise ist die Triosonate (BWV 1039) für zwei Flöten von Johann Sebastian Bach ursprünglich für dreiteilige Traversflöten geschrieben.

Im Hochbarock waren die Flöten durch die Unterteilung des Mittelstücks später vierteilig. Die Bohrung war konisch, d. h. das Kopfstück hatte einen größeren Innendurchmesser als der Fuß. Wichtige Flötenbauer waren etwa Hotteterre, Naust, Rippert, Bressan, Denner, Oberlender, Palanca, Quantz, Lot sowie die Familien Rottenburgh und Stanesby.

Zum Anpassen der Stimmung, die von Ort zu Ort variierte, verfügten viele der Flöten über mehrere austauschbare Mittelstücke. Die neue Bohrung und dazu eine Klappe (für dis/es) ermöglichten ein technisch problemloseres chromatisches Spiel und ein weiteres Spektrum gut funktionierender Tonarten (günstigste Tonarten: D-Dur und h-Moll). Der Tonumfang reichte vom d1 bis zum a3, wobei Quantz in seinem Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen das e3 als den höchsten brauchbaren Ton bezeichnete.

Repertoire: französische Suiten und Sonaten, Duos (u. a. Hotteterre, de La Barre, Blavet), italienische Sonaten, Concerti (Vivaldi, Locatelli, …), deutsche Musik (Bach, Händel, Telemann – u. a. 12 Solofantasien – Quantz), Kammermusik, Orchesterpartien.

Klassik und Romantik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der britische Flötist Charles Nicholson mit Flöte (1834)
Moderne Kopie einer typischen britischen Querflöte um 1860, Modell „Pratten’s Perfected“

Im Laufe der Zeit wurden die Orchester immer größer und lauter, wodurch bei Flötisten speziell auf den britischen Inseln der Wunsch nach einem lauteren, durchsetzungsfähigeren sowie flexibler und einfacher spielbaren Instrument aufkam. Zur Zeit Mozarts war die einklappige Flöte mit im Vergleich zur Traversflöte nur leicht vergrößerten Grifflöchern und manchmal leicht ovalem Mundloch weiterhin das Standardinstrument, das erwartet wurde, wenn eine Komposition eine Querflöte verlangte. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts wurden immer mehr Klappen serienmäßig montiert. Es gab alle erdenklichen Klappenvariationen. Mehr oder weniger durchgesetzt hatten sich in Frankreich die fünfklappige Flöte (Es, kurze F-Klappe, Gis, B, C) und in England die sieben- oder achtklappige Flöte (wie in Frankreich, zusätzlich Klappen für tief Cis und C sowie manchmal eine lange F-Klappe). In Deutschland, Österreich und Italien gab es die wohl größte Vielfalt: hier waren Flöten mit 14 oder mehr Klappen sowie viele verschiedene Systeme, die meist nach ihrem Erfinder benannt waren („nach Meyer“, „Schwedlerflöte“, „System Ziegler“ usw.), keine Seltenheit. In den meisten Fällen handelte es sich, abgesehen von den aus England bekannten acht „Standardklappen“, um Trillerklappen oder redundant angelegte Klappen zur Erleichterung bestimmter Passagen.

Besonders in England stieg im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts die Nachfrage nach lauteren und durchsetzungsfähigeren Instrumenten. Um dies zu erreichen, vergrößerte man die weiterhin konische Innenbohrung der Flöte sowie Anblasloch und Grifflöcher teilweise radikal. Dadurch ging die Möglichkeit, viele Töne statt durch Klappen durch Gabelgriffe zu spielen, verloren, wodurch eine große Anzahl von Klappen obligatorisch wurde. Weiterhin wurde das Instrument und seine Stimmung deutlich schwerer zu kontrollieren und erforderte einen teilweise völlig neuen Ansatz sowie sehr viel mehr Luft. Auf der anderen Seite entstand dadurch ein völlig neuer Querflötenklang, der teilweise mit dem Klang der Oboe verglichen wurde. Wegbereiter dieser Bewegung waren vor allem die englischen Flötisten Charles Nicholson sowie einige Jahre später Robert Sidney Pratten, die die Entwicklung der weit gebohrten und mit großen Grifflöchern und Anblasloch ausgestatteten Querflöte vorantrieben und kultivierten. Noch heute sind viele historische Instrumente erhalten, die die Aufschrift „Nicholson’s Improved“ oder „Pratten’s Perfected“ tragen. Theobald Böhm hörte während eines Englandaufenthalts ein Konzert Nicholsons. Dadurch wurde er zur Entwicklung einer zylindrischen Querflöte verleitet, da Nicholsons dynamischer Ton bis dahin mit kontinentaleuropäischen Instrumenten nicht erreichbar war. Diese Form wird heute nahezu in jedem Orchester gespielt.

Durch die anhaltende Entwicklung in der Romantik sahen viele große Komponisten (u. a. Beethoven) davon ab, Werke für Querflöte solo zu schreiben, da diese noch „zu beschränkt und unvollkommen“ erschien.

Die weit gebohrte und mit großen Grifflöchern ausgestattete Flöte der Klassik und Romantik erlebt heute eine Renaissance in der Folkmusik. Vor allem im Irish Folk ist sie sehr verbreitet, und es gibt zahlreiche Instrumentenbauer, die sich auf den Bau dieser „alten“ Instrumente spezialisiert haben und teilweise ob der großen Nachfrage bis zu zehnjährige Wartelisten für ihre Instrumente führen.

Böhm-Flöte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Flötist und Instrumentenbauer Theobald Böhm gab der Querflöte ihre heutige Form (wieder zylindrisch). 1832 entwickelte er ein chromatisches Klappensystem, das die Anbringung der Tonlöcher allein nach akustischen Gesichtspunkten ohne Rücksicht auf die Greifbarkeit ermöglichte. In Frankreich errang dieses System schnell große Beliebtheit, in Deutschland hielt sich lange noch das „alte“ System. Heute sind fast alle modernen Flöten so genannte Böhmflöten. Dieses System wurde auch auf andere Holzblasinstrumente (zum Beispiel die Klarinette) übertragen.

Verwendung verschiedener Instrumententypen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Barocke wie auch Renaissance-Flöten erfreuen sich in Form von Nachbauten historischer Instrumente wieder wachsender Beliebtheit. Die Traversflöte wird als Zweitinstrument von Querflötisten und Blockflötisten geschätzt und findet vorrangig in der Alten Musik Verwendung.

Bis weit in das 19. Jahrhundert hinein war die traditionelle Bauweise, nunmehr mit meist mehreren Klappen ausgestattet, zeitgleich mit der Böhmflöte im Einsatz. Als Material diente in der Regel Holz, vornehmlich Grenadill, später auch Bakelit oder Ebonit.

Regional blieb aber auch ein der Renaissance-Flöte ähnelnder Bautyp bis in die Gegenwart hinein in Gebrauch, die Schwegelpfeife.

Darüber hinaus gibt es noch die so genannten Spielmannsflöten, auch Trommelpfeifen genannt. Diese beruhen ebenfalls auf dem Prinzip der Querpfeifen ohne Klappen. Sie haben den gleichen Lochaufbau wie die Renaissanceflöten, mit dem Unterschied, dass die Spielmannsflöten noch ein Loch für den rechten kleinen Finger haben. Das heißt, die Flöte hat sieben Löcher. Die Griffweise ist immer noch ähnlich wie bei den Renaissanceflöten oder den Blockflöten. Der Tonumfang ab dem d1 umfasst ungefähr drei Oktaven. Sie werden heute z. B. von Spielmannszügen und in der Militärmusik eingesetzt.

Querflöten anderer Kulturen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Indische Bansuri

Querflöten als Gruppe der seitlich angeblasenen Flöten sind in vielen Kulturen bekannt, so die ryūteki in Japan, die dizi, xindi und koudi in China. In Nordindien ist die bansuri in der klassischen indischen Musik und in der Volksmusik verbreitet, ihr südindisches Gegenstück ist die venu. Eine äußerst seltene indische Querflöte, die in der Mitte angeblasen wird und zur Melodie einen Bordunton hervorbringt, ist die surpava. Im islamischen Nordafrika bezeichnen die Namen gasba im Maghreb und nay in Ägypten mehrheitlich offene Längsflöten und nur ausnahmsweise Querflöten, in Westafrika sind Querflöten äußerst selten. In Kenia spielen bei den Kuria höchstens noch ältere Männer die ibirongwe. Andere seltene Querflöten in Ostafrika sind die ludaya und die chivoti. Es gibt einige weitere Querflöten in Zentral-, Ost und Südafrika mit zwei bis sechs Fingerlöchern. Fast alle der in der geheimen Ritualmusik Neuguineas verwendeten Bambusflöten sind Querflöten.

Bei der modernen Irish flute in Irland handelt es sich um ein meist klappenloses Instrument. Sie wird vornehmlich aus Holz hergestellt und ist eine Weiterentwicklung der Querflöte vor Böhm und wurde im Hinblick auf Intonation und Spielbarkeit ohne Klappen optimiert. Mit dem Aufkommen der Böhmflöte wurde eine größere Anzahl von Instrumenten in herkömmlicher Bauweise zu niedrigen Preisen abgegeben und damit einer breiten Bevölkerungsschicht zugänglich, so dass die Querflöte zu einem beliebten Instrument in Irland wurde. Auf dieser Grundlage setzte eine eigenständige Entwicklung der irischen Querflöte ein. Mittlerweile werden neben Holz auch Instrumente aus Metall und Kunststoff und sogar eine Tin Whistle mit Querflöten-Wechselkopfstück angeboten. Die Irish Flute ist wie die Tin Whistle traditionell in D gestimmt, kommt aber auch in anderen Stimmungen vor.