Benutzer:Klausronja/Karl Gottlob Sonntag

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Karl Gottlob Sonntag

Karl Gottlob Sonntag (* 22. August 1765 in Radeberg; † 17. Julijul. / 29. Juli 1827greg. in Riga, Livland) war ein deutscher Geistlicher, der ab 1788 als Oberpastor und Schuldirektor in Riga und ab 1803 als Generalsuperintendent von Livland wirkte. Seine besonderen Verdienste bestehen in der geistlichen, gesellschaftlichen und sozialen Zusammenführung der Vielzahl ethnischer Gruppen Livlands und der Entwicklung und Verbreitung einer einheitlichen lettischen Sprache als Grundlage der heutigen Amtssprache Lettlands.

Karl Gottlob Sonntag wurde am 22. August 1765 in Radeberg als erstes Kind des Posamentiermeisters und späteren Ratsherrn, Viertelsmeisters und Senators Johann Gottfried Sonntag (1738–1799) und dessen zur Radeberger Fabrikanten- und Bürgermeister-Dynastie Rumpelt gehörenden Ehefrau Christiane Elisabeth (1742–1801) geboren. Den ersten Schulunterricht bekam Karl Gottlob Sonntag von seinem Vater, danach erhielt er in der Radeberger Stadtschule unter dem Rektor Johann Michael Klemm, der auch Hauslehrer der Familie des Radeberger Justizamtmannes Langbein war und dessen Sohn, den Dichter August Friedrich Ernst Langbein, unterrichtet hatte, eine umfassende Ausbildung, auch in Grundlagenwissenschaften[1]. Am 8. Mai 1778 wurde er in die Fürsten- und Landesschule Schulpforta aufgenommen, er hatte eine der zwei schulgeldfreien Freistellen erhalten, die der Stadt Radeberg zustanden. Im Februar 1783 schloss Sonntag

„mit den vorteilhaftesten Zeugnissen seiner Lehrer und unter ehrenvoller Entlassung“

Christian Wilhelm Brockhusen: Personalien. In: Zum Andenken Sonntags. Riga 1827[2]

sowie mit einer lateinisch vorgetragenen Rede Ueber die grosen Verdienste Sachsens und Deutschlands Gelehrsamkeit seit der Reformation die Landesschule ab[3]. Am 12. Mai 1784 begann Sonntag sein Studium an der Universität Leipzig und disputierte dort bereits am 3. Februar 1785. In den philosophischen und theologischen Studien wurde Sonntag von den Professoren Morus, Platner und Rosenmüller sowie von J. A. Ernesti, einem der führenden Vertreter der Aufklärung, unterrichtet. Philologie studierte er bei Christian Daniel Beck, dem späteren Rektor der Universität Leipzig. Zu Johannis (24. Juni) 1786 trat Sonntag die Stelle des Hauslehrers und Erziehers der Kinder des Superintendenten Dr. Rosenmüller in Leipzig an. Parallel dazu setzte er seine akademischen Studien fort. Im September 1786, im Alter von 21 Jahren, wurde Sonntag Magister per Diploma.

Weil Sonntag im Kurfürstentum Sachsen wenig Chancen für einen raschen beruflichen Aufstieg sah, wurde er vorerst Privatdozent in Leipzig. Hier lernte er 1788 Johann Gottfried Herder kennen, der ab 1764 als Lehrer an der Domschule in Riga wirkte und dort bis 1769 verschiedene Ämter innehatte.

Sonntags früherer Leipziger Lehrer Prof. Morus vermittelte ihn nach Riga, wo die Stelle des Direktors der Domschule frei geworden war. Auch die Bekanntschaft mit Herder, der ebenfalls an der Domschule gewirkt hatte, war für Sonntag motivierend, in das überwiegend deutsch geprägte Baltikum zu gehen. Im Mai 1788 reiste Sonntag nach Riga.

Nachdem er sich in Riga fest etabliert und als Rector der Domschule bzw. danach des Lyzeums sowie als Dr. phil. und Magister eine hohe gesellschaftliche Position erarbeitet hatte, heiratete er am 20. Novemberjul. / 1. Dezember 1789greg. Gertrud Hedwig Grave, die Tochter des Kaufmanns und „Ältesten der Großen Gilde“ Ludwig Grave und der Johanna Sophia, geb. Schwartz, aus der Rigaer Bürgermeister-Dynastie Schwartz. Karl Gottlob Sonntags Schwager Karl Ludwig Grave wurde im Mai 1811 der Nachfolger Sonntags als Oberpastor an der Kronskirche und machte später ebenfalls eine große Karriere. Sonntags Ehe blieb kinderlos, das Ehepaar nahm aber zwei Pflegekinder auf.

Im August 1797 reiste Sonntag anlässlich seines 32. Geburtstages zu seinen Eltern nach Radeberg. Die Eltern verfassten aus diesem Anlass ein Freudengedicht bzw. einen Lobgesang auf ihren Sohn. Dieses mehrseitige Gedicht ließen sie in der Kurfürstlichen Hofbuchdruckerei in Dresden drucken und binden[4]. Das war der erste und letzte Besuch in Radeberg und das letzte Wiedersehen mit seinen Eltern und Geschwistern.

Frühes Wirken in Riga

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Am 13. Septemberjul. / 24. September 1788greg. nahm Sonntag sein Amt als Rector der Domschule (heute „Rigas 1. Staatsgymnasium“) auf. Im August 1789 wurde er zum Rector des damaligen Lyceums (heute Puschkin-Lyzeum Riga) berufen. Diese Schule (ab 1804 Gouvernementsgymnasium) war im 18. und 19. Jh. die vornehmste Schule in Riga und von ganz Livland, die auf die Universität vorbereitete. Diese Stelle des Rectors war mit dem Diakonat der „Kronskirche zu St. Jakob“ verbunden, das der Oberpastor Dingelstädt bis zu seinem Tode im Januar 1791 innehatte. Sonntag nahm demnach ab Januar 1791 dessen Stelle ein, blieb aber gleichzeitig bis 1793 Rector des Lyzeums[5] , weil kein Nachfolger gefunden werden konnte. Im Januar 1799 wurde er Assessor im Kaiserlich-Livländischen Ober-Consistorium, d.h. Beisitzer in der obersten livländischen Verwaltungsbehörde.

Generalsuperintendent von Livland

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Nach dem Tod des bisherigen Generalsuperintendenten Dankwart trat Sonntag am 1. Septemberjul. / 13. September 1803greg. feierlich die Generalsuperintendentur an, wobei er bis Mai 1811 noch Oberpastor der „Kronskirche zu St. Jakob“ blieb. Diese Wahl Sonntags als einem der hervorragendsten Repräsentanten des Rationalismus im Baltikum bezeichnete den endgültigen Sieg der theologischen Aufklärung[6].

Gemeinsam mit Ludwig August Mellin, der von 1796–1831 weltlicher Vorsitzender und Direktor des livländischen Oberkonsistoriums, der obersten kirchlichen, staatlichen und gerichtlichen Behörde Livlands, war, arbeitete Sonntag als kirchlicher Vorsitzender dieses Gremiums an den politischen Zielen der Verbesserung der Lage der Landbevölkerung, der Schaffung eines neuen Agrargesetzes, der Unterstützung der „Reformpartei“ und der Lockerung feudalistischer Privilegien. Das „Livländische Komitee für Bauernangelegenheiten“ war dafür die politische Plattform. Das gemeinsame Wirken von Sonntag und Mellin war mit entscheidend und ausschlaggebend für die Bauernbefreiung in Livland 1819, die letztlich zur Beendigung der Leibeigenschaft im Baltikum bis 1819 führte. Sonntag war als oberster kirchlicher Würdenträger bei diesen historischen gesellschaftlichen Wandlungen einer der bedeutendsten Aufklärer Livlands[7].

Sonntags Ruf war so bekannt geworden, dass er an die Sankt-Petri-Kirche zu Sankt Petersburg gerufen wurde. Die Universität Dorpat berief ihn zum Professor der Kirchengeschichte und theologischen Literatur. Zwei Angebote von 1804 und 1812, als Professor nach Berlin zu kommen, lehnte Sonntag ab, ebenso die Angebote, als Konsistorialrat nach Danzig und als Professor nach Königsberg und später nach Coburg zu gehen.

Chronistische Arbeiten

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Für die „Provinzial-Gesetz-Kommission“ des livländischen Oberkonsistoriums erarbeitete Sonntag federführend das Chronologische Verzeichnis der Livländischen Gouvernements-Regierungs-Patente von 1710 – 1822[8] und Die Polizei für Livland von der ältesten Zeit bis 1820...[9]

In Sonntags Chronik Riga’s Jubiläums-Feier im Julius 1810 für die Rigaischen Stadtblätter beschrieben von dem derzeitigen Redacteur K. G. Sonntag dokumentiert die Ereignisse anlässlich des 100. Jahrestages der Beendigung der Schwedischen Herrschaft (1710) mit dem historischen Bezug und Hintergrund[10].


Pädagogische Arbeiten, Predigten

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Zu Sonntags literarischem Schaffen müssen auch die zumeist themenbezogenen Predigten gerechnet werden. Diese beinhalteten auch die Verbreitung von Verhaltensregeln und -normen, Vorstellungen zu Moral und Sitte, Wissensvermittlung, Informationen zu aktuellen Fragen der Zeit. Sonntag nutzte die Kanzel als Podium, weil besonders bei der Landbevölkerung das Analphabetentum überwog und die Teilnahme an den Gottesdiensten Pflicht war. Die Inhalte fasste er zuerst in eigene Predigten, veröffentlichte diese dann als Druckschriften und ließ diese landesweit verbreiten. Er verband erzieherische Arbeit mit Zukunftsorientierung, wie seine Predigt-Reihe Über die heranwachsende weibliche Jugend belegt[11] Von der Reihe seiner Lehrbücher seien besonders der Katechismus der christlichen Lehre, herausgegeben von dem Livl. Ober-Consistorium 1817 und der Entwurf eines Landes-Katechismus 1823 erwähnt.


Besonderes Augenmerk richtete Sonntag auf die Herausbildung einer einheitlichen Schriftsprache auf Basis des Lettischen, auch um die ethnische Vielfalt in Livland mit ihren eigenen Sprachen zu vereinen und so die Herausbildung einer gewissen „nationalen Einheit“ und eines nationalen Bewusstseins zu fördern. Hervorgehoben werden muss das von ihm 1809 neu verfasste und in sein „vereinheitlichtes Lettisch“ übertragene Gesangbuch. Dieses machte er per Weisung zur Verwendung in den Gottesdiensten verbindlich. Zur schnellen Verbreitung ordnete Sonntag an, dass jede Kirche mindestens 8 Bücher kostenlos an Bedürftige abzugeben hatte, die aus den Geldern der Kollekte jeder Kirche zu bezahlen sind. Die unter Sonntags Regie entwickelte vereinheitlichte lettische Schriftsprache mit ihren Regeln ist einer seiner größten Verdienste, zumal er mit seinem neuen lettischen ''Gesangbuch'' geschickt eine schlagartige landesweite Verbreitung und Popularisierung dieser Sprachentwicklung in allen Bevölkerungsschichten organisiert hatte. Mit dem Ziel der Förderung der kulturellen und nationalen Entwicklung Livlands und seiner einheimischen Volksgruppen ließ Sonntag alle lettisch-sprachigen kirchlichen Schriften einer strengen Prüfung unterziehen. Unter Mitarbeit von 8 Pastoren erarbeitete er 1810 sein neues Deutsches Gesangbuch, in dem auch über 30 von ihm selbst gedichtete Verse enthalten waren.


Sonntag gab ab 1810 die Rigaer „Stadtblätter“ heraus (ab 1813 jahrelang auf eigene Rechnung), die er überwiegend allein verfasste. Diese Art „Regionalzeitung“ beinhaltete Amtliches, Aktuelles, Personalien, Historisches und auch literarische Arbeiten, auch von ihm selbst verfasste. Mit Unterbrechungen bei der Veröffentlichung verband er diese 1823 mit den „Ostsee-Provinz-Blättern“, die bis zu Sonntags Tod 1827 erschienen. Dieses eigene Podium nutzt Sonntag auch zur Popularisierung historisch bedeutsamer Ereignisse. Fast als ein Geschichtsbuch kann man seine Beschreibung „Riga’s Jubiläums-Feier im Julius 1810 für die Rigaischen Stadtblätter beschrieben von dem derzeitigen Redacteur K. G. Sonntag“ [ii] bezeichnen. Darin werden die Feierlichkeiten anlässlich des 100. Jahrestages der Beendigung der Schwedischen Herrschaft (1710) beschrieben, immer mit dem historischen Bezug und Hintergrund.


[i] Karl Gottlob Sonntag: Über die heranwachsende weibliche Jugend. Zwei Predigten. Riga bei J. F. Hartknoch 1800

[ii]Karl Gottlob Sonntag: Riga’s Jubiläums-Feier im Julius 1810 für die Rigaischen Stadtblätter beschrieben… Riga, gedruckt bei W. F. Häcker 1810



Die „Jenaische Lateinische Societät“ ernannte Sonntag 1802 zum Ehren-Mitglied, 1805 erhielt er von der Kaiserlichen Universität zu Dorpat das „Ehren-Diplom eines Doctors der Theologie“. Hohe Anerkennung fand er als Mitglied der „Literarisch-praktischen Bürger-Verbindung“ und der „Kurländischen Gesellschaft für Literatur und Kunst“.

Kaiser Alexander I. würdigte Sonntags Verdienste 1819 „durch Zutheilung des Kronsgutes Colberg auf 12 Jahre“[2]. Im Jahre 1823 verlieh ihm der Kaiser den St. Annen-Orden Zweiter Klasse.

Sonntags Ruf war so bekannt geworden, dass er an die Petrikirche zu St. Petersburg gerufen wurde. Die Universität Dorpat berief ihn zum Professor der Kirchengeschichte und theologischen Literatur. Zwei Angebote von 1804 und 1812, als Professor nach Berlin zu kommen, lehnte Sonntag ab, ebenso wie er die Angebote, als Konsistorialrat nach Danzig und als Professor nach Königsberg und später nach Coburg zu gehen, ablehnte.

Arbeiten zur Historie von Livland und Russland

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Geistliche Werke

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Schriften (Auswahl)

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  • Klaus Schönfuß: Generalsuperintendent Karl Gottlob Sonntag - Ein Radeberger verändert ein ganzes Land. In: Radeberger Blätter zur Stadtgeschichte. Band 15, 2017; (Hrsg.: Große Kreisstadt Radeberg in Zusammenarbeit mit der AG Stadtgeschichte). (Online-Ressource auf www.teamwork-schoenfuss.de)




Einzelnachweise

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  1. Radeberger Chronik 1550–1839. Handschriftliches Manuskript. Archiv-Nr. 00003476. Museum Schloss Klippenstein Radeberg
  2. a b Zum Andenken Sonntags. Gedruckt bei Wilhelm Ferdinand Häcker. Riga 1827. OCLC 313154632.
  3. Dr. Heinrich v. Martius: Radeberg und seine Umgebungen. Bautzen 1828
  4. J. G. und C. E. Sonntag: Empfindungen bey dem Geburtstage unseres geliebten Sohnes M. Karl Gottlob Sonntags,Oberpastor an der Kronskirche zu Riga, 22. August 1797, Dresden. Online-Ressource SLUB Dresden
  5. Rigas Lyzeum: Latviešu vikipedia
  6. Otto-Heinrich Elias: Aufklärung in den baltischen Provinzen Russlands. Hrsg.: Otto-Heinrich Elias, Reihe Quellen und Studien zur baltischen Geschichte Bd. 15. S. 225. BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN 1996, ISBN 978-3-412-08596-4.
  7. Erich Donnert: Agrarfrage und Aufklärung in Lettland und Estland: Livland, Estland und Kurland im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert. Hrsg.: Peter Lang GmbH Internat. Verlag der Wissenschaften. Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-631-57021-0.
  8. Karl Gottlob Sonntag: Chronologisches Verzeichniß der Livländischen Gouvernements-Regierungs-Patente von 1710 bis 1822 : nebst einer Rubricirung derselben nach den Gegenständen und einem alphabetischen Register. Hrsg.: Müller. Riga 1823, OCLC 164826197. Online-Ressource
  9. Karl Gottlob Sonntag: Die Polizei für Livland von der ältesten Zeit bis 1820 in einem nach den Gegenständen geordneten Auszuge aus den Regierungs-Patenten und andern obrigkeitlichen Verordnungen, nebst historischen Zusätzen, literärischen Nachweisungen und einem alphabetischen Register. Erste Hälfte. Hrsg.: Sonntag. Riga 1821, OCLC 796104188. Online-Ressource. PDF 12.8 MB
  10. Karl Gottlob Sonntag: Riga's Jubilaeums-Feier im Julius 1810 / für die Rigaischen Stadtblaetter beschrieben von dem derzeitigen Redacteur K. G. Sonntag. Hrsg.: W. F. Häcker. Riga 1810. Online-Ressource. PDF 57 MB
  11. Karl Gottlob Sonntag: Über die heranwachsende weibliche Jugend. Zwei Predigten. Hrsg.: J. F. Hartknoch. Riga 1800, OCLC 692795413. Online-Ressource. PDF 64 MB