Benutzer:Matthias v.d. Elbe/Lancia Beta Coupé

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Lancia
Bild
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Lancia Beta Coupé 1977 (links) und 1981
Beta Coupé
Coupé
1300 Coupé
Produktionszeitraum: 1974–1984
Klasse: Mittelklasse
Karosserieversionen: Coupé
Motoren: Ottomotoren:
1,3–2,0 Liter
(60–99 kW)
Länge: 3995 mm
Breite: 1650 mm
Höhe: 1285 mm
Radstand: 2350 mm
Leergewicht: 980–1245 kg

Vorgängermodell Lancia Fulvia Coupé

Das Lancia Beta Coupé (Eigenschreibweise: Lancia β Coupé; ab 1983: Lancia Coupé) ist ein von 1974 bis 1984 verkauftes zweitüriges Stufenheckcoupé des italienischen Automobilherstellers Lancia, das technisch auf der Schräghecklimousine Lancia Beta Berlina basiert, stilistisch aber eigenständig ist und im Laufe der Jahre unabhängig von der Berlina weiterentwickelt wurde. Zu dieser Baureihe gehörte auch das zeitweise als eigenständige Modell geführte Lancia 1300 Coupé. Lancia leitete vom Coupé das offene Modell Beta Spider und das Kombicoupé Beta HPE ab.

Entstehungsgeschichte

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Technische Basis: Lancia Beta Berlina

Der Beta war die erste Baureihe, die Lancia nach der Übernahme durch den Fiat-Konzern neu entwickelte. Sie ersetzte den Lancia Fulvia. as erste Beta-Modell war die viertürige Schräghecklimousine Beta Berlina. Die Entwicklungszeit der Beta Berlina betrug nur wenig mehr als zwei Jahre.[1] Das Modell erschien im Herbst 1972. Lancia übernahm für den Beta zahlreiche mechanische Teile von Fiat – darunter die Grundkonstruktion der Motoren – , aber auch von dem damaligen Kooperationspartner Citroën, hier insbesondere das Getriebe.

Nach der Vorstellung des Grundmodells erweiterte Lancia, wie bei früheren Baureihen üblich, schrittweise das Beta-Programm. 1974 stellte Lancia der Beta Limousine zunächst ein zweitüriges Coupé mit verkürztem Radstand zur Seite, das mittelfristig das kompakte Lancia Fulvia Coupé ablösen sollte. Mit dem Erscheinen des Beta Coupé reduzierte sich die Modellpalette des Fulvia Coupé zunächst auf eine Basisversion mit einem 1,3 Liter großen Motor, der im zweitürigen Beta nicht angeboten wurde; dessen Basismotorisierung war anfänglich ein 1,6 Liter großer Vierzylinder. Bis 1976 standen das Fulvia Coupé 1300 und das Beta Coupé nebeneinander im Programm. Mit der Einstellung der letzten Fulvia-Version erhielt das Beta Coupé den 1,3-liter-Motor als neue Basismotorisierung, sodass der Ablösungsprozess damit abgeschlossen war. Das Coupé blieb bis 1984 im Programm. Der Mailänder Karosseriehersteller Zagato baute auf seiner Grundlage den Beta Spider; außerdem gab es das Kombicoupé Beta HPE, das auf dem längeren Radstand der Limousine aufbaute, aber Karosserieteile des Coupé verwendete.

Modellbeschreibung

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Das Lancia Beta Coupé basiert auf einer verkürzten Bodengruppe der Beta Limousine. Antriebs- und Fahrwerkstechnik des Coupé stimmen im Wesentlichen mit der der Limousine überein; die Karosserie ist aber gänzlich eigenständig.

Trapezförmiger Dachaufbau des Coupé
Schmale Fahrzeugsäulen, achteckige Rückleuchten: eigenständige Heckpartie des Beta Coupé

Die Karosserieform des Beta Coupé hat keinen Bezug zur Beta Berlina. Während die Limousine von Mario Boano in Fiats Centro Stile entworfen worden war,[2] stammt das Design des Coupés von Pietro Castagnero, der bereits die die Limousine und die Coupé-Version des Flavia gestaltet hatte.[3] Castagnero hatte Lancia im Zuge der Übernahme durch Fiat verlassen; er gestaltete das Beta Coupé (ebenso wie später den HPE) als freiberuflicher Berater.[4]

Das Lancia Beta Coupé ist ein zweitüriges Stufenheckcoupé. Im Gegensatz zur Limousine, die eine als aerodynamisch geneigt beschriebene Frontpartie hat, ist der vordere Abschluss des Coupés senkrecht gestaltet. Vorn sind links und rechts je zwei Rundscheinwerfer installiert, deren Einfassungen in den einzelnen Serien leicht variieren.

Der Dachaufbau ist trapezförmig gestaltet; die C-Säule ist stark geneigt.

Der Innenraum war ebenfalls eigenständig; hier gab es keine Gleichteile mit der Beta Berlina.

Als Antrieb verwendete das Coupé wie alle anderen Mitglieder der Beta-Familie keine originären Lancia-Motoren mehr, sondern überarbeitete Versionen des Fiat Twin-Cam-Motors mit zwei obenliegenden Nockenwellen. Lancia hatte Hubraumversionen mit 1,3, 1,6, 1,8 und 2,0 Litern im Programm. Die meisten Ausführungen waren mit Vergasern ausgestattet, die größte Motorversion war ab 1980 auch mit einer Benzineinspritzung erhältlich. Schließlich gab es den 2,0-Liter-Motor ab 1982 wahlweise mit einem Kompressor („Volumex“).

Die einzelnen Serien

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Erste Serie: 1973 bis 1974

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Lancia Beta 1600 Coupé

Zweite Serie: 1975 bis 1977

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Lancia Beta Coupé 2000 (1976)

An der Frontpartie entfiel die wabenförmige Verkleidung der Kühleröffnung. Der obere Teil der Verkleidung ist nun schwarz lackiert, der untere Bereich trägt einige übereinander liegende, verchromte Zierstreben. Das große Lancia-Logo blieb erhalten. Besonderes Merkmal dieser Generation ist die Glasabdeckung über den Doppelscheinwerfern, die achteckig gestaltet ist und damit die Form der Rückleuchten aufgreift.

Dritte Serie (FL): 1978 bis 1981

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Lancia Beta Coupé (1981)

Vierte Serie (FL2): 1982 bis 1984

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Lancia Beta 1600 Coupé (1982)

Im Herbst 1981 erschien eine nochmals überarbeitete Version des Coupé, die werksintern als FL2 (Facelift 2) bezeichnet wurde. Hierzu gehören eine neu gestaltete, über die ganze Breite reichende und mittig senkrecht geteilte Kühlermaske, die sich am Design des zeitgenössischen Delta orientiert. Außerdem sind die Fenstereinfassungen und Türgriffe nicht mehr verchromt, sondern mattschwarz lackiert. Die mit schwarzem Kunststoff überzogenen Stoßfänger reichen seitlich nun vorn und hinten bis an die Radausschnitte heran.[5] Der HPE übernahm diese Gestaltungsmerkmale. Eine Übertragung auf den Spider fand hingegen nicht mehr statt: Seine Produktion wurde Anfang 1982 eingestellt.

Lancia 1300 Coupé

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Lancia 1300 Coupé (1977)

Ab 1976 war Lancias kleinster Motor, der 1,3-Liter-Reihenvierzylinder, auch im Coupé erhältlich. Diese Variante nahm die Marktposition des Fulvia 1300 Coupé ein, dessen Produktion Lancia zuvor eingestellt hatte. Das Auto wurde 1976 und 1977 als Lancia 1300 Coupé (ohne Zusatz Beta) verkauft; in dieser Zeit stand formal als eigenständiges Modell neben den Beta Coupés der zweiten Serie und war Lancias neues Einsteigermodell im Bereich der Zweitürer.

Das Lancia 1300 Coupé fiel zeitlich in die Produktionszeitraum der zweiten Serie, unterscheidet sich von ihr äußerlich aber deutlich. Die Kühlerverkleidung des 1300 Coupé ist komplett schwarz lackiert und hat keine verchromten Zierstreifen im unteren Teil. Außerdem haben die runden Scheinwerfer im Gegensatz zu den stärker motorisierten Varianten der zweiten Coupé-Serie keine Glasabdeckung. Das 1300 Coupé wurde außerdem mit einer reduzierten Serienausstattung ausgeliefert. Die Rückbank dieser Reihe hat keine Kopfstütze, keine Leselampe im Fonds und keine Uhr im Instrumententräger.[6] Äußerlich ist der 1300 an einer komplett schwarz lackierten Kühlerverkleidung ohne Zierstreifen zu erkennen.

Ende 1978 erhielt das kleinste Coupé die Modellbezeichnung Beta 1300 Coupé. Äußerlich wurde es den stärker motorisierten Coupés angepasst. Es entspricht den übrigen Coupés der FL-Generation.

Lancia Beta Coupé Volumex

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Lancia Beta Coupé Volumex
Volumex-Motor

Zum Modelljahr 1982 erschien als neues Spitzenmodell das Coupé 2000 Volumex. Bei ihm wurde der Motor mit einem Roots-Kompressor aufgeladen. Außer dem Beta Coupé, dem Beta HPE und dem Trevi wurde zeitweise auch der Fiat Argenta sowie der Pininfarina Spidereuropa mit dem Kompressormotor ausgestattet. Über Presseerklärungen versuchte Lancia, den Kompressor als Alternative zur Turboaufladung zu etablieren, und versprach sich davon eine Leistungssteigerung ohne die turbotypischen Nachteile, womit in erster Linie das sogenannte Turboloch gemeint war.[7][8] Einige Quellen gehen dagegen davon aus, dass die Auslöser für die Entwicklung des Kompressormotors in Wirklichkeit im Automobilsport lag: Auf der Suche nach einem leistungsstarken Motorkonzept für den Rallyesportwagen Lancia 037 war Aurelio Lampredi 1981 auf eine Kompressoraufladung gekommen. Um die Entwicklungskosten eines solchen Triebwerks zu rechtfertigen, musste parallel dazu eine in größeren Stückzahlen zu verkaufende Straßenversion entwickelt werden.[7] Der Anbau des Kompressors erforderte zahlreiche Detailänderungen an dem Vierzylindermotor und in seinem Umfeld: Die Verdichtung wurde herabgesetzt, die Kolben wurden neu konstruiert, die Nockenwellen und die Ventile mussten angepasst und das Ansaugsystem geändert werden. Hinzu kamen eine geänderte Auspuffanlage und ein neues Kühlsystem.[7] Vielfach kritisiert wurde, dass Lancia den Kompressormotor nicht mit der bereits verfügbaren Saugrohreinspritzung, sondern mit den herkömmlichen Weber-Vergasern koppelte.[8] Die Leistung des Volumex-Motors wurde mit 99 kW (135 PS) angegeben.

Für den britischen Markt legte der lokale Lancia-Importeur im Jahr 1981 eine Sonderserie mit der Bezeichnung Beta Coupé Hi Fi auf. 300 Coupés, die teilweise seit mehr als zwei Jahren unverkauft auf britischen Halden gestanden hatten, wurden mit nachträglich angebauten Dekorteilen und einem aufwändigen Musikanlage aufgewertet. Die Details dieses Sondermodells wurden von Aston Martin Tickford entwickelt. Zu den Besonderheiten gehörten spezielle Aluminiumfelgen, ein breiter schwarzer Kunststoffspoiler auf dem Kofferraumdeckel, Dekorstreifen an den Wagenflanken sowie einen namensgebende Hi-Fi-Anlage des italienischen Herstellers Voxson, die einen grafischen Equalizer beinhaltete und mit vier Lautsprechern verbunden war. Der Abverkauf der Sonderserie dauerte lange. Er wurde dadurch erschwert, dass Lancia das tatsächliche Alter der Fahrzeuge zu verschweigen versuchte und erst die Presse offenlegte, dass es sich um Haldenautos handelte. Der Skandal um die Hi-Fi-Modelle beschädigte Lancias Position auf dem britischen Markt nachhaltig und war einer der Gründe dafür, dass sich die Marke einige Jahre später komplett aus Großbritannien zurückziehen musste.[9]

  • Georg Amtmann, Halwart Schrader: Italienische Sportwagen. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-613-01988-4.
  • Dieter Günther: Zweiter Anlauf. Lancia-Tradition mit Fiat-Power: Beta Coupé, Spider und H.P.E. In: Oldtimer Markt, Heft 1/1998, S. 188 ff.
  • Paul Schinhofen: Lancia. Innovation und Faszination. 100 bewegte Jahre. Heel Verlag, 2006, ISBN 978-3-89880-649-7
  • Wim Oude Weernink: Lancia. Motorbuch Verlag, 1992, ISBN 978-3613015036
Commons: Lancia Beta Coupé – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Wim Oude Weernink: Lancia. Motorbuch Verlag, 1992, ISBN 978-3613015036, S. 290.
  2. Wim Oude Weernink: Lancia. Motorbuch Verlag, 1992, ISBN 978-3613015036, S, 293.
  3. Tradition: 50 Jahre Lancia Fulvia Coupé. Castagneros bellissima macchina. Modellgeschichte des Flavia Coupés auf der Internetseite wwww.welt.de vom 19. Oktober 2015 (abgerufen am 26. Dezember 2017).
  4. Wim Oude Weernink: Lancia. Motorbuch Verlag, 1992, ISBN 978-3613015036, s. 289.
  5. Wim Oude Weernink: Lancia. Motorbuch Verlag, 1992, ISBN 978-3613015036, S. 301.
  6. Das Lancia Beta Coupé auf der Internetseite lancia-beta.de (abgerufen am 6. November 2024).
  7. a b c Beschreibung des Volumex-Motors auf der Internetseite lancia-beta.de.
  8. a b Paul Schinhofen: Lancia. Innovation und Faszination. 100 bewegte Jahre. Heel Verlag, 2006, ISBN 978-3-89880-649-7, S. 85.
  9. Giles Chapman: The worst cars ever sold. The History Press, Stroud 2011, ISBN 978-0-7509-4714-5, S. 62 f.
Zeitleiste der Lancia- und Autobianchi-Modelle seit 1945
Typ Lancia, bis 1969 unabhängig 1969 von Fiat gekauft, seitdem Typennummernkreis von Fiat
Autobianchi, JV zwischen Bianchi, Fiat und Pirelli ab 1967 100 % Teil des Fiat-Konzerns im Ausland als Lancia, in Italien als Autobianchi
1940er 1950er 1960er 1970er 1980er 1990er 2000er 2010er 2020er
5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4
Kleinstwagen Bianchina Giardiniera
Kleinwagen A112 Y10 (156) Y (840) Ypsilon (843) Ypsilon (846) Ypsilon (L21)
Kompaktklasse A111 Delta I[2] (831) Delta II (836) Delta III (844)
Mittelklasse Primula Prisma (831) Dedra (835) Lybra (839)
Ardea Appia Fulvia Beta / Trevi (828) Flavia
Obere Mittelklasse Flavia 2000 Gamma (830) Thema (834 / Y9) Kappa (838) Thesis (841) Thema
Coupé / Cabrio Stellina
Fulvia Coupé/Sport Beta Coupé[1] / Spider / Montecarlo (828)
Aurelia Flaminia Gamma Coupé/GT (830) Kappa Coupé
(838)
Sportwagen Stratos
Minivan Musa (350)
Van Zeta (220) Phedra (179) Voyager

[1] auch bei Seat in Spanien gebaut
[2] auch als Saab Lancia 600 in Skandinavien verkauft

  • Unter der Marke „Autobianchi“ vertrieben
  • In Italien unter der Marke „Autobianchi“, im Ausland als „Lancia“ vertrieben
  • Lancia-Modelle, gemeinsam mit PSA entwickelt und bei SEVEL auch als Peugeot, Citroën und Fiat gebaut
  • Lancia-Modelle, aus der Kooperation mit Chrysler, als Lancia in Europa vertrieben