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M. K. Čiurlionis mit 32 Jahren, Photographie von S. Fleury (Vilnius)

Mikalojus Konstantinas Čiurlionis [​t͡ʃʲʊ​rˈlʲo:nʲɪs], poln. Mikołaj Konstanty Czurlanis (* 10.jul. / 22. September 1875greg. in Varėna; † 28. Märzjul. / 10. April 1911greg. in Pustelnik (Marki) bei Warschau), war ein litauischer Komponist, Maler.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schloss Plungė
(Ansichtskarte aus dem 19. Jh.)
Čiurlionis (rechts) mit Morawski-Dąbrowa (um 1900 in Warschau)

Frühe Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mikalojus Konstantinas Čiurlionis war das älteste von neun Kindern einer polnischsprachiger Familie. Er wuchs ab 1878 im südlitauischen Druskininkai auf. Sein Vater Konstantinas war dort als Organist tätig. Dieser war zugleich dessen erster Klavier- und Orgellehrer. Jozef Markiewicz (1834–1923), Arzt und Freund der Familie, „erkannte“ die Musikalität des Jungen und empfahl ihn dem polnischen Adeligen [[Michał Mikołaj Ogiński (1849-1902), s. a. Adelsgeschlecht Ogiński, für seine fürstliche Orchesterschule in Plungė, wo Čiurlionis anschließend von 1889 bis 1893 Unterricht erhielt. Er erlernte dort das Spiel verschiedener Instrumente und sang in einem Chor. Ab 1892 war er als Flötist Mitglied des fürstlichen Hoforchesters, mit dem er unter anderem in Palanga und Rīga auftrat.

Musikstudium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Warschau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Unterstützung des Fürsten ermöglichte Čiurlionis ab 1894 ein Musikstudium am Warschauer Musikinstitut in den Fächern Klavier bei Tadeusz Mierz-Brzezicki und Antoni Sygetiński (bis 1897) und Komposition bei Zygmunt Noskowski (ab 1897). Hier entstanden erste überlieferte Kompositionen, insbesondere die großformatigen Variationen D-Dur VL 151 (1898) und die Klaviersonate F-Dur VL 155 (auch 1898). 1899 erhielt er sein Examen, die Examensarbeit war die Kantate De profundis VL 8 (1899). Er befreundete sich hier mit Eugeniusz Morawski-Dąbrowa.

Er verließ Warschau 1899 kurz, kehrte aber 1900 wieder. Čiurlionis wurde 1900 der Direktorsposten der Musikgesellschaft Lublin angeboten, den er ablehnte. Er finanzierte seinen Unterhalt durch privaten Klavierunterricht, während er seinem jüngeren Bruder Povilas ebenfalls zu einem Eintritt in das Warschauer Musikinstitut verhalf. 1900 wurden erstmals ein Werk von Čiurlionis veröffentlicht, nämlich das Nocturne fis-Moll VL 178 (1900) in der achten Ausgabe der polnischen Musikzeitschrift Meloman (siehe IMSLP-Artikel).

Im Frühjahr 1901 stellte er die Morawski-Dąbrowa gewidmete symphonische Dichtung Miške fertig, mit der Čiurlionis an einem Warschauer Kompositionswettbewerb teilnahm und dort eine Ehrenauszeichnung erhielt.

Leipzig[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 16. Oktober 1901 trat Čiurlionis am Königlichen Conservatorium der Musik zu Leipzig ein. Čiurlionis studierte Komposition bei Carl Reinecke und Kontrapunkt bei Salomon Jadassohn und komponierte in dieser Zeit das viersätzige Streichquartett c-Moll VL 83 (1901), die Kęstutis-Ouvertüre VL 2 (1902).

Er besuchte hier zusätzlich Vorlesungen in Geschichte und Psychologie. Als externer Student hatte er die Gelegenheit, im Leipziger Gewandhaus und im Leipziger Stadttheater Werke von Tschaikowsky, Wagner, Berlioz, R. Strauss und anderen zu hören.

Trotz der finanziellen Unterstützung des Fürsten Ogiński hatte Čiurlionis in Leipzig finanzielle Schwierigkeiten. Da der Fürst Ogiński 1902 verstarb, war Čiurlionis auf die Unterstützung der Familie Markiewicz und von Morawski-Dąbrowa angewiesen. Čiurlionis hatte kaum Kontakt zu Kommilitonen, es ist ein reger Briefaustausch mit Morawski-Dąbrowa überliefert.

Reinecke bescheinigte ihm auf dem „Lehrer-Zeugniss“ abschließend: „Hr. C. war stets sehr fleißig u. hat sich eine achtungswerte Compositionstechnik erworben“. Am 14. Juli 1902 verließ Čiurlionis Leipzig.

Hinwendung zur Malerei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Warschau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Würdigung und Charakteristika[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historisch und stilistisch nimmt die Musik von Čiurlionis eine Position zwischen der Romantik und der Neuen Musik des 20. Jahrhunderts ein. Sein musikalisches Denken entspringt dem Klassizismus, der Spätromantik und dem litauischen Volkslied. Auf diesen Grundlagen hat Čiurlionis einen authentischen und kreativen personellen Stil entfaltet. Besonders hervorzuheben sind hierbei die Emanzipation des Rhythmus (Polyrhythmik, Polymetrie, Vereinigung verschiedener melodischer Strukturen und kontrastierender Ideen durch rhythmische Formeln) und der melodischen Linie (Linearität und Kontrapunkt als dramaturgische Prinzipien), der modale und polyphone Konstruktivismus bzw. Symbolismus sowie eine besonders frühe (1904/05) Ausbildung serieller Strukturen (Präludien und Variationen auf der Grundlage von 6-, 7- und 9tönigen Reihen). Die auffälligsten Innovationen finden sich in den späteren Klavierkompositionen (1904–1909).

In ihrer Linearität und orchestralen Farbigkeit spiegeln die symphonischen Dichtungen Miške (Im Walde) und Jūra (Das Meer) ein spezifisch malerisches Denken wider. Sie versinnbildlichen das Streben nach einem individuellen ›Parallelismus der Künste‹. So hat Čiurlionis den Klavierzyklus Jūra (1908) als »musikalische Landschaften« bezeichnet. Als universale Form philosophisch-reflektierender Kunst betrachtete Čiurlionis die Sonatenform, die sowohl seinen Kompositionen (beiden symphonischen Dichtungen) als auch seinen Gemälden zugrunde liegt. Čiurlionis’ bevorzugte Maltechnik ist Pastellkreide gewesen, später Tempera, er schuf aber auch mehrere Fluor-Radierungen (1905–1908). Sein Interesse für Astronomie, Religionen des Altertums, Geschichtsphilosophie und experimentelle Psychologie spiegelt sich in seinem kosmischen Spiritualismus und Symbolismus wider, der Probleme der Menschheit und der menschlichen Seele künstlerisch behandelt. Čiurlionis hat seine philosophischen Gedanken am deutlichsten in seinen Briefen und Schriften geäußert. Seine bildnerischen Sonaten, Präludien und Fugen sind zyklisch organisierte Werke, die einen neuartigen strukturellen Konzeptionalismus repräsentieren, bei dem in der Malerei konsequent musikalische Analogien verwendet werden (laut Čiurlionis »die Architektur der Musik«), der aber keine künstlerische Nachfolge fand.

Kompositionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es sind von Čiurlionis etwa 200 musikalische Werke aus den Jahren 1896 bis 1909 überliefert, die mehrfach von Vytautas Landsbergis (Abk. VL) und Darius Kučinskas (Abk. DK) katalogisiert wurden. Ein großer Teil ist Klaviermusik, ein weiterer Teil ist nicht genauer instrumentiert (meist polyphone Werke).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nijolė Adomavičiene: Die Welt als große Sinfonie – Mikalojus Konstantinas Čiurlionis, herausgegeben von Rainer Budde, Wallraf-Richartz-Museum, Oktogon Verlag, Köln 1998. ISBN 3-89611-050-0
  • Vytautas Landsbergis, Osvaldas Daugelis, Rasa Andrušytė u. a.: Mikalojus Konstantins Čiurlionis – Gemälde, Entwürfe, Gedanken, Bildband, herausgegeben vom M.-K. Čiurlionis-Kunstmuseum, Verlag Folio, Vilnius 1997. ISBN 9986 33 003 3[1]
  • Lama Bialopetravičienė, Wilhelm-Lehmbruck-Museum: Čiurlionis und die litauische Malerei 1900-1940, Duisburg 1989. ISBN 3-923576-57-9
  • Heinz Faulstich. Mikalojus Konstantins Čiurlionis – Psychologische Betrachtungen über sein Leben und Schaffen. Dissertation, Tübingen 1953.
  • Vytautas Landsbergis: M. K. Čiurlionis – Time and Content – Biographie in englischer Sprache, Vilnius 1992.
  • Vytautas Landsbergis: Das Königliche Konservatorium zu Leipzig mit den Augen eines Studenten, Briefe von M. K. Čiurlionis, in: Beiträge zur Musikwissenschaft, herausgegeben vom Verband der Komponisten und Musikwissenschaftler in der DDR, Heft 1 1979, Seite 42–69, Berlin (Ost) 1979.
  • Zenta Mauriņa: Denn das Wagnis ist schön – Geschichte eines Lebens, Abschnitt: „Kaunas - Hauch der Unendlichkeit“, Seite 457–465, Memmingen, Dietrich 1953.
  • Yumiko Nunokawa und Darius Kučinskas. “M. K. Čiurlionio simfoninės poemos „Dies irae“ analitinės interpretacijos,” 2014. [1].
  • Lina Užukauskaitė: Ein ikonisches Paar: Mikalojus Konstantinas Čiurlionis’ Briefe an Sofija. In: Liebesgeschichte(n): Identität und Diversität vom 18. bis zum 21. Jahrhundert. Hg. v. Frank Becker und Elke Reinhardt-Becker. Frankfurt am Main, New York: Campus 2019, 131–149. ISBN 9783593510293
  • Gintaras Beresnevičius, Yvonne Luven, Kai Ulrich Müller: Litauen, Verlag J. C. Bucher, München 1994. ISBN 3-7658-0833-4
  • Briefe aus Leipzig
  • Ausstellungsschrift
  • digitalisierte Manuskripte
  • C. in Leipzig
  • Werkindex

Čiurlionis-Museen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

M. K. Čiurlionis Nationales Kunstmuseum in Kaunas, Litauen.
  • Das 1921 gegründete Nationale M. K. Čiurlionis-Kunstmuseum[2] in Kaunas ist eines der ältesten und größten Kunstmuseen Litauens und präsentiert die Entwicklung der litauischen und internationalen Kunst von der Frühzeit bis in die Gegenwart. Eine Dauerausstellung ist Čiurlionis’ Gemälden, Graphiken und Photographien gewidmet.
  • Das in Čiurlionis’ Geburtshaus in Druskininkai eingerichtete Čiurlionis-Memorialmuseum zeigt neben einer Dauerausstellung zum Leben des Künstlers wechselnde Ausstellungen zu unterschiedlichen Themen.
  • In dem anlässlich des 120. Geburtstag des Künstlers am 22. September 1995 eröffneten Mikalojus-Konstantinas-Čiurlionis-Haus in Vilnius, in dem der Maler und Komponist 1907/08 wohnte, werden neben Kammerkonzerten und Ausstellungen auch Konferenzen und anderen Kulturevents veranstaltet. Hier hat auch die 1987 gegründete Čiurlionis-Gesellschaft ihren Sitz.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: PokeMaestro/Test – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Datensatz der Deutschen Nationalbibliothek
  2. Nacionalinis M. K. Čiurlionio dailės muziejus