Benutzer:Sandbaer/Baustelle/ India

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Heckansicht

Mitte der 1970er Jahre trat für die Ausstattung der Bundeswehr mit geländegängigen PKW ein erhebliches Problem auf: Der in der Anfangsausstattung beschaffte DKW Munga musste auf Grund des schlechten Zustands der Fahrzeuge nach fast 20 Jahren Nutzung zunehmend ausgemustert werden. Das Fahrzeug, seit 1968 nicht mehr produziert, war mit einem Zweitakt-Motor auch konzeptionell veraltet. Versuche, ein Fahrzeug in einer trilateralen Entwicklung mit Frankreich und Italien gemeinsam den Europa-Jeep zu entwickeln, scheiterten an den unterschiedlichen Vorstellungen der Länder. Eine ab 1968 mit dem VW 181 beschaffte nicht-geländegängige Lösung konnte den Bedarf der Kampf- und Kampfunterstützungstruppen nicht decken. Eine durch das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) 1975 bei Volkswagen und Mercedes abgefragte Auftragsentwicklung innerhalb von zwei Jahren wurde nur durch Volkswagen bestätigt. Der Auftrag wurde durch Volkswagen an die Konzerntochter Audi abgesteuert, bei der der Vorstand der Audi-Fahrzeugentwicklungsabteilung, Ferdinand Piëch, die Verantwortung trug. Dort wurde Roland Gumpert mit der konkreten Konstruktion beauftragt. Die Grundidee bestand aus der Remotorisierung eines DKW Munga 8 mit einem Viertaktmotor. Das allererste Versuchsmodell, ein restaurierter DKW Munga 8, wurde mit Motor, Vorderachse und Getriebe eines Audi 80 konstruiert um so die allgemeine Umsetzbarkeit nachzuweisen. In einer Definitionsphase von November 1975 bis März 1976 wurden die weiteren Fahrzeugparameter festgelegt und Versuchstypen gefertigt. Im Februar 1977 wurde ein Erprobungsvertrag mit 10 Versuchsmustern von Audi durch das BWB abgeschlossen. Die Versuche wurden an der Artillerieschule in Idar-Oberstein, der Schule der Technischen Truppen 1 in Aachen sowie der Wehrtechnischen Dienststelle 41 in Tier durchgeführt. Zeitgleich mit der Erprobung durch die Bundeswehr führte auch Audi eigene Versuche durch: Ein Iltis-Prototyp wurde zusammen mit Limousinen unter winterlichen Verhältnissen in Skandinavien bei Fahrzeugtests als Begleitfahrzeug eingesetzt. Der Quattro-Antrieb von Audi wurde durch das Allradantriebssystem des Iltis inspiriert: Roland Gumbel schlug seinem Vorgesetzten, Jörg Bensinger, damaliger Testleiter vor, das Antriebskonzept des Iltis auch für zivile Limousinen zu nutzen. Ferdinand Piëch billigte diese Überlegungen, Roland Gumbel und Jörg Bensinger gelten seitdem als geistige Väter des Audi-Quattro. Unter dem Tarnnamen "Shitaki" wurden durch Audi ebenfalls Versuche in Nordalgerien durchgeführt. Im Oktober 1977 erteilte das BWB den Beschaffungsauftrag für zunächst 8.800 Fahrzeuge mit Beginn der Fertigung ab 1. Juli 1978 (Vorserie). Produktionsende in Deutschland war im Dezember 1982. [1]


Der Iltis wurde auch für den zivilen Markt produziert, erreichte jedoch wegen des hohen Preises nie eine größere Käuferschaft. 1982 betrug der Preis mit 39.300 DM etwa das Dreifache eines VW Golf in Grundausstattung. In heutiger Währung und inflationsbereinigt entspricht dies einer Summe von 45.200 Euro.[2]

Nach Einstellung der Produktion bei Volkswagen wurde die Fertigungsstraße an das kanadische Unternehmen Bombardier verkauft, das den Iltis in minimal modifizierter Form unter anderem für die kanadischen Streitkräfte herstellte. Die belgische Armee bezog ebenfalls Iltis von Bombardier; diese Fahrzeuge wurden mit kanadischen Teilen im belgischen VW-Werk Brüssel montiert und sind dem deutschen Ur-Iltis in vielen Punkten ähnlicher als der kanadische. Die deutsche Bundeswehr ersetzte ihre Iltis-Fahrzeuge durch den Wolf gl, der auf der Mercedes-Benz G-Klasse basiert. Mit diesem Typ hatte Mercedes-Benz bereits in den 1970er Jahren an der Ausschreibung teilgenommen, die damals jedoch mit der Beschaffung des VW Iltis endete.

  1. Achim Wagner, Iltis Der Geländewagen von Volkswagen/Bombardier, VDS-Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt an der Aisch, 2022, ISBN 978-3-9824021-0-9, S. 13 ff., S. 39 ff.
  2. Diese Zahl wurde mit der Vorlage:Inflation ermittelt, ist auf volle 100 Euro gerundet und bezieht sich maximal auf den vergangenen Januar