Bombardier

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Bombardier Inc.

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Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN CA0977512007
Gründung 8. Mai 1942
Sitz Kanada Montreal, Kanada
Leitung Eric Martel[1]
Mitarbeiterzahl 15.900
Umsatz 6,9 Mrd. USD[2]
Branche Flugzeugbau
Website www.bombardier.com
Stand: 31. Dezember 2022

Bombardier Inc. [bɔ̃baʁdje] mit Sitz in Montreal ist ein kanadischer Hersteller von Businessjets.[3] Das an der Toronto Stock Exchange notierte Unternehmen wurde 1942 von Joseph-Armand Bombardier als L’Auto-Neige Bombardier Limitée gegründet.

Das als Hersteller von Schneemobilen gestartete Unternehmen expandierte in den 1970er Jahren in die Produktion von Schienenfahrzeugen und in den 1990er Jahren in den Bereich Luftfahrt (Aerospace). Am Höhepunkt seiner Wachstumsphase beschäftigte das Unternehmen 2014 weltweit 73.800 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von 20,1 Mrd. US$.[4]

Durch Probleme bei der Neuentwicklung im Flugzeugsektor waren hohe Schulden angehäuft worden. Sie führten zunächst zu erheblichen staatlichen Hilfen und später zum Verkauf bedeutender Unternehmenszweige.[5] Nach dem im Januar 2021 vollzogenen Verkauf von Bombardier Transportation, dem in der Bahntechnik tätigen Konzernteil, ist das Unternehmen ausschließlich im Bereich der Geschäftsreiseflugzeuge tätig.[6]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schneemobil B12 aus dem Jahr 1951

1931 entwickelte der Mechaniker Joseph-Armand Bombardier in seiner Werkstatt in Valcourt (Québec) sein erstes Schneemobil (Bombardier 1931). 1937 verkaufte er zwölf Schneemobile des Typs B7, die von den Dimensionen einem Kleinwagen ähnelten:[7] In der Holzkarosserie gab es neben der Fahrerkabine vier oder mehr Sitzplätze oder einen Frachtraum (Bombardier Snowmobile). 1941 wurde ein neues Fertigungswerk in Valcourt eröffnet.

Am 8. Mai 1942 gründete Bombardier das Unternehmen L’Auto-Neige Bombardier Limitée, und da die meisten Fahrzeuge dieser Zeit kaum schneetauglich waren, und die Straßen damals kaum geräumt wurden, waren seine Schneemobile eine große Hilfe für die lokale Bevölkerung bei der Bewältigung ihrer Transportaufgaben in den Wintermonaten.

Das Unternehmen wuchs stetig bis zum ersten Rückschlag durch die anfangs des Zweiten Weltkriegs von der kanadischen Regierung beschlossene Rationierung. Daher entschloss sich Bombardier, Fahrzeuge für das Militär zu entwickeln. Nach dem Krieg konzentrierte sich das Unternehmen wieder auf den Bau von Schneefahrzeugen.

1948 erließ die Provinz Québec ein Gesetz für die Schneeräumung auf allen örtlichen Straßen und Autobahnen. Die Verkaufszahlen für Schneemobile fielen um die Hälfte. Bombardier begann mit der Entwicklung von Schneepflügen und All-Terrain-Fahrzeugen für die Öl- und Forstindustrie. Ab Ende der 1950er-Jahre baute Bombardier kleine, leichte, schnelle sowie wendige Schneemobile für zwei Passagiere. 1959 wurde das erste neuentwickelte sportliche Schneemobil auf den Markt gebracht. Am 18. Februar 1964 verstarb der Gründer Joseph-Armand Bombardier. 1967 erfolgte die Umstrukturierung des Unternehmens in Bombardier Limited und am 23. Januar 1969 erfolgte der Gang an die Börse in Montreal und Toronto.

1970 erfolgte der Einstieg von Bombardier in den Schienenfahrzeugbau mit der Übernahme der österreichischen Lohner-Werke, welche zu diesem Zeitpunkt Straßenbahnen für den österreichischen Markt produzierten. 1975 kaufte Bombardier die American Locomotive Company / Montreal Locomotive Works. 1995 übernahm Bombardier die Waggonfabrik Talbot in Aachen und 1998 die Deutsche Waggonbau. Im Jahr 2001 erfolgte die Übernahme von DaimlerChrysler Rail Systems (Adtranz)

Ende der 1980er Jahre entstand der Bereich Aerospace als Folge eines raschen Aufkaufs von vielen entweder bereits insolventen oder kurz vor der Insolvenz stehenden Unternehmen. Bombardier baute die bereits vorhandenen Modelle weiter. Erst Mitte der 2000er Jahre kamen die Global-Baureihe und die C-Serie als Neuentwicklungen hinzu.

Seit etwa 2014 geriet das Unternehmen in zunehmende wirtschaftliche Probleme. Eine wesentliche Ursache waren Verzögerungen bei der Entwicklung des Verkehrsflugzeugs „C–Serie“. Die Entwicklung des Flugzeug kostete weit mehr Zeit und Geld als geplant, was zu einer hohen Verschuldung des Konzerns führte.[5] Die Provinzregierung von Quebec übernahm 2015 schließlich 49,5 % an dem Projekt und zahlte 1 Mrd. US-$ in die Partnerschaft. 2017 übernahm Airbus die Mehrheit an dem Programm. Das Flugzeug heißt seitdem Airbus A220 und die Gesellschaft, die das Flugzeug herstellt, erhielt den Namen Airbus Canada.[8] Im Februar 2020 hat Airbus 75 % an dem Projekt übernommen, der andere Partner ist die Provinzregierung. Bombardier ist nicht mehr beteiligt.[9] 2019 verfügte das Unternehmen noch über 70 Standorte in 25 Ländern.[10]

Unternehmensstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Bombardier Canadair Regional Jet von Brit Air im Einsatz für Air France
Vorstellung des Bombardier-Zefiro-380-Schnellzugs auf der InnoTrans (internationale Messe für Verkehrstechnik) in Deutschland (2010)

Konzern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Unternehmen beschäftigte 2018 insgesamt etwa 68.000 Mitarbeiter in 28 Ländern. Im Geschäftsjahr 2018 betrug der Bruttoumsatz 16,24 Milliarden US-Dollar. Die Aktien von Bombardier Inc. werden nur an der Börse in Toronto gehandelt. Der Handel mit den Aktien in Brüssel und Frankfurt am Main wurde wegen geringem Handelsvolumen Mitte der 2000er-Jahre eingestellt.[11]

Luftfahrt (Aerospace)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Luftfahrtsektor (Bombardier Aerospace) trug 2018 50 % zum Unternehmensgewinn bei.[12] Der Bereich Aerospace wurde ständig vergrößert, vor allem durch die Übernahme der Unternehmen Canadair (Kanada, 1986), Short Brothers (Irland, 1989), Learjet Corporation (USA, 1990), de Havilland Canada (1992) und Skyjet International (USA, 2000). Als Folge der finanziellen Probleme des Konzerns verkaufte Bombardier zwischen 2018 und 2020 seine Produktlinien CSeries, Dash 8 und CRJ und zog sich damit aus dem Markt für Regionalflugzeuge zurück.[13][14] Somit verblieb dem Konzern nurmehr die Geschäftsreiseflugzeug-Sparte.

Am 11. Februar 2021 teilte Bombardier mit, dass sich das Unternehmen auf die Business-Jet-Baureihen Global und Challenger konzentrieren werde und die Produktion des Learjet im vierten Quartal 2021 eingestellt wird.[15][16]

Bahntransport (Transportation)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Straßenbahn der Dresdner Verkehrsbetriebe

Der Bereich Transportation (Bombardier Transportation) wurde seit einigen Jahrzehnten ebenfalls vergrößert, insbesondere durch die Übernahme der Unternehmen Lohner-Werke (Österreich, 1971), MLW-Worthington (Kanada, 1976), Alco Power (USA, 1984), BN Constructions Ferroviaires et Métalliques (Belgien, 1988), ANF-Industrie (Frankreich, 1989), Procor Engineering (Vereinigtes Königreich, 1990), Urban Transportation Development Corporation (Kanada, 1992), Constructura Nacional de Carros de Ferrocarril (Mexiko, 1992), Waggonfabrik Talbot (Deutschland, 1995), Deutsche Waggonbau AG (Deutschland, 1998) und DaimlerChrysler Rail Systems (Deutschland, 2001). In dem Unternehmen Adtranz, wie DaimlerChrysler Rail Systems bis 1999 hieß, waren bereits der Schienenverkehrsteil von Asea Brown Boveri (ABB), Teile von AEG, die Waggon Union, der Lokomotivbau von Thyssen Henschel, die polnische Pafawag und weitere Unternehmen aufgegangen.[17] Durch die Übernahme von DaimlerChrysler Rail Systems wurde das Unternehmen 2001 zum Weltmarktführer für Schienenfahrzeugtechnik.[18]

Um die aus der defizitären Flugzeugsparte angehäuften Schulden zu reduzieren, suchte Bombardier einen Käufer für die Zugsparte.[3] Am 17. Februar 2020 erklärte der französische Alstom-Konzern, den Bereich Transportation übernehmen zu wollen.[19] Die Genehmigung dieser Übernahme durch die zuständigen Wettbewerbsbehörden war Anfang Dezember 2020 abgeschlossen[20], offiziell erfolgte die Transaktion zum 29. Januar 2021.[21]

Freizeitprodukte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sparte Bombardier Recreational Products, deren Nutzfahrzeuge und Schneemobile seit der Gründung des Unternehmens zur Produktpalette gehören, wurde 2003 als selbstständiges Unternehmen abgetrennt und an die Familie Bombardier und eine Investorengruppe verkauft. Die Tochtergesellschaft Bombardier-Rotax GmbH wurde 1920 in Dresden als Motorenfabrik gegründet und stellt seit 1970 am Standort Gunskirchen (Oberösterreich, Lohner-Werke) unter anderem Motoren für Schneemobile, Aufsitzboote, Leichtflugzeuge, Quads, Karts sowie für Motorräder der Marken BMW und Aprilia her.

Sparten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bombardier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Redaktion: Neuer CEO von Bombardier Inc: Éric Martel wird Nachfolger von Alain Bellemare. In: Urban Transport Magazin. 17. März 2020, abgerufen am 18. Januar 2021.
  2. 2022 Financial Report bombardier.com (PDF; 4,8 MB)
  3. a b Jon Hemmerdinger: Bombardier becomes pure business jet company with sale of rail unit Flight Global, 29. Januar 2021, abgerufen am 8. März 2022.
  4. Frédéric Tomesco: It's the end of the line for Bombardier Transportation as Alstom buys train-making business. In: Montreal Gazette. 18. Februar 2020, abgerufen am 12. März 2022 (englisch).
  5. a b Frédéric Tomesco: What went wrong at Bombardier? Everything. In: Montreal Gazette. 8. Februar 2020, abgerufen am 18. März 2024 (englisch).
  6. Financial results fourth quarter and full year 2020. (PDF) 11. Februar 2021, abgerufen am 9. September 2021 (englisch, Seite 4).
  7. Bombardier B7 (Memento vom 16. Oktober 2016 im Internet Archive)
  8. Gerd Braune: Kanadas Industrie-Ikone Bombardier ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. handelsblatt.com, 17. Februar 2020, abgerufen am 17. Februar 2020.
  9. Airbus and the Government of Québec become sole owners of the A220 Programme as Bombardier completes its strategic exit from Commercial Aviation. In: Bombardier Presseerklärung. 12. Februar 2020, abgerufen am 17. Februar 2020 (englisch).
  10. 2019 Activity Report. (PDF) Bombardier Inc., abgerufen am 27. Februar 2021 (Seite 4).
  11. Bombardier Announces De-listing From Frankfurt and Brussels Stock Exchanges. Bombardier, 7. Dezember 2004, abgerufen am 6. Juni 2019 (englisch).
  12. 2018 Financial Report. (PDF) Bombardier, abgerufen am 6. Juni 2019.
  13. Bombardier künftig nur noch Businessjet-Produzent? DMM Mobilitäts Manager, 9. Juni 2019, abgerufen am 18. März 2024
  14. Bombardier hat den CRJ-Verkauf an MHI abgeschlossen. aerobuzz.de, 2. Juni 2020, abgerufen am 18. März 2024
  15. Bombardier cuts 1,600 jobs and will stop making Learjets. In: cbc.ca. 11. Februar 2021, abgerufen am 11. Februar 2021 (englisch): „For the year as a whole, the company sold 114 jets: 59 Globals, 44 Challengers, and 11 Learjets.“
  16. Patrick Holland-Moritz: Noch in diesem Jahr. Bombardier beendet Learjet-Produktion. In: Aerokurier. 11. Februar 2021, abgerufen am 14. Februar 2021.
  17. ABB Daimler Benz Transportation - DaimlerChrysler Rail Systems (Deutschland) GmbH. Firmengeschichte, werkbahn.de, abgerufen am 12. März 2022
  18. Bombardier globaler Marktführer für Schienenfahrzeugtechnik. In: Eisenbahn-Revue International. Heft 6/2001, ISSN 1421-2811, S. 256–261.
  19. Alstom will Zugsgeschäft von Bombardier übernehmen orf.at, 18. Februar 2020, abgerufen am 18. Februar 2020.
  20. dpa: Alstom und Bombardier bekommen letzte Genehmigungen für Zug-Fusion. In: Wirtschaftswoche. 1. Dezember 2020, abgerufen am 11. Januar 2021.
  21. Bahnhersteller Alstom und Bombadier vor Mega-Fusion, ndr.de, 29. Januar 2020, abgerufen am 29. Januar 2020.