Benutzer:Testtube/Zusammenfassung der geographischen Entwicklung der Rheinmündungen

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Zusammenfassung der (paläo-)geographischen Entwicklung der Rheinmündung[1]

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Die wichtigsten Aspekte der (paläo-)geographischen Entwicklung der Landschaften an den Rheinmündungen sind:

Entwicklung des Verlaufs der Küstenlinie bzw. des Küstensaums, Landbildungs- und Landzerstörungsprozesse

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Vor 150 Millionen Jahren (mya) teilt sich der Kontinent Laurasia in zwei Teile, in der Folge entsteht der Nordatlantik und seine Küsten. Im Miozän (23-5,3 mya) entsteht - als Atlantikausbuchtung - die Nordsee (an deren Südküste bei Bonn der Ur-Rhein mündet). Da sich hier eine Schwemmlandebe aufbaut (die sich später vom Artois bis ins Baltikum erstrecken wird), verlagert sich die Küste langsam nach Norden in Richtung Köln und Düsseldorf. Im Miozän (5,3-2,6 mya) bewegt sich diese Küste weiter nach Nordwesten vor, vielleicht in eine ähnliche Lage wie die heutige. Im Pleistozän, etwa 2.600.000 bis 11.650 Jahre vor heute, sorgen zahlreiche Kalt- und Warmzeiten für ein starkes Pendeln der Küstenlinie: In Kaltzeiten liegt der Meeresspiegel bis zu mehr als 100 Meter tiefer als heute, und aufgrund der Flachheit des Nordseebeckens verschiebt sich die Küste (und mit ihr die Flussmündungen und Flussmündungslandschaften) bis in die Gegend nordwestlich der Bretagne. In Warmzeiten (der gegenwärtigen Warmzeit vergleichbar) verläuft die Küste meist ähnlich wie heute. Mit Beginn der Jetztzeit, also seit etwa 9650 v. Chr. (v. Chr. = BC) startet der bisher letzte große Meeresspiegelanstieg. Etwa zwischen 7000 und 6000 BC erreicht der Küstenverlauf wieder eine dem heutigen Warmzeit-Verlauf vergleichbare Lage - das Vordringen des Meeres hat jedoch noch nicht gestoppt. Um 3300 BC finden sich im Südwesten und im Norden der Niederlande große Meeresbuchten, entlang der Küste beginnen sich (erneut) Strandwälle zu bilden. Aus dieser offenen Küste wird zwischen 3000 und 2500 BC eine Strandwallküste mit einer vorgelagerten wallartigen Inselkette, was zu einer Lagestabilisierung des Küstenverlaufs führt. Zwischen 2000 und 1700 BC schließt sich diese Strandwallküste größtenteils, wenige Buchten und Ästuare bleiben erhalten. Hinter der gefestigten Küstenlinie überwiegen Landbildungsprozesse. Ab etwa 50 n. Chr. (n. Chr. = AD) setzt jedoch eine Phase der Landzerstörung ein, deren Hochphase etwa bis 1500 andauert. Sturmfluten, Flusshochwasser und Torfabbau geben dem Meer zahlreiche Möglichkeiten, Land abzutragen und Küstenlinien landeinwärts vorzuschieben, beginnende Landgewinnung durch den Menschen oder Verlandungen verschieben Küstenlinien meerwärts. Die Meeresbuchten Zuiderzee, Westerschelde und Haringvliet entstehen bis etwa 700 AD. Die vorhandenen Ästuare Osterschelde und Maasmond wachsen, der Leidenästuar hingegen schließt sich (aufgrund der abnehmenden Wasserzufuhr vom Oude Rijn). Die Elisabethflut 1421 führt zu großen Landzerstörungen und zur Bildung der Meeresbuch Hollands Diep östlich des Haringvliet. Ab etwa dem 17. Jahrhundert wird der Maasästuar (mittlerweile de facto Rheinästuar) durch Landgewinnung in zwei flussartige Gewässer umgewandelt (Brielse Maas und Neue Maas). Im 20. Jahrhundert werden die meisten der noch verbliebenen großen Meeresbuchten durch große Dämme vom Meer abgetrennt: 1932 entsteht der Abschlussdeich, der aus der Zuiderzee das IJsselmeer macht. Zwischen 1950 und 1997 werden die Deltawerke fertiggestellt, darunter der 1971 abgeschlossene Haringvlietdamm.

Entwicklung des Einzugsgebiets des Rheins

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Im Miozän (23-5,3 mya) ist das Einzugsgebiet des Rheins recht überschaubar: es erstreckt sich zwischen der Südküste der sich bildenden Nordsee (erst bei Bonn, später bei Düsseldorf) und dem Rheinischen Schiefergebirge (das sich bereits vor etwa 370 Mio. Jahren bildete). Im Pliozän (5,3-2,6 mya) dehnt sich das Einzugsgebiet in die Gebiete von Mosel, Main, Neckar und Oberrhein/Ill aus, und wächst auch mit der Nordwest-Verlagerung der nördlichen Küste. Im Altpleistozän (2,6-0,78 mya) zapft der Rhein die Aare an, im Mittelpleistozän (780.000-128.000 BP) den Alpenrhein und (über die Mosel) die oberen Maasläufe in Lothringen.

Entwicklung der Größe des Deltagebiets

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Entwicklung des Verlaufs des Rheins, der Rheinhauptarme, der Nebenarme, des Orts der Rheinmündungen

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Entwicklung horizontal-flächiger Verlagerungsbewegungen der rheinischen Abflussmengen

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Entwicklung des Verlaufs der Maas, des Orts der Maasmündungen

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Wäre die Namensgebung konsequent den hydrologischen Gegebenheiten und Änderungen angepasst worden, dann hieße die Strecke Waal-Merwede "Rhein". Ebenfalls nach dem Rhein benannt werden müssten u.a. die Abzweigungen und Abschnitte Geldersche Issel, Lek, Neue Merwede, Noord, Neue Maas und Neuer Wasserweg.

Im Folgenden eine tabellarische Übersicht über die wichtigsten Ereignisse in der geographischen Entwicklung der Rheinmündung:

Zeitpunkt Ereignis Folgen, Anmerkungen
Zukunft Kompensation natürlicher Faktoren, Minimierung der Risiken Weitere Kompensation naturgegebener Faktoren und Entwicklungen (z.B. tektonische Absenkung, Meeresspiegelanstieg, Versandung bestimmter Flussabschnitte, Sturmflutzerstörungen) durch den Menschen. Minimierung der Risiken, z.B. durch Vergrößerung der Aufnahmefähigkeit der Überschwemmungsgebiete der Flüsse.
1950-1997 Bau der Deltawerke Vor allem Abdämmung der Brielse Maas, Sturmflutwehre (z.B. über den Neuen Wasserweg) und Bau von 9 Dämmen im Bereich der südwestlichen Ästuare. Das Wasser der Maas und der größte Teil des Rheinwassers fließen nun überwiegend durch die Schleusen des 1971 fertiggestellten Haringvlietdammes ins Meer.
1932 Bau des "Abschlussdeiches" vor der Zuiderzee Aus der salzigen Meeresbucht Zuiderzee wird der süße Binnensee IJsselmeer.
1904 Ausbau der Bergse Maas als neue Maasmündung Da die bisherige Maasmündung in die Waal (Rhein) abgedämmt wird, erfolgt so die Trennung des Rheinsystems vom Maassystem. Die Maas fließt nun über die ehemalige Amer-Bucht direkt in die Hollands Diep, und nicht mehr in die Waal (Rhein).
1866-1872 Ausbau der Neuen Maas zum Neuen Wasserweg Der Neue Wasserweg (Nieuwe Waterweg), Rückgrat aller früheren und heutigen Rotterdamer Hafenanlagen, wird auch Rotterdam Waterway genannt.
1851-1860 Bau der Neuen Merwede Zur Verhinderung der Verlandung von Noord und Neuer Maas. Neue Merwede wird Hauptmündungsstelle des Rheins (44% des Rhein-, 65% des Waalwassers), bisherige Hauptmündung Brielse Maas versandet.
Ab ca. 1850 Flussregulierungen Ausbaggerungen und Buhnenbau führen zu Verengung und Vertiefung der Deltaarme.
1775 Bau des Bijlandskanal Die Waal wird so im Bereich der Rheinteilung begradigt und etwas nach Norden verlagert.
1773-1776 Bau des Kanals De Pleij Die Verlandung der Gelderschen Issel wird so verhindert.
1707 Bau des Pannerdenskanal Die Verlandung des Nederrijn wird so verhindert, die Rheinteilung etwa sieben km waalabwärts verlegt.
18. Jh. Bau des Spui und des Kanals vom Oude Rijn zur Nordsee
1. Hälfte 18. Jh. Name „Noord“ Für den Merwede-Abschnitt zwischen Dordrecht und Krimpen an der Lek setzt sich die Bezeichnung „Noord“ durch.
Etwa ab 17. Jh. Landgewinnung im sog. Maasästuar Durch die Landgewinnung im sogenannten Maasästuar (treffender wäre „Rheinästuar“, heute finden sich hier die Rotterdamer Hafenanlagen) werden Nord- und Südufer der Bucht zu flussartigen Gewässern. Der Südrand wird Brielse Maas genannt, für den Nordrand sowie den Merwede-Abschnitt ab dem Zufluss des Lek etabliert sich die Bezeichnung Neue Maas, gleichwohl es sich bei beiden um Hauptarme des Rheins handelt.
1421 Elisabethflut Diese katastrophale Sturmflut verändert nachhaltig den geographischen Zustand der Rheinmündungen, da durch die Flut viel Land verloren geht. Die Bucht Hollands Diep entsteht, wodurch u.a. sich die Mündung der Waal (Rhein) weit nach Osten verlagert. Auch dies führt dazu, dass die Waal immer größer wird und die anderen Rheinarme immer kleiner. Am untersten Maasabschnitt entsteht ein neuer Mündungsarm, die Bergse Maas, die in die Bucht Amer (eine östliche Fortsetzung des Hollands Diep) mündet (und 1904 einzige Maasmündung werden wird). Kleine Merwede-Abzweigungen führen zur Bildung des Biesboschdeltas (teilweise bis heute erhalten, 1851-1860 wird hier die heutige Rheinhauptmündung Neue Merwede gebaut).
12.-14. Jh. Abdämmung (Absperrung) vieler Flüsse und Priele Die Trennung vieler Flüsse und Priele vom aktiven Rheinsystem führt zur Reduzierung der Zahl der Rheinarme auf drei: Waal, Nederrijn-Lek, Geldersche Issel (der Nederrijn wird aber bis weit in die Neuzeit hinein nur Rijn, also Rhein, genannt, auch nachdem die Waal im Lauf des Mittelalters die Rolle als Rheinhauptarm übernommen hatte). Zu den wichtigsten der zahllosen Abdämmungen gehören die des Krummen Rheins 1122 (und damit auch des Oude Rijn und der Vecht) und der Holländischen Issel 1285.
11.-15. Jh. Torfabbau und Torfseen Durch den Torfabbau entstehen große Seen (z.B. Haarlemmermeer, in späteren Jahrhunderten wieder trockengelegt).
11.-15. Jh. Waal wird größter Rheinarm, Maasästuar wird zum Rheinästuar Die Waal wird zum Hauptarm des Rheins. Lek und Maas münden in den Waal. Die Waal mündet in den Maasästuar, der durch das Wachstum der Waal faktisch zum Rheinästuar wird. Der Rheinname geht aber dennoch weder auf die Waal noch auf den Maasästuar über.
11.-15. Jh. Stete Änderungen bei den Ästuaren und Buchten Die Ästuare und Buchten vergrößern sich bei Fluten und Hochwasser, und verkleinern sich durch Verschlickung und Trockenlegung. Zwischen 1200 und 1500 hat die Zuiderzee ihre größte Ausdehnung. Der Leidenästuar wird durch Küstenbildungsprozesse verschlossen, wodurch die Mündung des Oude Rijn verschwindet und sein Delta erodiert (führt nördlich davon zur Bildung hoher Dünenketten). (Zur Entwicklung des Maasästuars siehe Ereignis "Waal wird größter Rheinarm".)
Bis 1300 Eindeichung aller Deltaflüsse Alle Deltaflüsse sind durch den Menschen mit Deichen versehen und so in ihrer natürlichen Entwicklung mehr oder weniger beschränkt worden.
Ab 1100 Enorme Zunahme des menschlichen Einflusses Unterstützt von der kulturellen und politischen Entwicklung der Region nehmen die Maßnahmen enorm zu, die der Mensch zur Kultivierung der Landschaft und zur Kontrolle der Wassermengen unternimmt (Höhepunkt vom 17. bis 20. Jahrhundert). Bis heute ist das Rhein-Maas-Delta ein Gebiet, das wie kaum ein zweiter Naturraum auf der Welt vom Eingreifen des Menschen geprägt ist.
Um 1000 Entstehung erosionsbedingter Wasserverbindungen zwischen den Ästuaren von Maas und Schelde
Um 950 Heutiges System entwickelt Um 950 haben sich alle heutigen Flussläufe gebildet, viele der älteren Flussläufe sind hingegen versandet und/oder trockengefallen.
Um 950 Vecht übernimmt das meiste Wasser des Oude Rijn Ein weiterer Schritt im Bedeutungsrückgang der einstigen großen Hauptmündungsstelle des Rheins.
100 AD - 1500 AD Maasästuar wird gemeinsamer Ästuar von Maas und Rhein Die Vergrößerung des Maasästuars (vgl. Ereignis "Erosionen") und der in ihn mündenden Rheinarme Lek und Waal führt dazu, dass der Maasästuar (auch Maasmond oder Brielse Maas genannt) gemeinsamer Ästuar von Maas und Rhein wird.
100 AD - 1500 AD Großflächige Abtragung von Landgebieten Nach den von natürlicher Landbildung geprägten Jahrhunderten folgen Jahrhunderte (v.a. 100 AD - 500 AD), die durch flächenhafte Abtragung von Küsten und küstennahen Gebieten geprägt sind (vgl. auch Ereignis Elisabethflut 1421). Das teilweise großflächige Abtragen von Landgebieten findet vor allem im Norden und Südwesten statt. Aus dem großen nördlichen Binnensee (Flevosee) wird die Meeresbucht Zuiderzee. Etwa zwischen 500 und 700 entstehen im Südwesten die Gezeitenbuchten Westerschelde und Haringvliet. Die bereits vorhandenen Ästuare von Schelde und Maas wachsen stark an, vor allem die verheerenden Sturmfluten zwischen 50 AD und 700 AD vergrößern den Maasästuar (vgl. Ereignis "Maasästuar wird gemeinsamer Ästuar von Maas und Rhein").
Ab 50 BC Verlagerung der rheinischen Hauptwassermengen, Waal rheinischer Hauptarm Ab 50 BC verlagern sich die rheinischen Hauptwassermengen langsam nach Südwesten. Die Waal wird so mit der Zeit zum Hauptstrom des Rheins.
250 BC - 350 AD Enstehung von Nederrijn, Lek, Waal, Gelderscher Issel Die heutigen drei Deltahauptarme entstehen. Daneben bilden sich in dieser Zeit viele weitere Flussläufe.
700 BC Entstehung der Vecht Die Vecht entsteht als ein Abzweig des Oude Rijn nach Norden Richtung Flevosee. Sie ist nun der nördlichste Rheinarm und entwickelt an ihrer Mündung ein eigenes Delta.
Ab 850 BC Beginnender Bedeutungsrückgang im Norden Oude Rijn und Krommer Rijn verlieren an Wassermengen und versanden zunehmend, ebenso wie der Leidenästuar (Rheinästuar). Die rheinischen Wassermengen streben zunehmend dem im Südwesten gelegenen Maasästuar zu.
Um 1000 BC Entstehung des Kromme Rijn Der heute Kromme Rijn (Krummer Rhein) genannte Flussabschnitt entsteht und wird schnell Teil des rheinischen Hauptstroms (ersetzt den Houten-Kurs).
Um 1200 BC Oude-Rijn-Delta Der Oude Rijn hat sich in die Nordsee ein großes Flussdelta aufgebaut, was auf die hohe Wasser- und Sandabfuhr hindeutet, die der Oude Rijn zu dieser Zeit hat.
2000-1700 BC Schließung der Strandwallküste mit wenigen verbleibenden Buchten Die natürlichen Landbildungsprozesse führen zur verbreiteten Schließung der Strandwallküste und zum Landaufbau in den dahinter liegenden Gebieten. Folgende Gezeitenbuchten bzw. Ästuare bleiben erhalten: Bucht von Alkmaar (Vecht, Angstel), Leidenästuar/Rheinästuar (Oude Rijn), Maasästuar (Maas), Oosterschelde (Schelde).
Um 3000 BC Oude Rijn wird größter Rheinarm Ab etwa 3400 BC entstehen mit dem Werkhoven-Arm und dem Oude Rijn zwei neue rheinische Hauptarme und ersetzen den südlicher gelegenen Benschoop-Hauptarm, der verlassen wurde. Beide münden in ein hinter den Strandwällen liegendes Gezeitenbecken, den sogenannten Leidenästuar (der Oude Rijn mündet zwischen Woerden und Alphen). Etwa um 3000 BC wird der Oude Rijn größter Rheinarm und bleibt dies bis ins Mittelalter.
3000-2500 BC Bildung einer Strandwallküste Aus der offenen Küste wird eine Strandwallküste mit einer wallartigen Inselkette (die sich ab 2000 BC schließen wird). Dies führt dazu, dass die Küstenlinie sich nun nicht mehr generell und stetig landeinwärts verlagert - die Auswirkungen des nachkaltzeitlichen Meeresspiegelanstiegs gehen zurück.
Um 3300 BC Meeresbuchten und Strandwallbildung Um 3300 BC existieren im Südwesten und im Norden große Meeresbuchten. Entlang der dem Meer zugewandten Küstenabschnitte bilden sich erste Strandwälle, die teilweise bis heute erhalten sind. Östlich der Wälle, also landeinwärts, herrscht ein wattenmeerähnlicher Zustand vor.
5650-3400 BC Benschoop-System Das Fluss-System (alle Flüsse) des Deltas dieser Zeit wird Benschoop-System genannt. Der Hauptarm des rheinischen Deltas dieser Zeit ist der Benschoop-Arm, der nördlich von Rotterdam in ein Gezeitenbecken mündet (um 3000 BC wird dann der nördlicher fließende Oude Rijn Hauptarm des Rheindeltas werden).
7000-6000 BC Beginn der holozänen Deltabildung Etwa zwischen 7000 und 6000 BC ist der Meeresspiegel so hoch geworden, dass erstmals im heutigen Deltagebiet die Sedimentation die Erosion überwiegt. Das sich so über und in den pleistozänen Schotterterrassen und Tälern bildende Delta dehnt sich ab etwa 6000 BC nach Osten aus, bis es etwa um 2000 BC seine heutige Ostgrenze erreicht (etwa die Gegend der heutigen Rheinteilung). Die im Deltagebiet entstandenen und entstehenden Flussläufe sind geprägt von Flussteilungen und Flussverlagerungen.
Ab etwa 9650 BC (=11.650 BP) Meeresspiegelanstieg, letzte große Verlagerung der Küstenlinie Mit dem Ende der Weichselkaltzeit beginnt die Ära des Holozän und der gegenwärtigen Warmzeit. Der durch das Abschmelzen der Eismassen verursachte, bis heute letzte große Meeresspiegelanstieg sorgt dafür, dass sich die Küstenlinie in den folgenden Jahrtausenden schrittweise nach Osten in ihre ungefähre heutige Position bewegt. Bis etwa 7000 BC ist der Meeresspiegelanstieg relativ stark, danach wird er bis etwa 2000 BC immer schwächer.
117.000-11.650 BP Weichselkaltzeit Während der letzten Kaltzeit liegt der Meeresspiegel bis zu 120 m tiefer als heute, die Rheinmündung daher weit entfernt von der heutigen Küste. Im Bereich der heutigen Küste liegen tiefe Erosionstäler, durch die Rheinarme fließen, und die auch noch das heutige Landschaftsbild mitprägen werden. Zeitweise bestehen zwei große Rheinarme: Ein nördlicher Arm fließt im Bereich Geldersche Issel, IJsselmeer, Nordholland, Nordsee, und wird im Pleniglazial (73.000–14.500 BP) verlassen. Ein südlicher Arm zweigt bei Wesel nach Westen ab. In der Jüngeren Dryas (12.850–11.650 BP) entstehen in weiten Teilen der heutigen Niederlanden zahllose Dünen, die später die Orte erster menschlicher Ansiedlungen sein werden.
128.000–117.000 BP Eem-Warmzeit Während der Eemwarmzeit ist der Meeresspiegel höher als heute, und die Küste verläuft teilweise weiter im Landesinneren als heute. Der Rhein fließt nach wie vor durch das Tal der Gelderschen Issel und mündet im Bereich des heutigen IJsselmeer-Ostufers.
780.000-128.000 BP Mittelpleistozän Das Einzugsgebiet des Rheins vergrößert sch weiter durch die Anzapfung des Alpenrheins (bisher zur Donau) und der Oberläufe der Maas in Lothringen(durch die Mosel). Vor der Saalekaltzeit (347.000-128.000 BP) nahm das damalige Rheindelta die gesamten Niederlande nördlich der heutigen Waal ein, die Maas mündete bei Arnhem in den Rhein. Die Gletscher der Saalekaltzeit dann verursachen im heutigen Deltagebiet Moränenketten, die bis heute bis zu 100 m hohe Teile der Landschaft sind. Der Eisrand lenkt Rhein und Maas nach Westen um, die Rheinmündung befindet sich während der kältesten Phasen meist nordwestlich der Bretagne. Nach dem Rückzug des Eises durchbrach der Rhein die Moränenkette bei Düsseldorf und folgte einer Linie Wesel und Gelderscher Issel, um auf Höhe der Vechte einen scharfen Knick nach Westen zu vollziehen.
2.600.000-780.000 BP Altpleistozän Der Rhein zapft die Aare an (bisher zur Saône) und dehnt so sein Einzugsgebiet in die Alpen aus. Zwischen Aachen und Köln ist eine Rheinteilung nachweisbar. Während der Kaltzeiten liegt die Rheinmündung vor der Ostküste Englands (Doggerbank). Im Bereich des heutigen Nordrhein-Westfalen verschiebt sich der Rhein weit nach Osten, ungefähr in die heutige Lage, um bei Wesel einen scharfen Knick nach Westen zu vollziehen.
2.600.000-11.650 BP Pleistozän In den Kaltzeiten des Pleistozäns liegt der Meeresspiegel aufgrund der Eisbildungen tiefer als heute, die Rheinmündungen daher oft weit meerwärts. Im Bereich des heutigen Deltas bilden sich während der Kaltzeiten in der Regel ausgedehnte Schotterebenen mit Erosionstälern (auf denen sich ab etwa 7000-6000 BC das heutige Delta bilden wird). Der Küstenverlauf der Warmzeiten ist dem heutigen eher vergleichbar. Der Rhein im heutigen Nordrhein-Westfalen liegt in einem Hebungsgebiet (was die Erosion fördert), der Rhein in den heutigen Niederlanden hingegen in einem Senkungsgebiet (was Sedimentation, Deltabildung, Flussteilungen und Flussverlagerungen fördert).
5,3-2,6 mya Pliozän Das Einzugsgebiet des Rheins dehnt sich aus in die heutigen Gebiete von Mosel, Main und Neckar. Der Oberlauf des Rheins entspricht vielleicht dem der elsässischen Ill. Der Unterlauf des Rheins liegt viel westlicher und südlicher als heute (Eifel, Rur, Limburg, Nordbrabant). Das Land, die Tieflandebene, dehnt sich hier aus und so verschiebt sich der Küstenverlauf und mit ihr die Rheinmündung langsam nach Nordwesten.
23-5,3 mya Miozän Die Nordsee, als Ausbuchtung des Atlantiks, entsteht. Die ältesten bekannten Rheinsedimente besagen, dass der Proto-Rhein im Rheinischen Schiefergebirge quellt und als kleiner Fluss bei Bonn in die Nordsee mündete (erstes Rheindelta). Küste und Rheinmündung verlagern sich langsam Richtung Köln und Düsseldorf, da sich zwischen Artois und Baltikum Schwemmlandebenen bilden, darunter die heutige norddeutsche Tiefebene. Das Einzugsgebiet des Rheins vergrößert sich, auch weil sich das Rheinische Schiefergebirge hebt.
100 mya Beginn der Alpenbildung Die Alpen spielen für die spätere Geschichte des Rheins und seiner Mündungen aufgrund der rheinischen Sedimentfrachten eine nicht unbedeutende Rolle.
150 mya Teilung des Kontinents Laurasia Nach dieser Teilung entsteht der Nordatlantik. An ihm und seinen Ausbuchtungen liegen alle späteren Rheinmündungen.
370 mya Variszische Orogenese In dem dabei entstehenden Gebirgsbogen Rhenoherzynikum (Rheinisches Schiefergebirge u.a.) quellt der erste nachweisbare Ur-Rhein.
3800-2500 mya Archaikum Es entstehen Kontinente, gezeitenbeeinflusste Ozeane und Fließgewässer - Grundvoraussetzungen für alle späteren Rheindelta- und Rheinmündungslandschaften.
4570-3800 mya Hadaikum Es entstehen der Mond und der Wasserkreislauf. Der Mond wird die Wassermassen der späteren Ozeane bewegen (Gezeiten).
  1. Alle Angaben sind näher erläutert und belegt in den nachfolgenden Abschnitten.