Benutzer:Thombansen/Apotheke Adorf (Diemelsee)

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Die Apotheke in Adorf an der Hauptstraße

Karte: Hessen
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Apotheke Adorf in Waldeck Nordhessen an der Grenze zu Nordrhein - Westfalen

Die Apotheke–Adorf (Diemelsee) in Adorf (Diemelsee) wurde 1852 gegründet. Bis in das 21. Jahrhundert ist sie seit über 160 Jahren die einzige Apotheke, die in einem Umkreis von rund 15 Kilometern die Bevölkerung mit Medikamenten versorgt. Die Apotheke ist Teil der waldeckischen und hessischen Pharmaziegeschichte.

Sie darf nicht mit anderen Apotheken verwechselt werden, die sich weiteren Orten namens Adorf befinden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Vorgeschichte zur Gründung der Apotheke–Adorf liegt in der Entwicklung des regionalen Medizinalwesens. Durch den Fortschritt in der Pharmazie entwickelte sich der Bedarf zur Versorgung mit Medikamenten, der zuvor von diversen historischen Heilberufen, Badern, Hebammen sowie fahrenden Chirurgen und Apothekern sowie Klostergärten in Ergänzung zu Hausmitteln bedient wurde. Später besserte sich die Versorgung im Apothekenwesen in Waldeck-Pyrmont, wie vergleichsweise zum Apothekenwesen in Nassau und zum Apothekenwesen in Hessen-Darmstadt erkennbar. Ein Gesundheitssystem, wie es im 20. und 21. Jahrhundert etabliert wurde, existierte zur Zeit der Apothekengründung in Adorf noch nicht. Historisch durch Herrschafts- und Verwaltungsgrenzen bedingt, ist die Arzneimittelversorgung der Region der Gemeinde Diemelsee seit 1852 bis in das 21. Jahrhundert auf die Apotheke–Adorf angewiesen.[1]

Es brauchte knapp 20 Jahre bis der Wunsch der Bevölkerung zur Errichtung einer Apotheke in Adorf erfüllt wurde. Der ersten Petition vom 19. Juni 1835 folgten weitere Eingaben am 20. November 1839 und 9. Juni 1840. Der Apotheker Fischhaupt bewarb sich am 3. April 1844, am 5. Februar und 30. März 1948 sowie am 7. Februar 1852 erfolglos um die Apotheken-Konzesson in Adorf. Letztlich gab die Landesregierung dem gemeinsamen Druck der zum 28. Februar 1852 notierten Petition der Orte Adorf, Benkhausen, Deisfeld, Flechtdorf, Giebringhausen, Heringhausen, Ottlar, Rattlar, Rhenegge, Schweinsbühl, Stormbruch, Sudeck und Wirmighausen nach. Die Fürstlich-Waldeckische-Landesherrschaft (seinerzeit „Fürst Georg Victor zu Waldeck und Pyrmont“) erteilte am 15. Oktober 1852 die Genehmigung in Adorf eine „Filialapotheke“ zu eröffnen.[2][3][4]

Das ersten Jahrzehnte der Apotheke-Adorf sind mit mehrfachem Wechsel der Betreiber ebenso bemerkenswert, wie die langen Perioden der nachfolgenden Apothekeninhaber. Zunächst wurde zum 15. Oktober 1852 eine gemeinschaftliche Filial-Konzession an den Apotheker Kümmell (Hirsch-Apotheke, Korbach) und den Apotheker Kunkell (ehemalige Engel-Apotheke, Korbach) vergeben. Am 20. Juni 1856 beantragte der Apotheker Dr. Karl Leonhardi (Carl Friedrich Hermann Rudolf Leonhardi aus Mengeringhausen * 1835 † 1862) eine selbständige Apotheke in Adorf, die zum 30. August 1856 genehmigt wurde. Leonhardi durfte die Apotheke in Adorf selbstständig betreiben, um damit 13 Gemeinden zu versorgen. Vier Jahre später übernahm Eduard König (* 1831) die Konzession für weitere sechs Jahre von 1860 bis 1876. König erweiterte die Apotheke ab dem 16. April 1863 mit der örtlichen „Postexpedition II. Classe“, die ab 1871 zur Kaiserlichen-Postagentur wurde.[5][6][3][7][8][9]

Der Nachfolger von König wurde für die nächsten 40 Jahre der in Athen als „Halbgrieche“ geborene Apotheker Panajotis Oestreich (* 1842 † 1916). Dieser hatte das Apothekenwesen in Marburg studiert. Am 26. November 1876 erhielt er die Apothekenkonzession. Zusätzlich wurde er in Nachfolge von König zum 1. Oktober 1877 ebenfalls als Postagent angenommen. Weiterhin wurde er als Mitgründer der Feuerwehr von Adorf bekannt. Die Postdienste wurden zum 1. Juli 1887 an das neue örtliche Postamt abgegeben. 1916 übernahm der Apothekersohn Arthur Oestreich (* 1883 † 1940) die Apotheke und führte sie bis 1938. Arthur Oestreich hatte eines der ersten Automobile im Landkreis und seine Tochter Anna erhielt als erste Frau in Waldeck einen Kraftfahrzeug-Führerschein. Arthur Oestreich wurde von seinem Schwiegersohn Heinz Barth (Gustav Heinrich Barth * 1905 † 1989) abgelöst, der 31 Jahre die Bevölkerung versorgte. 1969 folgte Dr. Karl Ludwig Fichtner (* 1936 in Füssen), der die Apotheke zum 1. Oktober 1977 an den Apotheker und Pharmaziehistoriker Dr. Ulrich Seidel übergab. Fichtner zog nach Vöhl und betrieb dort von 1977 bis 2010 die örtliche Apotheke.[10][11][2][12][3][9][13]

Dr. Ulrich Seidel (* 1944 in Falkenstein/Vogtland) führt die Apotheke–Adorf seit über 40 Jahren und damit länger als alle seine Vorgänger. Neben der üblichen Bevölkerungsversorgung mit Medikamenten widmet sich der Apotheker Seidel der Pharmaziegeschichte sowie der Herstellung von Spezialitäten nach alten Apotheker-Rezepturen. Bis in das 21. Jahrhundert befindet sich die Apotheke im Gründungshaus, einem historischen Fachwerkgebäude, das in den 1980er-Jahren nach baubiologischen Aspekten renoviert wurde.[2][12][3]

Ebenfalls als Apotheker aus Adorf verzeichnet ist Georg Ludwig Wilhelm Koenig, der am 22. Dezember 1890 in Marburg seine Dissertation vorlegte.[14]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael Bleisch, Christopf Friedrich: Kartographie in der Pharmaziegeschichte. Hrsg.: Institut für Geschichte der Pharmazie. Sevilla, Marburg 2007 (us.es [PDF]).
  • Alfred Emde: Adorf Die Geschichte eines waldeckischen Dorfes. 1. Auflage. Eigenverlag, Adorf (Diemelsee) 1992.
  • Alfred Emde, Karl Welteke, Überarbeitung: Mike Fieseler: Adorf Die Geschichte eines waldeckischen Dorfes. Hrsg.: Ortsbeirat Adorf. 2. Auflage. SBS-Druck, Adorf (Diemelsee) 2016.
  • Reinhard König: Waldeckische Regierung, 1706-1867: mit Vorakten ab 1476. In: Hessisches Staatsarchiv Marburg (Hrsg.): Repertorien des Hessischen Staatsarchivs Marburg. Bände 1–3, 1981.
  • Ulrich Seidel: Rezept und Apotheke zur Geschichte der Arzneiverordnung vom 13. bis zum 16. Jahrhundert. Hrsg.: Fachbereich für Pharmazie und Lebensmittelchemie der Philipps-Universität. Marburg 1977.
  • Ursula Steinkamp: Zur Geschichte des Apothekenwesens in den Grafschaften und dem späteren Fürstentum Waldeck und Pyrmont von den Anfängen bis zur Gegenwart, Dissertation, Marburg 1980.
  • Ursula Steinkamp: Zur Geschichte des Apothekenwesens in den Grafschaften und dem späteren Fürstentum Waldeck und Pyrmont von den Anfängen bis zur Gegenwart. In: Geschichtsblätter für Waldeck, Band 68, Korbach, 1980, S. 11 ff.
  • Waldeckischer Geschichtsverein (Hrsg.): Geschichtsblätter für Waldeck. Band 68, 1980, ISSN 0342-0965, S. 98 ff.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Adorf (Diemelsee) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bleisch, Friedrich: Kartographie in der Pharmaziegeschichte.
  2. a b c Natalie Volkenrath: Apotheke(r) schreibt Geschichte. In: Verlag Wilhelm Bing (Hrsg.): Waldeckische Landeszeitung. Korbach 15. August 2012, S. 9 (apotheke-adorf.de [PDF]).
  3. a b c d Ulrike Schiefner (Kürzel: bk): Junger Apotheker auf den Spuren der Vergangenheit. In: Verlag Wilhelm Bing (Hrsg.): Waldeckische Landeszeitung. Korbach 8. Dezember 1978. (eingesehen am 29. November 2020).
  4. Waldeckischer Geschichtsverein (Hrsg.): Geschichtsblätter für Waldeck. Band 68, 1980, ISSN 0342-0965, S. 98 ff.
  5. L. Bley et. al.: Archiv der Pharmacie. Hrsg.: Allgemeiner Deutscher Apothekerverein, Abteilung Norddeutschland. 2. Reihe LXXXXVI Band. Hahn'sche Hofbuchhandlung, Hannover 1858, S. 414 (bsb-muenchen.de [abgerufen am 24. November 2020]). Eintrag: Leonhardi, Apotheke–Adorf Eintrittsgeld
  6. L. Bley et. al.: Archiv der Pharmacie. Protokoll der Kreisversammlung vom 23. Mai 1860. Hrsg.: Allgemeiner Deutscher Apothekerverein, Abteilung Norddeutschland. X. Jahrgang Auflage. 2. Reihe CLIV. Band. Hahn'sche Hofbuchhandlung, Hannover 1860, S. 111, 227 (google.de [abgerufen am 24. November 2020]). Eintrag: Leonhardi, Apotheke–Adorf scheidet aus.
  7. L. Bley et. al.: Archiv der Pharmacie. Hrsg.: Allgemeiner Deutscher Apothekerverein, Abteilung Norddeutschland. X. Jahrgang Auflage. 2. Reihe CIV. Band. Hahn'sche Hofbuchhandlung, Hannover 1860, S. 314 (google.de [abgerufen am 24. November 2020]). Eintrag: Kreis Waldeck, Eintritt E. König, Apotheke–Adorf.
  8. Redaktion der „Pharmaceutischen Zeitung“ (Hrsg.): Adreßbuch der deutschen, schweizerischen und luxemburgischen Apotheken, Medizinalbeamten. Bunzlau, Verlag der „Pharmaceutischen Zeitung“, 1885, S. 2 (google.de [abgerufen am 24. November 2020]). Eintrag: Apotheke–Adorf, Inhaber: König Ed.
  9. a b Ortssippenbücher Adorf (Band 57) und Mengeringhausen (Band 89). In: Waldeckischer Geschichtsverein (Hrsg.): Waldeckische Ortssippenbücher. (eingesehen am 1. Dezember 2020).
  10. Wilhelm Hopf (Hrsg.): Hessische Blätter. Band 9. Melsungen 1877, S. 346 (google.de [abgerufen am 24. November 2020]). Eintrag: Nr. 55, Koenig, Georg Ludwig Wilhelm.
  11. Alfred Emde: Adorf Die Geschichte eines waldeckischen Dorfes. Unsere Post. S. 400–403.
  12. a b Gudrun Skupio, Wilhelm Figge: Vielen Apotheken im Kreis droht Schließung. In: Verlag Wilhelm Bing (Hrsg.): Waldeckische Landeszeitung. Korbach 10. Dezember 2015, S. 1 (Titelblatt) (ziladoc.com [PDF; abgerufen am 24. November 2020]).
  13. Apotheke Vöhl (Historie) (Memento vom 1. Dezember 2020 im Internet Archive)
  14. Wilmanns: Jahresverzeichnis der an deutschen Universitäten erschienen Schriften. Band 6. A. Aaher & Co, Berlin 1891, S. 218 (google.de [abgerufen am 24. November 2020]). Eintrag: Nr. 55, Koenig, Georg Ludwig Wilhelm.

Kategorie:Apotheke in Deutschland Kategorie:Organisation (Diemelsee, Gemeinde)