Benutzerin:Liliana-60/1

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Gurmukhi
Die Silbe ka in Gurmukhi
ka in Gurmukhi
Verbreitungsgebiet von Gurmukhi
Schrifttyp Abugida
Sprachen Panjabi
Verwendet in Panjab
Abstammung Protosinaitische Schrift
 → Phönizische Schrift
  → Aramäische Schrift
   → Brahmischrift
    → Gurmukhi
Besonderheiten Gehört zur indischen Schriftenfamilie.
Unicodeblock U+0A00–U+0A7F
ISO 15924 Guru

Die Gurmukhi-Schrift (ਗੁਰਮੁਖੀ gurmukhī) gehört zu den indischen Schriften. Wie diese ist sie eine Zwischenform aus Alphabet und Silbenschrift, eine sogenannte Abugida. Sie wird zum Schreiben der Panjabi-Sprache in Indien verwendet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie viele andere indische Schriften hat die bengalische Schrift ihren Ursprung in der Brahmi-Schrift, die erstmals im 3. Jahrhundert v. Chr. belegt ist. Aus dieser Schrift entwickelten sich im Laufe der Zeit zahlreiche regionale Varianten, die sich teilweise stark unterscheiden.

Früher wurde das Punjabi in der Lahnda-Schrift geschrieben. Aufgrund der Mängel dieser Schrift wurde sie nach dem Vorbild des Devanagari angepasst.[1] Ihre gegenwärtige Form erhielt die Gurmukhi-Schrift im 16. Jahrhundert von Guru Angad Dev, dem zweiten Guru der Sikhs.[2]

Die Bezeichnung „Gurmukhi“ ist eine Ableitung aus einer Zusammensetzung zweier Punjabi-Begriffe: ਗੁਰੂ gurū „Lehrer“ und ਮੁਖ mukh „Mund“.[1]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gurmukhi-Schrift wird überwiegend, wenn nicht ausschließlich, zur Schreibung des Panjabi im indischen Bundesstaat Punjab verwendet. Das Panjabi ist außer in Indien auch in Pakistan in der dortigen namensgleichen Provinz verbreitet, dort wird das Panjabi in der Regel mit dem Shahmukhi, ein auf der arabischen Schrift basierendes Alphabet, geschrieben.

Funktionsprinzip[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gurmukhi-Schrift ist wie die anderen indischen Schriften eine Zwischenform aus Alphabet und Silbenschrift, eine sogenannte Abugida. Bei einer Abugida hat jeder Konsonant, der kein Vokalzeichen besitzt, den inhärenten Vokal a. Dieser inhärente Vokal lässt sich durch das Hinzufügen von Vokalzeichen ändern, die sich fest mit dem Konsonanten verbinden. Der Konsonant ਕ ist damit ein ka, ਕਿ hingegen ein ki. Wie die anderen indischen Schriften wird die bengalische Schrift von links nach rechts geschrieben; eine Unterscheidung zwischen Groß- und Kleinbuchstaben existiert nicht.

Vokale werden nur mit eigenen, selbständigen Zeichen dargestellt, wenn sie ohne zugehörigen Konsonanten vorkommen, etwa am Wortanfang. Im Gegensatz zu den anderen indischen Schriften kennt die Gurmukhi-Schrift kein Virama, das heißt, Konsonanten ohne zugehörigen Vokal werden in der Schrift nicht markiert, was das Erlernen der Schrift erschwert. Ebenso fehlen der Gurmukhi-Schrift die meisten Ligaturen, die in den anderen indischen Schriften üblich sind.

Vokale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gurmukhi-Schrift besitzt zehn Vokalzeichen.

Die links stehenden selbständigen Vokalzeichen werden nur für Vokale ohne zugehörigen Konsonanten verwendet, etwa am Wortanfang oder nach einem weiteren Vokal. Kommt ein Vokal hingegen zusammen mit einem Konsonanten vor, werden die rechts stehenden kombinierenden Vokalzeichen benutzt, die sich mit dem Konsonantenzeichen verbinden und eine feste Einheit bilden. Die kombinierenden Vokalzeichen werden hier am Beispiel des Konsonanten ਕ k gezeigt.

Selbständige Vokalzeichen Kombierende Vokalzeichen
Zeichen Transliteration Lautwert Zeichen Transliteration Lautwert
a [ə] ka []
ā [] ਕਾ [kaː]
i [ɪ] ਕਿ ki []
ī [] ਕੀ [kiː]
u [ʊ] ਕੁ ku []
ū [] ਕੂ [kuː]
e [e] ਕੇ ke [ke]
ai [ɛ] ਕੈ kai []
o [o] ਕੋ ko [ko]
au [ɔ] ਕੌ kau []

Konsonanten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gurmukhi-Schrift enthält 32 Konsonanten. Die Transliteration wird in dieser Tabelle ohne den inhärenten Vokal a dargestellt, der normalerweise vorhanden ist, wenn der Konsonant kein Vokalzeichen besitzt.

Stimmhafte Aspiranten sind aus dem Punjabi verschwunden. Die entsprechenden Zeichen werden stattdessen benutzt, um den tiefen Ton zu markieren. Das Wort ਘੋੜਾ ghoṛā „Pferd“ hat demnach die Aussprache /kòɽaː/.[1]

Zeichen Transliteration Lautwert
s [s]
h [h]
k [k]
kh []
g [g]
gh []
[ŋ]
c [c]
ch []
j [ɟ]
jh []
ñ [ɲ]
[ʈ]
ṭh [ʈʰ]
[ɖ]
ḍh [ʈ˩]
[ɳ]
‍‍ਤ t []
th [t̪ʰ]
d []
dh [t̪˩]
n []
p [p]
ph []
b [b]
bh []
m [m]
y [j]
r [r]
l [l]
v [v]
[ɽ]

Darüber hinaus existieren weitere Zeichen, die durch das Hinzufügen eines Nuktas an bestehende Zeichen entstanden sind. Die Laute, die durch diese Zeichen dargestellt werden, kommen im Punjabi nicht vor, werden aber für Lehnwörter aus dem Urdu verwendet. Diese Zeichen werden nicht immer benutzt und auch ihre Aussprache wird nur selten angewendet, meist wird die Aussprache des Ursprungszeichens verwendet (also zum Beispiel [] statt [f]).[3] Das ਲ਼ wurde erst vor kurzem eingeführt, konnte sich bisher jedoch nicht durchsetzen.[4]

Zeichen Transliteration Lautwert
ਖ਼ k͟h [x]
ਗ਼ ġ [ɣ]
ਜ਼ z [z]
ਫ਼ f [f]
ਸ਼ ś [ʃ]
ਲ਼ [ɭ]

Ligaturen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten Konsonantenligaturen, wie sie im verwandten Devanagari üblich sind, kommen in der Gurmukhi-Schrift nicht mehr vor. Lediglich die Zeichen ਯ y, ਵ v, ਰ r und ਹ h nehmen Sonderformen an, wenn sie an zweiter Stelle innerhalb eines Konsonantenclusters vorkommen:[5]

Zeichen Transliteration
ਕ੍ਯ kya
ਕ੍ਵ kva
ਕ੍ਰ kra
ਕ੍ਹ k:ha

Dem untergeschriebenen h kommt dabei eine besondere Bedeutung zu: es dient dazu, den hohen Ton zu markieren.[1]Das untergeschriebene h steht nach dem tonalen Vokal, das Wort ਜਗ੍ਹਾ jag:ha „Ort“ wird demnach /ɟə́gaː/ gesprochen.

Früher bildeten auch weitere Konsonanten Sonderformen, dies wird aber in modernen Texten nicht mehr angewandt. Diese Formen sind ausschließlich in älteren Texten zu finden.[5]

Zeichen Transliteration
ਕ੍ਗ kga
ਕ੍ਚ kca
ਕ੍ਟ kṭa
ਕ੍ਠ kṭha
ਕ੍ਤ kta
ਕ੍ਥ ktha
ਕ੍ਦ kda
ਕ੍ਨ kna

Satz- Sonderzeichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gurmukhi-Schrift kennt eine Reihe von Sonderzeichen. Diese kommen nicht alleine vor, sondern werden nur zusammen mit einem Konsonanten verwendet.

  • Das Zeichen ਅਧਕ adhak wird dazu verwendet, den darauffolgenden Konsonanten zu geminieren.[6] So wird das Wort ਸੱਤ „sieben“ als satt transliteriert und ausgesprochen.
  • Die Zeichen ਬਿੰਦੀ biṃdī und ਟਿੱਪੀ ṭippī werden beide zur Markierung von nasalen Vokalen verwendet. Bei den beiden Zeichen handelt es sich um stellungsbedingte Varianten; das biṃdī wird für die meisten langen Vokalen und den selbständigen Vokalzeichen ਉ u und ਊ ū verwendet, das kombinierende Vokalzeichen ū sowie alle weiteren Vokalzeichen verwenden das ṭippī.[7]
  • Das Visarga kommt in der Gurmukhi-Schrift nur sehr selten vor. Meist wird es zur Markierung von Abkürzungen benutzt (wie der Punkt in der lateinischen Schrift), er kann aber auch wie im Sanskrit für ein auslautendes stimmloses h verwendet werden.[8]
Zeichen Transliteration
ਕੱਕ kakka
ਕੰ kaṃ
ਕਾਂ kāṁ
ਕਃ kaḥ

Das einzige Satzzeichen der Gurmukhi-Schrift ist ein vertikaler Strich ।. Dieser Strich schließt, ähnlich wie der Punkt, einen Satz ab. Darüber hinaus sind auch die westlichen Satzzeichen verbreitet.[9]

Alphabetische Anordnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die alphabetische Ordnung der Gurmukhi-Schrift unterscheidet sich von den anderen indischen Schriften.

Die selbständigen Vokale werden bei der alphabetischen Ordnung nicht als eigenständige Zeichen betrachtet, sondern werden als Ableitungen von drei Vokalträgern betrachtet: ੳ (genannt ਊੜਾ ūṛā), ਅ (genannt ਐੜਾ aiṛā) und ੲ (genannt ਈੜੀ īṛī). Abgesehen vom aiṛā stellen diese Vokalträger alleine keine Laute dar, sondern müssen stets mit einem Vokalzeichen kombiniert werden, um die selbständigen Vokalzeichen zu bilden.[10] Mit diesen Zeichen beginnt dementsprechend das Gurmukhi-Alphabet:

  • Vokalträger: ੳ (ūṛā), ਅ (aiṛā), ੲ (īṛī)
  • s, ਹ h
  • weitere Konsonanten, zuerst stimmlos, dann stimmhaft (jeweils unaspiriert und aspiriert) und zuletzt nasal, gruppiert nach Artikulationsort von hinten nach vorne:
    • Gutturale (1): ਕ k, ਖ kh, ਗ g, ਘ gh, ਙ
    • Palatale (2): ਚ c, ਛ ch, ਜ j, ਝ jh, ਞ ñ
    • Zerebrale (3): ਟ , ਠ ṭh, ਡ , ਢ ḍh, ਣ
    • Dentale (4): ਤ t, ਥ th, ਦ d, ਧ dh, ਨ n
    • Labiale (5): ਪ p, ਫ ph, ਬ b, ਭ bh, ਮ m
  • Halbvokale: ਯ y, ਰ r, ਲ l, ਵ v

Ziffern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gurmukhi-Schrift besitzt eigene Ziffernzeichen.

Zahl 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Ziffer

Umschrift[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als indische Schrift steht mit der ISO 15919-Norm ein Transliterationsschema für die Gurmukhi-Schrift zur Verfügung. Andere Transliterationssysteme, wie die Transliteration gemäß der National Library at Calcutta, sind mit der ISO 15919-Norm nahezu identisch.

Es existiert außerdem die Bharati-Brailleschrift, mit der neben anderen indischen Schriften auch die Gurmukhi-Schrift in Brailleschrift umgesetzt werden kann.

Gurmukhi in Unicode[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unicode kodiert die Gurmukhi-Schrift im Unicode-Block Gurmukhi im Codebereich U+0A00–U+0A7F.

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 A B C D E F
A00
A10
A20
A30 ਲ਼ ਸ਼ ਿ
A40
A50 ਖ਼ ਗ਼ ਜ਼ ਫ਼
A60
A70 ੿

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bhardwaj, Mangat Rai: Colloquial Panjabi, London 1995
  • Gill, Mukhtiar Singh; Joshi, S. S. (Ed.): Punjabi-English Dictionary, Patiala (Indien) 1994
  • Grierson, G. A.: Linguistic Survey of India, IX, 1916 (Reprint Delhi 1968)
  • Masica, Colin P.: The Indo-Aryan Languages, Cambridge 1991
  • Shackle, C.: Punjabi, Teach Yourself Books, London 1972

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d George L. Campbell: Handbook of scripts and alphabets. Routledge, London 1997, ISBN 0-415-18344-8, S. 68.
  2. Julie D. Allen: The Unicode Standard, version 5.2. The Unicode Consortium. The Unicode Consortium, Mountain View 2009, ISBN 978-1-936213-00-9, Chapter 9: South Asian Scripts-I, S. 283 (PDF, 2,5 MB).
  3. Kalra & Purewal, S. 15
  4. Kalra & Purewal, S. 10
  5. a b The Unicode Standard, S. 285
  6. Kalra & Purewal, S. 21
  7. Kalra & Purewal, S. 21f
  8. PCRC - General Resources - An Introduction to Gurmukhi
  9. Kalra & Purewal, S. 22
  10. Kalra & Purewal, S. 18

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