Be’eri
Beʾeri | ||
---|---|---|
Basisdaten | ||
hebräisch: | בְּאֵרִי | |
Staat: | Israel | |
Bezirk: | Süd | |
Gegründet: | 6. Oktober 1946 | |
Koordinaten: | 31° 25′ N, 34° 29′ O | |
Höhe: | 88 m | |
Einwohner: | 1037 (Stand: 2018)[1] | |
Gemeindecode: | 0399 | |
Zeitzone: | UTC+2 | |
Gemeindeart: | Kibbuz | |
Beʾeri (hebräisch בְּאֵרִי Bəʾerī) ist ein Kibbuz in Israel, welcher sich in der Wüste Negev nahe dem Gazastreifen befindet und zu der Regionalverwaltung Eschkol gehört. 2018 hatte der Kibbuz 1037 Einwohner.[2]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beʾeri wurde 1946 im Rahmen der Elf-Punkte-Operation gegründet. Die Gründer waren Mitglieder der Föderation der arbeitenden und studierenden Jugend und benannten den Ort nach Berl Katznelson, dessen Vorname ohne Koseform Beʾeri lautete. Nach der israelischen Unabhängigkeit im Jahr 1948 wurde der Kibbuz etwa drei Kilometer südöstlich der ursprünglichen Position verschoben. Seit 1950 betreibt der Kibbutz die Druckerei Dfus Beʾeri (דְּפוּס בְּאֵרִי), die allerlei Drucksachen, aber insbesondere auch Bilderalben und Ausweisdokumente (Führerscheine) druckt. Seit 2007 zählt Beʾeri zum so genannten Gaza Envelope, dem Grenzgebiet entlang der Grünen Linie mit zahllosen Einschlägen aus dem Gazastreifen, das Israels besonderer steuerlicher Förderung unterliegt.
Überfall 2023 auf Bewohner und Ort
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Während des Terrorangriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 drangen palästinensische Terroristen nach Überwinden der Sperranlagen um den Gazastreifen in den grenznahen Kibbuz ein und ermordeten während des Massakers in Beʾeri 132 Menschen – darunter Frauen und Kinder; viele wurden gefoltert, verstümmelt und vergewaltigt.[3][4][5] 32 Menschen verschleppten die Terroristen als Geiseln in den Gazastreifen. Mindestens 125 Häuser wurden zerstört oder beschädigt. Wie Reporter, die vor Ort waren berichteten, sei besonders der Westteil des Kibbuz schwer getroffen worden.[6]
Um den Kibbuz Beʾeri zu befreien und das nähere Umland zu sichern, benötigten die israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) vier Tage.[7] Nach der Rückeroberung erklärte die IDF Beʾeri zunächst zum militärischen Sperrgebiet; die rund 900 verbliebenen Bewohner wurden in eine Hotelanlage am Toten Meer evakuiert.[8] Auch die verbliebenen Tiere des Kibbuz wurden umgesiedelt.[9] Nachdem das Dorf von der Armee wieder freigegeben worden war, kehrten vier Monate nach dem Massaker 70 Bewohner zurück.[10]
Im Juli 2024 gab Armeesprecher Daniel Hagari den Untersuchungsbericht der Armee zum Angriff bekannt: „Die Armee hat versagt, die Bewohner des Kibbuz nicht beschützt. Es ist schmerzhaft und schwer für mich, das zu sagen. Das Militär hätte Beʾeri verteidigen müssen.“ Der Bericht räumt schwere Versäumnisse der Armee ein. Bei der Armee habe in den ersten Stunden nach dem Angriff Chaos geherrscht. Es gab keine funktionierende Kommandostruktur. Hunderte Soldaten warteten am Kibbuzeingang und gingen nicht hinein. „Es wurden erst verwundete Soldaten in Sicherheit gebracht, während Zivilisten in ihren Häusern getötet und entführt wurden. Soldaten hätten den Kibbuz während der Kämpfe verlassen, ohne Vorgesetzte zu informieren. Erst am späten Nachmittag des 7. Oktober sei es gelungen, Beʾeri zurückzuerobern. Der Angriff hatte morgens um 6:30 Uhr begonnen.“ Bewohner des Kibbuz sind unzufrieden mit dem Bericht der Armee und fordern eine unabhängige Untersuchung.[11]
Wiederherstellung und Rückkehr von Einwohnern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erste Bewohner waren im Frühjahr 2024 zurückgekehrt. Am 4. Juni 2024 gab die staatliche Tquma-Behörde (hebräisch מִנְהֶלֶת תְּקוּמָה Minhelet Tqūmah, deutsch ‚Verwaltung der Wiederaufrichtung‘; errichtet am 19. Oktober 2023) bekannt, im Rahmen eines laufenden Restaurierungs- und Sanierungsplans mehrere zerstörte oder beschädigte Gebäude in Beʾeri bis 17. Juni abzureißen. Nach Abschluss der ersten Phase zu Beginn des Jahres, in deren Rahmen Privathäuser involviert waren, konzentriert sich die zweite Phase auf mehr als 20 Gemeinschaftsstrukturen wie das Nähstudio, Bildungseinrichtungen und die Kunstgalerie Galerjah Beʾeri (hebräisch גָּלֶרְיָה בְּאֵרִי, 1986 eröffnet und am 7. Oktober 2023 zerstört), deren Gründerin und erste Kuratorin und gebürtige Beʾeritin Orit Svirsky (1953–2023), Mitglied bei Women Wage Peace, zu den vorort Ermordeten gehört.[12]
Für die Wiederherstellung der Galerie, seit Frühjahr 2024 in einem einstweiligen Ausweichquartier im Beit Romano in Tel Aviv und weiter unter Leitung Siwa Jellins und Sofie Berzon MacKies,[12] bewilligte die deutsche Bundesregierung im Dezember 2023 sieben Millionen €.[13] Laut Tquma-Behörde sollen in Beʾeri über 100 neue Gebäude errichtet werden, bevor der Kibbuz im Laufe des Jahres 2025 wieder vollständig besiedelt werden soll.[14] Am 24. Juni 2024 erfolgte die zeremonielle Grundsteinlegung für das neue Stadtviertel Schiqmim, welches 52 Gebäude umfassen soll.[15] Die Evakuierten von Beʾeri würden laut Behörde im August 2024 von der Hotelanlage in ein von der israelischen Regierung neu errichtetes Viertel in Chazerim ziehen und dort leben, bis sie nach Beʾeri zurückkehren könnten.[16]
Galerie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]-
Kibbutz Beʾeri 1948
-
Yiftach Brigade bei Beʾeri 1948
-
Kibbutz Beʾeri nach Kämpfen 1948
-
Wasserturm und Fort
-
Byzantinische Zisterne
-
Schwefelmine
-
ANZAC-Denkmal
-
In einer Ausstellung der Galerjah Beʾeri, 2021
-
Am 7. Oktober 2023 zerstörtes Gebäude
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ אוכלוסייה ביישובים 2018 (XLSX; 130 kB) [Bevölkerung der Siedlungen 2018]. Israel Central Bureau of Statistics, 25. August 2019, abgerufen am 11. Mai 2020.
- ↑ אוכלוסייה ביישובים 2018 (XLSX; 130 kB) [Bevölkerung der Siedlungen 2018]. Israel Central Bureau of Statistics, 25. August 2019, abgerufen am 11. Mai 2020.
- ↑ Patrick Kingsley et al.: The Day Hamas Came. In: The New York Times. 22. Dezember 2023, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 31. Januar 2024]).
- ↑ Swords of Iron: IDF Casualties. 22. Januar 2024, abgerufen am 23. Januar 2024 (englisch).
- ↑ Swords of Iron: Israel Police, Security Forces (Shabak) and First Responders Casualties. 22. Januar 2024, abgerufen am 31. Januar 2024 (englisch).
- ↑ Beʾeri’s residents are gone, but their homes attest to the horrors they endured. In: timesofisrael.com. 12. Oktober 2023, abgerufen am 28. November 2023 (englisch).
- ↑ Israeli soldiers secure Kibbutz Beʾeri after deadly Hamas terrorist attacks, 2:08 PM EDT. In: cnbc.com. 11. Oktober 2023, abgerufen am 1. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Evacuated to luxury resort, Israeli massacre survivors await news of missing. In: globalnews.ca. 26. Oktober 2023, abgerufen am 30. November 2023 (englisch).
- ↑ The new life of the Rhea from Beʾeri. In: gov.il. 12. November 2023, abgerufen am 30. November 2023 (englisch).
- ↑ Sebastian Engelbrecht: Hamas-Terroranschlag. Ein Kibbuz vier Monate nach der Katastrophe, Deutschlandfunk, 1. Februar 2024.
- ↑ Wo war die Armee? In: tagesschau.de. 12. Juli 2024, abgerufen am 13. Juli 2024.
- ↑ a b Schachaf Dekel, “Beʾeri Gallery: A Testament to Resilience and Artistic Spirit” (Ende 2023), auf: Culture Treasures: A worldwide exploration of groundbreaking creations; abgerufen am 2. Oktober 2024.
- ↑ Karen Chernick, “Israel’s Incinerated Beʾeri Gallery Receives Funding From Germany to Rebuild” (13. Dezember 2023), auf Artnet; abgerufen am 2. Oktober 2024.
- ↑ Bulldozers demolish communal structures in Kibbutz Beʾeri damaged in Oct. 7 attack. In: timesofisrael.com. 4. Juni 2024, abgerufen am 5. Juni 2024 (englisch).
- ↑ Cornerstone-laying ceremony held for new neighborhood in ravaged Kibbutz Beʾeri. In: timesofisrael.com. 24. Juni 2024, abgerufen am 24. Juni 2024 (englisch).
- ↑ As their stay at the Dead Sea ends, Beʾeri evacuees look to the future, with hope. In: timesofisrael.com. 30. Juni 2024, abgerufen am 5. Juli 2024 (englisch).