Borowsk

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Stadt
Borowsk
Боровск
Flagge Wappen
Flagge
Wappen
Föderationskreis Zentralrussland
Oblast Kaluga
Rajon Borowsk
Oberhaupt Sergei Selenow
Gegründet 13. Jh.
Stadt seit 1358
Fläche 10 km²
Bevölkerung 12.283 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte 1228 Einwohner/km²
Höhe des Zentrums 150 m
Zeitzone UTC+3
Telefonvorwahl +7 (48438)
Postleitzahl 249010
Kfz-Kennzeichen 40
OKATO 29 206 501
Geographische Lage
Koordinaten 55° 12′ N, 36° 29′ OKoordinaten: 55° 12′ 0″ N, 36° 29′ 0″ O
Borowsk (Europäisches Russland)
Borowsk (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Borowsk (Oblast Kaluga)
Borowsk (Oblast Kaluga)
Lage in der Oblast Kaluga
Liste der Städte in Russland

Borowsk (russisch Боровск) ist eine Stadt in der Oblast Kaluga (Russland) mit 12.283 Einwohnern (Stand 14. Oktober 2010).[1]

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt liegt etwa 100 km nördlich der Oblasthauptstadt Kaluga an der Protwa, einem linken Nebenfluss der in die Wolga mündenden Oka.

Borowsk ist Verwaltungszentrum des gleichnamigen Rajons.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kathedrale des Pafnuti-Klosters

Der Ort besteht nach Ergebnissen von Ausgrabungen aus dem Jahre 2003 seit dem 13. Jahrhundert. Er wurde erstmals 1358 in einer Urkunde Iwans II. als Stadt Borowesk urkundlich erwähnt. In dieser Zeit wurde er von Lehnsherren des Fürstentums Tschernigow, später vom Fürstentum Rjasan verwaltet. Der Ortsname ist vom russischen Wort bor für Wald, speziell Kiefernwald, abgeleitet.

1382 kam die Stadt zum Großfürstentum Moskau. 1444 entstand in der Nähe ein Kloster, welches in Folge nach dem später heiliggesprochenen Gründer Borowsker Pafnuti-Kloster (Боровский Пафнутьев монастырь/Borowski Pafnutjew monastyr) benannt wurde. Hier schuf gegen Ende des 15. Jahrhunderts der Ikonenmaler Dionysios seine frühesten bekannten Arbeiten.

In der Zeit der Wirren Anfang des 17. Jahrhunderts war die Stadt stark umkämpft. Ab dem Ende des 17. Jahrhunderts entwickelte sich Borowsk zu einem der Zentren der Altorthodoxie. Hier wurden der Erzpriester Awwakum und die Bojarin Feodossija Morosowa eingekerkert.

Während des Vaterländischen Krieges von 1812 wurden Stadt und Kloster von den französischen Truppen geplündert und niedergebrannt. 1857 wurde Borowsk erneut durch einen Brand stark in Mitleidenschaft gezogen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Borowsk am 15. Oktober 1941 von der deutschen Wehrmacht besetzt und am 4. Januar 1942 von der Westfront der Roten Armee während des Gegenangriffs in der Schlacht um Moskau zurückerobert.

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eliaskirche und Mauer des Pafnuti-Klosters
Jahr Einwohner
1897 8.414
1926 5.800
1939 10.255
1959 10.897
1970 12.297
1979 13.578
1989 13.405
2002 11.917
2010 12.283

Anmerkung: Volkszählungsdaten (1926 gerundet)

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Altorthodoxe Kapelle am Ort der Inhaftierung der Bojarin Morosowa

Am Stadtrand von Borowsk befindet sich das Pafnuti-Kloster, welches nach Zerstörungen im 20. Jahrhundert ab den 1960er Jahren zu einem Geschichts- und Architekturmuseum restauriert wurde und sich seit 1991 wieder im Besitz der Russisch-Orthodoxen Kirche befindet. Hauptkirche ist die Gottesmutter-Geburts-Kathedrale (Рождественский собор/Roschdestwenski sobor), welche ab 1586 unter Verwendung von Material einer gleichnamigen Kirche von 1467, teilweise mit Fresken Dionysios’, errichtet wurde. Daneben stehen im Kloster die kleine Eliaskirche (Ильинская церковь/Iljinskaja zerkow) von 1670 und weitere; auch das Refektorium aus dem 16. Jahrhundert und die Klostermauer mit Wehrtürmen sind erhalten.

In der Stadt selbst steht die Boris-und-Gleb-Kirche (церковь Бориса и Глеба/zerkow Borissa i Gleba) von 1704 mit hohem Glockenturm von 1819. Neu errichtet wurde eine altorthodoxe Gedenkkapelle am vermutlichen Ort von Inhaftierung und Tod der Bojarin Morosowa und der Fürstin Urussowa. Daneben gibt es in der Borowsk und Umgebung weitere, teils noch nicht restaurierte, Kirchen.

In Borowsk befindet sich eine Ziolkowski-Museumswohnung.

Borowsk ist bekannt für etwa 100 Wandgemälde, darunter Anti-Kriegs-Graffiti, und viele Drucke von Wladimir Owtschinnikow (* 1938) an Hausfassaden, mitunter begleitet von Texten von Elvira Tschastikowa, seiner Frau.[2][3]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Borowsk gibt es Betriebe der Textil- und holzverarbeitenden Industrie (Streichhölzer, Spielwaren) sowie neuerdings ein Werk für Kleinlastkraftwagen.

Die nächstgelegene Bahnstation befindet sich in der etwa zwölf Kilometer östlich gelegenen Stadt Balabanowo an der 1899 eröffneten Eisenbahnstrecke MoskauBrjanskKiew (Streckenkilometer 96).

Die Fernstraße A108, der Große Moskauer Ring, führt etwa sechs Kilometer nordöstlich von Borowsk vorbei.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Borowsk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Olga Silantjewa: Galerie der Idylle und des Protestes mdz-moskau.eu, Moskauer Deutsche Zeitung, vermutlich November 2022, abgerufen am 17. November 2022.
  3. Der „russische Banksy“ gegen Putin mdz-moskau.eu, 17. November 2022, abgerufen am 17. November 2022.